Subsignal
Was nichts kostet, ist selten etwas wert.
Interview
Wenn man jahrelang auf neue Lebenszeichen seiner Lieblingstruppen wartet und von ihnen entweder nichts mehr vernimmt oder maßlos enttäuscht wird, kann ein Ausweg aus dieser Misere das Auskundschaften der anderen musikalischen Baustellen einzelner Mitglieder sein. Im Falle von SIEGES EVEN, bzw. deren Hauptbeiträger SUBSIGNAL, führt diese Option zu herzeigbaren Ergebnissen: „Touchstones“ ist ein aufregendes Stück Prog-Rock, das fernab von Effekthascherei Rifforkane vom Zaun lässt, deren Zeitlosigkeit erdrückende Ausmaße annimmt. Grund genug also, SUBSIGNAL-Fronter Arno Menses und Markus Steffen zum Plausch über die derzeitige Tour, die Arbeit im Studio und „Touchstones“ zu bitten.
SUBSIGNAL sind in den vergangenen vier Jahren zu so etwas wie „Stars“ der neuen Progressive-Rock-Welle (alleine durch SIEGES EVEN) geworden, oder zumindest zu einer Band, von der die Leute eine gewisse Qualität gewohnt sind. „Wir sind mit der Entwicklung natürlich sehr zufrieden, zumal wir nach dem SIEGES EVEN-Split ja quasi bei null anfangen mussten. Man darf den Erfolg nicht als gegeben voraussetzen – viele Faktoren müssen zusammenpassen, angefangen bei den Musikern in der Band, die nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich auf einer Wellenlänge liegen müssen. Insofern haben wir eine Menge Glück sowie auch ein gutes Fingerspitzengefühl für richtige Entscheidungen gehabt.“
Derzeit ist die Band auf Tour und weiß von der Straße nur Positives zu berichten. „Wir haben einige wirklich fantastische Shows gespielt, v.a. auf dem Prog Power Festival in Barloo (NL), wo wir von den Zuschauern großartig aufgenommen wurden. In erster Linie dienen diese Shows ja dazu, das neue Album „Touchstones“ anzuschieben und live zu präsentieren. Für uns war es natürlich spannend zu sehen, wie die neuen Songs auf der Bühne funktionieren.
Nach „Beautiful & Monstrous“ waren wir viel auf Tour, als Support für SAGA und den deutschen Krautrockern JANE – und natürlich auch als Headliner. Ich denke, dass uns diese Konzerte als Band ziemlich zusammengeschweißt haben.“ Weiß Arno zu berichten. „Daneben haben wir kontinuierlich an neuen Songs gearbeitet, da wir mit der zweiten Platte auf jeden Fall im Zwei-Jahres-Veröffentlichungsturnus bleiben wollten.“
Da auf „Touchstones“ sehr viele Keyboards verwendet wurden, und das natürlich einen drastischen Stilwechsel bedeutet, klären uns Markus und Arno über die Gründe auf: „Das erste Album hatte ja auch schon viele Keyboards, allerdings konnten sich diesmal alle Bandmitglieder mehr einbringen, sowohl im Songwriting als auch in den Arrangements. Da im Produktionsprozess die Keyboards als erstes Instrument aufgenommen wurden, war noch viel Platz in den Arrangements. Daher wurden zunächst mehr Keyboardspuren und -elemente produziert, da es leichter ist, am Ende etwas wegzulassen, als in den letzten Tagen der Produktion weitere Aufnahmen zu machen.“
Durch seinen sehr organischen Sound – anders als „Beautiful & Monstrous“, dem man die Studio-Nachbearbeitung deutlich anmerkte – transportiert „Touchstones“ das Gefühl von Live-Musik. Eine Einschätzung, die die beiden allerdings wundert: „Interessanterweise wurde gerade das erste Album „organisch“ in einem Studio aufgenommen und produziert. Diesmal waren wir in vier verschiedenen Studios. Allerdings hat Kristian Kohlemannslehner, unser Mixing-Engineer, beim ersten Album noch mehr Freiraum gehabt. Diesmal erhielt er die fertig editierten Spuren aus den Studios und hat dann hauptsächlich über EQ-ing und nicht mehr so sehr über Sounddesign den Mixing-Prozess gestaltet. Den Gitarren und den Vocals steht der direktere Sound gut zu Gesicht, wie wir finden.“
Produziert hat die Band das Album allerdings selbst. „Wir wollten diesmal neue Wege gehen, frischen Wind von außen bekommen (deswegen die Recordings bei Kalle Wallner und Charlie Czajkowski) ohne einen völlig anderen Sound als auf der ersten CD zu haben. Wenn die Band selbst als Produzent auftritt, dann muss die Vorproduktion schon sehr gut sein. Die Arrangements und Strukturen, insbesondere die Kernelemente der Songs müssen stehen, sonst kann es im Studio langwierig und teuer werden. Klar kann es manchmal ein Nachteil sein, keinen externen Produzenten zu haben, der eine neutrale Sichtweise auf die Songs hat. Aber du kannst dich als Musiker und als Band nur dann weiterentwickeln, wenn du diese Verantwortung einmal selbst in die Hand nimmst.“
Das Artwork haben SUBSIGNAL dann aber doch jemand anderem überlassen. „Das Motiv, eine Anspielung auf Camus‘ Sisyphus, stand schon fest, allerdings haben wir die Umsetzung ganz in Thomas Ewerhards Hände gelegt. Mit dem Ergebnis sind wir mehr als zufrieden. Es sieht nicht nur auf CD und LP fantastisch aus, es bietet auch viele Möglichkeiten für unsere Merchandise Artikel und Banner, welche beim Live-Spiel Verwendung finden.“
Merchandise ist eine wichtige Einnahmequellen für eine Band. Vor allem in Zeiten, in denen sich Plattenverkäufe ausdünnen und der Downloadverkauf die Umsatzeinbußen noch nicht ausgleichen kann. „Fakt ist: eine kleine Band wie SUBSIGNAL leidet immer mehr unter illegalen Downloads als die großen Bands bei Major Labels. Sicherlich ist nicht alles schlecht, was das Internet uns gebracht hat. Facebook ist eine wichtige Plattform für uns, um unsere Fans auf dem Laufenden zu halten. Und bei iTunes und anderen Download-Plattformen machen wir durchaus Umsatz.
Allerdings ist es heute schwieriger denn je, eine Band durch Plattenverkäufe finanziell zu tragen. Leider fehlt bei vielen jungen Leuten erstens ein Unrechtsbewusstsein bezüglich illegalen Downloads und zweitens die Reflektion über die Frage: will ich wirklich meine Festplatte mit unzähligen GB von Musik vollmachen und dann die Lust verlieren mich in etwas einzuhören? Meine Meinung: was nichts kostet ist selten etwas wert.“