Tarja
Interview mit Tarja Turunen zu "My Winter Storm"
Interview
TARJA TURUNEN – ehemals Frontfrau der finnischen NIGHTWISH – machte sich eine Zeit lang ziemlich rar, um über ihre Situation nachzudenken und an neuen Songs zu arbeiten. Jahreszeitlich bestens passend kommt am 9. November nun das Solodebüt „My Winter Storm“ der finnischen Soprano-Sängerin auf den Markt, während zuvor – am 12. Oktober – ihre Debütsingle „I Walk Alone“ veröffentlicht wird. Aus diesem Anlaß gab die Musikerin relativ spontan einige ausgewählte Interviews. Für mich, die Tarja als letzte Abends mit Fragen löchern durfte, war der 13. September ein besonders glücklicher Tag, denn die Telefonleitung glühte, da Tarja eine Menge zu erzählen hatte, natürlich über das neue Album „My Winter Storm“, darüber, wie die Songs entstanden, wie sich Tarja’s Vision als Musikerin über den langen Zeitraum der Stille geändert hat und über sehr viel mehr.
Tarja: Hallo!?
Cristiana: Moidi Tarja, alles okay? (Tarja lacht) Hattest du einen schönen Tag?
Danke, das ist lieb. Nun, ich bin eine Frau und war den ganzen Tag nur von netten Männern umgeben, daher bin ich natürlich sehr glücklich. (lacht)
Sehr schön. Ich möchte mit einer kleinen Überraschung anfangen, denn ich hatte bereits die Gelegenheit einen Song von deinem neuen Album zu hören. Natürlich meine ich „I Walk Alone“. Können deine Fans diesen Song als repräsentativ oder als Definition des gesamten Albums hinsichtlich des Stils und des Themas sehen, oder wird uns das Album noch weitere Überraschungen offenbaren?
In gewisser Hinsicht ist das ein guter Teil davon, ein starker Teil und ein starkes Bild von dem, was noch folgt. Andererseits hat dieses Album viele unterschiedliche Seiten. Es gibt zum Beispiel Songs, die wesentlich ruhiger als „I Walk Alone“ sind, viel atmosphärischer und auch düsterer, aber auch härtere Songs gibt es. Ich bin sehr glücklich mit „I Walk Alone“, denn dieser Track enthält viele Elemente, die später auf dem Album zu hören sein werden. Deshalb ist dieser Song schon ein guter Ausgangspunkt.
Kannst du uns ein paar Namen von den Leuten nennen, mit denen du an diesem Album gearbeitet hast, um alles noch etwas interessanter und attraktiver zu machen?
Ja, natürlich. Das Erste was ich im Kopf hatte, meine erste Idee und die Sache, die für mich am Wichtigsten sein sollte, war, einen Sound auf Filmniveau zu erschaffen. Wenn ich ins Kino gehe – ich bin leidenschaftliche Film- und Soundtrackliebhaberin – mag ich vor allem diesen gigantischen Sound. Auch wenn nur eine einzelne Violine zu hören ist, oder irgendein anderes, winziges Instrument innerhalb einer Melodie, klingt das immer so fantastisch gross. Also habe ich mich gefragt wie das möglich ist, wer sind die Leute, die an solchen Soundtracks arbeiten? Ich habe eine umfassende Sammlung an Soundtracks zu Hause. Also setzte ich mich hin und begann mich zu informieren, wer tatsächlich die Leute hinter den Soundtracks sind, die ich besonders mag. Ich fand heraus, dass viele der Namen auf den Soundtracks oft die selben Personen waren, die ich schon auf anderen Alben mochte. Also dachte ich mir, ob ich nicht auch mit diesen Leuten zusammenarbeiten könnte…und jetzt arbeite mit ihnen! (schmunzelt)
