Suicidal Angels
Interview mit Nick Melissourgos
Interview
Dass diese Jungs aus Athen verdammt schnell spielen können, haben sie schon mehrfach beweisen und auch ihr brandneuer Dreher „Bloodbath“ macht da – trotz gelegentlich „ruhigerer“, gen Mid-Tempo tendierender Passagen – keine Ausnahme. Wie es das Quartett rund um Mastermind Nick Melissourgos auch noch schafft in ähnlicher Windeseile ein überaus imposantes Arbeitsprogramm zu stemmen und dennoch ausschließlich Feinkost abzuliefern, erörtere der Sänger und Gitarrist eines Abends via Fernsprecheinrichtung aus der griechischen Hauptstadt, der Homebase der Burschen.
Respekt! Ihr legt nicht nur musikalisch ein wahres Höllentempo vor, auch in Sachen Veröffentlichungen legt ihr der Konkurrenz momentan einiges vor. Wie schafft man das bloß?
Unser einziges Erfolgsgeheimnis ist wohl die Tatsache, dass wir – sofern wir nicht gerade auf Tournee sind oder irgendwo für Gigs engagiert sind – täglich proben. Bei SUICIDAL ANGELS ist das Bandfeeling nämlich seit den Anfängen einer der wichtigsten Punkte. Von daher fällt es uns relativ einfach, ab dem Zeitpunkt wo wir ein Studio gebucht haben, fokussiert an die Sache heranzugehen und müssen die Songs nur noch einspielen. Im Gegensatz zu unzähligen anderen Bands brauchen wir also keinerlei Vorlaufzeitmehr im Studio, weil wir mitunter schon einige Monate tagtäglich die Songs einstudiert haben. Auch etwaige Besonderheiten oder knifflige Passagen können wir auf diese Weise schon im Vorfeld so weit ausarbeiten, dass wir die Tracks an sich bloß noch aufzunehmen und abzumischen brauchen.
Als mitentscheidend für eine solche Arbeitsweise sehe ich auch den Produzenten. Ist R.D. Liapakis gerade deshalb erneut euer Mann gewesen?
Genau! Mittlerweile kann man durchaus behaupten, dass Lia so etwas wie das fünfte Bandmitglied geworden ist. Er weiß exakt wie sich ein Album der SUICIDAL ANGELS anhören muss, ist zudem selbst Musiker und hat durch seine eigene langjährige Erfahrung natürlich das Wissen und das entsprechende Know-How um uns in entscheidenden Momenten weiterhelfen zu können. Davon abgesehen ist er bekanntlich ebenfalls Grieche und von daher fällt auch jegliche Sprachbarriere als Hemmschwelle weg.
Klingt plausibel, doch ohne die entsprechende Fülle an Ideen und Inspiration hilft wohl auch eine solche Arbeitsweise nichts, oder?
Über einen Mangel an Ideen braucht man sich bei uns erst gar keine Sorgen zu machen. Zum einen weil im Thrash Metal noch längst nicht alles gesagt ist, wie man auch an Hand der unzähligen hochwertigen Alben bekannter wie unbekannter Formationen nachvollziehen kann. Und zum anderen, weil wir auch davon profitieren, dass wir nicht nur mit diesem Genre zugehörigen Bands gespielt haben und auch in Zukunft weiterhin spielen werden. Gerade diese „fremden“ Inspirationen wirken sich oft als neue Details in unserem Sound aus.
Gutes Stichwort: In wenigen Tagen legt ihr zusammen mit CANNIBAL CORPSE, BEHEMOTH und MISERY INDEX unter dem Motto „Full Of Hate“ los. Auch auf dieser Tour ist es keineswegs der Thrash Metal, der regiert, auch wenn dieser von den Niederländern LEGION OF THE DAMNED und Euch amtlich vertreten wird. Geht ihr mit einer bestimmten Erwartungshaltung „on the road“?
