Susperia
Susperia
Interview
Obwohl "Unlimited" seinerzeit ein Hammeralbum war, ist SUSPERIA größere Aufmerksamkeit bis heute verwehrt geblieben. Auch der Charteinstieg der folgenden EP "Devil May Care" in Norwegen konnte am Underdog-Status, den die Band trotz aller Meriten noch innehat, bislang wenig ändern. Hierzulande mag das hauptsächlich auf fehlende Live-Präsenz zurückzuführen sein. Ein wenig scheint man vom Pech verfolgt zu sein, zog sich doch Drummer Tjodalv (ex-DIMMU BORGIR) zu allem Überfluss vor kurzem noch einen komplizierten Knöchelbruch zu. Gejammert wird trotzdem nicht, wie Bassist Memnock zu uberichten weiß.
Hey, ich bin zwar müde, aber mir geht’s gut. Wir sind derzeit auf Tour mit WASP. Es läuft ziemlich gut.
Zuerst einmal: Wie geht’s Tjodalv? Was ist ihm passiert?
Oh Gott, er hatte aber auch ein Pech! Etwa drei Wochen vor der WASP-Tour ist er auf einem Stück Eis ausgerutscht, als er ein Auto ausgeladen hat. Er ist auf sein Bein gefallen und hat sich den Knöchel an zwei Stellen gebrochen. Er wurde schnell ins Krankenhaus gebracht und operiert. Dadurch konnte der die Tourneen mit WASP und ONSLAUGHT nicht spielen. Das hat uns, und vor allem ihn, ziemlich fertig gemacht.
Hat der Unfall auch noch Auswirkungen auf eure kommenden Tourpläne? Was steht noch alles an?
Für die WASP- und die ONSLAUGHT-Tour mussten wir einen Session-Drummer anlernen. Den Job erledigt jetzt Anders Haave von BLOOD RED THRONE für uns. Tjodalv wird für etwa fünf Monate außer Gefecht sein. Er muss jetzt kürzer treten und warten, bis seine Knochen heilen. Dann muss er in dem Bein wieder Kraft kriegen.
Euer neues Album “Cut From Stone” ist bereits veröffentlicht. Wie sind die Reaktionen bislang ausgefallen?
Wir sind glücklich. Wir kriegen positive Kritiken und hohe Wertungen. Einige Reviews waren auch negativ, aber das kommt immer vor. Nicht alle werden das Album mögen. Die Mehrheit der Artikel war aber wirklich gut. Die Platte ging in den norwegischen Charts einheimischer Künstler direkt auf die 18, was auch nicht schlecht ist.
“Unlimited” hat euch erstmals als melodische Thrash-Band gezeigt. Denkst du, dass ihr nach der Experimentierphase der ersten beiden Alben mit „Unlimited“ nun euren Stil gefunden habt?
Ich denke, wir haben eine Identität gefunden, die die Leute als SUSPERIA wiedererkennen. Wir werden nie auf Nummer sicher gehen und das wiederholen, was wir auf vorigen Alben schon einmal hatten. Wir fordern uns musikalisch gern selber heraus. Wenn es also an ein neues Album geht, fangen wir immer mit einem weißen Blatt Papier an. Cyrus bringt seine Ideen an und wir setzen mit ein. Was dann letztendlich herauskommt, weiß vorher niemand. Wenn es uns gefällt, verwenden wir es.
Verglichen mit “Unlimited” klingt ihr dieser Tage etwas melodischer und wärmer. Würdest du dem zustimmen?
Ja, das kann ich nachvollziehen. Wie gesagt arbeiten wir an Ideen und lassen auf uns zukommen, wie sie sich entwickeln. Es gibt diesmal mehr Melodien, aber das hatten wir vorher nicht geplant.
Was sind die Gründe für diese Entwicklung?
Wir sind jetzt bei unserem vierten Album und wissen langsam, welche Arbeitsmethode für die Band am besten ist. Das alles hilft uns bei der Weiterentwicklung der Band. Ein weiterer Punkt ist, dass wir diesmal Daniel Bergstrand den Mix anvertraut haben. Und der arbeitet mit einigem altem Equipment. Er liebt das analoge Zeug. Die letzten Male haben wir mit digitalem Equipment aufgenommen, was einen klinischeren Sound ergibt. Daniels Mix ist dagegen wärmer und klingt menschlicher.
Wie zufrieden seid ihr denn mit Daniels Arbeit? Meine Sorge, dass die Platte einen ähnlich klinischen Sound abbekommen könnte wie die letzten IN FLAMES oder MESHUGGAH hat sich diesmal nicht bestätigt.
Daniel war großartig! Wie ich schon sagte brachte er Gefühl und Wärme in die Songs. Wir hatten vorher noch nie mit ihm gearbeitet und setzten somit viel Vertrauen in ihn, was er auch nicht enttäuscht hat. Er weiß, was er will, und hat seinen eigenen Arbeitsstil. Bei einigen Songs waren wir ein wenig besorgt darüber, was er mit ihnen anstellt, aber im Endeffekt waren seine Ideen genau richtig. Wir haben lange Zeit aufgenommen und am Ende war es sehr schwer für uns, objektiv zu sein. Daniels Ohren waren dagegen unverbraucht.
