The Anti Doctrine
Moderner Metal muss nicht nur aus den USA oder Schweden kommen

Interview

THE ANTI DOCTRINE sind ein mehr als hoffnungsvoller Vertreter modernen Metals und stammen dazu noch aus deutschen Laden. Mit „A Worldwide Elite And Its Downfal“ beweisen die Jungs, dass Metal moderner Machart nicht nur aus den USA oder Schweden kommen muss. Ich habe mich mit der Band über ihre ambitionierten Pläne unterhalten.

The Anti Doctrine

Norman: Hi Jungs erst mal Glückwunsch zu der Scheibe. Alles klar bei Euch?

Danke. Wir sind natürlich glücklich, dass es endlich soweit ist und unsere Platte veröffentlicht wurde.

Norman: Mal gleich etwas vorweg. Sagt Euch die Band ON BROKEN WINGS etwas? Und wenn ja, hab Ihr Euch ein wenig an Ihnen orientiert?

Ich kenne sie leider nicht und wir haben gemeinsam noch nie über diese Band gesprochen. Auch wenn sie also einer von uns kennen sollte, was ich mir gut vorstellen könnte, hat diese Truppe allerdings keinen Einfluss auf uns genommen.

Norman: Mal ein wenig zu Euch. Bisher seid Ihr noch nicht so bekannt, was sich aber sicher ändern wird. Erzählt mal ein wenig über Euch die Band und was sonst noch aktuell ist in Eurem Leben.

Vier von uns arbeiten und einer studiert. Wir versuchen gemeinsam, mit THE ANIT DOCTRINE soweit zu kommen, wie man es eben als deutsche Band mit extremem Sound schaffen kann und legen dabei eine gesunde Mixtur aus Idealismus und Realismus an den Tag. Wir geben unser Bestes, die beruflichen Pflichten bzw. das Studium in Einklang mit den Anforderungen zu bringen, die eine ernst gemeinte Band mit sich bringt. Das ist nicht immer einfach, aber es lohnt sich immer, für die Sache – die Musik – alles zu geben.

Norman: Ihr seid die erste Band, die mir so in den letzten Jahren untergekommen ist, die es versteht diese chaosartigen Parts mit Melodie in einer besonderen Weise zu verbinden. Was war für Euch die Inspiration für diese Musik?

Wir haben nach und nach Geschmack an immer extremeren Bands gefunden. Vor allem Philip wühlt sich gründlich durch den Underground. Zudem war es uns wichtig, eine Band zu sein, die nicht austauschbar ist; eine Band, die nicht nur eine gute Kopie der Genregrößen ist. Philip, der bis auf einen Song alle Albumtracks geschrieben hat, sagte mal, dass er jedem Song eine „besondere Stelle“/ „einen besonderen Part“ schenken will, um ihn einzigartig zu machen. Ich behaupte, das hat er geschafft.

Norman: Da kann ich Die durchaus zustimmen. Aber wie würdet Ihr Eure Musik selbst kategorisieren?

Es gibt wohl keine Genrebezeichnung für uns. Das wundert mich aber auch nicht, da jede Genrebezeichnung, besonders die x-liebigen Blabla-Cores, unendlich viele Dogmen mit sich bringen, die bei drei Songs vielleicht greifen, spätestens aber bei dem vierten Track scheitern. Wir selbst bezeichnen unseren Sound einfach mit Metal und betonen dabei den progressiven Ansatz und die integrierten, rein musikalischen Stilelemente des Chaos-, Grind- und Hardcore.

Norman: Ihr seid ja noch eine recht junge Band, die sich an eine Aufgabe herangewagt hat, die oft nicht mal vermeidlich gestandene Bands zu meistern vermögen. Ihr kombiniert ziemlich zielsicher die unterschiedlichen Metal-Sparten. War es für Euch von Anfang an klar, dass das so funktionieren könnte, oder war schon auch ein wenig die Skepsis da, sich mit diesem Wagnis vielleicht auf eine Art lächerlich zu machen?

Wir waren und sind zwar unfassbar stolz auf unsere Songs, haben aber natürlich dennoch voller Ungeduld und mit einer gesunden Portion Unsicherheit auf Reaktionen von außen gewartet. Die Angst, sich lächerlich zu machen, hatten wir allerdings nicht – wir wussten ob der Qualität unserer Musik. Das Spannende an polarisierenden Bands ist, dass ihre Musik für die einen überhaupt nicht funktioniert und für die anderen gleichzeitig die größte Offenbahrung darstellt.

Norman: Ihr sagtet ja bereits, dass Ihr alle geregelten Tätigkeiten nachgeht, aber inwieweit bestimmt die Musik Euer Leben oder anders wie beeinflusst Euer Leben die Musik?

Da es für uns alle ein „professionelles Hobby“ ist, schaufeln wir uns alle so viel Zeit wie möglich für unser gemeinsames Projekt frei. Wir alle entnehmen unserer Musik und der Tatsache, Teil dieser Musikkultur zu sein, sehr, sehr viel. Ich denke, die Welt hat schon ihren Anteil daran, dass es Bands wie uns gibt, die extrem ungemütliche Musik machen – schließlich bietet einem die Welt und das Leben darin tagtäglich höchstungemütliche Szenarien auf weltweiter aber auch lebensnaher Ebene.

Norman: Erzählt mal ein wenig über die Entstehung Eures Debüt-Albums. Es dürfen auch gerne ein paar nette Anekdoten dabei sein.

