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Interview zu "Music For Animals" mit Sänger und Bandchef András
Interview
Die Ungarn SUPERBUTT haben gerade mit „Music For Animals“ ihr fünftes Album veröffentlicht, welches mit seiner wüsten Mischung aus Alternative Rock/Metal, New Metal, Thrash Metal und einer ganzen Reihe weiterer Zutaten ordentlich Arsch tritt. Doch nicht nur das: Vor Release des Albums ging Sänger und Bandchef András Voros der komplette Rest der Band flöten, sodass eine komplett neue Band mit einem ganz anderen Stil entstand. Auch ist „Music For Animals“ das erste Album der Band, das über das deutsche Label Sonic Attack erscheint – Grund genug also, Sänger András per E-Mail ein paar Fragen zukommen zu lassen.
Hi Leute! Euer neues Album „Music For Animals“ ist gerade frisch veröffentlicht worden. Wie sind denn so die ersten Reaktionen von Fans und der Presse ausgefallen?
Ich denke, sie mochten es. Natürlich gibt es keine Band, die bei dieser Frage sowas wie „Sie hassten es und es scheint so, als hätten wir einen Fehler gemacht“ sagen würde, das ist also irgendwo eine zu erwartende und obligatorische Antwort, aber sie ist wahr. Ich habe gerade mal eine schnelle Google-Suche gestartet und nur einen Artikel von rund 30 bis 40 gesehen, wo gesagt wurde, das vorherige Album sei besser gewesen. Und wenn man bedenkt, dass „Music For Animals“ nicht nur einfach ein neues Album ist, sondern ein neues Album, das sich maßgeblich von den vorherigen unterscheidet, würde ich sagen, dass das ein gutes Zeichen ist, nicht wahr?
Und bist du mit den Reaktionen zufrieden? Passen sie zu dem, was du über „Music For Animals“ denkst?
Ja, definitiv. Dieses Album ist der Beginn einer neuen Ära, die ich als das Erwachsenenalter der Band bezeichnen würde. Es ist ein erwachsenes Album einer erwachsen gewordenen Band. Ich habe das Gefühl, dass „Music For Animals“ für uns das ist, was „Angel Dust“ für FAITH NO MORE war. Ich erinnere mich immer noch daran, wie ich zum ersten Mal diese Platte angehört habe, ich war ein bisschen schockiert, weil ich die Art von Happy-Rock-Songs erwartet hatte, an die ich mich auf „The Real Thing“ gewöhnt hatte, und ich bekam stattdessen etwas tieferes, dunkleres und komplexeres. Dann zündete es plötzlich und „Angel Dust“ wurde über Jahre mein Lieblingsalbum. Ich will uns natürlich nicht mit dem Genius FAITH NO MOREs vergleichen, die Musik ist ja auch eine ganz andere, aber ich denke, das ist ein gutes Beispiel dafür, was ich über den Richtungswechsel denke, den wir mit „Music For Animals“ eingelegt haben.
Für das neue Album musstest du ein komplett neues Line-up zusammenbauen, da der Rest der Originalbesetzung stumpf ausgestiegen ist. Kannst du uns etwas darüber sagen, was ihre Gründe waren?
Nichts besonderes, das übliche halt: die Familie, die Arbeit. Weißt du, das knifflige an SUPERBUTT ist, dass es uns so viel Zeit und Energie wie ein Vollzeitjob kostet, aber nur so viel Geld wie eben bei einem Hobby dabei herauskommt. Was heißt, dass wir uns alle, wie viele andere gute Bands auch, neben der Musik noch um Jobs kümmern müssen. Ich persönlich habe eine Menge Energie und kann damit umgehen – ich genieße sogar diese Art von ‚Dr. Jekyll & Mr. Hide‘-Gemütsverfassung, einerseits ein quasi-extravaganter Rocker und andererseits eine komplett normale Persönlichkeit zu sein, die im Büro arbeitet. Aber ich verstehe es auch, wenn andere damit nicht umgehen können. Ich sage immer, dass ich auf einem ziemlich außergewöhnlichen Pfad wandle, der nicht einfach zu begehen ist, und ich erwarte von niemand anderem, dass er in der Lage ist, es genauso zu tun. Es ist eben meine Entscheidung, wohin ich gehe und solange jemand mit mir kommen möchte, tue ich alles, was ich kann, um ihn glücklich zu machen, aber wenn sie zurückbleiben wollen, ist das okay und dann gibt es von meiner Seite aus kein böses Blut.
Und wer sind die neuen Bandmitglieder? Könntest du uns die „neuen SUPERBUTT“ vorstellen?
