The Fright
Interview mit Sänger Lon zum neuen Album "Rising Beyond"
Interview
Glam Rock, Horror Punk und vollgestrullte Omas? Was das miteinander zu schaffen hat, klären wir in einem Interview mit Lon – dem Frontmann und Sänger der deutschen Rockband THE FRIGHT. Infos über das neue Album „Rising Beyond“ gibt es obendrein.
Hallo, THE FRIGHT. Es freut mich, dass ihr die Zeit für ein Interview gefunden habt.
Lon: Sehr gerne. Wir sind echt dankbar dafür!
Ihr bezeichnet euren Stil als Horrock’n’Roll. Wie seid ihr auf das Horror-Konzept eurer Musik gekommen?
Lon: Horrorfilme begleiten mich schon seit meiner frühesten Kindheit. Es war von enormen Vorteil, dass meine Mutter eine Freundin hatte, die in einer Videothek arbeitete. Solange ich mir nicht irgendwelche vollgepissten Omas im 18er-Bereich ansehen würde, hatten sie auch keine Probleme mit der USK. Das Resultat war, dass ich mir jede Woche um die fünf Horrorfilme auslieh. Durch meinen älteren Bruder und dessen Freunde bin ich relativ früh in die Punk-Szene hinein gewachsen. Auf einmal war da diese Band, die ich zum ersten Mal im Fernsehen bei einem Wrestling-Auftritt sah – THE MISFITS. Meine Welten zwischen Horror und Punk verbanden sich durch ebendiese. Ich erinnere mich, wie ich mit neun Jahren im Musikgeschäft stand und wie ein angestochener geschrien habe: „MOM, ICH BRAUCHE DIESE CD!“ (MISFITS – „Famous Monsters“). Der Gedanke, auf Horror konzipierte Musik selbst zu spielen, lag da nicht fern. Mit zehn Jahren gründete ich dann den Vorläufer von THE FRIGHT. Diese Band hörte auf den innovativen Namen DARK MONSTERS. Ja, ich war schon immer sehr kreativ. 😉
Ihr habt euer neues Album „Rising Beyond“ durch eine Crowdfunding-Kampagne finanziert. Was hat euch dazu bewogen, solch ein Projekt aus dem Boden zu stampfen?
Lon: Ganz einfach – wir hatten keine Kohle um die Produktion selber zu finanzieren, wollten aber auch keine Kompromisse eingehen und ewig warten. Da war es nur naheliegend, eine Crowdfunding-Kampagne aus dem Boden zu stampfen. Ich kann das nur jeder Band empfehlen, aber man muss sich im Klaren sein, was das für einen Arsch voll Arbeit bedeutet und was man alles koordinieren muss. Ich habe beispielsweise über 700 Leute persönlich angeschrieben, um sicher zu gehen, dass da auch ein paar Hanseln mitmachen. Das kann ganz schön ernüchternd sein. Von vielen Menschen, die unsere Band bei jeder Möglichkeit abfeiern (natürlich mit den obligatorisch geforderten GL-Plätzen), kam oftmals nicht mal eine Antwort zurück. Ein einfaches „Fuck Off“ hätte gereicht. Aber so läuft es eben.
So eine Kampagne kann allerdings auch ein wahnsinnig gutes Marketing-Instrument sein, das obendrein Fans und Bands noch näher zusammen bringt. Wenn allein 100 Leute Fotos mit der neuen Platte posten und ein bisschen Feedback geben, hat man im Endeffekt 100 Reviews, die unglaublich viral wirken können. Ich rufe hiermit aktiv dazu auf!
Ich habe gelesen, dass ihr eine gesonderte Edition eures Albums, extra zu dieser Kampagne, herausgebracht habt. Welche Vorzüge genießen Leute, welche in den Besitz dieser Version kommen?
Lon: Ja, das Album (Vinyl) wird mit exklusiver Colourierung und Zertifikat mit allen Unterschriften, sowie handgemachten THE FRIGHT-Sigeln kommen. Zudem stehen alle Namen der Spender im Booklet des Albums. Da wir mit der Auslieferung ziemlich in Verzug geraten sind, gibt es auch Lollies, so als kleine Entschuldigung für die lange Wartezeit. Lick it up!
Im Jahre 2013 habt ihr einen Dämpfer einstecken müssen. Euer ehemaliger Drummer Seares hat die Band verlassen und euer Label hat euch den Rücken zugekehrt. Zu allem Übel habt ihr dann noch euren Proberaum verloren. Ziemlich viel Mist auf einmal. Wie seid ihr damit umgegangen, und wie habt ihr es geschafft euch wieder aufzuraffen?
Lon: Ja, 2013 war ein unglaublich beschissenes Jahr für uns. Dass uns das Label den Rücken zugekehrt hat, ist nicht ganz richtig – es wurde schlichtweg eingestampft. Kann passieren, Kopf hoch und weitermachen.