Ich traf Mel Wesson in Los Angeles, der am Sounddesign gearbeitet hat. Für ihn war die Arbeit an einem „normalen“ Album etwas Aussergewöhnliches, denn er hatte ja zuvor hauptsächlich an Soundtracks gearbeitet und diese ganzen Geräusche gemacht, die dich in den Kinofilmen ängstigen oder diese elektronischen Geräusche, bei denen man überlegen muss, woher sie stammen. Wie gesagt, Mel ist einer dieser Jungs, die solche Töne mit ihrer Maschine (lacht) designen. Dann ist da noch James Dooley, der für die Orchestrierung und die Arrangements der Chöre verantwortlich war. Er gehört übrigens zur Crew der Remote Control Studios, die zu Hans Zimmer gehören. Ich darf Slamm Andrews nicht vergessen, der dem gesamten Album momentan den Endmix verpasst. Es waren auch noch viel, viel mehr Leute involviert, viele Komponisten aus aller Welt. Einige von ihnen haben mir zuvor ihre Songs geschickt und es war mir eine Freude, alle diese vielen hundert Songs zu hören. Vor allem war es sehr interessant die Songs zu hören, ohne überhaupt zu wissen wer dahinter steckt. Ich wollte das auch nicht wissen und das sagte ich auch meinem Plattenlabel, denn man hört Musik immer auf unterschiedliche Weise, wenn man den Künstler oder den Komponisten vorher kennt. Ich wollte aber völlig unvoreingenommen an die Sache herangehen und wählte Songs nach ganz unterschiedlichen Kriterien, manchmal danach, wie mich eine Melodie besonders berührte, manchmal anhand der Lyrics usw. Schliesslich hatte ich eine grosse Auswahl an Songs, deren Komponisten ich dann auch getroffen habe. Das waren so um die zehn Leute aus Schweden, Deutschland, Ibiza (Gelächter von Tarja und Cristiana)…und aus Norwegen auch.
Erst kürzlich war ich übrigens auf Ibiza um mich mit den Leuten dort vor Ort zu treffen und ein paar Sachen zu besprechen, die ich noch ändern möchte, ein paar Ideen bzgl. Melodien und den Lyrics. Die waren übrigens alle sehr nett und aufgeschlossen und sehr daran interessiert, mit mir zu arbeiten. Ich habe dort in Zusammenarbeit sogar noch ein paar neue Songs geschrieben. Wir waren so kreativ, dass wir innerhalb einer Woche sechs neue Songs für das Album geschrieben haben! Unglaublich! (lacht) Zum Ende hin hatten wir neun Songs, von denen „Oasis“ komplett aus meiner Feder stammt. Ich schrieb‘ die Musik und die Lyrics zu diesem Song. Auf dem Album wird es nun insgesamt vierzehn Songs zu hören geben.
Einer der Cellisten, Martin Tillman, spielt übrigens auch eine grosse Rolle. Er wurde in Zürich geboren und lebt jetzt in Los Angeles. Er arbeitet übrigens auch an Soundtracks und für Filme. Es war eine grosse Ehre, ihn zu treffen und mit ihm zu arbeiten. Martin wollte übrigens auch ein paar Gitarrensolos in den Songs haben, aber ich wollte nicht, dass das zu sehr nach Rock Musik klingt, doch ich schlug ihm die Idee mit einem Cello-Solo vor (lacht) und jetzt gibt es auch ein paar Songs, in denen Martin Tillman aussergewöhnliche Cello-Solos zum Besten gibt. Er ist ein fantastischer Musiker.
Die Liste der mitwirkenden Musiker ist lang…warte mal… (lacht). Da ist noch dieses japanische Mädchen Izumi Kawakatsu, die so wunderbar Piano spielt… Doug Wimbish hat den Bass in Irland aufgenommen, Alex Scholpp aus Stuttgart spielte die Gitarren ein und Earl Harvin die Drums. Es war mir eine ausserordentliche Freude, mit all diesen Leuten zu arbeiten…und mit Alex und Doug werde ich Ende des Jahres auch auf Tour gehen.
