Summoning
Interview mit Silenius zu "With Doom We Come"

Interview

Fünf lange Jahre mussten SUMMONING Fans auf das neue Album „With Doom We Come“ warten, doch diese Zeit hat sich gelohnt. Die beiden Tolkien-Verehrer Silenius und Protector nehmen uns ein weiteres Mal auf eine fantastische Reise nach Mittelerde, auf welcher sie unbeirrt ihrem ureigenen Stil folgen. Wir sprachen mit Silenius über das neue Werk.

Coverartwork zum SUMMONING Album "With Doom We Come"

Coverartwork zum SUMMONING Album „With Doom We Come“

Es ist wirklich schön, dass SUMMONING wieder mit einem neuen Album namens „With Doom We Come“ zurück sind. Dieses Mal lagen fünf Jahre zwischen den Alben, ich hatte gelesen, dass ihr Schwierigkeiten beim Komponieren/Zusammenstellen der Songs hattet?

Ja, am Anfang kamen wir schnell voran. Wir mussten ja nicht bei null anfangen, da noch jede Menge Material von der „Old Mornings Dawn“ übrigblieb. Die Probleme kamen erst später, als es darum ging, den Melodien einen Klang zuzuordnen und auch später als es ums Mischen ging, waren unsere Meinungen oft sehr unterschiedlich bzw. ich wusste selbst oft nicht, was ich wollte. Und nur zu wissen, was man nicht will, ist eben zu wenig um rasch ans Ziel zu kommen. Es gab auch einen Punkt, da waren wir beide so genervt, dass sogar das Ende der Band im Raum stand. Nach einer mehrwöchigen Zwangspause, nahmen wir aber noch einmal einen Anlauf und diesmal führte der Weg zum Ziel.

Viele Songideen stammen ja noch aus der Zeit von „Old Mornings Dawn“?  Wie haben sich diese im Laufe der Zeit verändert? Gibt es generell eine andere Herangehensweise ans Songwriting als noch vor zehn, fünfzehn Jahren?

Nein, die Herangehensweise ist immer dieselbe. Ich komponiere die Grundmelodien am Keyboard und gemeinsam bauen wir dann Schicht um Schicht darauf auf. Diesmal mussten wir aber nicht bei null beginnen weil, wie du schon sagst einzelne Riffs und Songfragmente schon vorhanden waren, die wir neu bearbeiteten, dazu komponierten, reduzierten, neu arrangierten oder schlicht wieder verwarfen. Wenn sämtliche Keyboardstrukturen stehen, fügt Protector Schlagzeug und Gitarrenspuren hinzu, dann kommt der Gesang und am Ende werden noch diverse Sounds und Sprachsamples integriert. Es kommt selten vor, dass Protector auch mit fix und fertigen Songs ankommt. Ich glaube, „Land Of The Dead“ war so ein Lied. Ansonsten ist die Vorgangsweise wie gerade beschrieben.

Über euren Sound/Produktion wird häufig und gerne diskutiert. Was macht für Euch einen guten Sound aus? Habt ihr in Sachen Produktion was verändert für „With Doom We Come“?

Ein guter Sound muss nicht zwangsläufig fett und trocken klingen, wie heutzutage in der Metalszene leider üblich, sondern sollte eine gewisse Atmosphäre transportieren können und natürlich eigenständig sein. Viele meiner Lieblingsbands aus meiner Jugend hatten so einen Sound, welcher zu der Zeit als sie erschienen, auch oft fragende Gesichter hinterließen, heute aber nicht wegzudenken ist: BATHORY, CIRITH UNGOL, SACRILEGE, MANILLA ROAD und und und…da ich „With Doom We Come“ als eine Art kleinen Bruder von „Old Mornings Dawn“ sehe, haben wir versucht, den Sound auch ähnlich zu gestalten. Beide Alben sollten eigentlich als eine Art Einheit betrachtet werden.

Wie seht ihr „With Doom We Come“ im Vergleich zu euren bisherigen Werken?

Das neue Album ist von der Melodieführung sicherlich um einiges reduzierter und einfacher gestaltet wie sein übermächtiger Vorgänger. Die Melodiebögen sind kürzer und weniger überladen. Für manche Ohren wirkt es auch weniger episch da wir diesmal die Hauptmelodien nicht akustisch hervorgehoben haben, sondern alle Instrumente auf einem gleichen Level spielen. Dadurch wirkt es auch wieder etwas Black Metal lastiger und vor allem düsterer, vergleichbar etwa mit „Dol Guldur“. Wie auf unseren frühen Werken, haben wir diesmal nach langer Zeit wieder Instrumentalstücke zur Auflockerung beigefügt. Und statt des obligatorischen Intros haben wir uns diesmal für ein vollständiges Intro/Instrumental entschieden. Und auch unsere Vocals sind nicht mehr so verwechselbar wie früher, da Protector seinen Gesangsstil verfeinert hat und mehr Melodie in seinen Gesang integriert, ohne dabei geschliffen zu klingen.

Ihr hattet auf „Old Mornings Dawn“ die schwarze Sprache Mordors verwendet. Ich glaube, auf dem neuen Album ist alles auf Englisch? Wollt ihr irgendwann mal wieder eine Sprache aus Tolkiens Welt verwenden? Welche Themen habt Ihr dieses Mal verarbeitet?

