The Destiny Program
The Destiny Program
Interview
Nach einigen veröffentlichungsfreien Jahren melden sich THE DESTINY PROGRAM, welche vormals unter dem Namen DESTINY firmierten, mit "Subversive Blueprint" lautstark und abwechslungsreich wieder zurück. Mit ihrer angesagten Mischung aus Modern Metal, Metalcore, Hardcore und Alternative liegen sie nicht nur am Puls der Zeit, sondern haben mit ihrer neuen Labelheimat Nuclear Blast Records auch noch eine Plattenfirma im Rücken, welche für ausgezeichnete Promotion bekannt ist. Gitarrist Sebastian Formella gab bereitwillig Auskunft.
Erst mal vielen Dank. Die Songs sind insgesamt reifer. Wir haben uns auf unterschiedliche Stilrichtungen eingelassen. Das Album variiert so viel mehr als noch „The Tracy Chapter“. Die einzelnen Songs sind auch nicht mehr so zugepackt mit Parts. Insgesamt ist das Album eingängiger und einfacher, wobei die aggressiven Parts, genau wie die melodischen Parts, in sich an Intensität dazu gewonnen haben.
Wie lief die Produktion mit Anders Fridén (IN FLAMES) und Daniel Bergstrand in Schweden? Weshalb fiel die Wahl auf diese beiden?
Johannes (Formella, Gesang, Anmerk. d. Red.) hat Anders während eines Gastbeitrages zu den Aufnahmen des CALIBAN Albums „The Opposite From Within“ kennen gelernt. Die Harmonie zwischen ihnen hat sofort gestimmt. Anders war sehr an unserer Band interessiert. So hat man sich geeinigt, die nächste Platte zusammen zu machen. Daniel Bergstrand mit ins Boot zu nehmen war Anders Idee, da dieser auch schon die letzten IN FLAMES Alben produziert hatte.
Die Arbeit mit den beiden war intensiv und sehr positiv. Sie haben das Beste aus uns herausholen können. Sie waren bei dem was sie gemacht haben sehr professionell und kreativ. Das hat der Platte ungemein geholfen.
Wie war es denn so in Uppsala? Wart ihr die ganze Zeit über nur am Aufnehmen oder habt ihr auch die Gegend dort unsicher gemacht?
Wir hatten eigentlich überhaupt keine Zeit, uns die Stadt anzugucken. Der Zeitplan war sehr eng und so waren wir eigentlich durchgehend am arbeiten. Abends hatte man dann auch wenig Lust noch unterwegs zu gehen. So haben wir eher einen ruhigen Abend vor dem Fernseher verbracht, um am folgenden Tag wieder alles geben zu können.
Worum drehen sich denn eure Texte? Was möchte Johannes dem Hörer vermitteln?
Wir haben versucht zum Ausdruck zu bringen, dass Veränderung in uns selbst beginnt und wir in erster Linie dafür die Entscheidung treffen. Musik hat eine Bedeutung und Aussage, und das sollte nicht vergessen werden. Dadurch auch die Verbindung zu den Freiheitskämpfern aus Südafrika. In diesem Zusammenhang steht Musik für Freiheit („Song is what keeps us alive.“).
Woher zieht ihr eure Inspiration? Was sind die wichtigsten Einflüsse?
Das variiert eigentlich immer. Zur Zeit von „Subversive Blueprint“ war DEFTONES eine sehr wichtige Inspirationsquelle. Aber auch Bands wie TURMOIL, REFUSED oder TOOL haben ihren Teil dazu beigetragen. Die Einflüsse sind bei uns individuell verschieden. Wir versuchen, aus all diesen Quellen eine für uns möglichst interessante Mischung zu machen. Immerhin sind in erster Linie wir selber unsere größten Kritiker.
Ihr habt ein Video zum Stück „Project Hoax“ gedreht. Worum geht es in dem Video, was gibt es da zu sehen?
„Project Hoax“ z. B. handelt davon, dass uns verständlich gemacht wird, was Recht, Ordnung und Freiheit ist und wir mit Idealen aufwachsen, die uns gar nicht so ideal erscheinen. Wir haben versucht, hier eine Verbindung zum Grundgedanken herzustellen, dass Musik eine Bedeutung hat und wir die Möglichkeit haben Menschen zu inspirieren („Lets sing these lines.“).
Im Video haben wir versucht dieses Thema bildlich umzusetzen. Es geht um eine Person, die im Fernsehen mit Bildern konfrontiert wird, welche in ihr eine Abneigung hervorrufen. Sie entscheidet sich von dieser Bilderflut zu befreien und auf ihrem Weg trifft sie dann auf Gleichgesinnte, die Freiheit zelebrieren.
Weshalb verging so lange Zeit zwischen „The Tracy Chapter“ (veröffentlicht am 30. März 2004) und „Subversive Blueprint“?
Wir hatten mit 2006 ein sehr schwieriges Jahr. Es gab Ende des Jahres einen Labelwechsel, wir haben unseren Namen geändert und innerhalb der Band gab es auch Probleme zu lösen, welche fast zu einem Line-Up Wechsel geführt hätten. Die Songs für das neue Album waren lange fertig bevor wir ins Studio gehen konnten. Vorher mussten allerdings noch die benannten Probleme gelöst werden.
Ihr musstet euren Namen von DESTINY in THE DESTINY PROGRAM ändern. Was war der genaue Grund hierfür?
Wir haben schon früher mit dem Gedanken gespielt, den Namen zu ändern. Auch schon vor unseren ersten beiden Alben („Diving Into Eternity“ und „The Tracy Chapter“), einfach aus dem Grund, da der Name schon vergeben sowie sehr gängig ist und vielseitig benutzt wird.
