Sumerlands
im Gespräch mit Arthur Rizk
Interview
Fast hätte man denken können, dass SUMERLANDS nach ihrem Debüt von 2016 heimlich, still und leise in der Versenkung verschwunden sind. Umso erfreulicher war die Überraschung, als es Anfang des Jahres mit der „Ageless Life“-EP ein neues Lebenszeichen gab, auf die vor Kurzem dann auch tatsächlich das zweite Album „Dreamkiller“ folgte. Mit Gitarrist und Mastermind Arthur Rizk haben wir nicht nur über den neuen Dreher gesprochen, sondern auch über das Wechselspiel mit seiner anderen Band ETERNAL CHAMPION, seine Liebe zum Rock und Metal der 70er und 80er sowie über seine Arbeit als erfolgreicher Produzent und Tontechniker.
Hi Arthur, wie geht’s dir?
Sehr gut, ich bin grade in Denver, Colorado und arbeite im Studio.
Genau, du bist ja auch Produzent. Hast du grade irgendwelche spannenden Jobs?
Ich fange grade wieder mit der Arbeit an. Ich hatte mir für SUMERLANDS und meine andere Band ETERNAL CHAMPION eine Weile frei genommen, aber um diese Jahreszeit beginnt der große Andrang auf die Studios, also bin auch ich jetzt quasi wieder rund um die Uhr dort.
Du bist grade von einer Tour mit ETERNAL CHAMPION zurückgekommen. War es deine erste Tour seit Beginn der Pandemie?
Nein, wir haben schon eine Hand voll Shows gespielt. Wir waren z. B. in England und auf dem Muskelrock (in Schweden). Die Tour jetzt war aber die beste bisher.
Ist in naher Zukunft auch eine Tour mit SUMERLANDS geplant?
Wir hoffen es und wir möchten natürlich unbedingt nach Europa kommen.
Ihr habt ja auch schon mal eine kleine gemeinsame Tour mit SUMERLANDS und ETERNAL CHAMPION gemacht, würdet ihr das wieder in Erwägung ziehen?
Absolut, denn es ist ein riesiger Spaß, weil man alle seine Kumpels an einem Ort hat.
Auch von einem musikalischen Standpunkt aus würde es ja Sinn machen.
Klar, die Bands sind ja nicht zu weit voneinander entfernt.
Dann lass uns doch mal über „Dreamkiller“ sprechen. Ihr habt euren Sound um weitere Elemente aus dem Arena Rock und AOR der 80er erweitert. Mehr Keyboards, mehr Synthesizer, viele tolle Soli und insgesamt mehr große, eingängige Melodien. Da Album hat einen Vibe von Neonlichtern und Großstadt ohne dabei aber kitschig zu wirken, es ist ganz klar immer noch ein Heavy-Metal-Album. War dieses Feeling euer Ziel und kannst du uns etwas über die Einflüsse sagen?
Nicht zu kitschig ist genau die richtige Beschreibung. Einer der offensichtlichsten Einflüsse sind sicherlich FOREIGNER. In den 80ern haben sie versucht, ein wenig von ihrem Arena Hard Rock wegzukommen und bauten etwas dunklere Vibes in ihre Musik ein. Das habe ich immer an ihnen geliebt und ich wollte sowas ähnliches machen, aber eben durch den SUMERLANDS-Fleischwolf gedreht.
Als ich also die Songs geschrieben habe, hatte ich immer diese Synthesizer im Hinterkopf und hab sie aus Spaß auf die Demos geschmissen und ein wenig damit herumexperimentiert. Und am Ende habe ich mir dann bei den meisten Songs gedacht: „Verdammt, ich brauche diesen Synth-Sound“.
Es gibt auch ein bisschen R’n’B auf dem Album, Lionel Richie war ein großer Einfluss. Ich finde sein Song „Running with the Night“ ist perfekt; er hat Shredding, er hat dieses Synthie-Wummern und ich wollte sowas unbedingt auch machen. Ich will natürlich nicht, dass sich jemand das SUMERLANDS-Album anhört und sagt: „Yeah, das klingt wie Lionel Richie.“ Es sollte schon ein Heavy-Metal-Album sein.
So ging das dann eine Weile. Wir haben glaube ich 2017 oder 2018 mit dem Schreiben des Albums begonnen und ich dachte: „Verdammt, ich habe grade echt keinen Bock auf Heavy Metal!“ Ich habe ständig irgendwelche Metalbands produziert oder war mit Metalbands auf Tour und es war einfach zu viel. Ich hätte die Band sogar fast aufgelöst, als unser alter Sänger ausgestiegen ist.
