The Blackout Argument
The Blackout Argument

Interview

THE BLACKOUT ARGUMENT haben mit "Remedies" ihr zweites Album auf den Markt geschmissen. Gitarrist Chris stand uns Rede und Antwort zu dem schon weiter zurückliegenden Sängerwechsel und dessen Auswirkungen auf die Band, zur neuen Scheibe und der kostenlosen Online-EP "Smile Like A Wolf".

Moin, ich hoffe, bei euch ist soweit alles in Ordnung.

Super, alles gut hier, danke der Nachfrage.

Bevor ich zu eurer neuen Scheibe komme, möchte ich doch gern noch mal ein bisschen mehr über die „Smile Like A Wolf“ EP erfahren. Zunächst einmal würde mich interessieren, wie ihr überhaupt auf die Idee gekommen seid, als eigentlich gestandene Band eine EP kostenlos über das Internet zu vertreiben.

Die Idee kam Anfang 2008 auf. Wir wussten dass wir bis zum nächsten Album noch mal eine längere Veröffentlichungs-Pause haben würden und wollten in die Zeit mit einem Kleinformat überbrücken. Bei den Gesprächen in welcher Form wir etwas veröffentlichen wollen, kam die Idee auf ein reines Online-Release zu machen und dieses zudem gratis zum download anzubieten. Die Idee dahinter war, möglichst viele NEUE Leute zu erreichen, die bisher noch nichts von The Blackout Argument gehört hatten. Alles weitere, wie die Finanzierung des Projektes, die Umsetzung der aufwendigen Download-Webseite, Akquise von Medienpartnern, Artwork, Recording, usw. kam dann Stück für Stück. „Smile Like A Wolf“ ist dann am 1.6.2008 unter http:/www.smilelikeawolf.com online gegangen.

Soweit ich es in Erfahrung bringen konnte, wurde die EP ziemlich gut aufgenommen. Was für Reaktionen habt ihr für „Smile Like A Wolf“ bekommen?

Die Reaktionen waren überwältigend! Wir hatten in den ersten 3 Monaten über 10.000 Downloads und extrem viel positive Rückmeldungen per email oder auf myspace bekommen. Gerade auch von neuen Leuten, die THE BLACKOUT ARGUMENT über die EP erst neu entdeckt haben. Auch das Feedback der Presse war super. Wir haben viele Interview-Anfragen bekommen und einige tolle Features in größeren Magazinen gehabt. Natürlich gab es auch Fragen / Kritik zum Sinn und Unsinn einer gratis download EP, aber genau das wollten wir auch. In Zeiten des Umbruchs, so wie er derzeit in der Musikindustrie stattfindet, ist es wichtig neue Dinge auszuprobieren und etwas zu riskieren. So wie es bisher gelaufen ist geht es nicht weiter, das wissen alle, aber die meisten Medienschaffenden stecken den Kopf in den Sand und hoffen dass einfach bald wieder alles so ist wie früher. Träumt weiter…

Wenn Bands etwas online stellen, vor allem kostenlos, sind es meist irgendwelche Demo-Songs oder Hörproben eines kommenden Albums, sprich, ihr hättet für die EP ja auch Kohle nehmen können. War das eine reine Promoaktion oder viel eher ein Geschenk an eure Hörerschaft?

Eine Mischung aus beidem. Natürlich ging es primär drum unser neues Material zu veröffentlichen und als Band ist dir natürlich das Wichtigste, dass das möglichst viele Leute hören. Auf der anderen Seite entstehen bei so einer Aktion auch eine ganze Menge kosten. Wie du schon richtig gesagt hast, „Smile Like A Wolf“ sind nicht irgendwelche „Demo-Songs“ oder Proberaumaufnahmen. Wir waren richtig im Studio, haben einen Top-Designer für das Artwork beauftragt, eine aufwendige Download-Webseite mit verschiedenen Audio-Formaten, Cover-Artwork, Lyrics etc. bereit gestellt und alles so gehandhabt wie ein „echtes Release“. Der Aufwand hat sich aber gelohnt, die Reaktionen auf die Aktion haben das gezeigt.

