The Axis Of Perdition
The Axis Of Perdition

Interview

THE AXIS OF PERDITION waren schon immer eine Band, die sich vorgefertigten Mustern, Kategorien und Erwartungshaltungen widersetzt hat. Mit ihrem neuesten Album „Urfe“ haben sie vermutlich ihr bisher kontroversestes Werk geschaffen, welches selbst an der Fanbasis umstritten ist, und wie keine andere Veröffentlichung vorher auf so scharfe Kritik traf. Andererseits war dies bei einem solchen Mammutwerk auch nicht anders zu erwarten. Michael Blenkarn stand mir Rede und Antwort, um einige der Details und Geheimnisse von „Urfe“ zu beleuchten.

Euer neues Album „Urfe“ war für viele Hörer sicherlich eine Überraschung, und das nicht nur, weil es ein Doppelalbum ist. Die Mischung aus Black Metal, Industrial und cineastischem Dark Ambient habt ihr zwar einigermaßen beibehalten, neu hinzu kommt allerdings die fast schon hörspielartige Performance.
Wie würdet ihr das Album beschreiben? Ist es ein Musikalbum, ein Soundtrack oder eine Art Hörbuch… oder etwas ganz anderes?

Ein Musikalbum, keine Frage. Keine der Alternativen ist adäquat genug. Der narrative Teil wurde so komponiert, dass er musikalischen Charakteristika folgt. Die Dynamik der Performance, rhythmische Kadenzen und die Auswahl der Wörter selbst wurde sowohl durch Klang als auch den Inhalt motiviert. Die Stimme wird selbst zum Instrument, Gesten und Texturen sind daher genauso wichtig wie die tatsächliche Bedeutung.
Wir haben die Industrial/Ambient-Passagen direkt zu den Sprachparts geschrieben, um diese vollständig in die kompositorische Evolution des Albums einzubinden, daher auch der kontinuierliche Wechsel zwischen erkennbarem Monolog, Fragmentierung, Eintauchen und Disintegration innerhalb der umgebenden Klänge und Texturen.

Der grundlegende Gedanke dahinter war, dass wir unsere eher schlechte Angewohnheit des Filmsamplings komplett über Bord werfen und dafür etwas Neues mit Substanz schaffen wollten. Eine Geschichte, auf die sich der Hörer entweder die ganze Zeit konzentriert, oder die er über sich hinwegfegen lässt, während sie einen Strom aus Bildern und Impressionen hinterlässt. Wir wollten diesen Aspekt in unserem Sound genauestens ausleuchten – unserer Fanbasis nach zu urteilen zwar ein höchst unpopulärer und strittiger Schachzug, aber für uns dringend notwendig.

Was kannst du uns über die Entstehung von „Urfe“ erzählen? Welche Instrumente und Technik kam zum Einsatz um die Klangwelt von Locus Eyrie zu erschaffen?

Die Arbeiten an „Urfe“ begannen im Herbst 2006, ohne dass wir das zunächst realisierten. Wir hatten bereits einige Teile für das kommende Album „Tenements“ geschrieben, aber es hatten sich auch einige hartnäckige Ideen angesammelt, die ein separates, eigenständiges Album nahelegten. Ursprünglich war es als ein 30-Minuten-Track namens „Grief Of The Unclean“ geplant, teilweise inspiriert von GODFLESHs „Go Spread Your Wings“. Nun, die Aufnahmen und die Fertigstellung dieses langen Stücks (welches letztendlich für die Tracks 3-5 auf „The Great Unwashed“ verwendet wurde) resultierten in weiteren Ideen, und ehe wir uns versahen, hatten wir bereits an die 50 Minuten Material zusammen, genug für ein ganzes Album.
Zu diesem Zeitpunkt fingen wir an, uns mit Les darüber zu unterhalten, ob er ein paar gesprochene Passagen beisteuern könnte. Wir diskutierten über die Welt von THE AXIS OF PERDITION, die Geographie, dysfunktionale innere Logik, Operandendynamik und -funktionen, sowie ihr genereller Zweck, ihre ureigene Ästhetik und die psychologischen Voraussetzungen, die sie geformt hatten.

