Stratovarius
Interview mit Jörg Michael

Interview

Nach ewigen internen Querelen nach dem offiziellen Split von Timo Tolkki, zweifelten viele Fans am Weiterbestehen von STRATOVARIUS, doch Kotipelto und Co. widerlegten alle Gerüchte und melden sich anno 2009 mit neuem Gitarristen und Album im Gepäck amtlich zurück. „Polaris“ heißt das gute Stück, über das ich mich mit Drummer Jörg unterhalten habe…

Auf geht’s! Hi Jörg, wie fühlst du dich nach der endgültigen Fertigstellung eurer neuen Platte „Polaris“?

Hi Mathias, zurzeit fühle ich mich sehr gut. Wie geht es dir?

Keine Beschwerden, danke. Habt ihr derzeit aufgrund der baldigen Veröffentlichung des neuen Albums ein wenig Stress?

Stress klingt so negativ, aber ja, es sind zurzeit sehr umtriebige Zeiten, aber das Ganze fühlt sich dieses Mal viel besser an, als noch vor den letzten Veröffentlichungen.

Nur ein paar Leute haben in Wirklichkeit noch daran geglaubt, dass ihr unter dem Banner STRATOVARIUS noch ein neues Album veröffentlichen werdet. Wie war denn die interne Situation innerhalb der Band in den letzten Monaten?

Die letzten Monate waren wieder großartig für uns, denn wir konnten uns endlich wieder auf das konzentrieren, was wirklich wichtig für uns ist – die Musik. Es erweitert wirklich deinen Geist, wenn du tun und lassen kannst, was dir gefällt und nicht in irgendwelche Geschichten involviert bist, von denen du gar nichts hören willst.

Nach dem Split mit Timo Tolkki haben viele Fans an der Qualität der Band gezweifelt. Hast du noch Kontakt mit ihm oder ist in dieser Beziehung der Ofen zwischen euch aus?

Ich persönlich habe schon seit langer Zeit keinen Kontakt mehr mit ihm und ich vermisse es auch nicht. Jens war aber jetzt wieder einmal zusammen mit ihm Mittagessen, aber davon weiß ich nicht wirklich viel. Timo Tolkki wird immer ein Mitglied der Band bleiben, ob er will oder nicht. Sein Schatten wird immer über uns schweben und für eine sehr kreative und erfolgreiche Zeit in der Karriere von STRATOVARIUS stehen.

Besaß Timo eigentlich zuvor die Namensrechte der Band?

Nein, der Name STRATOVARIUS bezieht sich auf den ersten Drummer der Band und die Rechtsfrist ist Ende der 90er Jahre ausgelaufen. Somit war das Ganze kein Problem. Über das, was dir nicht gehört, kannst du auch nicht bestimmen!

Ehrliche Frage: Was denkst du über das neue REVOLUTION RENAISSANCE-Album?

Ohne Zweifel ist Timo Tolkki ein überaus talentierter Musiker und Komponist, also glaube ich auch nicht, dass es schlecht geworden ist. Ehrlich gesagt, kenne ich nur den Titeltrack der Scheibe, aber der gefällt mir!

So, genug von diesen Fragen. Kommen wir auf „Polaris“ zu sprechen. Kannst du mir etwas über den Entstehungsprozess des Albums erzählen?

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass das Album eine richtige Teamleistung ist und war. Wir haben alle zusammen an der CD gearbeitet und sie miteinander produziert. Lauri, Jens, Timo und Matias starteten in einem winzigen Haus mit den Arbeiten und alle zusammen haben wir die Songs dann über mehrere Wochen eingespielt und gleichzeitig aufgenommen.

Also war jeder am Songwriting beteiligt?

Jeder, außer mir…

Das neue Material klingt total anders, verglichen zu eurer letzten Veröffentlichung. Warum habt ihr euch entschieden erneut die Art von Power Metal zu spielen, die ihr schon auf den „Elements“-Alben gebracht habt?

Du hast Recht. Das letzte STRATOVARIUS-Album war komplett anders. Es wurde mit Absicht künstlich verändert. Als wir dieses Mal mit den Arbeiten und dem Komponieren begannen, wussten wir noch nicht, was heraus kommen würde. Es war mehr wie ein spontaner, frischer Neustart, ohne wirkliche Absichten. Dass die Musik wieder mehr nach älterem Material klingt, überrascht mich nicht wirklich, denn immerhin spielen einige Musiker nun schon seit über zwölf Jahren bei STRATOVARIUS.

Die Veröffentlichung von eben erwähntem „Stratovarius“ ist nun auch schon einige Zeit her. Was denkst du heute über dieses Album? Gefällt es dir noch?

Ja, es gefällt mir noch. Wir haben viel durch diese Platte gelernt und ich glaube immer noch fest daran, dass sich einige, wirklich gute Ideen darauf befinden.

Warum heißt das neue Album eigentlich „Polaris“?

Das war die Idee von Lauri. Wir mochten die positiven Gefühle, die man mit Polaris verbindet. Es handelt sich dabei um den nördlichsten Stern, aber viele Leute glauben, dass es der hellste Stern ist – das passt aber auch zu uns. Es gibt keinen Song, der mit „Polaris“ betitelt ist, denn es ist mehr eine Reflektion der gesamten Band als leuchtenden Stern.

Ihr habt wiederum ein sehr spaciges Cover verwendet. Wer ist für diese genialen Artworks zuständig?