Desweiteren kann ich mir gut vorstellen, dass ein Label da doch schon mal mit Unverständnis reagiert, wenn eine ihrer Bands plötzlich auf die Idee kommt etwas kostenlos rauszuhauen. Was haben den Lifeforce von der Idee gehalten?

Lifeforce waren von Anfang an cool mit der Idee. Sich selbst finanziell beteiligen wollten sie sich nicht, weswegen die EP auch offiziell auf Let it Burn Records erschienen ist. Für ein großes Label ist es ziemlich schwierig solche „Guerillia-Aktionen“ durchzuführen, dazu steht es viel zu sehr in der Pflicht von Vertrieben, Medienpartnern, etc. Mit Let it Burn, als kleineres Label war so was aber möglich.

Nach dem ersten Album „Decisions“ gab es bei euch einen Sänger-Wechsel. Sowas gestaltet sich ja häufig als schwierig, da Vocals einen entscheidenden Teil zum Wiedererkennungswert einer Band beitragen. Inwiefern hat sich denn Raphael Schmid bisher eingefügt und was waren die Reaktionen seitens eurer Fans auf diesen Wechsel?

Das stimmt, ein Sängerwechsel ist immer kritisch. Die meisten Bands verkraften maximal einen, Manchen bricht selbst das schon das Genick. Wir hatten da echt tierisch Glück: Bis zum heutigen Tag habe ich noch niemanden getroffen der behauptet hat der Sänger-Wechsel wäre für uns ein Rückschritt gewesen. Wir haben uns durch Raphael (neuer Sänger) musikalisch gefunden und waren sowohl live als auch im Studio nie so stark wie mit ihm. Auch menschlich passt das Ganze hervorragend. Manchmal fühlt es sich fast so an als wäre die Band damals 2007 „neugeboren“ worden.

Wenn ich das richtig verstanden habe, ist „Remedies“ mehr oder minder ein Konzept-Album, welches sich mit jeglichen menschlichen Emotionen auseinandersetzt. Magst du uns noch etwas mehr über die Idee dahinter erzählen und inwiefern man das Konzept auch musikalisch auf dem Album verfolgen kann?

Stimmt, „Remedies“ liegt ein Konzept zu Grunde, das die Musik, das Artwork, Lyrics, Song-Titel, Linernotes, etc alles miteinander vereint. Bei diesem Konzept geht es (kurz zusammengefasst) um Bachblüten, ein bekanntes homöopathisches Heilmittel, welches mich meine ganze Kindheit und Jugend über begleitet hat. Für jeden Gemütszustand gibt es eine passende Blüte. In Analogie hierzu haben wir den einzelnen Song auf „Remedies“, welche ebenfalls alle von verschiedenen Gefühlswelten handeln, jeweils eine passende Bachblüte zugewiesen, was sich in den Doppeltiteln der Songs (z.B. „Daisied Tree / HORNBEAM“ oder „Sven Tones Of Grey / PINE“) widerspiegelt. Die Idee dahinter ist es, die Songs, die Texte, das Album als ganzes oder Musik im allgemeinen als „Heilmittel“ anzuerkennen, welches die Fähigkeit hat den Rezipienten, aber auch uns als Musikschaffende, zu helfen, mit negativen Gefühlen wie Wut, Angst, Trauer, Stagnation, oder Verzweiflung besser umgehen zu können.

Auch sonst würde mich interessieren, inwiefern ihr denkt, dass ihr euch seit „Decisions“ als Band weiterentwickelt habt? Ich denke doch, dass man viel dazulernt wenn man mal etwas länger als Musiker unterwegs ist.

