Tarja
Interview mit Tarja Turunen zu "What Lies Beneath"
Interview
Wenn eine gut gelaunte, leicht verspätete Tarja Turunen auf deinem Mobiltelefon anruft, kann der Tag schon nicht mehr wirklich schlecht werden. Mit neuem Album namens „What Lies Beneath“ im Schlepptau, sprach ich mit der ehemaligen NIGHTWISH-Fronterin und nunmehrigen Solistin über ihre neuen Songs, private Ziele und ihre anstehende Tour im Vorprogramm von Grusel-Barde ALICE COOPER…
Hi Tarja, danke, dass du dir für mich Zeit nimmst. Wie geht’s dir zurzeit?
Hi Mathias, wunderbar! Ich bin wieder einmal in BERLIIIIIIIIIN und finde das großartig [lacht]!
Das klingt schon mal gut! Kommen wir gleich zum Thema: Du hast ein neues Album am Start, das auf den klingenden Titel „What Lies Beneath“ hört. Was mich nun also interessieren würde, ist die Tatsache, „was unter deinen“ neuen Songs verborgen ist?
Oder unter mir [lacht]?
Das wäre natürlich auch interessant…
Nein, ernsthaft. Es war dieses Mal wirklich eine sehr lange und vor allem persönliche Reise. Ich habe zwei Jahre dafür gebraucht, neues Material zu schreiben. Ich habe in dieser Zeit über 30 Titel geschrieben, von denen ich die meisten wieder aussortieren musste, was mir sehr schwer gefallen ist. Der Titel des Albums steht eigentlich schon seit zwei Jahren fest. „What Lies Beneath“ steht für die Frage, was einen Künstler ausmacht, was mich als Person, als Frau beschreibt. Ich schreibe über Dinge, die manches Mal einen zweiten Blick benötigen. Als kleine Person ist es oft schwierig, sich in andere Menschen hineinzuversetzen, sie verstehen. Der Titel kann aber auch für die Frage stehen, was sich beispielsweise unter dem Wasser, dem Meer befindet. Ich bin eine leidenschaftliche Taucherin, ich liebe die Unterwasserwelt. Alles in allem ist es ein sehr persönliches Album und ich denke und hoffe, dass die Leute das auch spüren werden.
Wenn ich das richtig verstehe, hast du also alle Songs selbst geschrieben?
Entweder alleine für mich oder manchmal auch zusammen mit anderen. „Little Lies“ ist zum Beispiel zusammen mit meinem Gitarristen Alex entstanden. Ich habe die große Ehre, in einem kreativen Umfeld arbeiten zu können, bei dem sich jeder einbringen kann. Außerdem hat sich Johnny Andrews, ein US-Amerikaner, der bereits mit 69 EYES und APOCALYPTICA gearbeitet hat, wunderbar in unser Team eingefügt. Ich habe von ihm gehört und wollte unbedingt wissen, wer dieser Typ ist. Irgendwann habe ich ihn dann in Los Angeles getroffen und die Chemie hat sofort gestimmt. Und so haben wir dann einige Songs zusammen auf die Beine gestellt. Er ist eine wirklich großartige Person.
Die verschiedenen Songwritingeinflüsse kristallisieren sich auf „What Lies Beneath“ meiner Meinung nach auch ein wenig heraus. Das Album scheint härter zu sein, viel mehr Rock als auf „My Winter Storm“. Gibst du mir da Recht?
Das Album ist definitiv kompakter und klarer. Ich wollte irgendwo einen roten Faden haben, im Songwriting sowie während der Produktion. Aber ich gebe dir Recht, „What Lies Beneath“ hat sich rockigere Momente zu bieten als sein Vorgänger.
Wenn du deine Musik anderen Menschen beschreiben müsstest, was würdest du sagen?
Es ist eine Fusion aus Rock und cinematographischer, klassischer Musik [lacht]. Die tragenden, musikalischen Elemente haben sich seit Anfang an nicht wirklich verändert. Die groovigen, heavy Metal-Riffs sind sehr wichtig für meine Musik, kommen aber nicht ohne diese filmischen, mitunter auch visuellen Faktoren aus. Es geht um die feinen Details, die meine Musik im Grunde eigentlich richtig ausmachen.
Hat sich während der langen Produktionszeit ein Song ergeben, der dir jetzt besonders am Herzen liegt?
Oh, nein [lacht]!! Das kann ich nicht beantworten [lacht weiter]… Ahhhhh… Lass mich überlegen: Ich bin mit dem ganzen Album wirklich zufrieden, aber ich denke, dass vor allem „Dark Star“ alles das transportieren kann, was mir wichtig ist. Es ist ein relativ harter Song mit einer klassischen Passage und einer wunderschönen Melodie. Dieser Song bewegt mich wirklich. Wenn ich mich also für einen Titel entscheiden müsste, wäre es „Dark Star“.
Tarja, ich habe auf deiner Website gelesen, dass du im Herbst ein paar Shows in Deutschland als Support für ALICE COOPER spielen wirst…
ALICE COOOOOOOOOOOOOOOOOOPERRRRRRRRRRRRRRR [lacht]!! Oh Gott, ich war so glücklich, als ich den Anruf und die Anfrage bekommen habe. Das ist eine richtig tolle Gelegenheit für mich, einige Auftritte in Deutschland zu absolvieren. Anfang Oktober wird es los gehen und etwa bis Ende des Jahres werde ich dann unterwegs sein. Anfang nächsten Jahres werde ich dann eine Pause einlegen und endlich wieder einmal tauchen gehen. Mann, wie mir das Wasser abgeht [lacht]?! Obwohl ich mich auf den Urlaub jetzt schon freue, bin ich zurzeit wirklich in einem Ausnahmezustand. Neues Album, eine Tour mit ALICE COOPER, ich habe derzeit so viel Energie!