Jetzt hast du uns ja bereits einen umfassenden Bericht über deine Arbeit mit anderen Leuten gegeben. Mich interessiert aber noch eine andere Geschichte. Wie kam es denn zu deiner Zusammenarbeit mit Martin Kesici und der Idee zu seinem Titel „Leaving You For Me“?
Oh, das war eine fantastische Sache! Das war übrigens auch mein erster Kontakt mit meinen Plattenlabel Universal Music. Die kamen auf mich zu und wollten ein Duett zwischen mir und Martin. Allerdings hatte ich vorher noch nie etwas von Martin Kesici gehört und wusste natürlich auch nichts über seinen musikalischen Hintergrund und seine Persönlichkeit. Ich bat also meine Plattenfirma darum mir ein paar Werke von Martin zu senden, damit ich mich informieren und den Jungen schonmal etwas besser kennenlernen konnte. (lacht) Ich erhielt ein Video von ihm und mochte seine Stimme sofort, deshalb sagte ich dem Duett zu. Ja…das war eine schöne Sache…und Martin ist ein sehr netter Kerl, mit dem ich mich gut verstanden habe. Es wäre toll, wenn wir uns mal wieder sehen würden.
Nachdem wir uns bereits über ein paar Überraschungen unterhalten haben, möchte ich dich nach der nächsten Sache befragen, die für viele Leute wirklich überraschend war, nämlich nach deinem Auftritt während einer Modenschau, bei der du deine Version des NIRVANA-Klassikers „Smells Like Teen Spirit“ performed hast. Warum hast du dich gerade für diesen Song entschieden und nicht für einen anderen?
Aaah, das war nur so eine Idee von mir, weil diese Modenschau im Sommer war. Es war ein heisser Tag und ich hatte die Chance mit einem Pianisten zu spielen. Aber ich dachte mir, warum soll ich den Song nicht singen…schliesslich kannte ich den Song und habe ihn auch schonmal in Finnland in einer Kirche performed (lacht). Das war in einer Kirche in Lahti, mit E-Gitarre und meinem Gesang, mitten in der Nacht und viel Publikum…was für eine unglaubliche Atmosphäre! Ich mag diesen Song wirklich sehr und es war lustig, ausgerechnet diesen Song in einer völlig unterschiedlichen Situation und in einer komplett anderen Version mit Piano noch einmal darzubieten. Das war eigentlich nur zum Spass.
OK, aber wenn du nochmal einen anderen Song covern würdest, welcher Song kommt dir spontan in den Sinn? Von welchem Song würdest du gern eine eigene Version machen?
Weisst du, auf dem neuen Album wird es einen Cover-Song geben…und das ist ALICE COOPER’s „Poison“! (Tarja und Cristiana lachen) Ist das eine Überraschung?!
Das ist es! Hat dieser Song eine besondere Bedeutung für dich?
Ich war niemals ein richtiger Fan von ALICE COOPER und kannte eigentlich nur ein paar Songs von ihm, die mir aber sehr gefielen. Als ich einmal mit dem Auto in Finnland unterwegs war und Rock Radio hörte – oder war es Radio Rock? – wurde „Poison“ an diesem Tag gleich fünfmal gespielt und ich dachte nur „Oh mein Gott, wie kann man diesen Song nur so oft im finnischen Radio spielen?“. Aber das ist ein echter Klassiker und für mich auf eine bestimmte Art und Weise sogar ein sehr lustiger, zumindest so wie er sich heute anhört, während das Original irgendwie typisch für die späten Achtziger bzw. die frühen Neunziger klingt. Warum sollte ich diesen Song also nicht covern, zumal ich wusste, dass sich bisher noch keine Frau daran gewagt hat? Ich mag falsch liegen, aber ich weiss nur, dass es da mal eine Dance-Band gab, die diesen Song gecovert hat, bei dem auch Frauen zu hören sind, aber diese Version ist einfach nur schrecklich. (lacht) Für mich war und ist dieser Song ein grosser Spass und meine Plattenfirma liebte die Idee als ich sagte: „Hey, ich möchte „Poison“ covern!“ Zunächst lachten sie und meinten schliesslich: „Wow! Mach das!“ Aber die Band…Alex, Doug, Earl und unser Producer Daniel Presley, hatten viel Arbeit damit. Sie hassten den Song! Sie meinten: „Es ist so gut wie unmöglich eine moderne Version von ALICE COOPER’s „Poison“ zu machen, so dass das auch zu Tarja passt.“ Aber ich war mir sicher, dass dieser Song richtig gut werden würde, denn ich hatte schon genaue Vorstellungen davon wie der Song klingen könnte und was ich ändern wollte, damit er frischer als das Original klingt, ohne dabei den Respekt vor diesem grossartigen Song zu verlieren. Am Ende konnten wir die ganze Sache doch geniessen. Manchmal lagen wir sogar vor Lachen am Boden, soviel Spass hatten wir im Studio. Unsere Freunde besuchten uns und auch mein kleiner Bruder war im Studio und sang bei den Background Vocals mit. Das Original hat übrigens viele Background Vocals. Es ist unglaublich. Wir arbeiteten einen kompletten Tag im Studio einzig und allein am Background, aber es machte allen wirklich sehr viel Spass.
