The 11th Hour
The 11th Hour

Interview

Das letzte Stündlein hat geschlagen. Nicht für THE 11TH HOUR, das neue musikalische Betätigungsfeld von Ed Warby (u. a. HAIL OF BULLETS, GOREFEST) und seinem DEMIURG-Kollegen Rogga Johansson, sondern für den Protagonisten des Konzeptalbums "Burden Of Grief". Was es damit auf sich hat, klärten wir mit Ed.

The 11th HourWie kam es zu der Idee, gemeinsam mit Rogga Johansson (u. a. DEMIURG, PAGANIZER, BANISHED FROM INFERNO, RIBSPREADER u.v.a.) ein Doom-Metal-Album zu veröffentlichen, zumal ihr beide hauptsächlich für eure Death-Metal-Geschichten bekannt seid?

Ich traf Rogga auf der Global Domination Seite, auf welcher sich neben anderen Dingen auch verschiedene Foren von Bands befindet. Wir begannen darüber zu sprechen, vielleicht etwas zusammen mal zu machen, und Rogga fragte mich, ob ich daran interessiert wäre, mit ihm ein Doom-Metal-Projekt im Stile von WINTER zu starten. Letztendlich wurde daraus aber nie etwas, stattdessen arbeiten zusammen an DEMIURG. Ich kann mir vorstellen, dass Rogga den Großteil seiner Ideen hierfür verwendete. Das Konzept blieb allerdings in meinem Kopf, und ich begann für mich selbst damit, einige Doom Songs zu schreiben, bis ich fühlte, dass ich genügend für ein vollständiges Album zusammenhätte. Ich fragte dann Rogga, ob er einen Teil des Gesangs übernehmen wollte. Wir lieben beide Doom, hauptsächlich stehe ich auf das klassische, epische Zeug, während Rogga eher auf die hässliche Seite des Doom Spektrums abfährt, aber zusammen arbeitet es wirklich gut.

Welche Bedeutung steckt hinter dem Bandnamen THE 11TH HOUR?

Es steht für die allerletzte Stunde im Leben, die letzte Chance, Dinge richtig zu tun, Sachen wie das. Der Tod hat mich schon immer fasziniert und ich wusste gleich, dass dies ein großer Teil dieses Projektes sein würde. Ich kam auf den Namen durch eine bizarre Abfolge von Zufällen: Eines Morgens wachte ich auf und die Uhr meines Weckers stand auf 11.11 Uhr. Später an diesem Tag arbeitete ich an dem Song, aus welchem später „Origins Of Mournings“ werden sollte, aber der damals noch den Arbeitstitel Doom11 trug. Nachdem ich wenige Stunden mit dem Stück verbracht hatte, fand ich, dass der Song eine gute Struktur besitzt. Also entschloss ich mich, ihn schnell zusammenzufügen, und es stellte sich heraus, dass er gerade über 11 Minuten lang ist, das längste Stück bisher, ohne dass es gewollt war, dass er so lange wird. Also 11, ich dachte, mal schauen, ob ich einen coolen Namen finde, welcher diese Zahl enthält, und es dauerte nicht lange, bis ich auf THE 11TH HOUR kam. Er passt sehr gut zum Konzept des Albums, und klingt gleichzeitig sehr ominös und ahnungsvoll.

Ist THE 11TH HOUR für dich eher ein Projekt oder eine richtige Band?

Es begann als Projekt, so habe ich es auch Napalm Records präsentiert. Allerdings hat sich seither viel verändert, dieses Wochenende haben wir unsere ersten beiden Auftritte gespielt, oder sagen wir ein Versuch und ein richtiges Konzert, ich kann also sagen, dass THE 11TH HOUR nunmehr eine richtige Band sind. Im Studio werden es immer nur ich und Rogga sein, das ist die Art, wie dieses Projekt, äh, ich meine diese Band, haha, arbeitet, aber auf der Bühne ist es eine unterschiedliche Einheit. Ich fand heraus, dass es mir wirklich sehr viel Freude bereitet, der Sänger und Gitarrist zu sein. Das ist eine sehr frische Erfahrung für mich, in einer Band zu sein, nachdem ich für über 25 Jahre lang der Schlagzeuger war.