Dieser ganze Line-up-Wechsel war nichts, das auf einmal an einem bestimmten Zeitpunkt passiert ist. Das war mehr ein fortlaufender Prozess über mehr als zwei Jahre und es war eine natürliche Verwandlung von der alten Fünfer-Combo SUPERBUTT zu etwas anderem. Um dir ein weiteres Beispiel zu geben (und es gibt hier wieder keinen Vergleich in der Größe), fühle ich mich ein bisschen wie OZZY OSBOURNE. Ähnlich wie er kann ich nichts alleine machen und bin froh, dass ich großartige Musiker um mich habe, aber ich weiß auch, dass sie nicht für immer bei mir sein werden. Ich hatte mit dem vorherigen SUPERBUTT-Line-up meine eigenen BLACK SABBATH und jetzt habe ich mit den neuen Jungs meinen Randy Rhoads (oder eher meine Randy Rhoadses). Und wer weiß, vielleicht werden meine „Randys“ irgendwann müde und dann habe ich wahrscheinlich meine Zak Wyldes. Naja egal, das Ding ist, dass die neuen Jungs und ich ein großartiges Team sind und dass wir glücklich mit dem sind, was wir bis jetzt zusammen geschafft haben. (Ich werde dich jetzt nicht mit den Namen der Bands langweilen, von denen sie kommen – die kennst du eh nicht, kannst du ja aber auch googlen.)
Ich muss gestehen, dass ich SUPERBUTT nicht gekannt habe, bevor ich „Music For Animals“ auf meinem Schreibtisch liegen hatte. Aber in der Presseinfo, wirst du wie folgt zitiert: „Hey, wir haben hier eine brandneue Band, also lass uns damit was machen.“ Wo sind denn die Unterschiede zwischen den „alten“ SUPERBUTT und dem neuen Album mit der „neuen“ Band?
Puh, hart, das von hier aus zu sagen, mal davon abgesehen, dass das aktuelle Line-up wegen der langhaarigen Leute nach mehr Metal aussieht und dass es mehr nach Metal klingt, da es mehr Gitarrensoli und Doublebass-Drums gibt. Aber für mich als jemand, der in dem ganzen Ding drinsteckt, sind die Veränderungen nicht notwendigerweise so offensichtlich, da auch speziell Attila und Tamas, die beiden Gitarristen, die den Kern des momentanen Line-ups bilden, bereits seit 2009 bei SUPERBUTT dabei sind, mehr als zwei Jahre, was mir bereits wie eine Ewigkeit vorkommt. Manchmal vergesse ich fast, dass wir früher mal mit anderen Musikern gespielt haben.
Wie viel Einfluss hatten denn die „neuen“ Bandmitglieder auf das Material? Waren sie von Anfang an volle Mitglieder mit vollen Rechten oder gab es auch so etwas wie eine „Einführungsphase“?
Wie ich oben schon schrieb, waren Tamas und Attila bereits ziemlich lange volle Mitglieder (ein bis anderthalb Jahre), als wir Ende 2010 wirklich anfingen, die Songs für die neue Scheibe zusammenzusetzen, bis dahin hatten sie sich also definitiv schon ihre vollen Rechte verdient. Also, ja, sie hatten 100 Prozent Einfluss auf die Musik. Als wir anfingen, neues Material zu schreiben, haben wir direkt zu Beginn beschlossen, dass wir nicht versuchen werden, „traditionelle“ SUPERBUTT-Songs zu schreiben, sondern einfach die Songs, die jedes einzelne Mitglied mag – die mussten dann auch nicht ähnlich wie die alten Songs klingen. Die Tatsache, dass ich sie singe, macht sie eh zu SUPERBUTT-Songs, oder?
Auf „Music For Animals“ habe ich eine Menge Einflüsse hören können, von dreckigem Rock’n’Roll der Marke TUROBONEGRO, (Neo-)Thrash, New Metal, Alternative Rock, … . Würdest du zustimmen, dass sich das alles auf dem Album befindet? Und woher kommen all diese Einflüsse? Für wie viel davon können die neuen Mitglieder verantwortlich gemacht werden?
Für alles, weil sie all die Musik schrieben. Und ich denke, je mehr Einflüsse du hören kannst, desto interessanter wird es, nicht?
Etwas anderes: Auf „Music For Animals“ gibt es einen Song namens „Natasha“, der – so die Presseinfo – auf dem Manuskript eines amerikanischen Schriftstellers basiert. Was ist denn die Geschichte hinter dem Song?
„Natasha“ ist ein Vampirroman von Ken Derby. Die Geschichte spielt teilweise in Budapest und in einer der Szenen geht der Hauptcharakter zu einem SUPERBUTT-Konzert auf dem A38 Boat (was übrigens einer der coolsten Clubs in unserer Stadt ist). Ken hat mir das Manuskript vor etwa einem Jahr zugeschickt und ich war so begeistert davon (und auch geehrt, dass wir in einer Szene auftauchen), dass wir vereinbarten, einen Song über die Story zu schreiben. Der Roman ist übrigens noch nicht veröffentlicht, ich glaube er kommt irgendwann 2012, aber der Soundtrack ist schon mal da. Und da es ein großartiger Song ist (mit einem Text von Ken), planen wir auch, ein Video dazu zu drehen.
