The Forsaken
Interview mit Drummer Nicke Grabowski zum vierten Streich "Beyond Redemption"
Interview
Für ihren vierten Streich haben sich THE FORSAKEN verdammt viel Zeit gelassen – ganze neun Jahre nämlich, aber „Beyond Redemption“ klingt frisch und unverbraucht, als ob sie niemals weg gewesen wären. Warum es bei den Schweden so lange gedauert hat und wie sie ihr Comeback derzeit erleben, erzählt uns Nicke Grabowski, seines Zeichens Klöppelspezialist bei THE FORSAKEN. Und er gibt auch die Antwort, wer in der Band am meisten Metal ist. Na, dann mal los:
Beginnen möchte ich mit der offensichtlichsten Frage: THE FORSAKEN war für eine recht lange Zeit aufgelöst, auf Eis gelegt oder im Ruhemodus. Trotzdem gab es zwischendurch immer mal wieder Lebenszeichen von Euch, wie z.B. 2006 ein Demo. Trotzdem, was habt Ihr nach der Veröffentlichung Eures letzten Albums „Traces Of The Past“ (2003) als Band genau getrieben?
Gute Frage, dasselbe habe ich mich auch schon ein paarmal gefragt. Nun, nachdem wir unsere Tour für „Traces Of The Past“ beendet hatten, waren wir im Hinblick auf die Ideen etwas leergelaufen. Schließlich hatten wir drei Alben in drei aufeinanderfolgenden Jahren veröffentlicht. Ohne uns das groß klarzumachen, sind wir die Sachen langsamer angegangen. Wir fühlten, dass wir eine Pause nötig haben, und andererseits gab es keinen Gedanken an ein neues Album. 2006 haben wir uns dann von unserem Label Century Media Records getrennt, und ungefähr zur gleichen Zeit hatten wir ein paar Melodien fertig, die wir aufnehmen wollten, um uns unseren Sound in aufgenommener Form anzuhören. Das Demo war okay, aber nicht mehr, ausgenommen von „As We Burn“, das wir für „Beyond Redemption“ neu aufgenommen haben.
Danach sind viele Dinge nahezu gleichzeitig passiert, und andere Verpflichtungen aus dem privaten Bereich mit Familie, Arbeit und Studium haben unseren Tagesrhythmus bestimmt. Wir haben die Band nie zu Grabe getragen, sondern langsam, aber stetig neue Stücke komponiert und ab und zu ein Konzert gespielt. Aber erst 2010 haben wir uns hingesetzt und diskutiert, wie wir die Band wieder voranbringen und zurück in die Spur bringen können. Zu ungefähr jener Zeit hat auch unser Gitarrist Stefan Holm, der immerhin seit Anbeginn dabei war, die Band verlassen. Er wurde durch Calle Fäldt ersetzt, der nicht nur großartig zu uns passt, sondern geradezu eine Frischzellenkur für die Band ist.
Du hast es gesagt, Ihr hattet einen Plattendeal mit Century Media Records, den Ihr dann aber aufgelöst habt. Hattet Ihr bei Eurem Neustart 2010 schon einen neuen Vertrag in der Tasche?
Den Vertrag mit Century Media hatten wir aufgelöst, bevor wir einen neuen Plattendeal in der Tasche hatten, und die Auflösung war auch in beiderseitigem Einvernehmen. Den neuen Plattendeal mit Massacre Records haben wir erst 2011 unterzeichnet, als wir bereits eine richtige Vorproduktion von vier neuen Tracks am Start hatten, mit der wir auf die Suche nach einem neuen Partner in crime gehen konnten.
Die Songs auf „Beyond Redemption“ klingen sehr flüssig und in gewisser Weise auch ausgereift. Wieviel Zeit habt Ihr auf das Songwriting des neuen Albums verwendet?