In welchem Zeitraum entstanden die Stücke für euer Album „Burden Of Grief“? Habt ihr alles Songs verwendet, welche geschrieben wurden, oder gibt es noch welche, die übrig sind?

Ich schrieb die Songs direkt, nachdem wir das HAIL OF BULLETS Album „…Of Frost And War“ fertig hatten. Ich bin ein solcher Workaholicer, es ist für mich unmöglich, einfach zurückzulehnen und zu relaxen, selbst nach so einem massiven Unternehmen. Ich hatte insgesamt 11 Songideen, und letztendlich verwendete ich die Ideen 1 „One Last Smoke“, 2 „In The Silent Grave“, 3 „Longing For Oblivion“, 5 „Atonement“, 6 „Weep For Me“ und 11 „Origins Of Mourning“. Die Idee Nummer 8 war noch nicht fertig, inzwischen habe ich das Stück aber komplettiert, und es wird auf dem nächsten Album enthalten sein. Der Rest sind unfertige Stücke und Teile, welche ich mir seither nicht mehr wirklich angeschaut habe. Vielleicht werde ich noch etwas hiervon verwenden, aber ich habe so viele neue Ideen, dass ich das wahrscheinlich gar nicht tun möchte.

Wo fanden die Aufnahmen statt, und wer kümmerte sich um die Produktion? Ich weiß nur, dass Ronnie Bjornstrom das Album gemischt hat. Gab es aufgrund der räumlichen Distanz zwischen dir und Rogga irgendwelche Probleme während der Produktion?

Das Schlagzeug wurde in den Excess Studios aufgenommen, wo auch alle letzten GOREFEST und HAIL OF BULLETS Aufnahmen entstanden. Den Rest habe ich selbst in meinem eher bescheidenen Homestudio aufgenommen. Das war natürlich sehr effektiv, da ich Künstler und Produzent zugleich war, und mich auch um das Enigneering und das Schneiden kümmerte. Ronnie kümmerte sich um den Mix in Schweden und wir kommunizierten miteinander per Telefon, Email und Messenger. Ich arbeite auf diese Weise seit Tue Madsen und Dan Swanö es auch bevorzugen, alleine zu mischen. Mit Ronnie ist es sehr einfach, zusammenzuarbeiten, und wir hatten eine sehr problemlose Mixperiode, abgesehen von ein wenig Stress gegen Ende wegen der Deadline. Ich werde definitiv das nächste Mal wieder mit Ronnie zusammenarbeiten.

Es gibt ein Konzept hinter „Burden Of Grief“. Bitte erzähle uns von dem Konzept und wie es zu der Idee hierzu kam!

Die Geschichte dreht sich um einen Patienten mit einer tödlich verlaufenden Lungenkrankheit, welcher in seinen letzten Lebenstagen versucht, die Sünden seiner Vergangenheit zu begleichen. Es ist ziemlich dunkel und bedrückt, und teilweise inspiriert durch den Tod meiner eigenen Eltern. Anfangs war es von mir nicht geplant, dass die Geschichte so persönlich wird, ich wollte einfach einige Horror/Fantasie Texte schreiben und damit fertig werden, aber Rogga überredete mich dazu, etwas ernsthafteres zu schreiben. Zuerst wollte ich das Album „Burden Of Guilt“ oder „Burden Of Sin“ nennen, aber als ich schließlich auf meine eigene Trauer als Inspiration stieß, entschied ich mich für „Burden Of Grief“.

Wie schwierig ist es, ein Konzeptalbum aufzunehmen, da hier ja die Musik der Geschichte immer folgen und diese sich den jeweiligen verschiedenen Situationen anpassen muss und den Texten? Entstand die Musik vor den Texten oder umgekehrt?

