Sulphur Aeon
"Finster, brutal und irgendwie auch majestätisch"

Interview

Sulphur Aeon

Um von einer Überraschung zu sprechen ist man aktuell mindestens zwei Jahre zu spät, denn schon mit „Swallowed By The Ocean’s Tide“ konnten SULPHUR AEON den Death-Metal-Underground gehörig aufmischen. Auch das Nachfolger „Gateway To The Antisphere“ schlägt in dieselbe Kerbe, obgleich sich am Sound ein paar Details verändert haben mögen. Gitarrist, Bassist und Songwriter T. gibt an dieser Stelle Aufschluss, wo das neue Machwerk zu verorten ist und welche Intention hinter den mächtigen Klängen steckt.

Moin Jungs, ich hoffe Ihr seid wohlauf.

Alles bestens!

Mittlerweile ist “Gateway To The Antisphere“ draußen. Mit welchen Attributen geht eure neue Scheibe an den Start?

Eigentlich mit den gleichen wie auch schon „Swallowed…“. Unser Stil ist nach wie vor in erster Linie auf Atmosphäre ausgerichtet. Es ist weiterhin die Mischung aus Brachialität, sinistren Melodien und einem Hauch Epik, die unseren Stil definiert. Dabei muss jeder Song für sich funktionieren und „etwas Besonderes“ haben aber natürlich auch das Album als Ganzes. Von daher sehe ich „Gateway…“ einfach als konsequente Weiterentwicklung unseres Sounds, wobei wir evtl. die Extreme (gerade was die Vocals und Drums angeht) diesmal wiederum etwas tiefer ausgelotet haben.

Immer wieder stolpert man mehr über Fananmerkungen denn Kritiken, die am Sound der neuen Platte die fehlende “Sumpfigkeit“ anmerken. War es im Vorfeld so angedacht, dass ihr diesen mysteriösen, musikalischen Milchglasschleier nun ablegen wolltet?

Es war von vornherein geplant, den Sound ein wenig offener zu gestalten und speziell dem Bass und den Drums mehr Raum zu geben. In unseren Ohren hat die Scheibe einfach den Sound bekommen, den die Songs verlangen und wir sind ja immer noch meilenweit von einer glattgebügelten Produktion entfernt. Und eine gewisse Sumpfigkeit wird es in unserem Sound auch immer geben…man kann es eh nie allen Recht machen und das liegt auch nicht in unserer Absicht. Stagnation würde uns langweilen.

Wie ist es euch dennoch gelungen, dass “Gateway To The Antisphere“ nichtsdestotrotz wie die tongewordene Boshaftigkeit klingt?

Das kann ich nicht wirklich beantworten, das sind nunmal die Songs, die aus mir herausbrechen. Dazu kommt dann halt nochmal eine dicke Portion Wahnsinn in den Vocals und auch dem Drumming (ich kann meine beiden Mitstreiter da gar nicht oft genug loben!)…es gibt da kein Rezept und auch keinen Masterplan. Für mich muss Death-Metal halt so klingen, finster, brutal und irgendwie auch majestätisch.

Einmal mehr lässt u.a. auch das Cover ja kaum andere Schlüsse zu: Wie viel H.P. Lovecraft steckt auch thematisch in der neuen SULPHUR AEON und woher kommt die Faszination in Bezug auf den Cthulu-Mythos?

Die Texte sind weiterhin zu 100% im Lovecraft-Universum verankert, damit fühlen wir uns einfach wohl und da wir ja nicht nur einzelne Stories nacherzählen, lässt uns das auch genug Freiraum um sich da lyrisch auszutoben. Mich persönlich fasziniert hinsichtlich des Cthulhu-Mythos die schier unbeschreibliche Grösse hinter allem, vieles wird dabei immer nur wage angerissen und der Phantasie des Lesers überlassen. Dazu kommt halt die Mystik und das Geheimnisvolle, die Namen, die unfassbaren Kreaturen…für das, was Lovecraft da erschaffen hat, ist die Beschreibung „gigantisch“ eigentlich noch untertrieben.

Sulphur Aeon

Zur Beschreibung, wie eure Alben klingen, ließt man immer wieder die fantastischsten Dinge, gerade weil sich das Ganze doch viel leichter fühlen als beschreiben lässt. Wie würdest Du es dennoch versuchen?

