Stormwarrior
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Interview

Eines spätes, aber nichtsdestotrotz verdientes Interview mit den norddeutschen Power-Metallern STORMWARRIOR – Gitarrist und Sänger Lars Ramcke haute kräftig in die Tasten.

StormwarriorGlückwunsch zur hammergeilen neuen Scheibe, die es bei mir auf Anhieb und völlig konkurrenzlos zum Album des Monats geschafft hat. Nun ist die Platte ja schon etwas länger auf dem Markt, könnt Ihr “Heading Northe“ schon mit Abstand betrachten, oder habt Ihr noch die subjektive Sichtweise, die sich nun mal ergibt, wenn man so lange Zeit mit dem Songmaterial im Studio arbeitet?

Danke, schön zu hören, dass Dir das Album gefällt! So wirklich mit Abstand kann ich das Album ehrlich gesagt immer noch nicht betrachten, da wir ja so ziemlich das komplette letzte Jahr mit dem Album verbracht haben (Songwriting, Vorproduktion und dann schließlich die eigentliche Albumproduktion…). Natürlich hört man jedesmal wieder genauer hin, ob man nicht doch irgendetwas findet was einem vielleicht doch nicht so gefällt bzw. was man hätte anders machen wollen, aber bei diesem Album, muss ich wirklich sagen, bin ich nach wie vor zu 100% zufrieden mit dem Resultat, und ich habe auch im Moment noch nicht irgendeinen Anhaltspunkt gefunden, was man beim nächsten Album songwritingtechnisch anders machen sollte… Das wird aber wohl demnächst irgendwann einsetzen. Spätestens im Herbst/Anfang Winter wollen wir wieder anfangen neue Sachen zu schreiben, damit es nicht wieder so lange dauert bis zum nächsten Studio-Release!

Die nächste Frage muss natürlich kommen, sorry! Wie war es denn für Euch erstmal gänzlich ohne Kai Hansen zu arbeiten? Seid Ihr zusätzlich nervös gewesen, oder habt besonderen Druck (auch von außen) gespürt, weil er nicht mit von der Partie ist?

Nee, überhaupt nicht! Ich denke, wir haben uns bei den ersten beiden Produktionen mit Kai schon sehr viel abgucken können und haben einiges gelernt, gerade auch von der produktionstechnischen Seite her gesehen. Es ist zwar das erste Album, das wir komplett in Eigenregie produziert haben, aber abgesehen von den Drums haben wir damals zur “Northern Rage“ eigentlich auch schon den Großteil des Albums im eigenen Studio aufgenommen. Natürlich hat man aber auch in den letzten Jahren viel Neues dazugelernt, was wohl der ganzen neuen Produktion auch sehr gut getan hat. Prinzipiell hätten wir das neue Album auch selber mixen können (hatte ja auch mit dem Japan Live Album gut funktioniert), aber wenn man schon fast ein komplettes Jahr dabei ist, kann man die eigenen Ohren nur sehr schwer vom Vorproduktions-Sound lösen, also haben wir lieber nochmal andere (professionellere) Ohren zum Mixen und Mastern rangelassen… Und ich denke, sowohl Piet beim Mixen, als auch Tommy Hansen beim Mastern haben ’nen äußerst guten Job gemacht!

Ein Kumpel von mir meinte letztens, dass er Lars’ Stimme auf “Heading Northe“ für ein wenig glatt poliert hält. Seht Ihr das auch so? Wo liegen denn für Euch generell die Unterschiede zu den anderen Produktionen aus dem Hause STORMWARRIOR?

Also glattpoliert kann man ja nun wirklich nicht sagen! Hör dir doch mal den ganzen Power Metal-Einheitsbrei an (ich nenne jetzt keine Namen…;-)), DA klingt’s glattgebügelt…
Es ist nunmal so, dass sich eine Stimme weiterentwickelt und man auch mal andere Dinge mit seinem Stimmchen ausprobieren möchte, als die ganze Zeit ausschließlich umherzuschreien…;-) Aber ich finde dennoch, dass es alles andere als glattgebügelt klingt, weder der Gesang an sich noch der komplette Sound des ganzen Albums…
Verglichen mit den bisherigen Releases haben wir dieses Mal wohl mehr Abwechslung auf dem Album. Wir haben sehr viel Arbeit in die ganzen Arrangements jedes einzelnen Songs gesteckt, auch bzw. gerade hinsichtlich der Gitarren- und der Vocalparts. Es sind auch zum ersten Mal langsamere bzw. getragenere Songs, wie „The Revenge of Asa Lande“ oder auch „Into The Battle“. Trotzdem klingt für mich das Album wie eine logische Fortsetzung der bisherigen Sachen. Man hört, glaube ich, immer noch raus, wo unsere Roots liegen, obwohl das Album auf jeden Fall das bisher Eigenständigste ist…

Auf “Heading Northe“ sind phasenweise deutlich mehr Gitarren zu hören, als Ihr Gitarristen habt. Wie wollt Ihr das live umsetzen? Habt Ihr keine Bedenken, dass live, bei den zweistimmigen Stellen von Lars und Alex zum Beispiel, ein Soundloch entsteht? Gleiches gilt für die Chöre, oder setzt Ihr da live auf das Publikum?