Die Texte sind alle in Englisch. Lediglich ein paar Sprachsamples von Orks sind in der schwarzen Sprache. Bei „Old Mornings Dawn“ haben wir im Intro und einem weiteren Song auf eine Elbensprache zurückgegriffen. Richtig in der schwarzen Sprache gesungen haben wir nur auf „Oath Bound“  bei dem Lied „Mirdautas Vras“.
Es gibt auch dieses Mal kein durchgehendes lyrisches Konzept. Jedes Lied erzählt seine eigene kleine Geschichte. „Tar Calion“ ist ein anderer Name für „Ar Pharazon der Goldene“. Der letzte König von Numenor, der geblendet von Sauron eine riesige Armada bauen ließ und gegen die unsterblichen Lande in den Krieg zog. „Silvertine“ ist ein Gebirge der Nebelberge auf deren Spitze Gandalf seinen finalen Kampf gegen den Balrog ausgefochten hat. „Carcharoth“ war der mächtigste Wolf im Dienste Morgoth, der die Tore Angbands bewachte. „Herumor“ war ein schwarzer Numenor, der später Macht unter den Haradrim erlangen sollte und im Dienste Saurons stand. Die „Barrow Downs“  sind eine Grabhügelkette östlich des Auenlandes, die von Grabunholden heimgesucht wurden. „Night Fell Behind“ erzählt von Heldenmut und Opfergang, „Mirklands“ driftet in ein Schattenland zwischen den Lebenden und den Toten, und das finale „With Doom I Come“ erzählt von der Ankunft von Morgoth in Mittelerde.

Der Albumtitel „With Doom We Come“ passt sehr gut zu SUMMONING und entstammt einer Zeile vom Marsch der Ents gegen Isengard. Was wolltet aber ihr damit ausdrücken?

Schon Monate bevor die Arbeiten zum Album beendet wurden, hatte ich einen Spickzettel bei mir und notierte mir einzelne Wörter oder Phrasen aus diversen Gedichten. Daraus entstehen dann Songtitel oder eben der Albumtitel. Lange Zeit sollte das Album „Conquest“ heißen. Das verwarf ich aber, da es zu sehr an Vangelis und den Film „Conquest Of Paradise“ erinnerte. Über das Lied der Ents stolperte ich durch Zufall. Ich mochte die Phrase sofort. Als Albumtitel ist das ganz klar auf die Band bezogen, während der Songtitel wie schon erwähnt auf Morgoth bezogen ist.

Wie fandet ihr die Umsetzung der Filme zu „Der Hobbit“?

Nicht so gut wie „Herr der Ringe“ aber immer noch gut genug. Vor allem der zweite Teil ist großartig. Der erste Teil hatte ein paar Schwächen, war aber immer noch gut. Nur der dritte Teil enttäuschte etwas. Zu wenig Handlung, zu viel Hollywood Kitsch. Aber selbstverständlich ist das Kritik auf hohem Niveau. Richtig schlechte Filme gibt es bei Peter Jackson ja nicht.

Ihr wart ja eine der ersten Bands der damals noch ganz jungen Black-Metal-Szene. Bitte erzähle uns ein wenig über eure Anfänge als Band und in der Szene und die damalige Stimmung!

Als wir begannen, gab es nur die norwegische Szene und ein paar versprengte Bands im Rest Europas. Alles war im Entstehen und man wurde regelrecht mitgerissen. Das war damals keine Musik sondern Lebenseinstellung und die eigene Kreativität kannte keine Grenzen. Damals gab es ja kein Internet, somit war man auf sich allein gestellt bzw. musste sich erst Gleichgesinnte suchen und eine Szene selbstständig aufbauen. Das war eine spannende Zeit damals, und Napalm Records noch ein Zwei-Mann-Kinderzimmer-Label, aber sie hatten schon SPV als Vertrieb und der war Gold wert.

Seid ihr aktuell noch in andere Bands/Projekte involviert? Was habt ihr in nächster Zukunft alles geplant?

Ich habe die neue ABIGOR CD „Höllenzwang“ eingesungen, welche demnächst erscheinen wird, sowie ein neues AMESTIGON Lied, welches für eine Split Vinyl verwendet wird. Protector arbeitet an einem neuen ICE AGES Album.

Welchen Stellenwert haben Musik und Literatur in eurem Leben?

Zum Lesen komme ich heute nur noch wenig. Vielleicht ein Buch vierteljährlich. Musik kaufe ich mir nach wie vor kistenweise. So richtig umgehauen hat mich aber in letzter Zeit nichts. Dafür gab es aber auch keine großartigen Enttäuschungen.

24.01.2018

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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2 Kommentare zu Summoning - Interview mit Silenius zu "With Doom We Come"

  1. Eisgeist sagt:

    „‚Herumor‘ war ein schwarzer Numenor, der später Macht unter den Haradrim erlangen sollte und im Dienste Saurons stand.“ – Bin ich der einzige, dem auffällt, dass es sich bei den Lyrics größtenteils um das Gedicht „Alone“ von E.A. Poe handelt? Kam mir als Arcturus-Hörer gleich so bekannt vor, da die das auf „La Masquerade Infernale“ auch schon vertont haben.

  2. Trump sagt:

    Nettes Interview, besonders die Verbindung zu Old Mornings Dawn war neu für mich.
    Etwas schade finde ich, dass die Leser keine eigenen Fragen einreichen können, so wie das früher Mal der Fall war. Würde das Ganze hier bei metal.de deutlich aufwerten. So darf man als Leser nur großteils belanglose Kommentare loswerden.