Ich stimme Dir da voll zu! Ich denke, dieser ausgereifte Sound ist darauf zurückzuführen, dass wir älter geworden sind und als Personen und Songwriter uns weiterentwickelt haben. Wie lange wir jetzt wirklich an dem Album geschrieben haben, ist etwas schwierig zu sagen. „As We Burn“ haben wir bereits 2005 geschrieben, zwei oder drei Tracks zwischen diesem Zeitpunkt und 2010, und den Rest haben wir seitdem in einem Zeitraum von einem Jahr fertiggestellt. Der in sich stimmige Sound kam meines Erachtens auch daher, dass wir eine sehr genaue Vorstellung vom Sound hatten, bevor wir die letzten Details hinzugefügt hatten. Diesmal nahmen wir das Album selbst auf, was uns für das Feintuning der Tracks mehr Zeit ließ. In einem gebuchten Studio sitzt dir immer eine Deadline im Nacken.
Gab es Druck, dass Ihr gesagt habt: Das Album muss perfekt sein, weil es unser Comebackalbum ist?
Ich persönlich habe bei jeder Veröffentlichung Druck verspürt. Selbst wenn wir die Musik in erster Linie für uns selbst machen, sind es doch die Fans, die es uns ermöglichen, weitere Alben zu veröffentlichen. Für diese Unterstützung möchtest du natürlich mehr als das zurückgeben, was erwartet wird. Es heißt ja immer, dass das dritte Album das wichtigste sei, aber durch die lange Pause ist es bei uns etwas anders – ich glaube, dass die Leute dadurch sogar noch höhere Erwartungen an uns haben.
Welcher Gedanke verbirgt sich hinter dem Titel „Beyond Redemption“?
Der Titel passte einfach hervorragend zu den Weltuntergangstexten und kann als einfache Betrachtung der Menschheit stehen. Aber der Titel könnte auch einfach zum späten Samstagabend passen, wenn man zu viel Whiskey intus hat.
Wie sieht es mit den Texten aus? Okay, „There Is No God“ scheint mir ein klares Statement zu sein, und das schicke Coverartwork gibt auch einen kleinen Hinweis, aber es geht sicherlich nicht nur um die Ablehnung des Christentums oder von Religion, richtig?
Die Songtitel und der erste generelle Eindruck deuten vielleicht darauf hin, dass sich der Inhalt hauptsächlich um antireligiöse oder –christliche Dinge dreht. Aber es waren eher generelle Ansichten auf den Zustand der Welt oder einzelne Ereignisse, die die Inspiration für die Texte gegeben haben. Wir leben in einer kranken Welt, und wir tun als Menschen genügend kranke Dinge, über die man schreiben kann. Na ja, ich möchte mich jetzt nicht so sehr darüber auslassen, da Patrick [Alf Patrick Persson, Gitarrist; Anm. Red.] der Autor aller Texte ist, und wer kann schon solch einen verrückten Charakter verstehen, oder?!
Ihr seid bei THE FORSAKEN fünf Mitglieder mit einer ziemlich großen Banderfahrung. Was ist der Einfluss der einzelnen Mitglieder auf die Band und den Bandsound?
Früher konnte man die Einflüsse noch stärker benennen, aber heute ist das schon schwieriger zu sagen. Die meisten von uns hören alle möglichen Stilrichtungen neben extremer Musik, und eigentlich weiß ich gar nicht so genau, wovon sie sich inspirieren lassen, wenn sie Musik für THE FORSAKEN schreiben. Wir alle hören immer noch viele verschiedene Metalstilrichtungen, aber ich kann natürlich nur für mich selbst sprechen. Um mal ein paar Namen fallen zu lassen, die ich in letzter Zeit so gehört habe: DYING FETUS, DEW-SCENTED, ICHAOS; KREATOR und BEHEMOTH haben in letzter Zeit großartige Alben herausgebracht, die ordentlich Arsch treten.
Wer ist der talentierteste Typ in der Band – egal um welches Talent es sich handelt?
Da Du das Interview mit mir machst, muss ich ja eigentlich sagen, dass ich es bin, haha! Aber ganz generell würde ich sagen, dass es JR [Stefan „Junior“ Berg, Bass; Anm. Red.] ist – er arbeitet mit fahrenden Zügen, was natürlich total Metal ist!
Wie würdest Du Deinen Drumstil beschreiben, und welche sind Deine Einflüsse als Musiker?