Klar, als individueller Musiker und als Band entwickelst du dich immer weiter, wobei ich das Gefühl habe, dass sich das bei THE BLACKOUT ARGUMENT so auswirkt, dass wir immer mehr lernen unsere Songs auf das Wesentliche zu reduzieren. Das war zwar bereits von Anfang an unser Credo aber „Remedies“ ist noch ein Stück mehr auf den Punkt und „konkreter“ als „Decisions“. Das Album ist sehr direkt und kompakt. Auch stilistisch haben wir das Ganze reduziert. Wir machen uns zwar über so was keine Gedanken, aber bei „Remedies“ war es uns primär wichtig ein „Rock-Album“ zu schreiben. Klar ist der Hardcore-Einfluss sehr dominant, aber das Grundgefühl das dem Album zu Grunde liegt ist ROCK! 😉

Im Grunde fahrt ihr auch auf „Remedies“ den üblichen Stil. Würdest du mir zustimmen, wenn ich sage, dass ihr bereits euern Weg gefunden habt und ihr ihn lediglich immer weiter ausbaut? Wird es vielleicht irgendwann mal einen kompletten Stilbruch von THE BLACKOUT ARGUMENT geben?

Wir haben immer mal wieder einzelne Songs die eine Art Stilbruch bedeuten. Außenstehenden fällt das manchmal nicht so auf, weil so ein Album fertig produziert immer „aus einem Guß“ klingt, aber da sind schon einige Songs dabei, bei denen wir uns nicht sicher waren ob wir nicht vielleicht doch einen Schritt zu weit gegangen sind hahaha! So zum Beispiel der Track „On Top Of The Beat“. Eigentlich eine straighte melodische Hardcore Nummer, aber das Intro ist auf gewisse Weise schon sehr gewagt! Das ganze klingt total Stoner-Obdachlos-mäßig und absichtlich ein wenig schief. Wir sind aber riesen Fans vom Song und haben uns letztendlich deswegen auch entschieden dass er AUF JEDEN FALL auf das Album kommt.

Ihr seid nun nicht eine dieser durchschnittlichen Metalcore-Kombos, die zum X-tausendsten Mal dieselben Ideen verbraten. Bei euch trifft Hardcore, auf Melodie und oft auch melodischen Klargesang, was euch sicherlich etwas untypisch macht, dennoch würde mich interessieren, ob ihr euch von Bands beeinflusst fühlt?

du meinst von anderen Bands?
Unbewusst passiert das sicher, aber wir setzen uns nicht hin und sagen: „So, jetzt schreiben wir einen Song der wie einer von BOY SETS FURE klingt“. Wir lassen die Songs einfach von alleine entstehen und das Ergebnis ist sicherlich eine Mischung aus den Sachen die wir selbst gerne hören. Da wir aber allesamt einen sehr breitgefächerten Musikgeschmack haben, ist die Mischung am Ende dann doch recht individuell.

Ihr legt ein ziemliches Veröffentlichungstempo vor. Bisher ist kein Jahr vergangen, in dem ihr nicht mindestens eine EP auf die Hörerschaft losgelassen habt. Glaubst du ihr könnt dieses Tempo beibehalten und wir können bereits 2010 wieder mit einer neuen VÖ aus dem Hause THE BLACKOUT ARGUMENT rechnen?

2010? Spätestens!! 😉 Es kann schon sein, dass wir zwischen „Remedies“ und dem nächsten Album noch mal ein Release zwischen schieben, aber konkret geplant ist da nichts. Jetzt ist erstmal „Remedies“ unser Baby und wir freuen uns drauf die Songs 2009 live zu präsentieren!

Ihr werdet bald mit u.a. THIS IS HELL auf eine ziemlich ausgedehnte Europa-Tour gehen. Freut ihr euch drauf und was erwartet ihr von der Tour und – vor allem ganz wichtig – was dürfen die Besucher der Shows erwarten?

Und wie wir uns drauf freuen! 4 Wochen Tour ist zwar eine lange Zeit und das wird ohne Frage auch ziemlich anstrengend, aber die coolen Dinge die man auf Tour erlebt (die Show jeden Abend eingeschlossen) rechtfertigen JEDEN Aufwand! Wir werden mindestens 7-8 Songs vom neuen Album spielen und unser Bestes geben, dass am Ende jeden Abend alle Besucher zufrieden nach Hause gehen.

Nun dann, ich denke, das war’s soweit. Vielen Dank für das Interview und viel Glück und Spaß mit dem Album und der Tour.

Danke für das Interview & den Support!

23.02.2009

Chefredakteur

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