Swallow The Sun
Swallow The Sun

Interview

Was die Finnen SWALLOW THE SUN mit ihrem neuesten Opus "Plague Of Butterflies" gezaubert haben, lässt sich eigentlich kaum in Worte fassen. Dieses Monstrum von einem epischen Stück Musik besticht durch eine Komplexität, Dynamik und ein Variantenreichtum, wie wir es von den Finnen bisher noch nicht zu hören bekamen. Natürlich mussten wir mehr über die Hintergründe zu diesem ungewöhnlichen Werk erfahren, weshalb folgendes Gespräch mit Gitarrist Juha Raivio stattfand.

Was hat euch dazu inspiriert bzw. wie kamt ihr auf die Idee, ein solch fantastisch episches, monumentales, intensives, dynamisches und abwechslungsreiches Stück wie „Plague Of Butterflies“ mit einer Länge von 35 Minuten zu kreieren? Wie wurde der Song geboren, und war es von Anfang an geplant, dass das Lied so lange wird?

Ich wurde gefragt, ob ich Musik für ein Projekt schreiben könnte. Die Idee kam von dort, ein langes Stück zu schreiben. Ich hatte eine progressive Metal Band in den frühen Neunzigern. Damals machte ich Songs mit einer Länge um die 20 Minuten, es war also nichts Neues für mich, aber natürlich unterscheidet sich „Plague Of Butterflies“ deutlich von den damaligen Stücken. Ich bin ein großer Fan von RUSH und MARILLION, und diese Bands hatten einen großen Einfluss auf mich, ebenfalls lange Stücke zu schreiben.

Ich würde mal behaupten, dass es sich hierbei um das komplexeste und progressivste Stück Musik in der bisherigen Geschichte von SWALLOW THE SUN handelt!

Ja, in der Tat. Es gibt keinen Refrain oder andere grundsätzliche Dinge, aber es wird sowieso immer Underground Musik bleiben, daher brauchen wir das auch nicht, haha!

Wir können in „Plague Of Butterflies“ mehr großartigen Klargesang von Mikko Kotamäki hören als in euren anderen Arbeiten in der Vergangenheit.

Dieses Stück benötigte ganz klar mehr klare Gesänge. Aber der Gesang passt an jeder Stelle immer zum Song, seien es nun Growls, Schreie oder eben klar. Mikko konnte sich von Album zu Album in Sachen klarem Gesang steigern, daher haben wir inzwischen die Möglichkeit, unterschiedliche Stimmungen und deren ständiger Wechsel auch mit der Stimme auszudrücken.

Bitte erzähle uns ein wenig mehr über die Geschichte hinter „Plague Of Butterflies“!

Im Grunde dreht sich die ganze Geschichte um Einsamkeit, und wie die Pest ein Dorf in der Nähe befällt. Die Texte drehen sich um die Gedanken dieses alten Einsiedlers, welcher tief in den Wäldern lebt und lange auf den Tod wartet. Traurige Geschichte.

Wie verliefen die Aufnahmen im Studio? Wo und wie habt ihr aufgenommen?

Wir nahmen dieses Mal komplett anders auf als jemals zuvor. Wir nahmen das ganze Album in vier verschiedenen Studios auf, außerdem hatten wir einen neuen Tontechniker, welcher sich um die Aufnahmen und den Mix kümmerte. Alles verlief ziemlich gut und wir begannen dieses Mal sogar zuerst mit den Gitarren statt dem Schlagzeug, wie für gewöhnlich aufgenommen wird. Es war ein sehr interessantes Projekt.

Das Stück war ursprünglich für ein großes Projekt geplant. Um was ging es dabei genau und warum wurde es letztendlich aufgegeben?

Ich kann darüber leider nicht allzu viel erzählen. Es handelte sich hierbei um eine Kombination mit einem Ballett, worüber ich auch nachdachte, während ich die Musik schrieb. Es ist wirklich zu schade, dass es letztendlich nicht klappte, es gab einige verdammte Probleme bezüglich der Gelder. Ich hoffe aber, dass wir es in der Zukunft doch realisieren können, es wäre eine wirklich coole Sache!

Nun ist ein kurzer Film hierzu geplant, kannst du uns hierzu einige Details verraten?

Im Augenblick suchen wir gerade nach den richtigen Leuten und Partnern, um diesen Film zu realisieren. Aber ich habe noch keine Ahnung, wann dieser veröffentlicht wird, oder ob es überhaupt klappt, da der Film wirklich gut gemacht werden muss, und genauso, wie ich ihn mir in meinem Kopf vorstelle. Wir müssen also erstmal abwarten, was damit passiert.

Die letzten vier Songs sind von eurem Demo „Out Of This Gloomy Light“, welches im Januar 2003 in der äußerst limitierten Auflage von gerade mal drei Stück erschien. Es ist natürlich sehr cool, dass ihr diese Stücke nun nochmals veröffentlicht habt! Wie kam es zu dieser Idee?

Viele Leute haben von Anfang an nach dem Demo gefragt, da lediglich drei Exemplare an Label versandt wurden, und wir wurden bereits 2 Wochen danach unter Vertrag genommen. Es sind also wirklich sehr rare Stücke.