Zunächst mal würde ich unseren Stil im angeschwärzten Death-Metal einsortieren und dann halt die o.g. Attribute anführen. Die treffen aber natürlich auf viele Bands zu, besonders auch bei denen, die häufig als Vergleich herangezogen werden (BEHEMOTH, NILE, DISSECTION, EMPEROR, MORBID ANGEL…), also wird da schon ein Fünkchen Wahrheit drin stecken.

Bald erscheint “Gateway To The Antisphere“ auch auf Vinyl. Würdest Du vom persönlichen Eindruck her von einer Platte sprechen, die über einen kultigen Plattenspieler noch besser ankommt?

Definitiv! Vinyl ist unser Hauptmedium, das war auch schon bei „Swallowed…“ so. Und da Simon uns auch diesmal ein spezielles Vinyl-Mastering angefertigt hat, klingt die Platte (wir haben ja die Testpressung schon gehört) einfach nochmal „tiefer“. Vinyl Hören hat einfach auch eine gewisse Magie, die man durch nichts ersetzen kann. Und natürlich entfaltet auch das Artwork in angemessener Grösse erst seine komplette Wirkung.

Zum Teil spielt ihr ja noch bei DECEMBER FLOWER. Auch diese Band ist im Vergleich mit anderen melodischen Death Metal Bands deutlich düsterer. Was könnt Ihr nun mit SULPHUR AEON noch zusätzlich ausleben?

Bei DECEMBER FLOWER bin ich damals „nur“ als Gitarrist eingestiegen und habe hier und da mal einen Song beigesteuert. Da hat mich auch genau das Genannte gereizt, dass es eben nicht so cheesy klingt wie bei vielen Bands, wo ich persönlich vor lauter „Melodic“ absolut keinen „Death-Metal“ mehr finden kann. SULPHUR AEON ist aber meine komplett eigene kreative Spielwiese, wo ich mich ohne jegliche Kompromisse musikalisch austoben kann. Das war und ist meine Hauptmotivation beim Schreiben…deswegen ist Sulphur Aeon auch meine ganz klare Priorität. Und das wäre auch so, wenn es hinsichtlich des „Erfolgs“ anders gelaufen wäre.

Aber jetzt entmystifiziert mal. Ihr geht auch mal ins Freibad, esst Kelloggs Frosties und mögt Disney-Filme oder ist euer Leben ein derart schwarzes Loch wie “Gateway To The Antisphere“?

Naja, ins Freibad gehe ich nicht wirklich gerne und Disney ist jetzt auch nicht meins (obwohl ich „Fluch der Karibik“ mag und grosse Hoffnung in den neuen Star Wars setze) aber natürlich sitzen wir nicht den ganzen Tag grimmig in einem feuchten Keller und beten die grossen Alten an. Anstatt der Frosties nehme ich dann aber auch lieber etwas vom Grill und ein kaltes Pils dabei.

Nun aber mal wieder im Ernst: Hatte ihr eigentlich damit gerechnet mit SULPHUR AEON den Underground dermaßen aufmischen zu können?

Nein, absolut nicht. Ich glaube, mit sowas kann man nicht rechnen und planen kann man sowas schon garnicht. Dann würde es nämlich kalkuliert klingen und genau DAS haben wir nie gemacht. Für mich fühlt sich das alles immer noch ein wenig surreal an…aber natürlich freut man sich auch, wenn das eigene Schaffen andere Leute derart mitreissen kann.

Wie sieht die nahe und mittelfristige Zukunft gemeinsam mit der Band aus?

Auch da bleibt eigentlich alles beim Alten, wir werden weiterhin nur ausgewählte Konzerte spielen und gucken, was noch so auf uns zukommt. Konkrete Pläne oder Ziele gibt es da keine…

Das war es soweit auch schon. Ich bedanke mich für das Beantworten der Fragen und wünsche euch noch alles Gute. Hier besteht dann noch Raum für alles Vergessene!

Wir bedanken uns für dein Interesse und die Unterstützung! Ia Cthulhu, Ia Yog-Sothoth!

Galerie mit 10 Bildern: Sulphur Aeon - Party.San Metal Open Air 2024
23.04.2015

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