Nun, wir haben uns nach Fertigstellung der EP einen sehr straffen Zeitplan von vier Monaten aufgestellt (Sept., Okt., Nov. Dez. 2004), in dem wir 17 Songs für die Zeit im Studio schreiben, einstudieren und arrangieren wollten. Wir haben dieses Ziel tatsächlich erreicht, uns auf die Aufnahmen vorbereitet und konnten diese 17 Songs demnach auch in 13 Aufnahmetagen komplett einspielen. Der Arbeitsprozess im Studio war leider aufgrund der Umstände vor Ort nicht immer inspirierend, wir haben aber genau die Platte geschaffen, die uns vorgeschwebt war und so sehen wir inzwischen darüber hinweg. Philip, der ja auch als Produzent fungierte, wusste stets, wie er Parts, Breaks und Songstrecken veredeln konnte. Er genießt hierbei das volle Vertrauen der Band. Anekdoten kann ich mir jetzt leider nicht aus den Fingern saugen – höchstens Arbeitstitel unserer Songs, aber die verraten wir nicht!

Norman: Ohne Euch dazuzuzählen, wie seht Ihr den aktuellen Trend, dass immer Bands dem Metal-Core verfallen, was auch wieder mehr Medieninteresse hervorruft? Denkt Ihr dieser Trend fördert das Verständnis für Metal und könnte ihn etablieren, oder glaubt Ihr es ist ein Trend, der eher schadet?

Es ist absolut nachvollziehbar, wenn eine Band in ihrem Eifer, bekannt zu werden, anfängt, sich einem Trend anzuschließen. Das geht natürlich oft in die Hose, aber oft kommen diese Bands tatsächlich durch damit. Es gibt genug Platten, von denen ich mir sicher war, dass sie wegen Trittbrettfahrerei von der Presse zerfetzt werden – genau das Gegenteil war dann aber der Fall. Metalcore an sich ist nicht das Übel, sondern vielmehr das viele Gerede darüber. Plötzlich wird über Daseinsberechtigungen von Bands diskutiert und irgendwann willkürlich beschlossen, dass der Zug abgefahren sei. Ich finde es schade, wenn so unendlich viel darüber geredet, debattiert und sinniert wird. Das zerstört ungemein viel.

Norman: Ihr habt mit Roadrunner einen ziemlich starken Vertriebspartner an der Hand, wie seid Ihr dazu gekommen, wovon viele Bands nur träumen.

Das Roadrunner Team hat ebenso wie Eat The Beat an uns und unsere Labelkollegen wie DAYS IN GRIEF, NME.MINE, MOURNFUL und die vielen anderen geglaubt. So kam der Lizenzdeal zustande. Wir haben uns natürlich sehr darüber gefreut, sind uns aber zu jeder Zeit bewusst, dass es nur auf eines ankommt: Die Musik !

Norman: Erzählt mal ein wenig über den Tour Support bei SLIPKNOT. Das muss doch für Euch beinahe wie ein Traum gewesen sein.

Es war eine großartige Erfahrung und ja: Es war die Erfüllung eines Traums. Wir halten uns aber nicht mit den Coups der Vergangenheit auf – es geht um das hier und jetzt und das, was wir in Zukunft erreichen wollen. Auf unserer Page kann man immer noch die Tourdiary dazu lesen.

Norman: Sehr zukunftsorientiert kann ich da nur sagen! Kann es aber sein, dass Ihr auch musikalisch einiges von den Maskenmännern in Eure Songs eingebaut hab. Insbesondere bei „Prototype Of Modern Mischief“ viel mir as auf, das ein wenig an „Wait And Bleed“ erinnert.

SLIPKNOT haben bis dato drei absolute Knalleralben veröffentlicht. Wenn sich eine Band in unsere Songs schleicht, dann eher unbewusst und ich gebe Dir bei „Prototype…“ sogar recht – da kann man SLIPKNOT raushören ! Ansonsten sehe ich schon einen sehr klaren Unterschied, ohne mich von dieser Band distanzieren zu wollen – wie gesagt, die Platten sind großartig!

Norman: Wie ist es Euch bei den Dates mit den Jungs von SLIPKNOT ergangen? Hattet Ihr das Gefühl Ihr wurdet akzeptiert. Man kennt es ja von Bands wie SLAYER, die sich nicht darum scheißen, wer mit ihnen spielt.

In dieser Hinsicht war die Band absolut klasse. Wir haben uns sehr wohl und akzeptiert gefühlt.

Norman: Wenn ich das richtig informiert bin, war Euer Support für SOULFLY noch bevor eine Scheibe draußen war. Hab ich das richtig in Erinnerung und wenn ja wie ist kam es dazu?

Wir hatten unsere selbstproduzierte EP mit dabei und konnten den Konzertbesuchern immerhin einen ordentlich klingenden Tonträger mit 6 Tracks mitgeben ! Wir arbeiteten mit Partnern zusammen, die uns auf Tour schicken konnten – das war unser Glück! Die Tour an sich war aber natürlich das Größte. Auch hierzu gibt es noch ein Diary auf unserer Page!

Norman: Aus gegebenem Anlass: Eine Frage etwas abseits. Muss ein Metaller lange Haare haben?

Das würde keiner von uns so sehen.

Norman: Eure Top/Flop 5 (egal was)

Da wird man bei den verschiedenen Persönlichkeiten, die unsere Band ergeben, keine einheitlichen Top5 von irgendwas erstellen können!

Norman: Noch ein paar Stichworte mit der Bitte um eine Schnelle Antwort:

– Mp3: Einige Vorteile – Viele, viele Nachteile
– MTVIVA: Gibt es für uns nicht mehr
– London: …würden wir gerne mal berocken
– Fans: Halten Bands am Leben!
– Frauen: Hören zum Glück auch harte Musik
– Frauen auf Tour: Geht meistens nicht gut

29.08.2005

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