Solche Tourneen – genauer gesagt Live-Shows generell – sind immer eine ganz spezielle Angelegenheit. Dabei profitieren beiden Seiten, also die Band genauso wie die Zuseher von der entstehenden Energie. Für mich persönlich bedeutet es sehr viel, Teil dieser Gastspielreise zu sein, denn was kann es für einen Fan brutaler Metal-Klänge besseres geben, als an einem Abend CORPSE und BEHEMOTH nacheinander sehen zu können? Dass auch die SUICIDAL ANGELS dafür eingeladen wurden, ist eine große Ehre für uns. Und obendrein denke ich, dass wir auf technischer Ebene von den beiden genannten Acts auch noch einiges lernen können.
Wobei ihr Euch im Laufe der Zeit ohnehin bereits merklich gesteigert habt. Vor allem was Hooks und Melodien betrifft beinhaltet „Bloodbath“ mehr als ihr jemals zuvor offerieren konntet.
Das sehe ich genauso, wobei ich aber wieder auf unsere spezielle Arbeitsweise zurückkommen muss, denn bei unserer – wahrlich nicht gerade geringen – Anzahl an Songideen ist es immer noch so, dass wir lediglich jene Tracks fertigstellen und in Folge auch aufnehmen, die wir selbst als Thrash-Metal-Fans gerne zu Gehör bekommen würden.
Nachvollziehbar. Als ein Ergebnis davon habt ihr mit „Moshing Crew“ auf eurem aktuellen Dreher wohl einen zukünftigen Klassiker verewigt, ohne den man Euch wohl von keiner Bühne mehr gehen lassen wird.
Das hoffe ich doch! Auf diese Nummer bin ich ganz besonders stolz, denn „Moshing Crew“ ist als Tribut an alle unsere Fans, aber auch an sämtliche helfenden Hände in unserem Umfeld und ebenso an alle uns inspirierenden Formationen gedacht! Ich liebe diese Nummer schlichtweg und kann es schon gar nicht mehr abwarten, den Fans endlich diesen Titel um die Ohren zu ballern!
Ohne hier jetzt den Nostradamus spielen zu wollen – die Nummer wird funktionieren und zwar immer und überall! Bevorzugt ihr eigentlich kleine Clubs oder mittlerweile doch schon die formidableren großen Open-Air-Bühnen?
Gegenfrage: Welches deiner Kinder hast Du am liebsten? Schwierig, nicht wahr? Beide Situationen haben etwas Besonderes und sind auch nur ganz schwer zu vergleichen. Bei den Club-Shows ist es der intimere Kontakt zu den Fans, der diese zu besonderen Erlebnissen macht, während man bei großen Open-Air-Shows schlichtweg mehr Menschen erreichen kann und darüber hinaus auch Personen zu Fans werden lassen kann, selbst wenn diese zuvor noch nicht einmal etwas von deiner Band gehört haben. Aber wo und wie auch immer, wir lieben es einfach live zu spielen und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern!
Vielleicht ist es noch ein wenig zu früh dafür, aber habt ihr eigentlich schon einmal über ein Live-Album oder eine DVD nachgedacht, damit sich die Fans die Live-Situation auch ins Wohnzimmer holen können?
Über eine solche Veröffentlichung direkt noch nicht, aber ich weiß genau was Du meinst und exakt das ist meine Intention. Ich will, dass ein Studioalbum klingt wie eine Live-Aufzeichnung! Und mit Lia sind wir dieser Intention schon ziemlich nahe gekommen. Er hat verstanden, wie unser Sound auszufallen hat und weiß auch, was die Fans zu Hause zu hören wollen, schließlich ist er ja auch immer noch ein Metalhead.
Das sind wir doch alle. Und darüber hinaus viele davon auch noch aus der Kategorie „Jäger und Sammler“. Wäre es denn für diese nicht an der Zeit, endlich auch euren Back-Katalog in irgendeiner Form erneut aufzulegen? Da leider immer wieder die irrige Meinung kolportiert wird, ihr hättet erst kurz vor dem „ROCK THE NATION“-Award 2009 losgelegt, würde eine solche Wiederveröffentlichung wohl noch mehr Sinn machen … .
