The Duskfall
The Duskfall
Interview
Seit THE DUSKFALL aus der Asche der kurzlebigen aber ebenso kultigen Melodeather GATES OF ISHTAR entstiegen, sind die fünf Schweden auf einem steten Weg nach oben. Nun erschien ihr drittes Album „Lifetime Supply Of Guilt“. Grund genug, Gitarrist GATES OF ISHTAR-Gründer Mikael Sandorf auf den Zahn zu fühlen.
Beschreib doch mal Euer neues Album „Lifetime Supply Of Guilt“ in einem Wort!
Hmm, ich würde sagen Aggression trifft es am besten.
Warum?
Ich denke, es ist das härteste Album, was wir mit THE DUSKFALL je gemacht haben. Bei unseren letzten beiden Alben haben vor allem die Melodien dominiert. Für uns war es Zeit, etwas Anderes zu machen und ich bin mit dem Ergebnis wirklich zufrieden. Im Gegensatz zu „The Source“ haben wir einige Dinge entfernt und einige hinzuaddiert, z.B. weisen die Choruse weniger Melodien auf. Wir haben für dieses Album auch viel mehr geprobt als für die letzten beiden, d.h. wenn ein Song fertig geschrieben war, ging es sofort in den Proberaum. Es passiert jetzt mehr innerhalb der Songs, es gibt viele Breaks und Tempiwechsel. Zudem probierten wir viel mehr aus, d.h. verschiedene Variationen eines Songs, verschiedene Drumbeats und Strukturen. Für uns war die Arbeit an „Lifetime“ auch leichter als die an „Source“, bei dem wir uns stark unter Druck gesetzt haben, um die Fans, das Label und uns zufriedenzustellen. „Source“ hat einige wirklich sehr gute Songs aber es hätte besser ausfallen können, wären wir damals so vorgegangen wie wir es mit „Lifetime“ gemacht haben.
Gibt es denn etwas, womit Du bei „Lifetime“ nicht zufrieden bist?
Eigentlich nicht, denn für mich ist „Lifetime“ ein wirklich cooles Album, denn es ist das einzige, das ich auch eine längere Zeit nach seiner Fertigstellung noch hören kann. „Frailty“ und „Source“ musste ich bereits einige Tage nach dem Mixing weglegen. „Lifetime“ ist für mich anders, denn wir haben uns vorher nicht hingesetzt und gesagt „Lass uns ein aggressives Album mit weniger Melodien machen“. Es kam einfach aus uns raus. Wir hatten eine gute Zeit im Proberaum und es war fast so, als würden wir ein Fotoalbum voller guter Erinnerungen durchblättern und daraus Songs basteln. Aus meiner Sicht klingt „Lifetime“ viel reifer und durchdachter. Nicht wie früher, als wir versuchten, so viel wie möglich gleichzeitig zu machen und total unstrukturiert waren. Wie zufrieden ich bin, zeigt sich auch daran, dass wir bereits an neuem Material für das nächste Album arbeiten. Normalerweise fasse ich nach der Fertigstellung einer Platte meine Gitarre für ein halbes Jahr nicht mehr an, weil ich es laid bin an Musik zu arbeiten. Aber diesmal fühle ich bereits jetzt den Drang neues Zeug zu schreiben. Erst neulich nahm ich meine Gitarre und schrieb während zwei oder drei Stunden einen komplett neuen Song. Für mich hat „Lifetime“ also einen durchaus positiven Einfluss.
Bist Du also das Mastermind für das Songwriting bei THE DUSKFALL oder ist es doch eher Gruppenarbeit?
Für „Frailty“ schrieb ich etwa 95% der Musik und etwa 70% für „Source“. Diesmal haben alle ihre Ideen in einen Topf geschmissen und auch unser neuer Gitarrist Antti Lindholm kam mit ein paar guten Einfällen an. Oskar [Karlsson, Drums, Anm.d.Red.] ist ebenfalls ein hervorragender Songwriter, von ihm stammen meistens die thrashigen Parts. Wir haben jetzt also vier Jungs extra, die am nächsten Album mitschreiben werden., hehe.
