The Chant
Interview mit Pekka Loponen

Interview

The Chant

Mit „New Haven“ haben THE CHANT aus Finnland einen würdigen, düster-progressiven Nachfolger für ihr 2012er-Werk „A Healing Place“ abgeliefert. Sänger und Gitarrist Pekka Loponen steht uns Rede und Antwort zum Metal von heute, musikalischen Einflüssen und dem Dunklen in der finnischen Seele.

Herzlichen Glückwunsch erstmal zu „New Haven“. Es ist ein tolles Album geworden! Schon der Vorgänger „A Healing Place“ hat 2012 fast durchgehend positive Reaktionen hervorgerufen. Waren der Schreibprozess und die Zeit im Studio diesmal schwieriger für euch? Habt ihr euch durch den Erfolg in irgendeiner Weise unter Druck gesetzt gefühlt?

Danke dir! Es ist immer schön zu hören, dass Leute etwas mit unserer Musik anfangen können. Die Menge an positivem Feedback, die wir seinerzeit für „A Healing Place“ erhielten, hat uns selbst etwas überrascht und wir sind gespannt darauf, wie Fans und Kritiker „New Haven“ aufnehmen werden.

Wir haben allerdings keinen besonders starken Druck gespürt als wir das Album gemacht haben. Das Songwriting lief ganz normal ab. Bevor wir mit den Aufnahmen begannen, haben wir uns aber zusammengesetzt und diskutiert wo wir soundtechnisch mit „New Haven“ hinwollten. Wir waren schließlich alle der Meinung, dass es etwas rauer klingen sollte als „A Healing Place“. Wir wussten, dass die Songs gut sind und mussten uns nur festlegen, welches Ergebnis wir am Ende aus dem Studio bekommen wollten.

Gibt es einige wirklich neue Einflüsse auf „New Haven“? Was würdest du sagen, ist der größte Unterschied zum Vorgänger?

Auf diesem Album haben wir uns mehr Freiheiten genommen in Bezug auf unser generelles Soundspektrum. Im Laufe des Arbeitsprozesses wurde immer deutlicher, dass das Album düsterer und heavier werden würde, als seine Vorgänger. Das Spektrum reicht von ruhigen Melodien bis zu verzerrten Soundwänden und tonangebendem Gesang. Die großen Soundcollagen von unseren vorherigen Alben sind ab und an immer noch da, aber diesmal haben wir Terrain betreten, auf dem wir uns zuvor noch nie bewegt haben.

Welche Bands beeinflussen euch?

Alle Bandmitglieder haben natürlich ihren eigenen Musikgeschmack und wir alle nehmen unterschiedlichste Einflüsse auf. Ich denke aber, dass es ein paar Bands gibt, die jeden von uns interessieren. Wir alle mögen melancholische Musik und ich denke in diesem Genre muss ich KATATONIA nennen, die eigentlich immer auftauchen, wenn irgendjemand unsere Musik diskutiert. Auf diesem Album gab es aber auch ein paar Einflüsse, die manchen vielleicht überraschen. NINE INCH NAILS sind zum Beispiel einer dieser Einflüsse.

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Würdest du sagen, dass ihr immer noch im Metal verwurzelt seid?

Unsere musikalischen Wurzeln werden nie verschwinden, deshalb denke ich, dass man uns immer noch als im Metal verwurzelt bezeichnen kann. Dennoch kommen unsere heutigen Einflüsse größtenteils aus anderen Genres. Möglicherweise bin ich ein bisschen alt geworden, aber ich habe das Gefühl, dass Metal heutzutage zunehmend ähnlicher und monotoner klingt, trotz der riesigen Anzahl verschiedener Genres. Es gibt Rockbands die härter sind als die typische Radio-Metalband, zumindest wenn es um Atmosphäre und Feeling geht. Das mag vielleicht aber auch daran liegen, dass ich das gefühlvolle Spiel immer mehr geschätzt habe, als die reine Technik.

Wer schreibt bei euch die Texte und woher nehmt ihr die Inspiration dafür?