Ich fand es nicht zu schwierig da der Grundriss für mich sehr klar war. Wir hatten viel mehr Ärger mit „…Of Frost And War“ da dort ein chronologischer Aufbau der wahren Stationen notwendig war, weshalb wir die Reihenfolge nicht ändern konnten, nachdem Martin (Van Drunen, HAIL OF BULLETS Frontgrunzer, Anmerk. d. Verf.) jedem ein Subjekt zugeteilt hatte. Für dieses Album entschied sich die Songreihenfolge von selbst, und es war sehr einfach, die Themen des Songs zuzuweisen. Ich wusste schon, dass „Origins Of Mourning“ das schwarze Herz das Albums werden würde, und „One Last Smoke“ und „Longing For Oblivion“ wurden entsprechend der Anfang und das Ende, der Rest war also einfach.

Ihr verwendet klaren Gesang als auch Growls, wobei beide Gesangsarten den Protagonisten repräsentieren. Hat jeder von euch lediglich die Texte der eigenen Gesangslinien geschrieben oder war es eine Kollaboration von euch beiden?

Nein, wir haben beide zusammen an den Texten gearbeitet. Wir schreiben Texte auf die Weise, dass ich Rogga einige Themen sage, von welchen der jeweilige Song handeln soll, und er schreibt dann viele Verse und Wörter. Von diesen nehme ich meine Inspiration und konstruiere daraus dann den jeweiligen Text. Einige Songs bestehen größtenteils aus seinen Versen, bei anderen haben ich vielleicht einen oder zwei verwendet, welche mich für den Rest inspiriert haben. Es ist eine sehr produktive und organische Art zu arbeiten, ich habe zuvor noch nie Texte geschrieben, aber es fühlte sich sehr natürlich an. Dir wird vielleicht aufgefallen sein, dass der klare Gesang die eher vernünftige und ruhige Seite des Charakters repräsentiert, während die Growls die ärgerliche, klägliche Seite zeigt. Ich habe einige Reviews gelesen, welche nach der Notwendigkeit der Growls fragen, aber die haben den Sinn des Albums komplette missverstanden.

Aus musikalischer Sicht kombiniert ihr auf „Burden Of Grief“ Elemente aus dem traditionellen Doom als auch dem Death Doom Metal. War es eine bewusste Entscheidung, beide doch recht unterschiedliche Sounds miteinander zu kombinieren?

Ja und nein. Ich wollte unterschiedliche Stimmungen für die verschiedenen „Szenen“ erschaffen, weshalb wir auch zwei verschiedenen Gesangsarten verwendeten, und ich schätze ich habe für die härteren, aggressiveren Parts unterbewusst von meinem Death-Metal-Erbe angezapft. Aber grundsätzlich habe ich einfach die Stimmungen und Bilder in meinem Kopf mich führen lassen, und das Resultat ist das, was wir auf dem Album hören können. Ich denke, die Kombination der Stile funktioniert wirklich gut und ich mag die Freiheit als Komponist, in einem Moment ein delikaten Piano-Part zu schreiben, und im nächsten Moment ein erdrückendes Riff.

Bitte nenne uns deine zehn Lieblingsalben des Doom Metals und erzähle uns, warum diese so eine Bedeutung für dich haben!

Oh, ich liebe solche Aufzählungen, aber es ist schwierig, die Anzahl auf 10 zu begrenzen. Mal sehen:

1. CANDLEMASS – „Epicus Doomicus Metallicus“
Das ultimative Doom-Metal-Album, man kann diese Musik einfach nicht besser als hier machen. Nun, „Nightfall“ ist auch nicht schlechter…

2. TROUBLE – „Psalm 9“
Ich bete dieses Album an, seit ich es zum ersten Mal gehört habe, die ganze Atmosphäre riecht nach Tod, wundervoll…

3. FUNERAL – „From These Wounds“
Ein Album so schön. Alleine schon das Schreiben des Albumtitels jagt mir einen Schauer über den Rücken. Zu schade, dass Kjetil Ottersen (ehemaliger FUNERAL Gitarrist, Anmerk. d. Verf.) nicht mehr bei ihnen ist, seine Melodien sind fast schmerzlich traumhaft.