Ihr habt euch auch ganz schön lange Zeit gelassen, seit eurem Debüt sind sechs Jahre ins Land gezogen. Gab es dafür besondere Gründe?
Ja, dafür gab es viele verschiedene Gründe. Der wichtigste ist sicherlich, dass wir unseren Sänger verloren haben, das war 2019 als ich grade ein paar der letzten Songs fertigstellte. Wir haben ein paar Shows gespielt und er wollte einfach nicht mehr. Aber das ist in Ordnung, wir sind alle Freunde. Trotzdem hat die Suche nach einem neuen Sänger bis zum Ende des Jahres gedauert und so natürlich für Verzögerungen gesorgt.
Ende 2019 haben wir dann mit den Aufnahmen begonnen und du weißt ja was dann passiert ist, die verdammte Pandemie. Da unser neuer Sänger Brendan weiter weg lebt war es schwierig, gemeinsam ins Studio zu gehen. Irgendwann hat sich die Situation dann verbessert und das Reisen wurde wieder einfacher.
Eine andere Sache war, dass die Leute anfingen wieder voll auf Vinyl abzufahren. Das haben die Plattenfirmen gerochen und angefangen, millionenfach Neupressungen von Johnny Cash, Michael Jackson, den Beatles und allem, was ihnen ein paar Dollar einbringt zu veröffentlichen. Sie dachten sich: „Oh, die Leute stehen jetzt auf Vinyl, lasst uns zum millionsten Mal ‚Let It Be‘ pressen.“
Das wirkt sich dann auf kleinere Labels und kleine Bands wie uns aus, denn es gibt nur eine begrenzte Anzahl an Presswerken. Du musst also bis zu neun Monaten warten, um dein Album überhaupt in die Presse zu kriegen.
Ich habe schon von mehreren Bands gehört, dass sie ihre Veröffentlichungen wegen lächerlich langen Wartezeiten bei den Presswerken verschieben mussten.
Lächerlich trifft es, allein schon wegen der Menge von Schrott, die da produziert wird. Du kannst auf Discogs eine Kopie von Johnny Cash für einen Dollar kaufen, aber irgendwie haben die großen Firmen einen Weg gefunden das ganze neu zu vermarkten und damit noch mehr Abfall in die Welt zu bringen. Das ist abgefuckt, aber so ist es halt.
Aber jetzt ist das Album ja endlich da.
Genau, es ist da und wir reden darüber. Ich war nicht sicher, ob es überhaupt passieren würde.
Als das letzte ETERNAL CHAMPION-Album rauskam dachte ich kurz: „Hey, was ist eigentlich mit SUMERLANDS passiert?“ Die EP am Anfang des Jahres war also eine schöne Überraschung, denn ich hatte gar nicht mehr mit etwas Neuem von euch gerechnet.
Mit ETERNAL CHAMPION hatten wir alle Aufnahmen kurz vor Beginn der Pandemie abgeschlossen, währen wir mit SUMERLANDS mittendrin waren. Außerdem ist in dieser Zeit mein guter Freund Riley Gale von POWER TRIP gestorben, wie du sicher weißt. Als ich den Anruf bekam war ich grade damit beschäftigt, ein paar der letzten Gitarrensoli für das Album aufzunehmen und ich war absolut am Boden zerstört.
Jedes Mal, wenn ich zu den Aufnahmen des SUMERLANDS-Albums zurückkehren wollte, habe ich dieses mulmige Gefühl bekommen, weil ich immer an diesen Anruf denken musste. Ich musste also erstmal eine Pause machen, um meine Gedanken zu ordnen und etwas Abstand zu gewinnen. Aber weißt du, wir sind auch keine Fulltime-Band, wir wollen einfach coole Musik schreiben und eigentlich ist uns egal, was danach passiert.
Du sagtest es bereits, ihr habt einen neuen Sänger. Ich finde Brendans Stimme hat eine gewisse Ähnlichkeit zu der eures alten Sängers Phil Swanson, gleichzeitig aber durchaus eigenen Charakter, weil er öfter in die höheren Tonlagen geht. War es euch wichtig einen Sänger zu finden, der nicht zu weit weg von dem ist, was Leute von euch kennen, der Musik aber trotzdem eine eigene Note hinzufügt?