Du hast vorhin davon erzählt, dass einer der Songs auf dem neuen Album, nämlich „Oasis“, komplett aus deiner Feder stammt. Bist du daran interessiert, auch in Zukunft Songs zu komponieren und die Texte zu schreiben? Ich meine, wirst du dich selbst mehr dem Composing widmen?
Ja, selbstverständlich. „Oasis“ ist ein Song auf „My Winter Storm“, der komplett von mir ist und bei neun weiteren Songs war ich zumindest als Co-Writer tätig, entweder an der Musik selbst oder an den Lyrics. Darauf bin ich sehr stolz. Es war mir möglich, mich kreativ zu entfalten und mich für ganz unterschiedliche Dinge und Inspirationen zu öffnen. Bisher war ich immer sehr schüchtern wenn es darum ging, selbst Musik zu machen, weil auch niemand da war, der mir sagte, dass ich tolle Ideen hätte und diese unbedingt aufnehmen sollte. Also fasste ich mir ein Herz und dachte: „OK, dies ist mein Album, ich bin mutig und die Zeit ist reif.“ Ich begann Musik zu komponieren, Texte zu schreiben und bemerkte, wie sehr mir das Kraft gab und wieviel es für mich bedeutete. Das war eine grossartige Erfahrung für mich und ich bin mir sicher, dass ich bereits viele gute Ideen und musikalische Vibes für das nächste Album habe. Diese neue Erfahrung war wirklich toll, mutig und offen zu sein. Es gibt so viele Dinge im Leben, von denen man dazulernen kann, das ist toll.
Prima, dann möchte ich dich jetzt mal etwas fragen, was dir vielleicht etwas amüsant vorkommt. Wie fühlt man sich, wenn man andere Leute anhand ihres Gesangs und der Art, wie sie auf der Bühne agieren, beurteilen soll? Denn soviel ich weiss, warst du Mitglied der Jury der finnischen Ausgabe von Idols…
Das ist schon irgendwie seltsam. (lacht) Ich gebe ja ebenfalls Gesangsunterricht in Buenos Aires, Argentinien, obwohl ich selbst von Zeit zu Zeit Gesangsunterricht nehme, damit ich als Sängerin auch Fortschritte mache. Tipps und Ratschläge an junge Menschen zu geben, die sich eine Musikkarriere aufbauen möchten, ist immer eine Herausforderung, insofern man auch die Persönlichkeit der Person kennenlernt. Bei Idols hatte ich leider keine Gelegenheit, mich mit den einzelnen Leuten und ihren Persönlichkeiten zu befassen, aber auf der anderen Seite kann man viele Dinge daran erkennen, wie jemand einen Song performed. Du kannst quasi wie in einem offenen Buch lesen und bemerkst schnell, ob jemand wirklich ehrlich ist oder einfach nur imitiert. Mir wurde nachgesagt, dass ich den jungen Leuten gute und vor allem fruchtbare Ratschläge gegeben habe und das freut mich natürlich. Ich mag es zu lehren und um Rat gefragt zu werden, wenn jemand Hilfe benötigt. Natürlich ist der Gesang manchmal schon eine komplizierte Sache, aber man selbst tendiert oft dazu Dinge viel komplizierter zu machen, als sie eigentlich sind…das ist sehr interessant. Ich würde gern öfters in solche Dinge mit involviert werden, das hat mir Spass gemacht.