Habt ihr alles Songs von eurem Demo nun verwendet, oder gibt es noch weitere Stücke, welche eventuell später Verwendung finden werden? Ist nun alles von SWALLOW THE SUN veröffentlicht, was jemals aufgenommen wurde?

Yeah, alle vier Stücke befinden sich auch auf unserem Debütalbum „The Morning Never Came“. Aber ich finde, auf diesem Demo befinden sich eine Dinge, welche einfach sich einfach besser anfühlen und klingen als die Sachen, welche wir letztendlich für das erste Album aufnahmen. Mikko hat auf diesem Demo wirklich eine sehr kalte Stimme.

Wo wir gerade in der Vergangenheit sind, wollen wir doch gleich da einen Moment verweilen. Bitte erzähle uns, wie die Band damals gegründet wurde, und wie dann der Kontakt zu eurem ersten Label Firebox Records zustande kam!

Ich hatte einige wenige Songs in meinem Kopf, welche ich nicht für meine andere Band PLUTONIUM ORANGE zu dieser Zeit verwenden konnte. Ich fragte also Pasi, unseren Schlagzeuger, ob er mit mir zusammen diese nach den PLUTONIUM ORANGE Proben probieren wollte. Es klang dann alles so verdammt gut, dass wir damit begannen, die richtigen Leute für die neue Band zu suchen, um mit ihnen ein Demo aufzunehmen. Pasi verschickte dann diese wenigen Demos, und Firebox kontaktierten uns direkt danach, es war also wirklich sehr einfach.

Kommen wir in die jüngere Vergangenheit. Euer letztes Album „Hope“ konnte in die finnischen Charts auf einen phänomenalen Platz 3 einsteigen. Wie hast du dich gefühlt, als du das gehört hast? Worin glaubst du liegen die Gründe, dass ihr speziell in Finnland solch einen großen Erfolg habt mit dieser Art von melancholischem Doom Metal?

Ich weiß es nicht. Vielleicht sind die Leute hier in Finnland einfach verrückt oder kaputt in ihren Köpfen oder sonst was. Dies ist das Land der melancholischen Musik, ich denke daher, dass die Leute hier vielleicht etwas mehr von diesen Dingen verstehen. Ich weiß wirklich nicht, aber es war sehr beunruhigend darüber nachzudenken, dass das Album zwischen Madonna und Ricky Martin oder vergleichbarem in den Charts gelandet ist, haha!

Bleiben wir doch gleich mal im Land der tausend Seen. In unserem letzten Interview sprachen wir darüber, weshalb gerade aus Finnland so viele Bands kommen, welche melancholische, depressive Musik erschaffen. Wir scherzten schließlich darüber, dass es wohl sehr schwierig wäre, bei euch einen Song über das Surfen zu schreiben. Du kamst mit der Idee zu einem Stück, in welchem es darum geht, dass man auf dem See nicht surfen kann, da dieser zugefroren ist, und dass die Person dann Selbstmord begeht. Ich mag diese Idee noch immer, also, wann wirst du diesen Song schreiben?

Ich muss ihn schreiben! Das wäre ein wirklich trauriges Stück über das Surfen auf einem gefrorenen See ohne Wellen! Und nur bekleidet im Badeanzug wären deine Eier auch gefroren, es wäre also ein sehr trauriger Song!

Hahaha! Ich bin gespannt, lass mich bloß nicht hängen! Wie verliefen eure Europatourneen mit AMORPHIS und MOONSORROW?

Sehr gut, wir hatten verdammt viel Spaß mit beiden Bands und auch viel Spaß, die Fans zu treffen und neue zu gewinnen. Ich kann vom Touren nicht genug bekommen. Ich hoffe, wir können bald wieder auf Tour kommen.

Gegen Ende des Interviews gebe ich dir einige einzelne Wörter / Namen und ich bitte dich, jeweils zu beschreiben, was dir dabei in den Kopf kommt!

MY DYING BRIDE – Sie sind der Grund dafür, weshalb ich SWALLOW THE SUN gründete. Ich kann ihnen nicht genug für ihre Musik danken.

CANDLEMASS – Die Band, mit welcher ich mit Doom Metal in Verbindung kam, die beste Doom Band von allen. Leif Edling ein Genie!

TYPE O NEGATIVE – „October Rust“ ist das beste Metal Album aller Zeiten. Sollte ich es jemals schaffen, ein ähnlich gutes Album zu kreieren, würde ich danach SWALLOW THE SUN auflösen, die Mission wäre beendet!

Wälder – Ich lebe in ihnen im Moment. Ziemlich dunkler Ort zum leben.

Deutsches Bier – Ich hasse Bier!!!

Trolle – Ich finde sie in unserem Bus jeden Morgen nach den Auftritten.

Satan – Heiß!

Metal – Cool!

Was ist in der nächsten Zukunft bei SWALLOW THE SUN so alles geplant?

Ich arbeite gerade am nächsten Album die ganze Zeit. Mal schauen, wann es rauskommen wird. Wir sollten nun Ende des Jahres und im nächsten Frühjahr zu „Plague Of Butterflies“ touren. Ich hoffe, dass die Tourdaten bald veröffentlicht werden und dass es keine Verzögerungen gibt.

Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!

Cheers, ich gehe jetzt in die Sauna!

14.09.2008

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

Exit mobile version