Naja, dafür isses ja halt ein Studioalbum… Da kann man ruhig mal ein paar “Gitarren-Orchester“ oder sonstige Arrangementspielereien ausprobieren um gewisse dramaturgische Akzente ausgefeilt auszuarbeiten. Aber das hatten wir auch schon immer. Auf allen Alben sind oftmals mehrstimmige Lead-Gitarren und zusätzliche Rhythmus-Gitarren oder auch mehrstimmige Chöre zu hören gewesen. Und bisher hat es live ja auch immer funktioniert die Songs umzusetzen. Natürlich muss man live dann ein paar Dinge weglassen, aber das finde ich auch reizvoll, da die Songs dann natürlicherweise noch um Einiges dreckiger und teilweise sogar noch “härter“ rüberkommen. Gesangstechnisch haben wir mit unserem neuen Basser Yenz, mit dem ich auch zusammen die ganzen Backing- und Chorarrangements auf dem Album gemacht habe, auch für die Liveshows noch eine Backingstimme mehr an Bord als vorher mit Jussi. Also da sehe ich keine schwerwiegenden Probleme, was das angeht. Natürlich wird es live immer ein bisschen anders klingen als auf Scheibe, aber die “Kings of Metal“ oder auch die “Painkiller“ bspw. klingen live auch um Einiges anders und die Songs funktionieren live trotzdem…

Noch mal zurück zu Meister Hansen. Wie seht Ihr die Gigs, die Ihr beispielsweise in Wacken mit ihm gespielt habt? Ich fand das Konzert total super und meiner Meinung nach hat auch die Mischung zwischen STORMWARRIOR-Songs und alten HELLOWEEN-Gassenhauern gestimmt. Aber gab es auch negative Stimmen? Was wurde Euch da explizit vorgeworfen? Wäre das eine Kollaboration, die auch für eine komplette Tour taugen würde? Wie sieht es tourmäßig denn überhaupt bei Euch aus?

Also negative Stimmen hab ich jetzt zu diesem Thema nicht gehört. Klar sind immer ein paar Leute dabei ,die behaupten, dass STORMWARRIOR ein Nebenprojekt von Kai wären oder dass wir ohne ihn nix hinbekommen würden, aber dass dem nicht so ist, haben wir denke ich jetzt mit dem neuen Album zeigen können. Außerdem hab ich die Shows mit Kai immer so gesehen, dass die Fans dankbar seien können, die alten Songs mal wieder live erleben zu dürfen (vor allem ohne den Deris-Gesang…;-)), also sollte sich da auch keiner beschweren können… Das Einzige was ich persönlich “negativ“ an dem Ganzen finde ist, dass ich nicht selber vorne in der ersten Reihe stehen kann um mir das Spektakel selber live anzuschauen…;-)
Ich denke aber nicht, dass so etwas im Rahmen einer Tour Sinn machen würde, dann könnte es wohl wirklich so aussehen, als wenn Hansen mit seiner Zweitband auftreten würde. Von daher waren die Festivals schon ’ne optimale Sache um sowas zu präsentieren. Generell werden wir uns aber livemäßig erstmal auf unsere eigenen Gigs konzentrieren. Bisher haben wir aber, abgesehen von einigen Festivals (Magic Circle Festival, Rock Hard Festival, Masters of Rock (Tschechien), evtl. Sweden Rock, Up the Hammers (Griechenland), Metal Mania (Slowenien) und ein paar kleineren Festlichkeiten), noch keine wirkliche Tour am Start. Es ist jedoch alles in Planung! Sowohl unsere Booking-Agentur als auch unsere neue Plattenfirma arbeiten gerade daran. Vielleicht bekommen wir auch die Möglichkeit auf irgendeine größere Tour als Supportact mit aufzuspringen.
Die Shows mit Kai sind aber eigentlich durch. Das sollte man auch nicht überstrapazieren. Kann sein, dass wir sowas irgendwann aus Spaß nochmal wiederholen werden, weil sowohl Kai als auch wir natürlich Riesenspaß bei der ganzen Sache hatten, aber wie gesagt zumindest in Deutschland ist erstmal Schicht im Schacht. Falls irgendwann noch interessante Angebote für das ein oder andere ausländische Festival kommen sollten, werden wir natürlich drüber nachdenken, aber an sich stehen STORMWARRIOR an sich im Vordergrund.
Ach ja, damit zukünftig keiner die Shows mit Kai vermissen kann, kommt dieses Jahr das letztjährige Wacken-Konzert voraussichtlich Anfang diesen Sommers als DVD über unser altes Label Remedy Records heraus.

Ihr arbeitet auf jedem Eurer drei Alben mit der Wikingerthematik. Da seid Ihr ja nicht wirklich die einzigen. Kann man dem Thema denn überhaupt noch etwas Essentielles abgewinnen? Oder benutzt Ihr Metaphern aus diesem Bereich um Parallelen zur heutigen Zeit zu ziehen?

