Stuck Mojo
Interview mit Rich Ward
Interview
STUCK MOJO, die Rap-Metal-Helden aus den Südstaaten, melden sich nach ihrem Abgang 2001 endgültig zurück. Neue Band, neues Album, Ärger mit Plattenlabels, kostenlose Downloads und McDonald’s Gutscheine – das und viel mehr gibt’s im folgenden Interview mit Rich „The Duke“ Ward.
Hi Rich, schön zu sehen, dass STUCK MOJO endgültig wieder zurück sind! Ich weiß noch, welche Freudensprünge ich vor knapp einem Jahr gemacht habe, als ich auf Eurer Website die ersten News zum neuen Album gelesen hab. Ab wann stand denn für Dich fest, dass es mit STUCK MOJO noch nicht vorbei ist?
Es war Ende 2004, als Bonz und ich uns zusammen setzten und uns beim gemeinsamen Essen darüber unterhielten, es noch einmal zu probieren. Wir waren sehr optimistisch und auch aufgeregt, wieder als Band loszulegen. Dass Gefühl, gemeinsam mit den anderen auf der Bühne zu stehen, haben wir beide sehr vermisst.
STUCK MOJO hat immer noch Dich, den Duke, aber die restliche Band besteht aus neuen Gesichtern. Wer gehört denn alles dazu?
Mit unserem Bassisten Sean Delson bin ich schon seit gut 20 Jahren eng befreundet. Mit seiner alten Band waren STUCK MOJO viele Jahre im Südwesten der USA auf Tour, deshalb wußten wir, dass er bei STUCK MOJO bestens aufgehoben ist. Mike Martin, der Gitarrist, gehört ebenfalls seit Jahren zum gleichen Freundeskreis. In den frühen Neunzigern, als wir uns durch die lokale Musikszene in Atlanta kämpften, haben wir drei für die gleiche Gartenbaufirma gearbeitet. Unsere gemeinsame Geschichte beläuft sich also schon auf gute 20 Jahre.
Vor etwas mehr als zwei Jahren trafen wir dann auf Lord Nelson, und seit unserer ersten Session ist es ein wahres, musikalisches Vergnügen.
STUCK MOJO haben sich ja bekanntlichermaßen 2001 aufgelöst, allerdings habt Ihr noch ein paar Shows gespielt (z.B. zum Neujahrsabend im Masquerade Club in Atlanta). Warum sind STUCK MOJO nicht im alten Line Up zurückgekehrt? Stehst Du eigentlich noch in Kontakt mit Bonz, Corey und Bud?
Es ist viel Zeit vergangen, wir sind unterschiedliche Wege gegangen, haben in neuen Bands und mit anderen Musikern gespielt. Selbst diese Neujahrsshows haben wir mit anderen Mitgliedern gespielt.Ab und zu sprechen wir miteinander, vor allem mit Bud habe ich noch regelmäßig Kontakt. Ich mixe sogar ein paar Studiotracks für seine neue Band.
Auf der STUCK MOJO Seite stand bis vor einiger Zeit ein sehr offenherziger Brief von Dir, in dem Du Dir mal den ganzen Frust von der Seele geschrieben hast, den du mit STUCK MOJO erlebt hast. Dieser Ärger mit den Plattenfirmen war ja, soweit ich mich erinnere, einer der Hauptgründe, „Southern Born Killers“ komplett auf eigene Rechnung durchzuziehen, richtig?
Ja. Wir merkten, dass es immer schwieriger wurde, von den Plattenfirmen und Vertrieben anständig bezahlt zu werden. Zusammen mit FOZZY, SICK SPEED und THE DUKE (meine drei anderen Bands) schulden sie uns insgesamt knapp 200 000 US$ Tantiemen. Fast alle von diesen Labels haben offen zugegeben, uns Geld zu schulden, machen aber keine Anstalten, diese Schulden zu begleichen, lehnen es ab, auf Vergleichsangebote zu reagieren und benehmen sich deshalb einfach wie dreiste Diebe.
„Southern Born Killers“ exklusiv über unsere Website zu veröffentlichen erschien uns als eine gute Möglichkeit, die wir ausprobieren wollten.
Was hat Euch dazu bewogen, das gesamte Album zum kostenlosen Download anzubieten? Und was denkst Du über diese Verbreitungsmöglichkeit im Allgemeinen? Könnte das vielleicht die Zukunft für den Vertrieb für Musik sein? (Ich denke da z.B. an das neueste RADIOHEAD-Album)
Wir haben „Southern Born Killers“ auf unserer Website als Download veröffentlicht, 6 Monate bevor RADIOHEAD das gleiche gemacht haben. Wir dachten, dass unsere wahren Fans trotzdem die CD über unser Seite kaufen würden, und dass die Downloads ideal zum Probehören sein würden. All jene, die glücklich mit den mp3s waren und keine offizielle CD mit Booklet haben wollten, hatten dennoch die Möglichkeit, uns durch eine Spende zu unterstützen.
Hast Du eine Ahnung, wie oft das Album heruntergeladen wurde?
Ungefähr 40 000 mal.