4. PARADISE LOST – „Shades Of God“

Ich könnte hier ebenso gut auch „Icon“ oder „Gothic“ nennen. Ich liebe PARADISE LOST, sie sind noch immer eine meiner Lieblingsbands und ich bin froh darüber, dass sie zurück sind und das tun, was sie am besten können.

5. VIRGIN BLACK – Requiem: Mezzo Forte

Das ebenso bestechende „Requiem: Fortissimo“ ist heavier aber ich liebe einfach das wiederkehrende Trauer Thema auf diesem Album, und Samantha Escarbe ist eine kriminell unterbewertete Gitarristin. Sie bringt ihre Gitarre zum Singen auf eine Weise, welche mich an Greg Mackintosh von PARADISE LOST erinnert, einem meiner weiteren Favoriten.

6. WARNING – „Watching From A Distance“ / „The Strength To Dream“

Unmöglich zu wählen, da beide Alben gleich brilliant sind. Doom auf seine beste und emotionalste Seite, essentielle Musik.

7. ISOLE – „Bliss Of Solitude“

Eine Band, welche von Album zu Album immer besser wird, und ein großer Einfluss für den Sound von THE 11TH HOUR, ich liebe einfach diesen Peavy Knarren. Außerdem sind es Labelkollegen.

8. KRUX – „Krux II“

Unglaubliche Riffs, brillianter Gesang, niederschmetternder Klang, das ist es, wie perfekter Doom klingt, soweit es mich angeht.

9. PANTHEIST – „O Solitude“

Wunderschönes Elend, um sich darin zu ertränken…

10. DOOM:VS – „Dead Words Speak“

„Aeternum Vale“ ist ebenfalls großartig, aber „Dead Words Speak“ habe ich öfters angehört. Erinnert mich ein wenig an mein eigenes Bestreben, da dies hauptsächlich auch eine One Man Show ist. DRACONIAN ohne den Käse ist eine Beschreibung, die man oft hört, aber ich mag auch DRACONIAN.

Du warst und bist in vielen verschiedenen Bands. Wie teilst du deine Zeit zwischen all den verschiedenen Musikprojekten auf? Und welchen Platz nimmt THE 11TH HOUR in deiner Prioritätenliste ein?

Im Moment ist THE 11TH HOUR die Nummer 1 da ich mich gerade um die Promotion für das Album kümmere und es ist noch sehr frisch für mich. Bald werden HAIL OF BULLETS allerdings den Topplatz einnehmen, da wir mit den Arbeiten für das nächste Album beginnen. Danach werden es DEMIURG sein, und danach wird es wieder Zeit, über ein weiteres THE 11TH HOUR Album nachzudenken. Der Ablauf wiederholt sich immer wieder. Manchmal muss man etwas jonglieren und die Zeiten strecken, aber grundsätzlich existieren die verschiedenen Bands und Projekte ziemlich friedlich nebeneinander.

Wie sieht die Zukunft von THE 11TH HOUR aus? Wirst du auf jeden Fall ein weiteres Album aufnehmen, gibt es vielleicht sogar schon konkrete Pläne?

Absolut! Ich habe einige Songs hierfür schon geschrieben, Texte, alles. Es wird etwas majestätischer, epischer als „Burden Of Grief“ werden, aber der Stil wird sich nicht drastisch ändern. Natürlich werden wir erstmal sehen müssen, wie gut dieses Album läuft, aber wenn ich nach den Reviews urteile denke ich, dass es ok sein wird.

Was gibt es denn an Neuigkeiten über eure gemeinsame andere Band DEMIURG zu berichten?

Vor wenigen Monaten haben wir einen Plattenvertrag bei Cyclone Records unterschrieben, und im Moment schreibt Rogga das Material für das dritte Album. Das Line-Up wird das gleiche sein wie auf „The Hate Chamber“, inklusive Dan Swanö. Was ich von Rogga gehört habe ist, dass es abwechslungsreicher als das letzte Album sein wird, und ich glaube, er hat große Pläne damit. Ich kann es kaum abwarten, das Schlagzeug einzuspielen!

Vielen Dank für das Interview!

Cheers und Dank für die Unterstützung!

30.10.2009

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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