Subterfuge Carver
Subterfuge Carver

Interview

Einen ganz schönen Brocken haben da SUBTERFUGE CARVER mit ihrem vielschichtigem Debütalbum "Deathcore" via Supreme Chaos Records auf die Menschheit losgelassen! Was die jungen Energiebündel auf diesem so aus sich rauslassen, lässt mal ganz schön viele ähnlich gepolte Bands richtig alt aussehen. Das Werk lebt von verschiedensten Stimmungen und lässt darauf verschiedene Stile scheinbar spielend miteinander verschmelzen. Grund genug, mit den Urhebern ein Interview zu führen. Gitarrist Arthur Wall erteilte bereitwillig Auskunft.

Subterfuge CarverHallo Arthur! Bitte stell doch zuerst einmal die einzelnen Bandmitglieder vor und erzähle uns, wie es 2004 zur Bandgründung kam!

Howdy. Gegründet wurde SUBTERFUGE CARVER eigentlich schon 2001. Bert (Bass) hat mit ein paar Kumpels damals die Sache angestoßen und ist das einzig verbliebene Gründungsmitglied. Alle anderen sind nach und nach andere Wege gegangen. 2002 kam dann Tom (Drums) über eine Zeitungsannonce zur Band. Der hat dann 2003 mich in die Band gebracht und schließlich 2004 unseren Sänger Alex in einem Stuttgarter Club angesprochen. Der hat sich sehr schnell als Ausnahmetalent erwiesen und es ging richtig bergauf. Also besteht die Band offiziell seit 2004.

Welche Bedeutung steckt denn eigentlich hinter eurem Bandnamen?

Der hat keine festgelegte Bedeutung, weil jede ihn anders interpretiert, auch wir untereinander. Einige von uns favorisieren „Hinterlistiger Schnitzer“, andere „Betrugs-Fehler“. Aber die Leute kommen immer wieder auf neue Übersetzungs- und Interpretationsmöglichkeiten. Das ist genau das, was der Name bewirken soll. SUBTERFUGE CARVER ist das, was du draus machst. Der Name ist als Aufforderung gedacht sich die Bedeutung selbst zu erschließen.

Ihr konntet ja bereits so einige Bandwettbewerbe erfolgreich bestehen. Welche waren das im Einzelnen und was kannst du uns hierüber berichten?

Der erste und vielleicht auch wichtigste Wettbewerb, den wir gewonnen haben, war der Noisegate 2004/2005-Wettbewerb. Das Ganze wurde vom Pop-Büro Stuttgart veranstaltet und war offen für alles und jeden, der irgendwie Musik macht und jung genug ist. Es gab ne hochkarätige Jury bestehend aus Journalisten, Musikproduzenten und Musikern. Insgesamt 8 Profis die wie bei DSDS in einer Reihe sitzen und die Demos bewerten.

Wir haben da gleich mal einen prägenden Eindruck bei der Demo-Listening Session hinterlassen. Wir sind erstmal zu spät gekommen, und weil alle anderen Bands sich nicht getraut haben, die ersten Reihen zu besetzen, haben wir uns direkt vor die Jury gesetzt und angefangen wie blöd zu qualmen. Was wir nicht wussten: Die Hälfte der Jury war krank oder erkältet und bestand auf ein Rauchverbot. Die haben uns alle angeschaut, als hätten wir eindeutige Fotos von ihren Töchtern ins Netz gestellt. Wir dachten der Zug wäre damit abgefahren, aber die haben tatsächlich unsere Demo für gut befunden und wir sind ne Runde weitergekommen. Eines führte zum anderen und wir haben das Ding dann letztendlich gewonnen. Preis war eine professionelle Promo-Produktion. Ich denke das war ausschlaggebend für unsere Karriere, weil wir anderen und vor allem auch uns selbst bewiesen haben, dass wir was erreichen können.

Danach sind wir beim Metal-Battle 2005 bis zum Finale gekommen und haben dort den 4.Platz belegt. War ein verdammt geiles Gefühl in Wacken auf der Ur-Bühne zu stehen, und das auch noch zusammen mit den besten Nachwuchsbands Deutschlands. 2006 folgte dann der MARS (Musik-Award-Region Stuttgart). Da gab’s dann handfestes Fördergeld, was wir schließlich in Andy Classen investiert haben.

Daneben habt ihr auch schon auf einigen Festivals gespielt. Welches davon war der beste Auftritt und warum?

Definitiv das „Wacken Metal Battle-Finale“. Wir wurden von den Fischköppen mit offenen Armen empfangen und haben viele neue Freunde gewonnen. Die haben uns zwar ständig als bekloppte Bayern bezeichnet und uns mit widerlichem Wurzelschnaps abgefüllt, aber es waren schöne Tage, und wir durften uns ein bisschen die Hörner abstoßen. Sehr geil!

Wie verliefen die Arbeiten zu eurem Debütalbum „Deathcore“?