Wir hatten die Idee, dass er hier und da ein paar Sprechparts haben sollte und gaben ihm dafür freie Hand. Stell‘ dir vor, wie verblüfft wir waren, als er mit den fertigen Sprachpassagen zu uns zurück kam. Nachdem die Aufnahmen im Kasten waren, mussten wir erschreckt feststellen, dass wir über eineinhalb Stunden uneditierte Sprachaufnahmen hatten, die unsere Vorstellungen bei weitem übertrafen und die reich waren an Les‘ Wissen über Esoterik, Semi-biographischen Details und darüber hinaus einen sehr lebendigen Stil hatten.

An diesem Punkt hatten wir bereits verkündet, dass es zwei Schwesteralben geben wird, „Grief Of The Unclean“ und „Tenements Of The Anointed Flesh“ (nun zu „Tenements“ vereinfacht), entschieden uns dann aber dazu, unserem Instinkt zu folgen und genug Musik zu schreiben, um so viel wie nur möglich von Les‘ Arbeit verwenden zu können und damit „Grief …“ in das Doppelalbum-Monstrum auszudehnen, welches nun auf den Namen „Urfe“ hört.
Soviel Industrial und Ambient-Musik zu komponieren war einfach herrlich und für uns auch eine Gelegenheit, den zahlreichen Einflüssen Tribut zu zollen, die auf unseren früheren Werken mal mehr, mal weniger deutlich zum Vorschein getreten sind: SWANS, TOM WAITS, DAVID BOWIE, NICK CAVE, GODFLESH, ESOTERIC, SCOTT WALKER, ANGELO BADALAMENTI, ULVER, THROBBING GRISTLE, STOCKHAUSEN, MARK ANTHONY TURNAGE, PENDERECKI, COIL und noch mehr aus diesem Bereich verruchter Industrial/Ambient- und elektronischer Musik.

Auf diesem Album haben wir ausgiebig mit Feldaufnahmen gearbeitet, mehr als je zuvor. Es war wundervoll, all diese faszinierenden und detailreichen Quellensounds von diversen Axis-freundlichen Orten zu ergattern. Wir konnten dabei viel experimentellere Methoden und Techniken einsetzen, als es uns bisher möglich war, ein ganz besonderer Dank für die tatkräftige Unterstützung bei diesem Vorhaben geht an das Music Department der Universität in Newcastle, hier vor allem Dr. Will Edmondes.

Die Geschichte von „Urfe“ beeindruckt auch durch ihren Symbolismus. Wenn ich an ‚Locus Eyrie‘ und die Agonie, die Urfe erleiden muss, denke, dann kommen mir solche Dinge wie Fegefeuer, Vorhölle, die persönlich erschaffene Hölle, Verlust von Kontrolle und Realität, die zum Alptraum wird, in den Sinn. Was kannst du uns über das Konzept und den Kontext des Albums erzählen, und was wollt ihr dem Hörer zur Entdeckung überlassen?

Urfe ist ein gebrochener Mann, verwirrt durch sein nicht erklärbares physisches und spirituelles Leiden, auf der Suche nach Antworten. Ein anonymer Brief mit Hinweisen auf eine rätselhafte Person namens Pylon lockt ihn zu einem geheimen Treffen in einer verlassenen Bibliothek. Hier stößt er jedoch auf ein Wesen, welches ihm Angst und Schrecken einjagt, und flieht. Auf seiner Flucht zerfällt die Welt um ihn herum und offenbart Stück für Stück eine surreale Hölle, die ihm Erlösung, Verdammnis oder eine abstoßende, täuschende Vermischung aus beiden.

 

Der Inhalt von „Urfe“ ist bereits so dechiffrierbar und zu entschlüsseln, wie wir uns das gewünscht haben, aber jene Konzepte befinden sich sicherlich im Vordergrund des Erlebnisses. Die Geschichte von „Urfe“ ist wirr und psychedelisch, zerklüftet durch die Schwächen des Erzählers, mit Gedanken, Bildern, Beobachtungen und Gefühlen, die ineinander verlaufen in einem exponentiell inkohärentem Ausfluß. Die „Welt“ von THE AXIS OF PERDITION könnte sicherlich als Purgatorium gesehen werden, die entzündete Wunde der Perichorese, in der sich zwei raue Realitäten verbinden. Das zentrale, die Welt definierende Gesetz ist, dass diese trotz einiger Kernorte und ihren jeweiligen Charakteristika, psychoreaktiv agiert. Das heißt, diese „Welt“ ragt zumindest teilweise aus der Psyche und dem Unterbewusstsein eines jeden Unglücklichen heraus, der in dieser Welt wandelt.