Es gibt zwar keine Formel für den Sound von SUMERLANDS, aber eines unserer Markenzeichen ist sicherlich, dass der Gesang nicht zu verrückt und exzessiv gerät. Brendan und Phil haben unterschiedliche Stimmen, aber der Gedanke hinter dem Songwriting bleibt derselbe: halte es einfach und ein bisschen catchy, aber übertreib es nicht mit der Stimmakrobatik.
Ich finde beide haben diesen leicht nasalen OZZY-Vibe, weshalb ich gewisse Ähnlichkeiten bei ihrem Gesang heraushöre.
Ja, definitiv, dass könnte tatsächlich die Verbindung sein. Besonders auf den frühen MAGIC CIRCLE-Sachen (Brendan Radigans alte Band) waren sich Brendan und Phil stimmlich sehr nahe, aber in letzter Zeit hat Brendan wirklich seinen eigenen Stil gefunden. Um noch mal kurz zu FOREIGNER zurückzukommen, auf der neuen SUMERLANDS geht sein Gesang ein wenig in Richtung Lou Gramm (Ex-FOREIGNER).
Er ist super talentiert und als Phil ausgestiegen ist, war Brendan die erste Person an die ich als Nachfolger gedacht habe. Ich hatte ihn schon sehr oft live gesehen und jedes Mal gestaunt, wie verdammt gut er ist.
War er denn sofort verfügbar oder musstest du ihn erst überzeugen?
Weißt du, wir sind jetzt schon seit 13 oder 14 Jahren gut miteinander befreundet und als ich ihn gefragt habe war er sofort dabei. Noch bevor ich ihm überhaupt von Phils Ausstieg erzählt habe, schickte ich ihm ein paar Sachen und meinte: „Hey, check mal die neuen Songs.“ Er war total begeistert und ich fragte ihn, ob er Lust hat darauf zu singen. Und das war dann auch schon alles.
Ihr bietet viel Variation auf dem Album, „Twilight Points The Way“ ist ein intensiver Opener mit vielen geilen Soli, der Titeltrack ist sehr direkt und „Heavens Above“ hat diesen Hauch von Melancholie, fühlt sich aber gleichzeitig auch irgendwie entspannt an. War es euch wichtig, diese Abwechslung auf dem Album zu haben und euch nicht auf eine vorgegebene Richtung festzulegen?
Viele meiner Lieblingsalben haben ganz verschiedene Songs, sie nehmen dich mit auf eine Reise. Ich denke da an die EAGLES oder LED ZEPPELIN, klassiche Rock-Alben eben. Zehn Songs die einfach nur durchgängig hart rocken wären mir zu langweilig, ich brauche diese unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Ich möchte einen Song haben, der etwas nach JUDAS PRIES klingt, einen der Richtung WARLORD geht, einen der nach DIO klingt usw. Eben Songs mit den unterschiedlichen Elementen, die mich inspirieren. Sonst hast du am Ende ein Album, durch das die Leute einfach durch skippen wollen und durch das ich auch selbst durch skippen würde.
Durch Handys, Social Media und dieses ganze Zeug sind die Leute sehr ungeduldig geworden, jeder will alles möglichst schnell haben. Auf Spotify hört man dann fünf Sekunden in einen Song rein und stellt fest: „Nein, dafür bin ich grade nicht in Stimmung, ich muss schnell was anderes suchen.“ So hören die meisten Leute heute Musik. Wenn du aber z. B. im Auto eine CD im Player hast, wirst du die nicht sofort wechseln, es ist ein engagierteres Zuhören. Das ist leider meistens nicht mehr so, aber ich behalte auch das im Hinterkopf, wenn ich Musik schreibe.
Wobei es in der Metal-Szene ja durchaus noch häufiger vorkommt, dass sich Leute das ganze Album anhören.
Ja das stimmt, aber auch da ändert es sich inzwischen. Ich glaube das ist aber auch irgendwo ein typisch amerikanisches Ding. In Europa wird man bekannte Sachen nicht so schnell satt, während man in Amerika immer auf der Suche nach dem neuesten coolen Zeug ist.
Du hast ja jetzt auch schon ein paar Mal JUDAS PRIEST erwähnt. Einer meiner Lieblingssongs auf dem Album ist „Force of a Storm“, weil mich besonders der Anfang und generell der Vorwärtstrieb sehr an „Turbo Lover“ erinnern. Ein Song, den ich trotz seines teilweise schwierigen Standes unter Metalfans liebe. Ich nehme an diese Ähnlichkeiten waren Absicht?