Jede Tour, die ihr für “Unlimited” absolviert habt, hatte nur wenige Deutschland-Dates. Ich habe euch nur einmal zusammen mit MORTIIS erwischt. Mit WASP betourt ihr jetzt auch nur Schweden, Norwegen und UK – aber nicht Deutschland! Warum kommt ihr so selten hier her?
Wir wollen immer Shows in Deutschland spielen, aber aus irgendwelchen Gründen gelingt uns das nur selten. Vor ein paar Jahren waren wir mit TESTAMENT für ein paar Shows hier. Wir hoffen, dass wir Ende des Jahres eine Europa-Tour machen können und dann definitiv auch in Deutschland vorbeischauen zu können!
Schade, dass es keine großen Festivalauftritte gab. Werdet ihr für das neue Album Festivals spielen?
Ja, das ist wirklich schade. Wir klappern jedes Jahr die ganzen Festivals ab, aber jedes Mal heißt es „nicht dieses Jahr“. Es ist eine komische Situation für uns und ich kann nicht verstehen warum!
Obwohl eure ersten beiden Alben über Nuclear Blast erschienen sind, hat sich “Unlimited” am besten verkauft. Was lief da schief mit NB?
Ich weiß nicht ob „schief laufen“ hier der richtige Ausdruck ist. Für das erste Album haben wir von Nuclear Blast viel Support bekommen. Beim zweiten ist hingegen wenig passiert. Das Label sagte uns, dass es kein Geld mehr für uns gäbe. Zu der Zeit hätten wir für das Album touren müssen. Stattdessen saßen wir zu Hause. Anstatt zu warten, ob noch etwas passieren würde, baten wir darum, das Label verlassen zu dürfen, und sie waren einverstanden. Wir sind freundschaftlich auseinander gegangen. Nuclear Blast ist ein großes Label mit vielen Bands und ich denke, dass wir zwischen denen einfach untergegangen sind. Deshalb mussten wir da raus.
Eure “Devil May Care” EP ist 2005 in die norwegischen Charts eingezogen. Damit wart ihr die erste norwegische Metalband, die die Top20 geknackt hat. Was bedeutet euch das?
Das hat uns stolz gemacht. Viele Leute sind auf die Band aufmerksam geworden. Ich glaube aber auch, dass wir für andere Metal-Acts eine Tür aufgestoßen haben, denn plötzlich haben viele norwegische Metalbands angefangen, Singles zu veröffentlichen und damit in die Charts einzusteigen. Vorher war so etwas nicht üblich. Wir haben die EP aber nicht veröffentlicht, um in die Charts zu kommen. Wir haben sie für die Fans gemacht, weil wir so lange für den Nachfolger von „Unlimited“ gebraucht haben.
Auf Europa bezogen: wo hättet ihr mit “Unlimited” landen können, wenn es über ein größeres Label erschienen wäre?
Das ist schwer zu sagen, weil wir nicht wissen, welche Unterstützung wir von einem größeren Label bekommen würden. Wenn wir mit Priorität behandelt worden wären, hätte uns „Unlimited“ sicher auf ein höheres Level gehoben. Viele Fans und Journalisten haben uns erzählt, dass „Unlimited“ eines der besten Alben im Jahr 2004 war. Aber was soll man sagen? Die ersten beiden Alben sind über Nuclear Blast erschienen, die ja ein großes Label sind, und die Verkäufe lagen trotzdem unter denen von „Unlimited“, das über ein kleines Label erschienen ist.
“Unlimited” hat euch den US-Markt geöffnet, oder?
Ja, das hat es. Mit “Unlimited” hatten wir den besten Absatz in den USA, was SUSPERIA eine Menge Aufmerksamkeit brachte. Dort kam die Scheibe über Candlelight Records heraus. Und die haben bei der Promotion fantastische Arbeit geleistet. Das hat uns den Markt geöffnet.
Welche Rolle spielen TESTAMENT für euch? War es eine Ehre für euch, als deren Support-Act ausgewählt zu werden?
TESTAMENT sind eine unserer Lieblingsbands. Eine derer, die wir am meisten gehört haben, als wir Kids waren. Wir konnten es nicht glauben, als wir als einer ihrer Support-Acts ausgewählt wurden. Besonders natürlich, weil es das Original Line-Up war, das die Tour spielte. An diese Tour haben wir einige großartige Erinnerungen.
Was dürfen wir von SUSPERIA in nächster Zukunft erwarten?
Wir wollen eine Menge touren! Wir glauben, dass wir ein gutes Album haben und wollen, dass so viele Leute davon erfahren, wie möglich. Dann müssen wir ans nächste Album denken.
Was bedeutet dir der Metal?
Diese Musik hat mein Leben beeinflusst. Ich bin mit ihr aufgewachsen. Sie gab mir die Gelegenheit, Teil einer fantastischen Band zu sein und ein Leben zu führen, das nicht viele Leute führen.
Die letzten Worte gehören dir…
Danke für euer Interesse an SUSPERIA und für das tolle Interview. Wir hoffen, bald wieder in Deutschland zu sein.