Die Welt, die Urfe erlebt, ist ein Alptraum, eine Kollision von Erinnerungen, persönlichen Dämonen und zunehmend verrückten, erzählerischen Verzierungen, in der seine Wahrnehmungen den Verfall seiner Umgebung verursachen. Aus diesem Grund schlägt der narrative Teil oft so häßliche, grausame und explizite Töne an; Urfe ist zwanghaft von seinem eigenen Leid besessen, von seiner Unreinheit und seinem Verrotten, und diese Abscheu manifestiert sich um ihn herum durch seine eigene Erzählung und Erinnerung als widerwärtiger Schmutz. Dies ist im Übrigen ein weiterer Aspekt von „Urfe“, für den wir viel Kritik einstecken mussten; den Leuten erschien dieser fast schon Grand-Guignol-artige Kitsch eher komisch. Unsere Arbeit hat natürlich ihren gewissen Humor, das hatte sie schon immer, keine Frage. Es gibt einige Momente auf „Urfe“, die mich an die „Jam“-Serie von Chris Morris erinnern, und ich denke, dass diese Stimmungsmixtur aus schwarzem Humor und unfassbarer Verzweiflung sich gut ergänzen.

Du hast einige bedeutende Einflüsse aus der frühen, anarchistischen Zeit des Industrial bereits angesprochen. Wo siehst du eure Wurzeln, aus welchem Quell schöpft ihr, wenn ihr ein Werk wie „Urfe“ kreiert?

Für uns ist THE AXIS OF PERDITION eine Industrialband, die Metal als Textur innerhalb einer breiten Palette von Klängen verwendet. Konsequenterweise schreiben und arrangieren wir unsere Musik für gewöhnlich nicht nach gängigen, strukturellen Regeln reiner Metalmusik. Das war schon immer unser Ziel, aber es hat uns, die wir vor einem reinen Metal-Hintergrund angefangen haben, viel Zeit gekostet und einige Alben gedauert, bis wir diesem Ziel überhaupt nahe gekommen sind. Unser Vorhaben, die ungleichen musikalischen Disziplinen zu vereinen war ursprünglich eine Reaktion darauf, dass sich sogenannte experimentelle Metalbands als ziemlich unspektakulär erwiesen, weil sie im Prinzip bloß Standard-Metal mit ein paar Spritzern Industrial oder anderen Elementen spielten, quasi als Dekor. Mittlerweile gibt es mehr Bands als vorher, die mutige Schritte unternehmen, und wir sind auch längst nicht mehr so reaktionär und feindselig, wie wir es mal waren. Aber während ich nicht sagen würde, dass irgendein Aspekt unseres Sounds besonders innovativ sei, haben wir uns doch inmitten all der Genres eine schöne, kleine Nische geschaffen, die nur uns gehört. Unser Stil ist ziemlich einzigartig.

Als weiteren Einfluss oder zumindest ‚Klangverwandten‘ nennt ihr AKIRA YAMAOKA. Was die düsteren, texturreichen, cineastischen Klänge betrifft, kann man tatsächlich einige Momente auf euren Alben ausmachen, die an die deprimierende Atmosphäre der „Silent Hill“-Soundtracks erinnern. Seid ihr Fans dieser Videospiele? Inwieweit haben euch YAMAOKAs Arbeiten beeinflusst?

Ja, wir sind alle Fans, mit Ausnahme von Les, der nur den Film kennt und nicht besonders begeistert davon war. Wir wären Narren und arrogant, verleugneten wir den massiven Einfluss, den „Silent Hill“ auf uns als Band und Individuen ausgeübt hat. Als der erste Teil 1999 rauskam, erschien es uns wie für uns gemacht, es traf unseren Geschmack hinsichtlich Horror und Sounds genau und fand seinen Widerhall auch in unserer Kindheit in der urbanen Tristesse von Middlesbrough. Ich denke, „Silent Hill“ ist und bleibt das beste Argument für Computerspiele als legitime Kunstform.
Der Höhepunkt unserer Beschäftigung mit „Silent Hill“ war jedenfalls 2003 erreicht, als wir den zweiten und dritten Teil der Serie durchspielten; seitdem hat unser Enthusiasmus dafür zwar nicht abgenommen, aber wir haben uns weiterbewegt, unsere Geschmäcker erweitert, uns neuen Richtungen zugewandt. Deshalb sind THE AXIS OF PERDITION nun auch kulturell weitaus beschlagener als früher, wenn auch unsere Wurzeln immer erkennbar bleiben und von uns respektiert werden.