Ja, viele Leute hassen den Song aber ich liebe ihn. „Force Of A Storm“ hat allerdings erstmal gar nicht so geklungen. Wir haben das Stück in letzter Minute auf das Album gepackt, denn ursprünglich hatte das Album nur sieben Songs und ein Synthesizer-Outro. Dann dachte ich: „Hey, lasst uns einen Drumbeat drüberlegen und ich spiele dann später noch etwas mit der Nummer rum.“
Wir hatten einige Ideen für den Song, JUDAS PRIEST gehörte anfangs aber noch nicht dazu. Ich habe also ein wenig an der Nummer rumgebastelt und um es simpel zu halten habe ich diesen dröhnenden Synthesizer-Beat unter den ganzen Song gelegt, ursprünglich nur als Hilfe beim Komponieren. Wir haben ihn dann im Song gelassen, erstmal klang das aber zu sehr nach Italo-Disko. Also habe ich mit ein paar verschiedenen Effekten rumgespielt und bin dann auf diesen einen gestoßen, der wie „Turbo Lover“ klang. Also habe ich mich dazu entschieden, eine kleine Verbeugung an PRIEST einzubauen.
Der Song selbst ist eigentlich gar keine direkte Hommage an „Turbo“, er basiert auf schnellem, Action orientierten Yacht Rock, während „Turbo Lover“ ja eher eine Hymne ist.
Folgt das Album abseits von der stilistischen Ausrichtung einem besonderen inhaltlichen Konzept oder stehen die Songs komplett für sich?
Wir folgen nicht direkt einem bestimmten Konzept, aber besonders auf diesem Album drehen sich alle Songs irgendwie um Galgenhumor der Marke „das Leben ist ein Witz und immer, wenn du denkst, dass du ein paar Schritte Vorsprung hast, drehst du dich um und stellst fest, dass du eigentlich ein paar Schritte hinterher hängst“. Brenden hat ein paar tolle Lyrics geschrieben und sich weitestgehend an solchen Themen orientiert.
Ich finde die neuen Elemente in eurem Sound helfen auch dabei, SUMERLANDS stilistisch ein wenig mehr von ETERNAL CHAMPION abzuheben.
Ja, absolut, als die ersten Alben von SUMERLANDS und ETERNAL CHAMPION herauskamen, hatte ich im gleichen Zeitraum Songs für beide Bands geschrieben. Den Titelsong des ersten ETERNAL CHAMPION-Albums „The Armor of Ire“ hatte ich z. B. ursprünglich für SUMERLANDS geschrieben. Das hört man auch, denn der Song ist melancholischer als der Rest des Albums.
Phil war die Nummer aber damals zu chaotisch, um Lyrics dazu zu schreiben, also habe ich dem Stück einen leichten MANOWAR-Anstrich verpasst. Wobei ich mit MANOWAR in dem Fall weniger die Band, sondern einfach einen gewissen Stil verbinde. Es ist Stahl und Epik, ich habe dem Song also ein wenig Stahl verpasst.
Man könnte also schon sagen, was für die eine Band funktioniert hat, ging auch für die andere klar. Inzwischen machen wir mit SUMERLANDS aber unser eigenes Ding und schreiben Song-orientierter. Auf dem Debüt waren wir mehr auf lineares Songwriting fokussiert, d.h. die Lieder haben sich immer in eine Richtung auf einen einzelnen Höhepunkt zubewegt, das typische Strophe-Refrain-Strophe-Schema gab es auf dem Album gar nicht. Das wollten wir diesmal etwas anders machen und das Songwriting damit etwas ausgereifter gestalten.
Es geht teilweise ein wenig in Richtung Arena Rock.
Ja, ein wenig, ich war immer ein großer Fan der SCORPIONS und von DOKKEN, die zwar ein wenig cheesy sind, deren frühe Alben aber absolute Perfektion waren. ETERNAL CHAMPION dagegen gehen eher in eine etwas doomige Richtung.
Eine meiner letzten Fragen betrifft deine Arbeit als Produzent und Tontechniker. Du warst ja schon mit vielen verschiedenen Bands wie SOULFLY, UNTO OTHERS und zuletzt KREATOR im Studio. Wirkt sich die Arbeit mit all diesen verschiedenen Künstlern auch auf deine eigene Musik aus?
