The Foreshadowing
Interview mit Francesco Sosto zu
Interview
THE FORESHADOWING haben gerade ihr viertes Album „Seven Heads Ten Horns“ veröffentlicht, welches nicht nur wieder mit einer wunderbar melancholischen, atmosphärischen Mischung aus Doom und Gothic Metal überzeugt, sondern dem auch ein intelligentes Konzept zugrunde liegt. Wir sprachen mit Keyboarder/Backgroundsänger Francesco Sosto.
Was hat sieben Köpfe und zehn Hörner („Seven Heads Ten Horns“)? Hat das etwas mit der Offenbarung des Johannes zu tun?
Das ist richtig, diese Zeile stammt insbesondere aus einer Passage der Offenbarung des Johannes aus dem neuen Testament, die Hure Babylon und das Biest, aber das Hauptthema des Albums dreht sich um die Dekadenz der Europäischen Union. Die Idee, die EU als hauptsächliches Thema für das Album auszuwählen kam von einem Artikel einer Internetseite, wo die Europäische Union als Symbol der Mutter aller Prostituierten betrachtet wurde, welche das Biest mit sieben Köpfen und zehn Hörnern reitet. Um zum Beispiel die ersten Wahlen zum europäischen Parlament 1979 in Erinnerung zu rufen, gaben die Britten eine Briefmarke aus, welche das Bild einer Frau zeigte, die ein Biest reitet. Als wir tiefer in dieses Thema eintauchten stellten wir fest, dass dieses Symbol sehr prominent in den Palästen der EU auftaucht und sich klar auf die Frau aus der Offenbarung bezieht. Aus diesem Gedanken entwickelten wir die Idee für dieses Album.
„Seven Heads Ten Horns“ ist ein Konzeptalbum, das sich um die Parallelen des modernen Europas mit dem Fall Babylons beschäftigt?
Im Gesamten gibt es einen roten Faden durch das Album, und das ist die Dekadenz von Europa, oder eher der Europäischen Union, ein riesiges Projekt, das vor unseren Augen zu zerfallen scheint wie der Turmbau zu Babel. Aber du hast Recht, die meisten Texte sind von einigen Dingen beeinflusst, die in Europa und dem nahen Osten passiert sind. Beispielsweise haben wir einen Song auf dem Album namens „New Babylon“, welches von den Dingen, die in Athen passiert sind, inspiriert wurde, als der Syntagma Platz vor dem Parlamentsgebäude 2011 in Flammen aus Protest gegen die Trojka aufging. Das war eine Tatsache die uns stark getroffen hat und viel an der Hauptidee zum Album inspirierte. Als das passierte, fingen wir mit den Arbeiten zum neuen Album an, ausgehend von diesem Song. Als weiteren Song führe ich „Martyrdom“ an, welcher sich um die Proteste im Gezi Park in Instanbul dreht. „Lost Soldiers“ wurde von den riesigen Wellen an Immigranten, die nach Europa kommen, inspiriert. Alle diese Dinge sind grundsätzlich mit dem Hauptthema des Albums verbunden. Generell ist in unseren Songs immer solch eine apokalyptische Symbolik, wie es schon immer war. In diesem Fall sind es Stücke, die sich bei erster Betrachtung voneinander unterscheiden, aber tatsächlich sind sie alle miteinander in Beziehung.
Wie betrachtest du die Flüchtlingskrise, und in diesem Zusammenhang die Religionen? Siehst du den Fall Europas?
Nun, das ist nicht das gleiche, wie wenn heutzutage jemand darüber spricht, das Schengener Abkommen abzuschaffen, was tatsächlich den Zusammenbruch der EU herbeiführen könnte. Also ja, wir erwarten tatsächlich den Zusammenbruch von Europa, vielleicht in einer nicht allzu entfernten Zukunft. Was die Wellen an Flüchtlingen und Einwanderern anbelangt, denke ich, dass abgesehen von Europa, früher oder später wir auf jeden Fall in diese Situation gekommen wären, auf die eine oder andere Weise. Wir sind seit Jahrhunderten in die Territorien dieser Menschen eingefallen und nun kommen sie in unser Haus um sich zurückzuholen was wir vor langer Zeit geplündert hatten, das erscheint mir sogar zu logisch. Man sollte einfach mal ein paar Geschichtsbücher lesen um zu verstehen, wie wir in diese Situation kommen konnten, anstatt sich einfach dagegen auszusprechen. Was die Religionen anbelangt, so erschaffen diese nichts anderes als Konfusion auf allen Seiten. Wären die Religionen nichts anderes als darauf konzentriert, den inneren Geist des jeweiligen zu vervollkommnen, würde ich nichts Falsches darin sehen, diese Religionen zu praktizieren. Aber wenn Religionen für den Zweck von Krieg und Fanatismus verwendet werden, wäre es besser, sie würden nicht existieren.
Was ist der neue Turm von Babylon?
Hinter dem Zusammenbruch des Turms von Babylon steckt unsere Enttäuschung über eine Idee, die möglicherweise mit guten Intentionen geboren wurde: ein vereintes Europa zu erschaffen, ein ambitioniertes Projekt das präzise mit dem Turm symbolisiert wird, und sein Zusammenbruch bedeutet nichts als den Zerfall von Europa, speziell in der späteren Periode. Denkt einfach darüber nach, wer die gesamte Geschichte des Turms von Babylon kennt, wird viele Gemeinsamkeiten mit der gesamten Geschichte der Europäischen Union finden, namentlich, etwas zu erschaffen, zu groß für dieselben Menschen. Und es ist einfach beeindruckend, wie die Verwirrung der Sprachen in Babylon zum Zusammenbruch des Turmes führten, was irgendwie ähnlich ist mit der Mischung aus Sprachen, Rassen und Kulturen, die Hass, Intoleranz und Rassismus erschufen. THE FORESHADOWING haben dieses Schema immer adoptiert, in welcher wir biblische Metaphern und Symbole verwenden, um über etwas anderes zu sprechen, wie Dinge des heutigen Lebens, aber auch über uns selbst und unsere glücklose Generation.