Mit der Zeit bekamen wir dann immer wieder Probleme bezüglich des Namens. Wir haben uns dann über Patent- und Markenschutzrechte informiert, und da war der Name in allen Bereichen schon vergeben. Danach haben wir uns dann noch mal von Fachleuten beraten lassen und mit Absprache der Plattenfirma und des Managements haben wir dann diese Entscheidung zusammen getroffen.
Dann gab es ja noch Probleme mit dem Line-Up. Bitte erzähl mal!
Jim (Patrick, Schlagzeug, Anmerk. d. Red.) war kurz davor, die Band zu verlassen. Es gab sogar eine Abschiedsshow im Januar 2006. Danach gab es eine lange Durststrecke, in der wir uns um Ersatz umschauten und versuchten, die Band am Leben zu halten. Nach ein paar Monaten hatten wir noch einmal ein Gespräch mit Jim. Er hatte viel Zeit zum Nachdenken und entschied sich doch für die Band. So konnten wir die Platte mit ihm vollenden und ins Studio gehen.
Ihr wart ja vorher bei Lifeforce Records. Weshalb der Wechsel zu Nuclear Blast, wie wart ihr zufrieden mit Lifeforce und wie kam es zum neuen Deal?
Die Zeit bei Lifeforce war definitiv super. „The Tracy Chapter“ hat uns eine Menge gebracht und wir sind sehr dankbar für die Zusammenarbeit. Nuclear Blast sind irgendwann einfach auf uns zugekommen und fragten, ob man in Zukunft zusammenarbeiten könnte. Für uns war das eine riesige Chance, den nächsten Schritt zu gehen. Und so taten wir das auch.
Ihr habt letztes Jahr an der Persistence Tour mit MADBALL und SICK OF IT ALL teilgenommen. Wie seid ihr da rein gekommen und wie verlief diese? Wie war das Verhältnis unter den Bands, wie die Reaktionen der Fans? Was waren die Höhepunkte, und gab es auch negative Dinge?
Die Persistence Tour wird von M.A.D.-Tourbooking veranstaltet. Da wir ebenfalls zum M.A.D.-Rooster gehören, bekamen wir das Angebot, auch um den neuen Bandnamen zu promoten. Das Verhältnis der Bands untereinander war super.
SICK OF IT ALL sind eine bodenständige, höchst professionelle Band. Es hat riesigen Spaß gemacht mit solchen Legenden auf Tour zu sein. Aber auch WALLS OF JERICHO und THE DISTANCE, mit denen wir uns den Bus geteilt haben, waren super Typen.
Die Tour war ein einziges positives Erlebnis. Klar hatten wir es bei einem so starken Billing nicht leicht, aber das Publikum hat uns gut angenommen.
Außerdem habt ihr schon in ganz schön vielen Ecken auf der Welt gespielt, bspw. in Japan, Hongkong und Brasilien. Welche Eindrücke habt ihr mitgenommen? Wie wurdet ihr dort aufgenommen?
Brasilien war gigantisch. Die Leute dort sind extrem dankbar, wenn sie die Möglichkeit haben, Bands aus Europa zu sehen. Dementsprechend überwältigend waren die Reaktionen. Hongkong war sehr ähnlich, aber viel multikultureller. Japan war einfach verrückt, im positiven Sinne. Man hat sich super um uns gekümmert. Die Leute dort sind sehr nett zu einem. Das Wetter war sehr hart (38 Grad bei 90% Luftfeuchtigkeit), aber es war insgesamt ein super Erlebnis.
War der With Full Force Auftritt 2005 das bisher größte Konzert eurer Karriere oder habt ihr auch vor noch größerem Publikum gespielt?
Bis jetzt war es der größte Auftritt. Wir hatten nicht oft die Gelegenheit, vor so vielen Leuten zu spielen. Es gab ein paar Festivals, die auch sehr groß für uns waren, aber das With Full Force ist bis jetzt Spitzenreiter.
Welcher Szene fühlt ihr euch eher zugehörig, der Hardcore- oder der Metalszene?
Da unsere Wurzeln aus dem Hardcore kommen und wir unsere Songs immer noch auf dieser Grundidee aufbauen, würde ich sagen, dass wir uns eher dem Hardcore zugehörig fühlen. Allerdings verschmelzen die beiden Richtungen mittlerweile so sehr miteinander, dass es eigentlich keinen Unterschied mehr macht. Letztendlich zählt nur, dass wir uns mit unserer Musik wohl fühlen, egal aus welcher Richtung sie stammt.
Wie sieht es denn bei euch aus, sind Vegetarier oder Veganer in der Band?
Wir sind ein Veganer und drei Vegetarier. Also eine reine Tierrechtsband. Für uns ist dieses Statement sehr wichtig und wir leben es immer noch seit nunmehr 10 Jahren konsequent.
Was sind eure Ziele mit THE DESTINY PROGRAM?
Wir wollen wieder intensiv touren, auf dem Live-Sektor wieder viel präsenter werden. Wir wollen uns natürlich von Album zu Album weiterentwickeln und dabei unsere Ansprüche erfüllen. Wenn wir das die nächsten Jahre schaffen, dann sind wir erstmal sehr zufrieden.
Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!
Erstmal vielen Dank für die Fragen und dann wollen wir uns vor allem bei denjenigen bedanken, die uns während unser Abstinenz treu geblieben sind und uns immer unterstützt haben. Das Jahr 2006 war nicht leicht für uns und ohne eure Hilfe und Unterstützung hätten wir es vielleicht nicht so leicht geschafft zurück zu kommen. Vielen Dank.