Und wer genau ist Ken Derby? Und wie ist der Kontakt entstanden?
Ken ist ein amerikanischer Schriftsteller, der jetzt schon seit einiger Zeit in Budapest lebt. Er ist auch ein riesiger Rock- und Metalfan, so wurden wir vor einiger Zeit Freunde, als er immer wieder zu unseren Shows kam, weil er unsere Musik echt mochte.
„Music For Animals“ wurde über das deutsche Label Sonic Attack veröffentlicht. Warum habt ihr nach eurer letzten Scheibe das Label gewechselt?
Unser vorheriges Label hatte nicht wirklich die Zeit oder die Energie, international allzu viel Aufwand in SUPERBUTT zu stecken, und als Sonic Attack dann auf uns zu kamen, entschieden wir uns, mit ihnen zu gehen, da Deutschland für uns sehr wichtig ist. Allerdings blieben wir was unsere Heimat betrifft bei unserem alten Label und haben darüber eine „Special Double CD“ von „Music For Animals“ angefertig, mit einer zweiten Disc mit vier der Songs auf Ungarisch und drei Coverversionen (Tom Jones, Neil Young und eine ungarische Indie-Band namens THE MOOG). Diese „Double Deluxe Edition“ ist limitiert und nur in Ungarn erhältlich (auch wenn ich mir sicher bin, dass du es von Torrent-Seiten aus der ganzen Welt herunterladen kannst, aber das ist okay, wir haben damit kein Problem, willkommen im 21. Jahrhundert). So konnten wir unserem heimischen Publikum auch etwas besonderes bieten und außerdem haben wir damit das erste Doppelalbum unserer Bandgeschichte – das ist auch ziemlich cool.
Und wie kamt ihr mit Sonic Attack in Kontakt?
Das kann ich immer noch nicht so wirklich glauben, das ist eine Geschichte, die mich eines besseren belehrt hat, weil ich immer gesagt habe, Labels würden dich nie kontaktieren, sondern du musst sie anschreiben. Aber diesmal war es anders, denn vor etwa einem Jahr bekamen wir plötzlich eine E-Mail mit einer kurzen Vorstellung, so wie: „Ich bin Karl Walterbach, ich habe ein neues Label und ich habe Interesse an eurer Band.“ Was? Karl Walterbach? Der Typ, dem Noise Records gehörten und der Bands wie KREATOR, HELLOWEEN, VOIVOD, CELTIC FROST und so weiter veröffentlicht hat? Wow, what the fuck? Sicher, dass das kein Witz ist? Natürlich sagten wir zu und trafen uns ein paar Wochen später mit ihm, als wir in Berlin spielten, wo sich dann herausstellte, dass er es ernst meinte. Als ich ihn später fragte, wie er uns überhaupt gefunden hat, sagte er, dass es der dämliche Name war, der seine Aufmerksamkeit auf uns lenkte. Als ein echt seltsamer Name für eine Metalband hat er also endlich mal etwas Gutes für uns getan … .
Wie ich auf der deutschen Last.fm-Seite für SUPERBUTT gesehen habe, habt ihr bereits einige Gigs mit dem neuen Material gespielt. Wie hat den Leuten das „Music For Animals“-Material gefallen?
Whoa, cool, ich wusste gar nicht, dass es eine deutsche SUPERBUTT-Seite auf Last.fm gibt, kannst du mir den Link schicken? [Aber klar. – Anmk. d. Red.] Aber um deine Frage zu beantworten: Wir sind in Deutschland immer noch ziemlich unbekannt, sodass die meisten Leute, die uns auf unseren Shows sehen, ziemlich überrascht sind, weil sie – wie ja auch du – keine Ahnung hatten, dass wir existieren. Im Grunde denke ich also, dass die meisten Leute gar nicht wissen, welche Songs von „Music For Animals“ und welche von den älteren Alben sind, aber glücklicherweise sind sie meistens ziemlich enthusiastisch was das ganze Set angeht. Ich schätze mal, das bedeutet, dass sie auch das neue Zeug mögen, da wir auf den letzten Shows sehr viel vom neuen Album gespielt haben.
Und wird es demnächst auch ein paar Gigs in Deutschland geben?
Ja, natürlich. Die wilden ungarischen Nomaden kommen, um die westliche Zivilisation zu erobern, wie sie es schon vor tausend Jahren gemacht haben! Um ein bisschen spezifischer und ernster zu werden: Ja, es wird im November und Dezember einige Shows geben und 2012 werden wir auch noch öfter vorbeikommen. Am besten checkt ihr unsere Homepage nach den Daten, da wir überall mal sein werden.
So, das war’s von mir aus. Vielen Dank für deine Zeit! Hast du noch irgendwelche letzten Kommentare?
Danke schön, it’s been our pleasure! Wir sehen uns bald! [Original, nicht von mir übersetzt. – Anmk. d. Red.]
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