The Crown
ULTRA FAUST VIKING PUNK!

Interview

Wer oder was ist der „Scandinavian Satan“?

Das ist tatsächlich gar nicht mal so leicht zu sagen. Dafür muss man ein bisschen weiter ausholen. Magnus kam auf die Idee für den Song aufgrund einer alten, nordischen Geschichte namens „Völuspa“, die wir in der Schule lesen mussten. Und da gibt es dieses Gedicht oder Kapitel, wie auch immer man es nennen mag, in dem es um das Ende der Welt geht mit allen möglichen, nordischen Göttern und seltsamen Kreaturen.

Und er hatte die Idee, darauf aufzubauen und das mit der Musik zu kombinieren. Und die Musik dazu ist sehr, sehr primitiv, fast so geschrieben wie ein Track aus der ersten Welle des Black Metal, als dieser noch so mit Rock ’n Roll geflirtet hat. Denke nur mal zum Beispiel an VENOM. Es ist ein sehr simpler Song mit dem gleichen Riff für Vers und Refrain. Und diese Urtümlichkeit benötigte einfach etwas Altertümliches als Text.

Da kam Magnus auf die Idee, diese Passage als Textgrundlage zu zweckentfremden. (lacht) Ich weiß, dass er das Wort „Scandinavian“ im Arbeitstitel verwendet hat, da er eine Schwäche für diese alte Hardcore-Punk-Band ANTI CIMEX hat. Das ist eine sehr alte schwedische Punk-Band, die ein Album namens „Scandinavian Jawbreaker“ hatte. Irgendwie hat ihn das bei der Titelfindung beeinflusst.

Das führte auch noch zu etwas weiterem, nämlich den in schwedisch gesungenen, zweiten Vers des Songs. Und in diesem Vers taucht das auf, worum es in dem Song und letzten Endes auch im Quellenmaterial geht: Etwas lässt die Welt untergehen. Und nun ja, jedes gute Album braucht irgendwo einen „Satan“. (lacht) Also haben wir im wesentlichen 1 und 1 zusammengerechnet und sind auf „Scandinavian Satan“ gekommen. Und der Titel geht halt auch gut von der Zunge.

Worum geht es auf „Motordeath“?

Ja, das war praktisch mein Arbeitstitel für diesen Track. Ich dachte da an METALLICAs „Motorbreath“. Da war ich tatsächlich mit meinem Sohn am jammen. Ich erinnere mich auch gar nicht mehr, ob die Idee zum Titel von mir oder von ihm stammte. Aber irgendwer kam dann auf die Idee, aus „Motorbreath“ einfach „Motordeath“ zu machen. Das hat sich dann einfach verselbstständigt.

Und als Johan den Text dazu geschrieben hat, hat er den Titel einfach beibehalten und ist damit volle Kanne ins „Mad Max“-Territorium vorgedrungen. Weißt schon, mit den Muscle Cars, Staubwolken und dem Zeug. Und die Lyrics basieren halt auf dieser Thematik. Es passt auch, ein schneller Thrasher, der gerne mal ein bisschen hässlich werden kann – im positiven Sinne.

Ich denke der Song hat auch ein Stück weit das Rock ’n Roll-Feeling, das du vorhin erwähnt hattest.

Ja definitiv. Es ist cool, wenn man das in den Song einbringen kann. Der Song hat dadurch ein anderes Feeling als wenn wir ihn einfach nur so ohne Schnörkel herunterschrubben würden. Wenn man diese Kombination aus diesem Rock ’n Roll-Feeling und den High-Speed-Drums hinbekommt, dann ist das Ergebnis ein wilder Trip durch das Ödland. Und so soll es auch sein – so soll THE CROWN klingen.

In „Ultra Faust“ ist der Begriff „Viking Punk“ im Refrain enthalten. Was oder wen genau meint das? Meint ihr damit sogar euch selbst?

Du bist tatsächlich der Erste, der mich darauf anspricht. (lacht) Wir wollten eigentlich nur diese beiden Worte kombinieren, weil sie sich zusammen einfach so cool anhören. Ich mein, was soll ein „Viking Punk“ bitteschön sein? (lacht) Hat das was mit der Death-Metal-Szene zu tun? Bezieht sich das auf unsere Heimat in Schweden? Es wurde einfach ein cooles Ding, wo sich einfach nur die Aneinanderreihung der Worte „richtig“ angefühlt hat, besonders in Kombination mit „Ultra Faust“, woraus dann die Zeile „Ultra Faust Viking Punk“ entsteht.

Und ich weiß, was das deutsche Wort „Faust“ bedeutet, da macht das gleich viel mehr Spaß, „ULTRA FAUST VIKING PUNK“ zu brüllen. Manchmal suchen wir weniger nach Sinn oder Kontext in unseren Songs und mehr einfach nur nach Dingen, die sich cool anhören. Wir sind froh, dass Magnus da sehr clever im Spiel mit Worten ist. Ich glaube er hat seit ich denken kann fast alle Alben benannt. Er ist im richtigen Leben Psychotherapeut, spricht also dafür, dass er ziemlich klug ist. (lacht) Er kann halt auch einfach gut mit Sprache umgehen.