Lass uns über Eure Coverdesigns sprechen. All Eure drei Platten weisen in der Thematik und Farbgebung eine hohe Ähnlichkeit auf. Wer steht hinter dem Design?
Der Designer heisst Seth und wir sind sehr von seiner Arbeit begeistert. Wir senden ihm unsere Lyrics oder den Albumtitel zu und sagen ihn, welche Farbschemata wir gerne auf dem Cover sehen würden. Eine Woche später sendet er uns ein ersten Entwurf und und es war bei allen unserer drei Alben der Fall, dass wir uns sofort für diesen ersten Vorschlag entschieden haben. Seine Illustrationen haben irgendwie eine bizarre Art und Weise, den Nagel auf den Kopf zu treffen. Zudem ist er einer der wenigen, der die Deadlines halten kann. Ich habe schon vorher mit Künstlern gearbeitet und einige von denen waren wirkliche Trantüten was Termineinhaltung oder gar Rückmeldungen betrifft.
Eure Texte nebst Albumtitel sind diesmal dunkler und depressiver geworden als sonst…
Nachdem wir uns früher die Arbeit an den Lyrics geteilt haben, ist Kai [Jaakkola, Vocals, Anm.d.Red.] nun für sie zuständig. Kai stammt aus Finnland und ich denke, in seinen Texten ist sehr viel von der finnischen Mentalität zu finden. Ich würde nicht sagen, Finnen seien depressiv aber sie haben eine negativere Einstellung zu Leben als z.B. wir Schweden. Kai arbeitet so in etwa wie ein Hollywoodregisseur. Die brauchen auch ihre Special Effects, nicht gerade um die Story auszumachen, sonderm um sie spektakulärer zu machen und zu unterstützen. Anstatt z.B. zu sagen „Pull the trigger!“ sagt Kai „If You can´t pull the trigger I will pull the fuckin´ trigger for you!”. Für einige mag das provokant klingen aber es ist seine Art seinen Standpunkt klarzumachen. In solchen Passagen ist er ziemlich direkt, in anderen dagegen lässt er dem Hörer Platz zum nachdenk und spekulieren.
„Make it or break it“ ist was das dritte Album einer Band angeht eine allseits zitierte „Regel“. Wie weit werdet ihr mit „Lifetime Supply Of Guilt“ kommen?
Wir spielen nur, weil wir es lieben. Es geht uns nicht um Verkaufszahlen, sondern ums Spielen, um die Kreativität, darum, Musiker zu sein und uns immer weiter in unseren Fähigkeiten zu steigern. Und natürlich darf der Spaß nicht fehlen. Was für einen Sinn hat es, wenn man vor immer größerem Publikum spielt, es aber keinen Spaß macht? Ich sage nicht, dass Geld schlecht ist und ich wäre der letzte, der sagt, ich bräuchte kein Geld zum Leben. Aber wir haben nie versucht, uns zu kommerzialisieren, was mit einem derart aggressiven Album wie „Lifetime“ auch nicht besonders gut funktionieren dürfte. Es ist viel besser morgens mit dem Gefühl aufzuwachen, dass wir das richtige Album zur richtigen Zeit gemacht haben, als mit einem Album, über das man nicht glücklich ist, Tonnen von Geld zu scheffeln.
Du hast immer gesagt, ihr wärt mit der Arbeit Eures Labels Black Lotus Records sehr zufrieden. Warum der Wechsel zu Nuclear Blast?
Man soll ja nicht den Ast absägen, auf dem man sitzt und das galt auch für uns, als wir bei Black Lotus unter Vertrag standen. Black Lotus ist aber eines der unprofessionellsten Labels, mit denen ich je gearbeitet habe. Sie hielten keine Deadlines ein, vergaßen uns zu bezahlen und solche Sachen. Das ist keine Art seine Vertragspartner zu behandeln und das ist es, was ich an Nuclear Blast so mag. Sie behandeln uns mit Respekt und das ist alles, was ich verlange. So lautet die offizielle und die inoffizielle Version, haha!
