Tempest
Politischer als je zuvor
Interview
Auf eurem Kanal habe ich ein Lyric Video zu „Collateral Murder“ entdeckt. Warum habt ihr ausgerechnet diesen Track vorab ausgekoppelt?
Dafür gibt es viele gute Gründe. Der erste Grund ist der, dass der Song musikalisch richtig reinknallt und sich als Duftmarke für die neuen TEMPEST perfekt eignete!
Der Song handelt vom gleichnamigen WikiLeaks-Video, welches das grausame Kriegsverbrechen vom 12. Juli 2007 in Bagdad zeigt, wo mehrere Kriegsreporter von US-amerikanischen Kriegshubschraubern bombardiert wurden, weil völlig fahrlässig diese Reporter als Terroristen und die Kameras als RPGs also Raketenwerfer eingestuft wurden. Dieser Erklärung zugrundeliegend, war ein weiterer Grund für die Auswahl diesen Songs, dass ich direkt eine ungefähre Vorstellung hatte, wie das Lyric-Video aussehen sollte. Dann habe, wie immer bei uns, in mühsamer, detailverliebter DIY-Kultur das Lyric Video dazu produziert.
Ein weiterer Punkt, der sich erst im Nachhinein herausstellte, warum „Collateral Murder“ eine ziemlich gute Wahl war, ist die Tatsache, dass wir als Band in unseren Lyrics viel, viel politischer geworden sind. Ich kann mich noch an Interviews erinnern nach „When Hate Has Dominion“, als wir uns noch als unpolitisch stilisieren wollten. Im Laufe der Jahre ist aber zumindest mir, als Hauptsongwriter, klargeworden, dass man die Kunst nur schwerlich von der Person und damit von dessen politischen sowie gesamtgesellschaftlichen Erfahrungen trennen kann. „Collateral Murder“, das WikiLeaks Video und alles, was damit einherging, der perfide Umgang mit Julian Assange, die jahrelangen Folterungen von Chelsea Mannings, sind Themen, die mich schon seit Jahren beschäftigen und wütend machen. Dieser neue Umgang mit derart politisch brisanten Themen findet sich in vielen Songs des neuen Albums wieder, und deswegen steht der Song „Collateral Murder“ perfekt für TEMPEST in seiner aktuellen Form.
Bei TEMPEST herrscht Vertrauen
Werdet ihr noch mehr Videos zum Album produzieren? Vielleicht auch in Form von richtigen Musikvideos?
Ein guter und wichtiger Punkt, den du ansprichst, und einer, den ich wirklich gerne umsetzen würde. Ein richtiges Musikvideo fehlt auf jedem Fall in unserem Portfolio. Ich habe auch bereits ein paar Ideen, was man anstellen kann in der Richtung. Leider zerbrechen viele Ideen an meinem Anspruch, dass ich da keine Cringe-Veranstaltung draus machen will. Aber vielleicht muss man das auch einfach mal machen, wie beim Album! Konkret geplant ist nichts, aber wir sind uns in der Band einig, dass da eigentlich mal was passieren muss an der Front. Es bleibt spannend!
Für die Aufnahmen warst du selbst verantwortlich. Ist das manchmal schwierig, als Bandmitglied von TEMPEST auch noch die Aufsicht über den Aufnahmeprozess innezuhaben?
Ich persönlich empfand es nicht als wirklich schwer, die Rollen als Gitarrist, Sänger und Produzent voneinander zu trennen. Neben dem Gitarrespielen als solches ist es mein Hobby, Musik aufzunehmen, und ich bin ein ziemlich technik-affiner Mensch, also war es aus technischer Sicht sowieso kein Problem, diese Rolle zu besetzen.
In meiner Rolle als Produzent hatte ich das Glück, dass ich das Vertrauen der anderen Bandmitglieder hatte, das Richtige zu tun. Gabor, unser Drummer, war beispielsweise total pflegeleicht in der Hinsicht. Im Grunde genommen hat er ziemlich genau das umgesetzt, was mir für die Songs vorschwebte für die einzelnen Parts, und hat natürlich seine eigene Note dazu verpasst. Dazu muss man aber auch sagen, dass wir im Proberaum immer sehr konstruktiv zusammenarbeiten und auch ziemlich die gleiche Vision haben, was der jeweilige Song oder Part braucht. Ich kenne Gabor seit fast zehn Jahren, und weiß auch genau, welche Parts er umsetzen kann und wo seine Grenzen liegen, und respektiere diese auch beziehungsweise berücksichtige die beim Schreiben der Drum-Parts direkt mit.
Der Vorteil bei dieser Platte war, dass wir durch die Pandemie sehr viel Zeit hatten, die Songs richtig auszuarbeiten, vor allem an den Drums, was bei unserem ersten Album in der Form aus verschiedenen Gründen nicht möglich war, und ich finde, das hört man auch. Gabor hat sich wahnsinnig weiterentwickelt und hat sein Drum-Style zu einem essenziellen Teil unserer Musik gemacht. Aber ich schweife ab. Diese Ruhe und diese Vorbereitungszeit haben immens dazu beigetragen, dass ich meine Rolle als Gitarrist sauber von meiner Rolle als Produzent trennen konnte.
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Stile | Old School Thrash Metal, Thrash Metal |
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