The CNK
Interview mit Hreidmarr
Interview
Sind Coveralben wieder en vogue? Nicht immer sind sie Grund zur Freude, aber was THE CNK mit „Révisionnisme“ verbrochen haben, hat mich dann doch aufgeweckt. Anstatt Covern-nach-Zahlen der Best-Of-Metalfaves präsentieren die Franzosen eine zum Teil sehr ungewöhnliche und persönliche Auswahl von Songs, natürlich auf ihre ganz spezielle Weise. Das war Grund genug, mal bei Hreidmarr anzuklopfen und dem Album auf den Grund zu gehen:
„Révisionnisme“ ist ganz offensichtlich kein gewöhnliches Coveralbum, weil hier nicht einfach eine Band ihre Lieblingssongs runterspielt (auch wenn Titel wie „Seasons In The Abyss“ oder „You Could Be Mine“ schon eine klare Ansage sind). Was hat euch auf die Idee gebracht, so ein Album aufzunehmen? Steht hinter „Révisionnisme“ gar ein spezielles Konzept?
Das ist etwas, was wir schon immer machen wollten. Wenn ich mich recht erinnere, hatten wir uns in der Band schon 2002 darüber unterhalten, noch bevor wir unser Debüt fertiggestellt hatten! Wir haben ja schon immer unsere Musik, unsere Texte und die Artworks mit kleinen Anspielungen und Referenzen angereichert, die auf das hindeuten, was wir mögen oder zumindest als bedeutsam erachten, seien es Filme, Bands, Songs, Gemälde, aktuelle Geschehnisse oder was auch immer. Das gehört seit jeher zum integralen Anspruch von CNK als Band in dieser postmodernen Ära. Deshalb war es schlußendlich etwas ganz Offensichtliches für uns, dieses Coveralbum zu realisieren.
Ein spezielles Konzept steckt nicht dahinter, außer vielleicht ein wirklich kohärentes CNK-Album zu produzieren, nicht einfach nur eine lieblose Zusammenstellung. Ein Konzept in diesem Sinne steckt höchstens im Artwork. Das Cover bezieht sich auf das berühmte Foto von Yves Saint Laurent, aufgenommen von Jeanloup Sieff im Jahre 1971, und das gesamte Artwork referiert auf die Klischees von Mode und Haute-couture. Was die Musik betrifft: Hier haben wir es riskiert, die „Geschichte neuzuschreiben“, auf unsere eigene Weise: Seriös und komisch gleichermaßen.
Für gewöhnlich sind Coversongs ja nicht mehr als kleine Homagen, die als Bonustracks oder Live-Zugaben taugen. Für gewöhnlich sind jene auch nicht sonderlich beeindruckend, weil ihnen entweder Identität fehlt, oder eine Band krampfhaft versucht, möglichst nah am Original zu bleiben. Und oftmals bekommt man dann auch die immer wieder gehörten Klassiker, die sowieso jede Band spielt. Eure Auswahl finde ich jedoch wirklich interessant und sympathisch, weil ihr damit ein ziemlich großes Spektrum der Musik abdeckt und auch nicht einfach nur die Songs „vermetalt“ habt.
Ganz besonders aufgefallen sind mir eure Interpretationen von LEONARD COHENs „Everybody Knows“ (wer Cohen mag, ist mir einfach sympathisch!), „Sabotage“ von den BEASTIE BOYS (ihre ultimative Hymne) und „Where The Wild Roses Grow“ vom Badass NICK CAVE. Vielleicht könntest du unsere Leser auf eine „Tour de Révisionnisme“ mitnehmen, in der du die einzelnen Songs kommentierst? Ich finde es spannend zu erfahren, was euch eigentlich zu diesen Songs gebracht hat, und was sie euch im einzelnen bedeuten.
„Gadd is Gott“: Das ist ein GARY GLITTER Medley, mit Teilen von „Rock n‘ Roll Part II“, „Do You Wanna Touch“ und „Angel Face“. Die Idee hatten Snowy Shaw und ich. Wir beide lieben Paul Francis Gadd alias GARY GLITTER. Seine Songs sind sehr typisch für den 70er-Jahre Glam Rock aus England: Sehr einfach, groovy und catchy. Für eine Band wie uns die idealen Songs zum covern. Zunächst wollten wir nur „Rock n‘ Roll Part II“ einspielen, aber da es dort kaum Gesang gibt, haben wir noch ein paar Lieblingssongs mehr hinzugenommen.
„Sabotage“: Du hast Recht, das ist vermutlich die ultimative BEASTIE BOYS Hymne, zusammen mit „Fight For Your Right“. Das lustige ist ja, dass im Original (und wie bei „Fight…“) Kerry King die Gitarre spielt. Für diesen Song haben alle gestimmt, und es war eine echte Herausforderung für uns, da es nun mal ein Hip-Hop-Track ist. So gut es uns möglich war, haben wir versucht, die rohe Energie des Originals zu erhalten.
„You Could Be Mine“: Wir sind alle ganz große GUNS N‘ ROSES Fans, und ich sogar noch ein bisschen mehr, hehe… aber die Idee hatte unser Gitarrist. Ich liebe diesen Song, hätte aber vielleicht einen anderen ausgewählt. Dennoch bin ich superglücklich mit unserer Version, weil sie ziemlich nah am Original ist, nur einfach viel schneller und heavier. Der Text ist natürlich auch herrlich, typisch Axl Rose. Und das ist cool, weil mich Snowys Gesang ziemlich stark an Axl erinnert. Man hört übrigens noch einen weiteren Gast bei diesem Stück: Pills von der Band PRIME SINISTER spielt das Gitarrensolo, weil wir uns einfach nicht an Slash herangetraut haben, haha.