Was ist Deiner Meinung nach das beste Melodic Death Metal Album aller Zeiten?
Ich würde sagen AT THE GATES´ „Slaughter Of The Soul“…
Öfter mal was Neues, hehe…
Ja, klar, haha! Zu seiner Zeit hat diese Platte nun mal sehr vieles verändert und ermöglicht. Die Produktion aus den Fredman Studios hat alles bisher dagewesene in Grund und Boden gestampft. Die Melodien und Harmonien waren und sind unglaublich, zudem hatten sie einen der besten Sänger in diesem Genre. Ein Album mit so viel Schmerz und Verzweiflung anzureichern, da gehört schon einiges dazu…
Du hast einmal gesagt, Ihr begebt Euch nur im Herbst ins Studio. Aberglaube?
Nein, nein, haha! Die Sache ist die: im Sommer ist es immer sehr schwer ins Studio zu gehen, da wir neben unserer Musik auch noch regulären Jobs nachgehen und es eh immer zu heiss ist, hehe. Wenn der ein oder andere dann mal Urlaub hat, verbringt er diesen mit seiner Familie und dem will ich auch nicht im Wege stehen, denn das würde auch nur einen negativen Vibe hervorrufen. Im Herbst zweigen dann die Jungs ein oder zwei Wochen von ihrem Urlaub ab und wir gehen ins Studio. Bei „Lifetime“ haben wir es aber eh anders gemacht, da haben wir nämlich schon im April aufgenommen. Bis zum Herbts zu warten hätte keine von uns ausgehalten, haha!
Anfang dieses Jahres hat bei Euch erneut der Fluch der Bandbesetzung zugeschlagen. Diesmal warf Basser Kaj Molin die Flinte ins Korn, Marco Eronen ist der neue Mann. Vollwertiges Mitglied oder Aushilfsjob?
Ja, Marco ist jetzt voll dabei. Nach dem Ausstieg von Kaj haben wir uns zusammengesetzt und über den ständigen Ärger mit der Bandbesetzung der letzten Jahre nachgedacht. Wir haben uns Zeit gelassen mit der Entscheidung und beschlossen, dass wir erst nach den Aufnahmen zu „Lifetime“ einen neuen Basser einbinden wollten. Im Endeffekt war es die richtige Vorgehensweise, denn wir wollten erstmal ausprobieren, ob Marco denn wirklich der richtige ist. Also luden wir ihn ein, mit uns in Österreich, wo wir für SLAYER eröffneten, und auf dem Metal Camp Festival in Slowenien zu spielen. Es lief alles super ab, Marco machte seine Sache großartig und seitdem ist er dabei. So einfach geht das, haha!
Du hast es gerade angesprochen: wie war das Erlebnis der Support für SLAYER zu sein?
Wenn jemand mir damals, als ich noch in einer Garagenband spielte, auf die Schulter geklopft hätte und gesagt hätte „Hey, in 15 Jahren wirst Du für SLAYER eröffnen“…ich hätte ihn für verrückt erklärt, haha. Es war wirklich ein eigenartiges Gefühl. Wir hatten eine Menge Spaß und ich war sehr angetan von den Fans. Eigentlich hatten wir während unseres Gigs zwei Leute vorne und den Rest hinten an den Bierständen erwartet. Es waren aber eine Menge Leute vor der Bühne, die nicht bei jedem Song nur „Slayer! Slayer!“ skandierten, sondern DISBELIEF und uns sehen wollten. Man hat uns also wirklich mit Respekt behandelt.
Irgendwelche letzten Worte an Eure Fans?
Ja, sicher. Hoffentlich sehen wir uns bald auf Tour in Deutschland, denn ich hab schon viel von den verrückten deutschen Metalfans gehört, hehe!
Dann danke ich Dir für das Interview und wünsche Euch alles Gute für die Zukunft.
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