Seares hatte sich schon seit längerer Zeit für einen etwas konservativeren Lebensweg entschieden. Leider lief das nicht ganz transparent ab. Der Proberaum lief über seine Mutter, dieser wurde uns just in der Zeitspanne gekündigt, in der auch Seares Sohn kommen sollte. Ich setze jetzt einfach mal den Alu-Hut auf und wünsche ihm trotzdem alles Gute. Es musste weitergehen. In Selbstmitleid zu verfallen hilft nie, also haben wir uns in Kanes Garage einen neuen Proberaum gebaut. Das heißt: Kane hat gebaut, und die anderen haben zugeschaut und Bier getrunken. War besser so, denn das Ding steht immer noch! Mit Luke haben wir zudem einen begnadeten und engagierten Drummer gefunden. Er kannte die Band ja vorher schon sehr gut, also griff das perfekt ineinander. Weiter geht es immer, da hilft kein Träumen, da hilft Handeln.
THE FRIGHT gibt es ja mittlerweile seit 13 Jahren. Wie fühlt ihr euch? Seid ihr immer noch so motiviert wie am Anfang – vielleicht sogar motivierter?
Lon: Das Feuer brennt wie eh und je. Wir waren ja noch nicht mal richtig trocken, als wir die Band gründeten. Da vergehen schon allein einige Jahre, bis man seine Instrumente beherrscht, das Songwriting optimiert und Erfahrung gesammelt hat – einfach professionell geworden ist. Das gibt aber auch ein Gefühl von Fortschritt und das wiederum hält einfach frisch. Bisher konnten wir immer wieder eine Schippe drauflegen und das werden wir auch mit dem aktuellen Album wieder. Letztendlich müssen das aber die Hörer entscheiden.
Wie ist euer Bezug zum Metal? Optisch orientiert ihr euch ja eher am klassischen Glam-Metal, à la POISON. Geht euer Musikgeschmack in eine ähnliche Richtung, oder bin ich auf einer ganz falschen Fährte? Seid ihr vielleicht sogar Verfechter norwegischen Black oder schwedischen Death Metals? Man weiß ja nie…
Lon: Das ist bei uns ganz unterschiedlich. Hairmetal bzw. Glam geht eigentlich immer. Das kann aber auch schnell eintönig werden, wenn man immer wieder dieselben Lieder hört, über welche Schlampe man das Kokain reinziehen muss, um dann ordentlich Party machen zu können und letztendlich nach Sushi zu riechen. Und was hat die Katze da eigentlich nur wieder angeschleppt…
Ich höre sehr gerne die klassische Goth-Rock-Schiene. Mit „klassisch“ meine ich coole, düstere Gitarrenarrangements mit eingängigen Gesangslinien ohne dieses ganze Techno-/Minimal-/Synthie-Geplänkel. Das macht mich echt krank. Luke geht eher in die Hardcore-Richtung, Danny in den Rock-/Blues-Bereich und für Kane darf es auch gerne mal etwas rotziger bzw. schneller sein. Was uns aber alle verbindet, ist das Bier im Tourbus, das wir uns während der wohligen Klänge von SCHLEIMKEIM einverleiben.
In euren Anfängen habt ihr vermehrt auf Horror Punk gesetzt. Horror mögt ihr zwar immer noch, vom Punk habt ihr euch allerdings mit jedem Album mehr entfernt. Wie kam die Entwicklung vom Horror Punk zum Rock?
Lon: Mit wachsenden Fähigkeiten, kann man musikalisch auch mehr ausprobieren. Wir hatten keinen Bock als Nischenhalter stehen zu bleiben und uns selbst zu kopieren bzw. als Klone der Ikonen zu gelten. Das hat generell aber auch viel mit unseren unterschiedlichen Musikgeschmäckern zu tun bzw. den neuen Optionen/Backgrounds von Danny (der Blues-Typ) und Kane (der Hairmetal-Speed-Typ) an den Gitarren.
„Rising Beyond“ ist euer viertes Album. Wie wir mittlerweile wissen, habt ihr es in Eigenregie aufgenommen und veröffentlicht. Plant ihr das in Zukunft weiterzuführen, oder wollt ihr euch wieder einem Label annähern?
Wir haben das Album zusammen mit Marcel Wicher vom All Orange Studio produziert. Ganz in Eigenregie (im Gegensatz zu den anderen drei Alben) ist es also nicht entstanden. Wir wollten einfach auf das passende Know-how zurückgreifen und Marcel hat da einen super Job gemacht. Der Plan ist, das Album als CD in Zusammenarbeit mit einem Label zu veröffentlichen. Es gibt ein paar Gespräche, aber man muss schauen, ob man da nicht eher Knecht als Band ist. Ansonsten müssen wir für die CD-Pressung und ein Marketing-Budget eben nochmal crowdfunden, haha. Wer nicht mehr warten kann, kann sich das Album als Vinyl (inkl. Downloadcode) bzw. digital in unserem Shop sichern.
Wo kann man euch in nächster Zeit live sehen?
Lon: Im Herbst ist eine Tour in Planung und im nächsten Jahr wird es womöglich weiter weg gehen. Das ist aber alles noch nicht spruchreif. Da hilft es, regelmäßig auf unsere Website oder Facebook-Seite zu schauen.
Ich danke euch für das Interview, THE FRIGHT. Es freut mich, dass ihr eure Linie, trotz Steinen im Weg, konsequent fortführt. Weiter so!
Lon: Danke auch! Hat Spaß gemacht!