„Everybody Knows“: Meine Wahl. Ich liebe Cohen und seinen perfekten Stil. Wenn du dir den Text anschaust, dann repräsentiert er unsere westliche Welt so präzise und scharfsinnig, wie wir das als CNK auch stets versuchen. Wir haben versucht, die tragische Note dieses Songs noch zu verstärken, um ihn richtig empathisch zu machen. Den Gesang habe ich in einem Take aufgenommen, um die Authentizität und Wahrhaftigkeit zu erhalten.
„Blood Is Thicker Than Water“: IMPALED NAZARENE ist eine Band, mit der wir uns schon immer sehr verbunden gefühlt haben, vor allem in unseren frühen Black-Metal-Tagen (damals, noch vor unserem ersten Demo von 1996, haben wir schon „Hate“ und „The Horny And The Horned“ live gecovert!). Es liegt wohl an ihrem Charakter, das schwarze Schaf zu sein, hehe. Das besondere an diesem Songs ist, dass er ein bisschen das ist, was man als IMPALED NAZARENEs Power Ballade bezeichnen könnte. Kimmo, Mika Luttinens Bruder, hat den Song ursprünglich komponiert, und bald darauf die Band verlassen… lustigerweise hat Mika später über den Song gelästert, dass er ja nur ein beschissenes Liebeslied wäre. Dafür ist es aber ein verdammt gutes, relativ simpel, düster und einfach schön. Selbst mit einer Folkgitarre gespielt klingt er cool.
„Seasons In The Abyss“: Das hat sich unser Gitarrist ausgesucht, und es war einer der ersten Songs, an denen wir gearbeitet haben. Ich mag ihn sehr, weil er verdammt riskant ist. Wir kennen SLAYER-Fans, weil wir selber welche sind, hehe. Deshalb war uns bewusst, welche Reaktionen wir zu erwarten hatten, vor allem, wenn man diesem Song eine Menge Streicher und Chöre hinzufügt, wenn man ihn in eine ziemlich epische Nummer verwandelt und Kerry Kings Solo durch ein Piano spielen lässt.
„Too Fast For Love“: Ich bin ein totaler MÖTLEY CRÜE-Narr, seit ich 12 bin. Nikki Sixx ist mein absolutes Idol, und MÖTLEY CRÜE wohl meine absolute Lieblingsband. Erstaunlicherweise habe ich mir diesen Song nicht ausgesucht, das waren die anderen, die mir gesagt haben, „Hey, lass uns doch was von denen covern, wir wissen doch wie sehr du auf die abfährst – MÖTLEY CRÜE sind deine verdammte Religion!“ Und um ganz ehrlich zu sein – ich hatte sogar ein bisschen Angst davor, weil das wie ein Heiligtum für mich war, an dem man sich einfach nicht vergreift, haha. Aber dann habe ich endlich zugestimmt und bin nun echt stolz auf unsere Version! Wir haben den Song langsamer gespielt, martialischer, aber immer noch mit diesem groovigen 80er Glam Punk Gefühl… Beim Gesang hört man übrigens auch Swan, von den französischen Glam Rockern BLACKRAIN (die wiederum unseren Song „Get A Gun – Shoot At Random“ auf ihrem letzten Album gecovert haben).
„Weisses Fleisch“: Die Wahl unseres Gitarristen. Wir verfolgen RAMMSTEIN seit ihrem Beitrag zum „Lost Highway“ Soundtrack, der in Frankreich noch vor ihrem Debütalbum erschien. Ich glaube zwar nicht, dass sie uns sonderlich beeinflusst haben, weil wir beide wohl die gleichen Einflüsse teilen, aber sie sind auf jeden Fall eine sehr gute Band, und was sie im Mainstream erreicht haben, vor allem heutzutage, ohne irgendwelche Kompromisse einzugehen, das verdient viel Respekt.
„Where The Wild Roses Grow“: Snowys Idee. Er wollte auf jeden Fall einen echten Duett-Song auf dem Album – Snowy als NICK CAVE und ich als KYLIE MINOGUE, hihi. Ich liebe dieses Lied, für mich ist es definitiv eines der Album-Highlights. Es ist beunruhigend, verstörend, schön, lustig und tragisch zur gleichen Zeit.
„I Am The Black Wizards“: Wurde einstimmig gewählt. Was mich betrifft, hat mich all das, was EMPEROR nach „In The Nightside Eclipse“ verbrochen haben, nicht gerade begeistert, aber dieses Album ist ein absoluter Black-Metal-Klassiker. Genau wie bei dem von SLAYER wussten wir, dass dieses Cover in den Augen vieler Fans als Sakrileg erscheinen würde. Ich finde aber nicht, dass unsere Version dem Original nicht gerecht wird oder es schmälert. Wir haben es sozusagen ausgezogen, viel von seiner ursprünglichen Atmosphäre entfernt und uns vor allem mit der brutalen Seite beschäftigt. Es klingt vielleicht komisch, aber wie du vorhin schon erwähnt hast, ging es uns nicht darum, die Originale zu imitieren, sondern sie als Rohmaterial für etwas anderes zu verwenden.
„Blood Is Thicker Than Snow“: Das ist Snowys Version von dem IMPALED NAZARENE Song. Er war nicht sonderlich angetan von der Nummer und wollte sie zunächst gar nicht aufnehmen. Nach ein paar Diskussionen aber ließ er sich breitschlagen und den Gesang aufgenommen – aber alles verändert. Es war total anders, improvisiert und einfach nur umwerfend. Deshalb haben wir uns entschlossen, beide Versionen zu behalten und bei Snowys Version die Arrangements zusätzlich zu verändern. Ich denke, dieses Stück markiert einen gelungenen Abschluß des Albums.
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Stile | Industrial Metal, Symphonic Black Metal |
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