Darüber haben wir durchaus schon gesprochen, wobei wir speziell an unsere erste EP „Armies Of Hell“ aus dem Jahr 2006 gedacht haben. Diese Scheibe ist damals nur in kleiner Auflage und zudem nur hier bei uns in Griechenland erschienen, von daher wäre es sehr wohl sinnvoll, das Teil einmal als Bonus-CD neu aufzulegen. Unsere 2008er-Scheibe „Eternal Domination“ dagegen ist ja über das OSM-Label veröffentlicht worden und sollte problemlos zu ergattern sein. Hier macht ein Re-Release wohl noch wenig Sinn.
Und wie sieht es mit „Bloodthirsty Humanity“ aus, eurem Debüt?
Moment, das stimmt nicht ganz. Dabei handelt es sich nämlich nur um eine Zusammenstellung unserer ganz frühen Demos, deshalb sehen wir dieses Teil auch nicht wirklich als „offizielles“ Debüt an. Aber irgendwie hast Du schon Recht, denn viele Exemplare davon sind wohl nicht außerhalb unserer Heimat gelandet.
Apropos Heimat: Nein, keine Angst, ich will hier nicht über finanztechnisches Zeug fachsimplen, sondern lediglich wissen, ob es denn stimmt, dass griechische Metalfans tatsächlich dermaßen euphorisch sind und bei Konzerten jede Menge an Paarhufern durch die Lüfte fliegen lassen, wie es hierzulande immer wieder berichtet und zwar von Bands unterschiedlichster Stilrichtungen?
Da ich dazu keine objektive Antwort geben kann, möchte ich lediglich auf das Internet verweisen um sich auch in Zentraleuropa ein Bild von uns bei einem Gig in der Heimat machen zu können und sich selbst ein Urteil zu bilden. Seht Euch einfach mal http://www.youtube.com/watch?v=ROaVK442_bQ oder http://www.youtube.com/watch?v=ksvtSZlkET0 an und es sollte keinerlei Fragen zu diesem Thema mehr geben. Die Aufnahmen stammen vom „Sonisphere Festival“ hier bei uns in Athen, wo wir für die „Big Four“ eröffnen durften. Mehr braucht man dazu wohl nicht zu sagen!
In der Tat. Und nach einer solchen „Support-Show“ dürften es wohl auch nicht mehr viele Bands geben, von denen Du noch träumst einmal mit ihnen die Bühne teilen zu dürfen, oder?
Oh doch! In erster Linie AC/DC und MOTÖRHEAD, denn damit würden Jugendträume in Erfüllung gehen, die aber immer noch solche sind. Aber ich will nicht undankbar wirken und muss zugeben, dass ich mit dem Status der Band mehr als nur zufrieden bin. Ein großes Dankeschön dafür gebührt neben unseren Fans und den direkt mit uns zusammenarbeitenden Personen mit Sicherheit auch jenen Vertretern der Presse, die uns all die Jahre lang unterstützt haben! Dankeschön!
Bitt’scheen, es war mir erneut eine Ehre. Und übrigens: Für mich klingt es gar nicht so außergewöhnlich und utopisch, was der gute Nick da an Träumen so äußert. Im Gegenteil, beim Höllentempo der SUICIDAL ANGELS ist ein solcher Support-Slot wohl sogar früher möglich als er es sich in seinen kühnsten Träumen vorstellen kann. Ehe es die Jungs aber soweit bringen, spielen sie sich aber einmal mehr den Arsch ab und zwar zunächst auf der „Full Of Hate“-Tournee und danach auf einigen Sommerfestivals (unter anderem auf dem „Bang Your Head!!!“). Als Aufwärmprogramm für die Fans gibt es ab dem 27.1. „Bloodbath“, das einmal mehr unverkennbar durch das Artwork von Ikone Ed Repka veredelt wurde und die These von Nick untermauert, dass im Thrash Metal längst noch nicht alles gesagt ist!
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