Gute Frage. Ich würde sagen die Sachen, die ich auf technischer und handwerklicher Ebene im Studio lerne, werden auch immer bei meinen eigenen Bands wiederverwertet. Wenn mir z. B. bei den Aufnahmen mit KREATOR ein Mikrofon gefiel, habe ich das auch für SUMERLANDS verwendet. Ich höre aber selten im Studio eine Band und denke mir, dass ich jetzt auch sowas machen muss.
Ich konzentriere mich beim Songwriting auf meinen eigenen Prozess, denn meine Gedanken sind oft sehr chaotisch. Ich habe ADHS und lasse mich daher leicht ablenken, deshalb kann ich Songs nicht auf die gleiche Weise schreiben wie andere Leute und deshalb dauert es manchmal auch etwas länger.
Trotzdem ist die Arbeit mit diesen Bands großartig und besonders von älteren Jungs wie Mille (KREATOR) und Max (SOULFLY) kann man so viel lernen. Sie machen das teilweise schon seit 40 Jahren, können auf einen enormen Fundus an Erfahrungen zurückblicken und viele spannende Geschichten erzählen. Beide sind gute Freunde von mir und haben mir geholfen, als Produzent und als Person zu wachsen. Das hat zwar keinen Einfluss auf mein Songwriting, aber für mein persönliches Leben ist das eine große Sache. Und man kann mit beiden ständig über Metal quatschen.
Viele Bands haben während der Pandemie neue Alben aufgenommen und ich habe von einigen Musikern gehört, dass es teilweise schwer war, überhaupt einen Studiotermin oder den Wunschproduzenten zu kriegen, weil es so viele Anfragen gab. Kannst du das aus deiner Sicht als Produzent bestätigen und war die Nachfrage tatsächlich höher als sonst?
Lass mich kurz darüber nachdenken (grübelt). Ja, ich habe sehr viele Anrufe und Anfragen bekommen, aber ich habe mich hauptsächlich auf mein eigenes Zeug wie SUMERLANDS konzentriert. Geld bedeutet mir nicht besonders viel; ich bin zwar froh, dass ich Erfolg habe, aber das ist nicht was mir im Leben wichtig ist.
Am Ende des Tages akzeptiere ich keine Aufträge, an denen ich nicht wirklich arbeiten will, denn das würde mehr oder weniger mein Leben ruinieren. Dann könnte ich mir auch einen Job suchen, bei dem ich Sandwiches mache und würde das genauso genießen. Viele Bands wollten ihre Alben aufnehmen und haben sich gedacht, wenn die Pandemie erstmal vorbei ist, dann starten sie richtig durch. Und jetzt sitzen wir hier, mehr als zwei Jahre später, es werden immer noch Touren abgesagt und Konzerte verschoben.
Cool ist aber, dass viele Leute die Zeit genutzt haben um ein Instrument zu lernen oder um sich selbst beizubringen, wie man Musik aufnimmt. Oft haben mir Freunde ihre Aufnahmen zum Mixen oder Mastern geschickt und ich habe dann meinen Spaß damit gehabt und ein wenig damit rumgespielt. So schließt sich der Kreis, denn so habe ich selbst angefangen aufzunehmen. Ich war es satt, nicht selbst dazu in der Lage zu sein.
Die Tatsache, dass sich nun viele Leute Programme wie Ableton und GarageBand runtergeladen und gelernt haben, wie man sie benutzt führt hoffentlich dazu, dass wieder mehr gute Musik rauskommt. Denn daran fehlt es in letzter Zeit finde ich.
Es wird sich zeigen, wieviel gute Musik am Ende der Pandemie rausgekommen sein wird und ob die Dinge irgendwann zum Normalzustand zurückkehren, oder ob es am Ende einfach zu viel ist. Manche Bands haben ja in den zwei Jahren teilweise drei Alben rausgebracht.
Dazu sage ich nichts, denn ich will nicht unhöflich sein. Aber es ist teilweise tatsächlich so, als würde man die Welt mit echtem Müll überschwämmen. Doch zum Glück haben wir ja die Möglichkeit, einfach nein zu solchen Alben zu sagen.
Danke für das Interview Arthur, es war sehr interessant und erhellend. Ich wünsche dir und SUMERLANDS alles Gute für die Zukunft und hoffe, man sieht euch demnächst auch in Deutschland.
Danke dir, ich hoffe auch man sieht sich dann auf einem unserer Konzerte.