Unsere Cover macht Gyula Havancsak, ein sehr talentierter Künstler aus Ungarn.

Seit Herbst 2008 habt ihr außerdem noch einen neuen Gitarristen mit an Bord – Matias. Hat er sich schon in die Band eingepasst? War er auch schon an den Arbeiten zu „Polaris“ beteiligt?

Wir entdeckten oder besser gesagt: Lauri entdeckte Matias, als er eine Art Gitarren-Klinik in Tavastia betrieb und er war sofort hin und weg von seinen Fähigkeiten. Also hat er ihn eingeladen, bei uns mitzumachen. Matias wurde nicht nur in den musikalischen Prozess involviert, sondern hat auch als Engineer und Produzent mitgearbeitet.

Auf dem Album findet man als Hörer immer wieder ruhige Momente, die dann erneut in geschwindigkeitsreiche Passagen übergehen. Habt ihr diese ausgewogene Mischung geplant?

Nein, die einzige Absicht von uns war, gute Musik zu machen. Wir haben viel Material aussortiert, also sind die Songs auf „Polaris“ das Beste, das herausgekommen ist!

Also bist du zufrieden mit dem letztendlichen Ergebnis der Aufnahmen?

Ja, total! Es war ein langer Weg und wir sind nun alle glücklich mit dem Resultat.

Welche musikalischen Einflüsse hast du, in privater Hinsicht?

Da gibt es einige! Zum Beispiel DEEP PURPLE, QUEEN, JUDAS PRIEST, RAINBOW, aber auch THIN LIZZY, U.F.O. oder THE WHO.

Welche der genannten Bands würdest du als deine favorisierte bezeichnen?

JUDAS PRIEST.

Kannst du mir die wirkliche Bedeutung eures Bandnamens STRATOVARIUS erklären?

Natürlich! Stratocaster, die legendäre Heavy Metal-Gitarre kombiniert mit Stradivari, der berühmten Geige. Eine Mischung aus Rock und klassischer Musik!

Bestens. Werdet ihr mit dieser fulminanten Mischung in nächster Zeit auch auf Tour gehen?

Ja, wir werden sogar eine komplette Welt-Tour spielen. Für genauere Infos müsst ihr bitte unsere Website besuchen.

Habt ihr schon ein paar negative Reaktionen auf „Polaris“ bekommen?

Bis dato habe ich noch nichts dergleichen gehört!

Plant ihr auch den Release eine STRATOVARIUS-DVD?

Wir checken gerade das ganze Material, das wir in den letzten Jahren gesammelt haben, aber es ist noch zu früh, dazu etwas zu sagen, denn eine richtige Planung in dieser Richtung gibt es noch nicht.

Kannst du mir die Hintergründe erklären, warum so viele Metal-Bands aus nordischen Ländern stammen?

Naja, am Anfang waren es meistens Amerikaner oder Briten, die in Rock-Bands spielten. Ich denke aber, dass die nordischen Länder hoch zivilisierte Staaten sind, die den Kindern schon in der Schule das Musizieren beibringen. Das ist der erste und gleichzeitig wichtigste Schritt. Die Idee, in einer Band zu spielen ist natürlich auch viel interessanter, als in irgendeinem Kirchenchor zu singen, glaube ich zumindest. Nebenbei haben diese Staaten auch einen großen Pool an Mythologien zu bieten, was natürlich eine perfekte Voraussetzung für Heavy Metal-Bands ist. Was aber genau dahinter steckt, kann ich dir nicht sagen…

Ich denke, du könntest mit deinen Ausführungen schon Recht haben. Kommen wir zu etwas anderem: Kannst du mir diesen Satz vervollständigen: „STRATOVARIUS ist für mich…“

„…mein Leben!“

Hast du dann überhaupt noch andere Hobbys, die du in deiner Freizeit ausübst?

Ja, klar! Meine Familie, Borussia Dortmund, Abhängen mit Freunden, Fußball spielen und natürlich auch noch das Lesen!

Ich arbeite für ein Online-Magazin. Was denkst du persönlich über diese Art von Publikation?

Ich mag das Internet, aber die Menschen werden immer einsamer. Sie sitzen tagelang alleine vor ihren Computern und reden und kommunizieren über diverse Chatrooms, aber das Ganze spielt sich immer im Cyberspace ab. Ich weiß nicht, ob das Internet in allen Belangen wirklich von Vorteil ist!

Hast du ein paar Worte über die derzeitige politische und wirtschaftliche Lage in petto?

So vieles wurde einfach versaut! Du kannst nicht behaupten, dass alles und jeder für die gute Sache arbeitet. Ich denke, wir haben immer noch eine Menge zu tun, aber diese ganzen Absichten scheitern jedes Mal aufgrund des Egoismus der Menschen. So lange wir nicht anders handeln und agieren, wird sich auch nichts daran ändern!

Nach diesen mächtigen Worten, möchte ich dich noch fragen, ob du mir und meinen Lesern noch etwas mitteilen möchtest?

Ich werde nicht aufgeben, für eine bessere Welt zu kämpfen. Es gibt gute Menschen auf diesem Planeten und wir müssen alles daran setzen, die Menschen zu vereinen. Es ist nicht wichtig, woher du kommst. Es zählt auch nicht, welche Hautfarbe du hast oder wie lang dein Haar ist, es ist nur wichtig, wo du deinen Kopf hast! Beste Grüße an unsere Fans…

Danke Jörg.

Danke dir.

05.05.2009
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