„Lehrreich und langwierig“ wären wohl passende Begriffe. Wir haben vor zwei Jahren mit der Vorproduktion angefangen, hätten eigentlich unter Zeit- und Erfolgsdruck in ein Studio gehen können und im Frühjahr 2006 veröffentlichen. Aber wir haben uns dafür entschieden, eine enorme Verzögerung in kauf zu nehmen und uns ein eigenes Studio einzurichten, um intensiv an der Platte arbeiten zu können. Aus unserer Sicht hat es sich auf ganzer Linie gelohnt. Welche Band kann schon von sich behaupten ihre Debüt-Platte kommt fertig in die Läden. Und damit meine ich wirklich fertig.

Es gibt keinen Punkt der wegen Zeitdruck oder Geldmangel vernachlässigt werden musste. Das Einzige auf was wir verzichten mussten war Freizeit. Wir hätten gerne die halbnackten Bikini-Hühner am See ein bisschen genervt oder mit unseren Roadies nen Töpferkurs an der VHS belegt. Na ja, aber dafür haben wir eine sehr druckvolle Produktion von Andy Classen gezaubert bekommen und alles an, in und auf der Platte ist abgeschlossen und schlüssig. Es ist wirklich zutiefst befriedigend, ein Produkt abzuliefern, von dem man überzeugt und mit dem man zufrieden ist.

Außerdem haben wir in dieser Zeit enorm viel dazugelernt. Bert, den man hier als Hauptverantwortlichen für unsere Produktion nennen muss, hat sich im letzten Jahr sogar zu einem Musikproduzenten gemausert. Er macht mittlerweile in seinem Studio auch Produktionen für andere Bands und das sehr erfolgreich.

Mit Andy Classen habt ihr ja einen erstklassigen Mann hinter die Regler bekommen. Wie kam der Kontakt zustande und wie zufrieden seit ihr mit dem Ergebnis?

Andy Classen stand von Anfang an sehr weit oben auf unserer Liste, und um ehrlich zu sein, hatte er letztendlich das beste Preis-Leistungsverhältnis. An dieser Stelle müssen wir auch Mat Sinner von Primal Fear herzlich danken. Er hat uns einige wichtige Tipps mitgegeben und uns geholfen, einen Überblick zu finden.

Der Kontakt kam recht einfach zu Stande. Hörer abnehmen, wählen und sagen was man will. Aber wir hatten natürlich auch Glück, dass wir Andy mit der Mucke nicht verschreckt haben und er uns zu dem Termin ins Studio nehmen konnte. Die Arbeit mit ihm war dann sehr angenehm. Der Mann macht seine Arbeit verdammt gut und hochkonzentriert, und das sogar wenn so Clowns wie wir da auftauchen. Es war toll ihm beim Arbeiten zuzuschauen und auf sein Wissen und Können zugreifen zu können. Die Stage-One-Studios sind bestens ausgestattet und der werte Herr Classen weiß sehr genau was er da tut. Wir sind mit dem Ergebnis und mit der Zusammenarbeit voll und ganz zufrieden.

In welchem Zeitraum entstanden die Songs, und wie schreibt ihr neue Stücke?

Manche Songs sind steinalt und andere noch recht jung. Wir haben uns die Zeit genommen, über unsere Songs während der Produktion nochmals gründlich nachzudenken und haben hier und da was verändert und angepasst. Aber im Großen und Ganzen sind die Songs so, wie sie im Proberaum beim Komponieren entstanden sind. Zwei Songs sind aus den Anfangstagen der Band und damit schon fast sieben Jahre alt.

Die Basis für die Songs entsteht im Probe-Keller. Wir drücken uns ein paar Biers in die Rübe, drehen die Amps auf und legen los. Wir haben da keine festgeschriebene Vorgehensweise. Erlaubt ist was gefällt. Wenn die Basis steht, kommen die Feinheiten dazu. Dadurch, dass wir mittlerweile recht gut ausgestattet sind, können wir jederzeit aufnehmen und die Songs mit etwas Abstand anhören, uns beraten und allgemein effektiver Arbeiten. Wir schreiben gerade Songs für die nächste Platte und arbeiten da gleichzeitig an 3-4 Songs. So bleibt es immer spannend und abwechslungsreich.

Worüber handeln die Texte auf „Deathcore“?

Es geht in erster Linie um die Auswirkung der Sonnenstrahlen auf das Liebesleben der Pflastersteine, und um die fundamentale Frage ob die Tatsache, dass Kühe Milch geben, einen Hinweis auf den einen wahren Weg der Selbsterkenntnis und Erleuchtung darstellt. Oder so…

Nee, ernsthaft: Manche Passagen sind eindeutig und offensichtlich aus unserem Alltag herausgenommen. Andere sind eher kryptisch, lassen mehr Spielraum für eine Interpretation. Mit den Texten sehen wir es genauso wie mit der Musik. Sie bilden eine Interpretationsgrundlage und sind in erster Linie Ausdrucksmittel für unsere Empfindungen. Mehr aber auch nicht.

Na bei dem Wetter momentan haben die armen Pflastersteine eh nicht viel zu fick… ach lassen wir das! Wie war das Feedback bisher auf „Deathcore“?