Was kam zuerst, das lyrische Konzept zu „Seven Heads Ten Horns“ oder die Musik?
Wahrscheinlich kam zuerst die Musik, wir erinnern uns daran, dass einige Riffs seit der Zeit von „Second World“ erstanden, wie das „New Babylon“ Intro. Wir haben schon immer zuerst die Musik geschrieben und später die Texte. Wir entwickelten das hauptsächliche Konzept, indem wir anfingen einige Songs zu schrieben, die sich um ähnliche oder verwandte Themen drehen, von da an kamen wir schrittweise auf die Idee, etwas zu erschaffen, dass in ein größeres Bild passt.
Seit eurem letzten Album „Second World“ sind mehr als drei Jahre vergangen, bis „Seven Heads Ten Horns“ veröffentlicht wurde. Was hattet ihr in der Zwischenzeit alles gemacht?
Zwischenzeitlich hatten wir 2013 drei Touren gemacht: eine in Amerika, eine in Europa und eine kleine Tour in Italien. Danach war eine lange Pause für zwei Jahre, die von etwas neuem unterbrochen wurde, zum Beispiel liebten wir es, ein Cover von „The Rains Of Castamere“ zu machen, ein Song aus der erfolgreichen TV-Serie „Game Of Thrones“, was unsere Fans sehr schätzten. Während dieser Zeit hatten wir nicht mit unseren Aktivitäten aufgehört, sondern am neuen Album gearbeitet. Die Gründe für all die vergangene Zeit ist durch einige Betrachtungen erklärbar: Im Laufe der Jahre wurden wir anspruchsvoller mit uns selbst und waren nicht zufrieden mit all den ersten Riffs, die uns zu Anfang kamen. Das war die Art und Weise bei „Days Of Nothing“, aber das war unser erstes Album und wir waren frei, alles zu erschaffen. Nun haben wir aber einen Pfad aufgezeichnet, welchen wir nicht verlassen können, was wir nun komponieren muss Rücksicht darauf nehmen auf das, was wir in der Vergangenheit komponiert hatten. Deshalb nahmen wir uns all die Zeit die wir benötigten um sicher zu stellen, dass diese Arbeit perfekt ausfallen wird in Abhängigkeit zu unserer Vision. Aber da ist noch mehr: Dieses Album hätte innerhalb von drei Jahren realisiert werden können, aber der Punkt ist, dass die Leute, die in der Erschaffung des Albums beteiligt waren, nicht immer pünktlich ihre Deadlines einhielten, daher mussten wir immer, wenn etwas unvorhergesehenes passierte, immer wieder herumwirbeln. Wenn wir alle unvorhergesehenen Dinge zusammennehmen ist es nicht schwierig sich vorzustellen, dass wir für dieses Album fast vier Jahre benötigten.
Worin siehst du die Unterschiede zwischen „Seven Heads Ten Horns“ und euren vorherigen Alben?
Auf dem gesamten „Second World“ Album ist mehr Easy Listening und es ist näher an unserem grundsätzlichen Sound. Ich möchte nicht sagen, dass da keine innovativen Passagen waren, tatsächlich sind da welche, aber sicherlich gingen wir mit dem Album nicht weiter als auch mit diesem neuen Album, welches sicher beim ersten Hören weniger eingängig ist, dafür mehr Dynamik und Atmosphäre besitzt verglichen zu „Second World“. Es ist ein Album mit weniger Doom und mehr Gothic, aber auch noch mehr. Ich glaube, dass man bei diesem Album viele Passagen hören kann, die Bezug nehmen auf Ambient, Synthie-Pop, Weltmusik und dunkle mittelalterliche Musik wie DEAD CAN DANCE.
Was kannst du uns von den Aufnahmen erzählen?
Dieses Mal wählten wir das Hertz Studio in Polen. Wir wünschten uns ein prestigeträchtiges Studio, das unsere Anforderungen eines kraftvolleren Gitarrensounds für dieses Album, ein Studio mit einem erstklassigen Equipment, zufriedenstellt. Wie das Hertz Studio, jeder kennt seine Geltung, seit sie in der Vergangenheit großartige Bands wie VADER, BEHEMOTH oder DECAPITATED produzierten. Daher dachten wir, dass die Weslawski Brüder die richtige Wahl für uns wären. Sie waren sehr professionell und haben einen großen Anteil am Album, speziell was den Gitarrensound anbelangt. Tatsächlich hatten wir einige Probleme mit ihnen, da sie die Deadline für den Mix nicht respektierten, aber wir konnten alles rechtzeitig fertigstellen. Grundsätzlich war für uns der Grundsound der Gitarren, Bass und Schlagzeug wichtig. Der ganze Rest wie Keyboards, Chöre und Gesang wurde von unserem Schlagzeuger Giuseppe Orlando in seinem Outer Sound Studio komplettiert.
Was habt ihr in nächster Zukunft geplant?
Wir hatten kürzlich unsere Release-Party in Rom und werden bald zum ersten Mal in Neapel spielen. Weitere Infos und Tourdaten werden bald folgen.
Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!
Danke für dieses Interview! Es ist immer ein Vergnügen mit euch Jungs von metal.de zu sprechen, wir wissen, dass ihr unsere Musik seit unserem Debütalbum unterstützt habt und schätzen das sehr. Wir hoffen wirklich, dass wir bald nach Deutschland für eine ausgedehnte Tour kommen können! Doom On!