Schnell und wütend, aber mit dem gewissen Etwas, haha! Ich habe immer versucht, alles in den Grenzen dessen zu halten, was wir machen, ohne es zu übertreiben. Es geht mir immer darum, das richtige Feeling des Songs einzufangen, anstatt etwas um seiner selbst willen zu machen und die Dinge komplizierter als nötig zu machen. Bei „Beyond Redemption“ habe ich mehr mit verschiedenen Tempi gearbeitet anstatt die Geschwindigkeit von Anfang bis Ende am oberen Limit zu halten – dadurch klingt das Album sehr viel dynamischer.
Einflüsse habe ich viele, aber wen ich besonders herausstellen würde, sind Gene Hogland und Sein Reinert – beides ehemalige Drummer von DEATH, die auch meine Lieblingsband überhaupt ist. Andere gute Drummer sind Peter Wildoer von DARKANE, Mann, er ist ein verrückter Motherfucker, Kevin Foley von BENIGHTED ist eine Neuentdeckung – ihn auf dem Extremefest zu sehen, war erstaunlich. Es gibt aber so viele gute Drummer wie es gute Bands gibt, insofern würde die Liste viel zu lang werden, und die Leser würden aufhören zu lesen…
Könnte sein, haha! Wie darf man sich das Bandleben bei THE FORSAKEN vorstellen – ich nehme an, Ihr habt alle noch einen Brotjob und die Band ist nicht mehr als ein professionelles Hobby, sozusagen?!
Ja, man kann es ein professionelles Hobby nennen. Wir haben alle nebenher noch unsere Brotjobs, und Anders [Sjöholm, Vocals; Anm. Red.] und ich haben zudem eine Familie. Deswegen ist es manchmal etwas schwer, alles zu koordinieren, wenn wir THE FORSAKEN wirklich pushen möchten. Die meisten Festivals und Veranstalter können uns als Opener nur wenig zahlen. Unter diesen Voraussetzungen eine komplette Tour zu fahren, ist ziemlich schwierig, wenn man gleichzeitig noch in seinem „normalen“ Leben die finanzielle Verantwortung übernimmt.
Ihr habt neulich auf dem Extremefest gespielt. Seid Ihr zufrieden mit dem Gig? Und wie haben es die Fans gesehen?
Der Gig war okay. Seit unserer letzten Show ist eine Menge Zeit verstrichen, und wir fühlten uns ein wenig außer Form, auch wenn wir vorher gut geprobt hatten. Proben ist eine Sache, aber live zu spielen, wenn man die Instrumente schlecht hört und so fort, ist etwas anderes. Alles in allem war es aber eine gute Show, und es war großartig, alte Kontakte, Fans und Freunde aus der Szene wiederzutreffen. Wir waren der Opening Act auf der Hauptbühne und haben nicht viel erwartet, aber es waren schon ziemlich viele Leute da, was richtig cool war!
Du hast gesagt, dass Touren eher schwierig ist, wenn man die Band eher in seiner Freizeit betreibt, aber vielleicht gibt es trotzdem die Gelegenheit, Euch demnächst mal live zu erleben?
Die nächste Show wird jetzt am Wochenende auf dem Barther Metal Open Air in Norddeutschland sein, und dann gibt es noch eine Show in Südschweden. Daneben sind noch ein paar Shows in der Pipeline, aber noch nicht endgültig bestätigt. Und obwohl es schwierig ist zu touren, gibt es vielleicht trotzdem die Möglichkeit einer kleineren Tour später im Jahr, aber da ist auch noch nichts fix. Wenn Ihr uns nicht live erleben könnt, habt Ihr in naher Zukunft dennoch die Gelegenheit, uns zu sehen – wir planen nämlich, für zwei Songs Videos abzudrehen.
Dann danke ich Dir für das Interview. Die letzten Worte gehören Dir!
Danke zurück für das Interview und die Unterstützung! Und wer dies alles gelesen hat und das Album noch nicht kennt, befindet sich eindeutig am falschen Platz – der sollte nämlich schleunigst zum nächsten Plattenladen rennen und sich die Scheibe kaufen! Prost und bis später!