Ihr habt ja auch eine limitierte Auflage hochwertig gepresster CDs angefertigt, zu der es oben drauf noch eine DVD gab. Soweit ich das beobachtet habe, gab es einen ziemlichen Ansturm darauf, und die CD war bald ausverkauft. Wieviele Exemplare habt ihr eigentlich machen lassen, und wie lange hat es gedauert, bis keins mehr da war?
Wir haben nur 3000 Einheiten pressen lassen, die dann auch innerhalb der ersten Monate komplett verkauft wurden.
Knapp ein Jahr später seid ihr nun wieder bei einem größeren Label unter Vertrag, und zwar bei Napalm Records, die „Southern Born Killers“ zusammen mit drei unveröffentlichten Songs neu auflegen werden. Was kannst Du uns darüber erzählen?
Napalm haben uns die Promotion, Unterstützung bei der Tour und einen hervorragenden Vertrieb angeboten. Was die Kohle anbelangt, wollten wir 1,3 Trillionen Dollar Vorschuß, aber alles was wir bekamen, waren McDonald’s Gutscheine und ein Napalm Records T-Shirt.
Hast Du denn ein gutes Gefühl, mit STUCK MOJO wieder bei einem Label zu sein?
Ja, die Leute von Napalm sind alle gut drauf, und reißen sich für uns echt den Arsch auf.
Die Songs und auch die Videos dazu (vor allem „Open Season“) haben ja vor allem in den USA für Aufsehen gesorgt. Passt das Anti-Jihad-Thema gerade zum Zeitgeschehen oder wollt Ihr damit eine konkrete, politische Aussage treffen?
Es ist ein zeitgenössisches Thema, aber es ist wohl eher ein gesellschaftlicher Kommentar. Wenn ich Leute dafür kritisiere, dass sie uns umbringen wollen, ist das für mich nicht unbedingt eine politische Aussage.
Wo wir grad bei Reaktionen sind – wie sind sie denn bisher für „Southern Born Killers“ ausgefallen? Mir gefällt das Album, vielen anderen auch, aber ich hab auch einige Stimmen gehört, die die „guten alten“ STUCK MOJO vermissen.
Es ist überragend, von den Fans haben wir großartigen Zuspruch für das Album erfahren. Die paar kritischen Stimmen gehören zu denen, die wir bisher für jedes Album bekommen haben. Als wir 1996 „Pigwalk“ veröffentlichten, fühlte sich eine kleine Gruppe von Fans auf den Schlips getreten, weil sie „Snappin‘ Necks“ (1995) so sehr liebten, und sich fragten, was denn mit den „guten alten“ STUCK MOJO passiert wäre. Dann kam „Rising“ und eine andere kleine Gruppe von Fans wollte wissen, was mit dem „guten alten“ STUCK MOJO „Pigwalk“-Sound passiert sei. Wir haben mit jedem neuen Album gemerkt, dass ca. 5% unserer Fans den Vorgänger besser fanden, und das auch sehr deutlich sagten. Andererseits gewinnen wir mit jedem Album neue Fans hinzu, so dass sich dieser Kreislauf ständig wiederholt. Was können wir schon machen? Am wahrscheinlichsten ist doch, dass eine viel größere Menge Fans angepisst wäre, wenn wir uns überhaupt nicht verändert hätten, und jedes Album wie das vorherige klingen würde.
Wenn Ihr zurückblickt, als was seht Ihr Euch eigentlich – als Urväter, Pioniere, Innovatoren oder einfach als eine Band, die halt Rap mit Metal vereint hat? Etliche Bands haben das auch probiert – die meisten davon verschwanden, bevor man sie überhaupt entdecken konnte – aber ihr habt die Nummer groß aufgezogen.
Ich sehe uns als Band, die eher zufällig ihrer Zeit voraus war. Wir waren fast 20 Jahre lang eigentlich immer die beste Liveband auf jedem Billing, und haben stets versucht, so gut zu sein, wie wir konnten. Wir wollten nicht wie die anderen sein oder irgend welchen Trends hinterherlaufen – jeder, der bei STUCK MOJO war, kann mit Stolz auf diese Zeit zurückblicken.
Was war das denkwürdigste Ereignis mit STUCK MOJO, an das Du Dich erinnern kannst? (da gibt es ja sicherlich zahlreiche)
Mit PANTERA auf Tour zu sein!
Nach STUCK MOJO gab und gibt es in Deinem Leben SICK SPEED, FOZZY und THE DUKE. Hast Du momentan noch andere Projekte in Aussicht, irgendwelche Veröffentlichungen geplant?
FOZZY und THE DUKE sind immer noch aktiv und werden weiterhin veröffentlichen und auf Tour gehen.
Ok Rich, das soll’s dann auch gewesen sein. Für die anstehende Tour wünsch‘ ich Dir alles Gute, gleiches natürlich auch für das „napalmisierte“ neue Album! Hast Du noch abschließende Worte für unsere Leser?
Danke für das Interview, ich weiß das wirklich zu schätzen! An alle Leser geht ein ehrliches Dankeschön eines Südstaaten-Gentlemans, danke für alle die Jahre der Unterstützung, die uns die deutschen Metalfans entgegen gebracht haben. Danke, danke, danke!
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