Wie wird deine Setlist für die kommenden Auftritte aussehen? Gibt es bestimmte Songs, die du definitiv spielen wirst?
Ja, das ganz sicher. Ich habe mich aber noch nicht wirklich mit diesem Thema befasst. Bis jetzt waren wir so mit der Fertigstellung des Albums beschäftigt, das keine Zeit für andere Dinge blieb. Natürlich werden wir einige neue Songs, neben den „My Winter Storm“-Titeln spielen. Außerdem habe ich vor, was ihr vielleicht nicht von mir erwarten würdet, ein paar NIGHTWISH-Songs zu performen und die ein oder andere Überraschung habe ich natürlich auch noch für euch in petto. Genaueres weiß ich derzeit aber selbst noch nicht. Das einzige, das definitiv feststeht, ist der visuelle Aspekt der kommenden Shows. Es wird sich alles um Schwarz und Weiß drehen, dieser Dualismus ist mir sehr wichtig.
Ich glaube, ich liege nicht falsch, wenn ich sage, dass die Musik dein Leben ist. Welche Interessen hast du außerdem?
Ich habe viele verschiedene Interessen. Vor allem Filme liebe ich sehr. Sport ist mir sehr wichtig, ich muss meinen Körper und meine Stimme mit Schwimmen, Laufen und Aerobic in Form halten. Außerdem koche ich gerne und lade meine Freunde zu einem guten Essen ein. Und ich tauche [lacht]… Habe ich das schon gesagt?
Nö, nicht, dass ich wüsste?! Schwenken wir noch einmal in die Vergangenheit zurück: Würdest du „My Winter Storm“ aus heutiger Sicht noch einmal komplett gleich umsetzen?
Ja und nein. Ich kann heute sagen, dass ich verdammt stolz auf dieses Album bin. „My Winter Storm“ waren meine ersten Schritte in ein neues musikalisches Leben, nachdem ich immer in einer Band gespielt habe. Ich war damals sehr nervös. Ich musste Leuten vertrauen, die ich nicht kannte. Es war hart für mich, andere Menschen von meiner Vision zu überzeugen. Im Nachhinein betrachtet ist mir das gelungen und die Songs sind, so wie sie auf dem Album stehen, großartig; das Problem war im Endeffekt die Produktion. Auf „What Lies Beneath“ habe ich das nun selbst in die Hand genommen. Ich habe sichergestellt, dass alle Elemente, die die Songs ausmachen, auch richtig umgesetzt und produziert werden, so wie ich mir das vorstelle. Das war beim ersten Mal leider nicht ganz so…
Zwei persönliche Fragen: Welche Musik hörst du dir privat gerne an?
Oh, das ist ganz verschieden. Du müsstest mein IPhone sehen [lacht]… Ich liebe orchestrale Musik ohne Gesang oder auch Filmmusik. Wenn ich Energie tanken will, höre ich gerne Rock und Metal. Ich weiß nicht warum, aber derzeit stehe ich mehr auf amerikanischen Metal, denn europäischen. Vielleicht liegt es an den Leuten, mit denen ich in letzter Zeit gearbeitet habe, aber ich höre gerne SLIPKNOT, DISTURBED oder zum Beispiel AVENGED SEVENFOLD. Das sind superbe Gruppen!
Hat dein Name Tarja eine besondere Bedeutung in Finnland?
Ich wäre so gerne die Königin von Finnland [lacht]… Nein, leider nicht, er bedeutet gar nichts, er ist einfach nur alt [lacht]…
Wie sehen deine Pläne für die nächste Zukunft aus?
In nächster Zeit wünsche ich mir gesund und fit zu bleiben und mit „What Lies Beneath“ um die Welt zu touren. Das könnte mitunter aufgeteilt auch bis zu zwei Jahren dauern. Ein neues Album zu machen ist natürlich auch wieder ein Ziel, das noch aber in weiter Ferne ist. Gleich verhält es sich mit dem Traum, irgendwann Mutter zu werden. Träume, die hoffentlich früher oder später in Erfüllung gehen werden.
Da bin ich mir sicher. Und was steht heute noch auf deinem Terminplan?
Du wirst lachen, aber ich mache heute noch etwa 15 weitere Interviews. Ein Interviewmarathon [lacht]…
Na, dann wünsche ich dir heute noch viel Spaß! Möchtest du noch etwas loswerden?
Ja, ich freue mich sehr auf die Gigs in Deutschland und würde auch sehr gerne nach Österreich kommen, da mein letzter Auftritt dort schon eine ganze Weile her ist. Ich hoffe, dass sich das irgendwie ausgehen wird und ich freue mich sehr auf euch, meine Fans, denen „What Lies Beneath“ hoffentlich gefallen wird!
Tarja, danke für deine Zeit. Ich wünsche dir alles Gute!
Danke, Mathias, ich dir ebenfalls. Bye!
Galerie mit 26 Bildern: Tarja - Living The Dream TOGETHER Tour 2024 in FrankfurtMehr zu Tarja
Band | |
---|---|
Stile | Gothic Metal, Neoklassik |
Interessante Alben finden
Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37294 Reviews und lass Dich inspirieren!
Kommentare
Sag Deine Meinung!