Solange das Singen an sich keine so einfache Sache ist – eher eine schwierige – stell‘ dir jetzt mal vor, dass du auf der anderen Seite bist, also eine der Mitbewerberinnen. Wenn du also eines dieser Mädchen wärst, die etwas Aufmerksamkeit und vielleicht sogar den grossen Preis haben möchte, welche Songs und welchen Gesangsstil würdest du – mit dem Wissen um deinen klassischen Musikhintergrund und das solche Veranstaltungen fast ausschliesslich „Easy Listening“-Musik ins Programm aufnehmen – wählen?
Ich würde etwas wählen, mit dem niemand rechnet. In der finnischen Ausgabe von Idols gab es viele unterschiedliche Gesangsstile und jeder hatte ein eigenes Repertoire an Songs, die er bzw. sie singen wollte. Ich war glücklich zu sehen, dass sie sehr stolz darauf und dementsprechend ehrlich waren. Ich würde meinen Instinkten vertrauen, das habe ich immer getan. Ich würde zwar aufgeschlossen sein, aber niemals verleugnen, was ich wirklich mag und will und was mich glücklich macht und deshalb würde ich Songs wählen, mit denen ich mich wirklich identifizieren kann, auch wenn es natürlich schon eine schreckliche Situation ist, vor jemanden zu singen, der dich beurteilen wird. Ich weiss noch genau wie es war, als ich meine Gesangsprüfung abgeschlossen habe und dann auch beurteilt wurde…das ist keine schöne Situation…aber du musst aus den Tiefen deines Herzens singen und deshalb würde ich mich für die Art von Musik entscheiden, die mir etwas bedeutet und mit der ich mich wohl fühle, egal welchen Leuten ich gegenüberstehen müsste.
Eine tolle Antwort. Danke. Vermisst du eigentlich Finnland?
Natürlich vermisse ich Finnland, meine Heimat, meine Familie und meine Freunde… (lacht)
Also warum sollten wir uns dann nicht mal ein wenig über Finnland unterhalten? Wie erklärst du dir zum Beispiel diese hohe Konzentration von Musikern auf Quadratkilometern in deinem Heimatland? (Tarja beginnt zu lachen) Im ernst, uns allen kommt es anhand der Einwohnerzahl tatsächlich so vor.
Ich weiss, ich weiss, das ist verrückt. (Tarja lacht immer noch) Ich weiss es nicht, warte mal einen Moment… (sie lacht weiter) Ich denke das liegt an unserer Kultur und inwiefern Kinder bereits in Musik oder Kunst im Allgemeinen involviert werden. Bei uns läuft das schon seit langen Jahren so. Meine Eltern zum Beispiel bemerkten, dass ich Talent hatte und schickten mich schon in frühen Jahren zum Musikunterricht. Sie haben mich immer wirklich sehr unterstützt und so ergeht es vielen Kindern in Finnland, die die Chance wahrnehmen, ernsthaft Musik oder Kunst zu erlernen. Kunst ist für uns Finnen eine wichtige Angelegenheit und wir wissen das sehr zu schätzen. Es ist grossartig, dass uns unser Land diesbezüglich unterstützt und uns viele Möglichkeiten gibt, Musik und Kunst zu erlernen und zu studieren. Wir haben viele Schulen speziell für diese Dinge und jeder hat die Möglichkeit sich kreativ zu entwickeln. Das alles ist in unserer Kultur und unserer Natur verwurzelt.