Gehen wir näher auf die Vokalperformance auf „Urfe“ ein. Ihr habt euch für den Schauspieler Leslie Simpson entschieden – was brachte euch auf ihn, und was waren/sind seine Gedanken zu „Urfe“? Deinen vorangegangenen Antworten nach zu urteilen wart ihr mehr als zufrieden mit seiner Arbeit.

Ich kenne Les schon seit einigen Jahren, und als wir zwecks Zusammenarbeit nach einem Schauspieler suchten, war er die erste Wahl. Er stammt aus Teesside, deshalb verstand er auch diesen Aspekt unseres Charakters ziemlich gut. Er ist sehr anpassungs- und aufnahmefähig, extrem talentiert, originell und voller Hingabe zu seiner Kunst. Les verfügt über ein beeindruckendes Wissen, ist sehr belesen und geradezu begierig darauf, neue musikalische Erfahrungen zu machen. So hat er uns eine Menge neuer und interessanter Ideen vorgebracht und uns ständig angespornt, noch härter und besser zu arbeiten und quasi aus unserer „Kuschelzone“ auszubrechen. Die Arbeit mit ihm war so intensiv, dass wir uns fast dazu hinreißen ließen, das Album unter dem Namen „Leslie Simpson & The Axis Of Perdition“ zu veröffentlichen, außer dass das eher wie eine schlechte Harry Potter Parodie geklungen hätte, hehe.

Du hattest bereits erwähnt, dass das Album auf teils auf starke Kritik gestoßen ist, was ja auch irgendwie zu erwarten war. Neben überschwänglichen und eher unentschiedenden Reviews habe ich beim Querlesen auch ziemlich üble Verrisse entdeckt. Bei vielen ging es um die Abwesenheit „echter Musik“ und die Omnipräsenz von „bloßen Klängen“.
Wie wichtig nehmt ihr solche Kritiken, bzw. welches Feedback schätzt ihr am meisten?

Wie eigentlich alle Musiker machen wir das in erster Linie nur für uns selbst. Allerdings hat mich das Ausmaß der negativen Kritiken, die wir für unsere künstlerischen Entscheidungen diesmal einstecken mussten, doch ein wenig getroffen. Es ist ja nicht so, dass AXIS-Fans ein gewisses Maß an Metamorphose und Herausforderung nicht erwarten würden, deshalb macht es mich auch ein bisschen sprachlos, warum so viele Hörer von der Menge des Industrial im Vergleich zum Metal auf „Urfe“ so verschreckt sind. Ich nehme an, dass viele von ihnen sich nur auf die oberflächlichen Aspekte der Musik einlassen, was natürlich auch ok ist; Es zeigt jedenfalls ein Missverständnis, nicht der Musik, sondern dessen, was wir damit eigentlich erreichen wollen.

Ich bin auch ein bisschen verärgert darüber, dass manche Leute davon ausgehen, die Ambient-Bestandteile hätten weniger Substanz als die Metal-Elemente, und dass sie weniger kompositorischen Aufwand erforderten. Weiter weg von der Realität könnte man damit nicht liegen. Jeder, der Industrialmusik als „leicht“ betrachtet, gibt sich meiner Meinung nach einfach keine echte Mühe. Gleichwohl halte ich es für ziemlich einfältig und engstirnig, die Industrial-Bestandteile abzukanzeln, als wären sie einfach keine „Musik“. Diese Musik hat eine Geschichte von mehr als 60 obskuren Jahren, von Schaffer zu Stockhausen, Throbbing Gristle und dem gegenwärtigen Industrial Underground.

Für mich ist es einfach faszinierend, zwischen den Tönen zu arbeiten, die Texturen und Spektromorphologie der Klänge zu erforschen. Es ist mir wirklich schleierhaft, wie Leute, die sich selbst als AXIS-Fans bezeichnen (oder bezeichneten), es für nicht mehr als Hintergrundgeplänkel vom Metal halten. Es war nie unsere Absicht, unsere Hörerschaft mit „Urfe“ so zu spalten, andererseits ist es gut, dass es zur Diskussion anregt und solche Meinungen provoziert, selbst wenn es übelste Kritik sein sollte. Ich bin hochzufrieden mit dem Album, und das ist alles, was ich wissen muss.