Mari und Ilpo schreiben alle unsere Texte und ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ihre Hauptinspirationsquellen sind. Es liegt ein bisschen etwas Geheimnisvolles über den Texten, auch innerhalb der Band. Ich persönlich schätze das, denn ich liebe es, meine eigene Welt rund um unsere Lyrics und unsere Musik aufzubauen. Unsere Texte können für jeden etwas ganz eigenes bedeuten und so möchten wir es auch haben. Die Texte bei THE CHANT sind in vielen Fällen nach innen gerichtet, meistens metaphorisch im Bezug auf aktuelles Geschehen oder präsentieren einen interessanten Blickpunkt auf die menschliche Existenz. Viele der Texte von „New Haven“ sind beeinflusst von Enttäuschung darüber wie verschiedene Instanzen durchgängig versuchen unseren Blick auf das Leben und unsere Gedanken im Allgemeinen zu beeinflussen.

Eure Songs beinhalten oft eine tiefe Melancholie, aber immer auch große Schönheit. Es gibt – ihr könnte es vermutlich nicht mehr hören – auch eine Menge Parallelen zu einer Band wie KATATONIA. Ist diese dunkle, nachdenkliche Interpretation von Rock eine skandinavische Sache?

Und da ist es schon wieder! (lacht) Ja, wir hören das tatsächlich sehr oft. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube die langen und dunklen Winter haben den skandinavischen Seelen irgendwie ihren Stempel aufgedrückt. Da ist eine gewisse Düsternis, zumindest unter uns Finnen, die du wirklich sonst nirgendwo findest. Ich denke, dass diese Dunkelheit in der skandinavischen Musik daher kommt.

Ihr seid sieben Leute in der Band. Trägt da wirklich jeder von euch zum Songwriting bei und wie trefft ihr Entscheidungen?

Jussi ist der Hauptsongwriter bei uns. Das passt uns allen eigentlich ziemlich gut, denn wenn jeder von uns Songs schriebe, würde es uns viel mehr Zeit kosten, das Ganze zu einem homogenen Album zu verarbeiten. Aber versteh das bitte nicht falsch, THE CHANT ist sicher keine Autokratie. Jussi macht die ersten Songentwürfe und wir alle steuern dann unsere Ideen bei, von denen jede einzelne in Betracht gezogen und ausprobiert wird. Nach einem Prozess voll von Versuchen, Verwerfungen und Anpassungen steht am Ende ein fertiger Song. Eigentlich sind wir doch eine sehr demokratische Band.

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Gibt es mit so vielen Leuten nicht auch live manchmal Komplikationen? Zum Beispiel wenn es einfach nicht klappen will, den perfekten Soundmix aller Instrumente hinzubekommen?

Das größte Problem ist glaube ich eher, uns alle irgendwie auf die Bühne zu kriegen. Die Orte an denen wir spielen sind meistens nicht sehr groß. Noch nicht. Natürlich gibt es manchmal auch Probleme den Bühnensound so hinzubekommen, dass jedes Bandmitglied den perfekten Mix der Instrumente zu hören bekommt. Wir haben keinen eigenen Techniker und für jemanden, der unsere Musik nicht kennt, ist es manchmal eine schwierige Aufgabe den Sound perfekt auszubalancieren. Selten kommt es vor, dass sich Leute nach der Show beschweren, dass sie bestimmte Instrumente nicht richtig hören konnten. Ich denke, dass wir und vor allem die jeweiligen Mixer bisher einen guten Job gemacht haben.     

Habt ihr schon oft außerhalb von Finnland gespielt? Wie sind die Reaktionen?

Ehrlich gesagt haben wir noch nie in einem anderen Land gespielt. Das ist ein bisschen merkwürdig wenn man mal so darüber nachdenkt, denn wir sind wesentlich bekannter in einigen Ländern als in Finnland. Wir haben unter anderem ordentliche Fanbases in Griechenland, Portugal, Frankreich und den USA. Ich denke, dass es uns da wie vielen finnischen Bands geht. Aus irgendeinem Grund mag man uns oft im Ausland lieber als hier. Wir werden hoffentlich in naher Zukunft ein paar Shows für unsere Fans im Ausland spielen.

Vielen Dank für das Interview und alles Gute!

Danke! Auf zum Plattendealer eures Vertrauens!

11.06.2014

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