Übrigens ging auch „Cobra Speed Venom“ auf seine Kappe. Wir standen da alle so um ihn herum und dachten nur: „WHAT?!“ Aber dann haben wir es erstmal für einen Monat oder so sacken lassen und haben gemerkt, wie geil dieser Titel eigentlich ist. Das ist so ein typisches Magnus-Ding, er wandert immer gerade so auf dem Grat, wo es von spektakulär zu cheesy übergeht, ohne diesen in Richtung Cheese zu überschreiten.

Ich meine, dass „Royal Destroyer“ genauso gut auch euer Bandname hätte werden können. Aber THE CROWN hat mehr Klasse und klingt einfach geiler.

Ja, es war eigentlich immer THE CROWN für uns. Manche haben uns immer wieder mal die Königlichen Fünf [„The Royal Five“ im O-Ton, Anm. d. Red.] genannt, was ein ziemlich cooler Beiname ist, der auch einen Bezug zum Bandname hat. „Royal Destroyer“ würde auch gut klingen als Bandname, klar.

Es ist irgendwie fast schon beeindruckend, dass ihr euch das Wort „Royal“ für so lange aufgespart habt, um nun anlässlich des 30. Jubiläums von THE CROWN damit aufzufahren.

Ja das bezieht sich natürlich auf unseren Bandnamen. Und tatsächlich wollten wir damit auch diesen besonderen Anlass feiern – 30 oder halt 31 Jahre THE CROWN. Wir haben für das Cover auch Gelb- und Blautöne verwendet, da dies die Farben Schwedens sind und Schweden ja eine Monarchie ist.

Apropos Cover-Artwork: Mir ist aufgefallen, dass die Farbgebung ähnlich ist wie die von „Cobra Speed Venom“. Steckt da der gleiche Künstler dahinter?

Das ist tatsächlich der selbe Künstler [Christian Sloan Hall, Anm. d. Red.], der „Cobra Speed Venom“ designt hat. Wir waren wirklich glücklich mit dem, was er mit „Cobra Speed Venom“ geleistet hat. Daher wollten wir die Zusammenarbeit mit ihm fortführen. Und als der Albumtitel feststand, hatte Magnus die Idee, einfach mal komplett zu übertreiben und volle Kanne auf Epik abzuzielen. (lacht)

Hall hat dann Monate an dem Cover gearbeitet, weil er mit der Hand zeichnet. Es ist quasi ein Old-School-Artwork. Und wir haben dann diesen Typen darauf, nennen wir ihn halt einfach mal den „Viking Punk“. (lacht) Er gräbt diese Krone auf übertriebene Art aus. Und ein richtig cooles Detail vom Cover ist, dass das, was du auf dem Frontcover siehst, nur die Hälfte von dem eigentlichen Kunstwerk ist. Du siehst das vollständige Bild auf der Gatefold-LP, wenn du es aufklappst. Das ist ein bisschen Old-School-Thinking, aber das bevorzugen wir einfach.

Sowas liebe ich ja! Das erinnert mich an die britische Doom-Band CATHEDRAL, die das auch immer gemacht hat.

Exakt. Daran habe ich überhaupt nicht gedacht. Wie hieß das eine Album noch mal? „Equilibrium“ irgendwas?

„Fores Of Equilibrium“ war das.

Stimmt. Uns war so etwas einfach wichtig. Denn speziell heutzutage sind die Kids ja mehr daran gewöhnt, das Cover als Icon in ihrem Spotify-Player zu sehen. Da gerät die Kunst dahinter vollkommen ins Hintertreffen. Aber wir legen eben noch Wert auf diese Dinge.

Wobei ich definitiv zugeben muss, das Spotify durchaus praktisch ist, wenn man sich einfach nur mal eine Playlist für zwischendurch anlegen möchte. Aber ich bin jemand, der sich Musik, die er mag, dennoch separat physisch zulegt.

Oh ja, ich liebe Spotify. Wir möchten weiterhin das Publikum erreichen, das die altmodische Herangehensweise an Musikkonsum schätzt. Ich selbst bin auch jemand, der sich ständig die Lieblingsalben zulegen muss. Ich liebe es einfach, auf das Cover zu schauen und die ganzen, kleinen Details zu finden, die überall versteckt sind. Dann gehst du durch die Dankeslisten und merkst erstmal, wie viel auch im Hintergrund bei der Produktion eines Albums abgeht. Und ich denke so schnell wird das auch nicht aussterben.

Aber heutzutage sind Dienste wie Spotify einfach etwas Praktisches, was aus dem modernen Leben aktuell nicht wegzudenken ist. Ich habe mit Mitzwanzigern gesprochen, die sich noch nie in ihrem Leben ein Album gekauft haben. Möglicherweise werden sie das auch nie tun. Es ist einfach eine andere Generation, was wir respektieren müssen. Und mal ehrlich: Ich genieße den Komfort von Spotify.

Dann danke ich dir vielmals für deine Zeit. Bleib gesund!

Danke gleichfalls.

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Quelle: Marko Tervonen (THE CROWN), Foto: Ida Kucera
27.02.2021

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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