Hast du eine persönliche Überzeugung oder einen bestimmten Glauben an dich selbst, den du den Leuten mit auf den Weg geben möchtest, die eine gewisse seelische Befreiung verspüren oder im Einklang mit sich selbst sind, während sie deiner Musik zuhören? Vorzugsweise etwas, das dir selbst geholfen hat, in harten Zeiten stark zu bleiben?
Jeder von uns ist in bestimmten Lebenssituationen dem Druck der Umwelt ausgesetzt. Wir leben quasi unter Druck und manchmal sehen wir keinen Ausweg aus dieser Situation. An solchen Punkten sollten wir innehalten und in uns selbst gehen und uns im Einklang mit der eigenen Seele und dem eigenen Geist fragen, wie man sich heute wirklich fühlt: „Bin ich wirklich glücklich mit meinem jetzigen Leben?“ Für mich persönlich ist es sehr beruhigend, zu relaxen, ruhig zu werden und mich innerlich selbst zu betrachten. Im Grunde handelt das ganze Album davon, dass wir für jeden weiteren Tag kämpfen und unsere Träume verwirklichen sollten. Die meisten Leute reden immer nur davon, leben aber nicht danach. Aber wir sollten dementsprechend leben, denn wir wissen nicht, was am nächsten Tag auf uns zukommen wird. Weisst du, man kann das Schicksal nicht beeinflussen. Es ist sehr interessant, dass ich mich schon so oft in solchen Situationen wiedergefunden habe, so dass ich mir denke: „Ich brauche Träume, ich habe Träume und ich will meinen Trämen folgen. Warum auch nicht? Wer sollte mich davon abhalten?“ Niemand, ausser mir selbst vielleicht. (lacht) Manchmal setze ich mir selbst und meinen Träumen ein Limit, aber ich sollte das eigentlich nicht! Ich sollte meine Träume verwirklichen, es zumindest versuchen. Wenn ich’s nicht schaffe, dann hat es eben nicht funktioniert, aber ich habe es zumindest versucht. Das ist wie die innere Stimme, die jeder von uns hat, und du solltest ihr zuhören. (lacht) Sie kann uns glücklicher machen und sie kann uns dabei unterstützen, an uns selbst zu glauben und uns selbst besser zu verstehen.
Also ist das neue Album auch so eine Art den Glauben der Zuhörer an sich selbst zu stärken oder zu berühren?
Dieses Album hat sehr viel mit Emotionen zu tun und ich hoffe, dass ich die Leute damit berühre, egal ob einige der Songs traurig stimmen oder glücklich machen. Ich möchte keine bestimmte Message zum Ausdruck bringen und sagen, dass ihr euer Leben so oder so leben sollt, aber die Musik für sich soll bewegen. Dabei ist es wichtig, dass man sich etwas Zeit nimmt, entspannt und fühlt, für sich selbst fühlt, das ist wichtig. Musik kann mich persönlich an einem Tag glücklich und an einem anderen traurig machen, aber diese Musik befreit. Es ist einfach grossartig, dass ich die Gelegenheit habe, Musik machen zu können. Nicht jeder bekommt diese Chance, daher bin ich gesegnet, geehrt und unheimlich dankbar, dies tun zu können.
Was wirst du gleich nach unserem Interview machen?
Ich werde erstmal zu Abend essen (grosses Gelächter), mich etwas ausruhen und dann mal schauen was die Bar zu bieten hat…die Mini-Bar auf dem Hotelzimmer (kichert). Vielleicht werde ich mir noch einen Film anschauen und mich auf morgen freuen, denn es folgt noch ein weiterer Interviewtag. (lacht)
Tarja, vielen Dank für deine Zeit und unser Gespräch. Ich wünsche dir viel Erfolg bei allem was du machst.
Ich danke dir! Es war so nett, sich mit dir zu unterhalten. Hoffentlich sehen wir uns bald!
Das hoffe ich auch. Wie sagt man in finnisch: Näkemiin? (Tarja lacht)
Näkemiin!
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