Sehr eindeutig! Entweder waren die Leute begeistert oder sie haben uns verrissen. 08/15 Meinungen oder mittelmäßige Reviews gab es nicht. Das Interessante dabei ist, dass jene, die über die Musik schreiben, uns Talent attestieren und nur Gutes zu berichten haben, wohingegen ein paar Leute sich sehr an dem Etikett zu stören scheinen. Die Bezeichnung „Deathcore“ sei ne schlechte Wahl für unseren Stil und es wäre eine Frechheit, die Platte so zu nennen, hören wir immer wieder mal. Die verlieren jedoch kaum ein Wort über die Mucke.

Da erlauben wir uns immer den Spaß und sagen: „Nur wo Deathcore drauf steht, ist auch Deathcore drin.“ Das bringt zwar die Gemüter dann vollends zur Entgleisung, ist aber auch eine Riesen-Gaudi. Wir nehmen uns oft genug nicht allzu ernst und haben kein Problem damit anzuecken. Konventionalität findet man überall genug. Da brauchten wir uns nicht auch noch mit beschäftigen.

Welches sind eure musikalischen Einflüsse? Gerade auf „Deathcore“ hört man ja so einige verschiedene Stile, welche miteinander verschmelzen. Ist euer Geschmack also recht breit gefächert?

Oh ja, da kommt einiges zusammen. Von PANTERA über DOWN, MESHUGGAH, MACHINE HEAD, DEFTONES bis hin zu GENESIS und ABBA. Einflüsse gibt’s unzählige. Wir bringen alles rein, was uns gerade bewegt. Wir gehen privat auch jeder für sich völlig verschiedene Wege, und ich glaube, wenn ich die Vögel mit denen ich da Musik mache, nicht durch die Band kennen gelernt hätte, würde ich die wahrscheinlich nicht mal freiwillig in der S-Bahn anrempeln. Wir sind sehr verschieden und man sollte partout vermeiden, mit uns eine Grundsatzdiskussion über Musikgeschmäcker anzuleiern. Das endet entweder mit keifenden Nachbarn oder handfesten Auseinandersetzungen über den Sinn und Zweck von Lidocain in Kondom-Reservoirs.

Ihr spielt eure Songs ja auch mal gerne rein akustisch. Wird es in dieser Richtung in Zukunft noch mehr geben, eventuell mal ein rein akustisches Album?

Ich hoff mal nicht. Meine Bandhasen motzen mich immer an, dass ich zu wenig Einfühlungsvermögen für die Akustik-Gitarre mitbringe. Aber dafür geht’s bei mir mit der Optik noch einigermaßen, und die sehen alle aus wie rasierte Affen. Nee, eigentlich spricht nichts dagegen. Wir machen, was wir wollen und sind für alles offen. Damit meinen wir dann auch wirklich alles. Ob das jetzt eine Akustik-Platte ist oder ein Chicago-House Projekt. Mal sehen was uns da noch alles einfällt.

Des Weiteren dokumentiert ihr einige Dinge mit der Kamera, bspw. die Akustikshow in Möckmühl oder euere Vertragsunterzeichnung bei Supreme Chaos Records. Diese Videos stellt ihr auf eure Myspace-Seite. Wie wichtig ist für euch der Umgang mit solchen Videos und welchen Stellenwert räumt ihr dem Internet ein?

Internet ist schon verdammt wichtig. Da kann man umsonst Pornos runter lutschen und sein Wunsch-Müsli bestellen. Aber im Bezug auf das Musikbusiness gibt’s da natürlich auch Vorteile. Vor nicht mal zwei Jahren war Myspace kaum ein Thema. Heute ist man ohne nicht mehr wettbewerbsfähig. Es ist natürlich toll wenn man im Zuge dieser neuen Art von Informationsmedienkonsum die Möglichkeit bekommt, mehr auf sich aufmerksam zu machen und auf einfachste Weise den Fans auch mehr Inhalte bieten zu können, wie z.B. solche kleinen Videos.

Aber das Internet hat auch Nachteile. Kaum waren die ersten Promopakete zum Album verschickt, konnte man sich die Platte im Netz runter laden. Nicht schlecht, wenn man seine Musik verbreitet haben will. Aber fatal, wenn man Geld für die nächste Produktion verdienen muss. Außerdem muss man dann immer wenn man so einen Link findet bei seinem Label anrufen und petzen. Und petzen is ja mal voll doof…

Und es gibt Klatsche vom Robby, dem Inhaber eures Labels Supreme Chaos Records. Was wollt ihr mit SUBTERFUGE CARVER erreichen, was sind eure Ziele?

Wir wollen alles erreichen, was mit unserem Gewissen, unseren künstlerischen Ambitionen und unserem Können vereinbar ist. Ins Finale von „TeenFace of the Year“ kommen wir bestimmt nie, aber mit der Musik ist doch bestimmt noch mehr drin.

Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!

Vielen Dank, und wo kann ich die wieder loswerden?

13.02.2008

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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