Stimmt, mitlerweile sind wir wirklich nicht mehr die Einzigen in dieser musikalischen Stilrichtung (von früheren MANOWAR und Viking Metal-Bands mal abgesehen), das war zu Beginn auch mal anders… (da waren manche Leute thematisch nämlich noch mit Schottland oder den Kreuzrittern beschäftigt…;-))…
Da wir aber seit der ersten Demo schon mit diesem lyrischen Konzept arbeiten, ist es mitlerweile auch ein fester Bestandteil von STORMWARRIOR geworde,n und nur weil andere Bands da jetzt auch drüber singen, fang ich ja nun nicht plötzlich an von Ägyptern oder Dinosauriern o.ä. zu singen…
Außerdem gibt es genug Bands, die einfach nur stumpf aus der Edda abschreiben und daraus Texte fabrizieren ohne vorher mal zu überprüfen, was für Quellen als wirklich zuverlässig gelten, zumal die meisten der alten nordischen Sagas ein paar hundert Jahre nach dieser Zeit von christlichen Mönchen niedergeschrieben wurden und dementsprechend auch mit christlichen Vorstellungen angereichert bzw. verfälscht wurden.
Die Texte zu unserem zweiten Album “Northern Rage“ z.B. basieren auf archäologischen und historischen Tatsachen, die ich mir während meines Nordischen Archäologie- bzw. Skandinavistik-Studiums aneignen konnte. Von daher wäre das schon mal ein Punkt, der uns von den vielen anderen Bands unterscheidet. Ein weiterer wäre natürlich, dass wir hier oben im nördlichsten Deutschland bzw. ehemaligen Süden Dänemarks wohl auch noch einen etwas direkteren Zugang zu dem ganzen Thema haben dürften (gerade bezüglich der Mentalität oder auch den natürlichen Begebenheiten hier oben) als vielleicht die ein oder andere Bands aus ‚m Pott oder aus Bayern oder so…;-)
Generell finde ich es aber durchaus positiv, dass es mehr und mehr Bands gibt, die sich mit der vorchristlichen Zeit und dem Heidentum an sich beschäftigen. Und selbst wenn es mittlerweile viele Bands gibt, die sich lyrisch mit diesem Thema befassen, ist dieses ganze thematische Feld immer noch so umfassend, dass genug für alle da ist. 😉
Mir ist es wirklich lieber, 20 Bands in der Szene zu haben, die heidnische Texte haben, als auch nur eine einzige christliche White Metal-Combo…
Solange niemand auf die Idee kommt, STORMWARRIOR in irgendeiner Art und Weise vorzuwerfen, wir wären auf irgendeinen Trend aufgesprungen…, dafür mach ich die Scheiße nun schon zu lange…!

Abschließend würde ich noch gerne von Euch wissen, wo Ihr denn Eure Einflüsse seht. Das Umfeld schreit ja, sobald der Name STORMWARRIOR fällt, sofort “RUNNING WILD! HELLOWEEN! und GAMMA RAY!“. Sind das die Combos, die Euch beeinflusst haben, oder gibt es da noch andere (öhm,…zum Beispiel TOXIC TASTE? ;-))? Und, welche sind Eure persönlichen Lieblingsplatten und warum?

Also, TOXIC TASTE wohl eher nicht…;-) Wobei man Rolf wirklich zu Gute halten muss, dass er die TT-Sachen nicht als RUNNING-WILD-Songs veröffentlicht hat! Dann wäre das Geschrei glaub ich noch größer geworden…
Aber klar haben die alten RUNNING WID und die “Walls of Jericho“ schon ihre Berechtigung bei uns als Einflüsse zu gelten, das kann man einfach nicht leugnen (warum auch…?). Ich sehe aber natürlich auch PRIEST, WASP und gerade auch BATHORY zu “Hammerheart“-Zeiten als weitere Einflüsse an.
Von daher würde ich auf jeden Fall BATHORY-“Hammerheart“/“Twilight Of The Gods“, HELLOWEEN-“Walls of Jericho“, RUNNING WILD-“Gates to Purgatory“ bis „Masquerade“, WASP-“WASP“/“Last Command“/“Headless Children“/ „Crimson Idol“ und eigentlich so gut wie alles von MANOWAR und JUDAS PRIEST zu meinen Lieblingsplatten zählen, weil sie zum einen natürlich auf mich als Metallkopp bzw. STORMWARRIOR als Band enormen Einfluss hatten/haben, und weil sie zum anderen halt einfach nur geil sind und nicht umsonst Heavy Metal-Geschichte geschrieben haben! Aber das gilt sicherlich auch für diverse andere Platten von Bands wie EXCITER, AXEHAMMER, OMEN, HEAVY LOAD, AGENT STEEL, WARRANT, WITCHKILLER, OZ, ANVIL, OVERKILL, STORMWITCH… und viele mehr die ich jetzt bewusst nicht aufzählen will, da du dieses Interview ja auch irgendwann zurück haben möchtest…;-)

Ich danke Euch für das Interview! Viel Erfolg weiterhin!

Vielen Dank für’s Interview und für den Support von STORMWARRIOR! Prost!

Galerie mit 19 Bildern: Stormwarrior - Metal Hammer Paradise 2021
15.05.2008

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