Wo andere Metal oder „echte Musik“ vermissen, hatte ich einen anderen Eindruck. Während ich „Urfe“ anhörte, konnte ich mich ziemlich schnell auf den Hörspielartigen Charakter der Erzählung, zusammen mit dem Soundtrack, den Umgebungsgeräuschen und Effekten, einlassen. Ich wartete nicht darauf, bis die „Musik“-Passagen im zweiten Teil („The Great Unwashed“) auftraten, ich war sogar überrascht, weil sie den Fluß des Geschehens etwas unterbrachen. Es scheint also aus beiden konträren Perspektiven eine Art Ungleichgewicht zu geben.

Ich weiß genau, was du meinst, auch wenn es an dieser Stelle etwas schwierig ist, im Detail auf die unebene Form des Albums einzugehen. Fakt ist, dass die Geschichte von Urfe eine Trilogie werden wird, auf „Urfe“ hört man die ersten beiden Teile, und mit „Tenements“ wird sie abgeschlossen werden. Das komplette Werk und der Kontext, den jeder Teil für die jeweils anderen bereitet, ist noch nicht offengelegt.
Wir hatten überlegt, ob wir die ganze Geschichte als 3-CD-Monster veröffentlichen, aber dann dachten wir, dass es das Label ruinieren könnte, etwas so kostspieliges zu produzieren, was dann vielleicht nur ein paar Leute kaufen. Es gab auch die Möglichkeit, jeden Teil separat zu veröffentlichen. Doch pragmatisch gedacht wäre das sicherlich ungünstig, da die meisten wohl auf die „metal-freie“ CD verzichtet hätten, und damit auch etwas verpassen, was wir als sehr wichtig in unserem Sound empfinden, mal ganz abgesehen von der gesamten Story. Wenn der dritte Teil fertig ist, kann man freier darüber reden.

Was können die Hörer denn von „Tenements“ ungefähr erwarten?

„Tenements“ wird die Geschichte von Urfe abschließen, aber trotzdem ein eigenständiges Album sein. Auf Grund seines Konzepts, welches wir schon im Sinn hatten, bevor wir überhaupt an Urfe dachten, kann man es auch im weiteren Sinne als eine Art Nachfolger von „Deleted Scenes…“ betrachten. Auf einer rudimentären Ebene fängt der Charakter auf „Urfe“ in der Normalität an und kommt zum Ende hin in eine ähnliche Lage wie der Protagonist auf „Deleted Scenes…“, beide Alben enden also ungefähr am gleichen Ort, wenn auch den Protagonisten ein unterschiedliches Ende bevorsteht. „Tenements“ wird auf jeden Fall anders sein, als die ersten beiden Teile auf „Urfe“, weil wir nicht die Absicht haben, das gleiche Album zweimal zu machen.

 

Das Doppel-Digipak enthält ein großes Panorama-Bild, welches sich über alle vier Panele erstreckt. Aufgefaltet sieht es aus wie ein großes Auge, eingekapselt darin eine Landschaft mit Feuersäulen… oder eine moderne Stadt, die unter einer giftigen Smogglocke begraben liegt. Wer steckt hinter dem Artwork?

Deine Interpretation ist sehr akkurat, es ist eine abstrakte Abbildung von Locus Eyrie, betrachtet von einem Tunnelausgang. Brooke Johnson hat es gemalt.

Auf den Innenseiten sind einige verstörende Fotos eingebettet, vor allem das eine mit den ganzen medizinischen Instrumenten erinnert an frühere Artworks. Wofür stehen diese Fotos?

Die Fotos sind Stills aus einem Kurzfilm, in dem Les mitgespielt hat: „I Love You“, gedreht vom Special FX Magier Tristan Versluis. Les hat gespürt, dass es viele direkte Parallelen zwischen dem namenlosen Charakter aus dem Kurzfilm und Urfe gibt, und Tristan hat uns genehmigt, diese Fotos zu verwenden. Brooke hat sich noch ein ganzes Stück bearbeitet, damit Les so erschreckend krank und ausgemergelt aussieht, wie wir uns Urfe vorstellen. Ich habe mir Urfe immer so wie Les vorgestellt, weil er sich während der Aufnahmen im Studio so in den Charakter hineingesteigert hat. Das war ziemlich beeindruckend, und genau das wollten wir mit unseren Hörern teilen.

Vielen Dank für das Interview!

Danke auch! Und vergiss nicht, dir die Füße zu waschen, wenn du aus der Welt von Urfe heraustrittst. Und die Hände. Und die Augen. Und die Zunge…

19.03.2009
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