Steve Vai
Interview mit Steve Vai
Interview
Wenn Gitarristen den Namen Steve Vai hören, wird vielen von ihnen warm ums Herz. Der Mann, der als „Stunt Gitarrist“ und als Spieler unmöglich zu spielender Gitarrenparts bekannt wurde, gilt in den meisten Breitengraden als Legende unter den Musikern. Mit seinem neuen Album „The Story Of Light“ vermag Mr. Vai nicht nur die Gitarrenfreaks zu begeistern, auch Musikfans an sich werden an der Platte gefallen finden. Wir trafen Steve Vai in einem Kölner Hotel um einige Dinge zu hinterleuchten.
Steve, jedes deiner Alben enthält interessante und vor allem solche Stücke, bei denen man immer wieder neue Sachen entdecken kann. Da macht dein neues Album „The Story Of Light“ keine Ausnahme. Beim Opener und Titeltrack „The Story Of Light“ wird auf russisch die „Geschichte des Lichts“ erzählt. Warum hast du dich für russisch entschieden?
Nun, ich hatte die Texte schon länger fertig, wollte dieses Mal allerdings etwas anderes als englisch hören, um mehr Abwechslung zu meinen bisherigen Werken zu bieten. Ich reise nun schon seit vielen Jahren um die Welt und habe natürlich auch schon die ein oder andere Sprache zu hören bekommen. Viele davon haben so ihren ganz eigenen Klang und schaffen so ihre eigene Aura. Italienisch klingt z.B. sehr nach Musik, französisch klingt hingegen sehr romantisch. Deutsch z.B. klingt sehr kantig. All diese Sprachen könnte man sehr gut in verschiedenen Stücken unterbringen, aber für dieses Lied musste eine Sprache her, die einen schönen Gegensatz zu dem Klang der Musik bilden konnte. Und so habe ich mich für russisch entschieden. Diese Sprache hat einen ganz eigenen Klang. Auf der einen Seite gibt es viele Ecken und Kanten, auf der anderen Seite auch eine gewisse Romantik… und ich denke, dass dieses Zusammspiel gut funktioniert hat.
Kann man wohl sagen. Die Übersetzung ergab, dass der Text sehr lyrisch und episch ist. War der Text denn deine Idee?
Ja, natürlich.
Aber du hast ihn nicht auf russisch geschrieben nehme ich an.
Nein, ich habe ihn auf englisch geschrieben. Der Song an sich ist eine ganze Geschichte, „The Story Of Light“ dient dabei als Grundgerüst der ganzen Arbeit. In der letzten Szene der gesamten Geschichte kommt der Hauptprotagonist, Captain Drake Mason, in eine Stadt und er hat ein Buch dabei, welches er selbst geschrieben hat, namens „Under It All“. Und das erste Kapitel dieses Buches heißt „The Story Of Light“. Und in diesem Kapital wird die Kreation der Kreation erklärt. Und darum geht es eigentlich im dem Titeltrack.
Auf jeden Fall hört man auf einem Album westlicher Künstler nur selten die russische Sprache. Das war schon mal sehr interessant.
Danke, es freut mich, dass es dir gefällt.
Auf „The Story Of Light“ hast du mal wieder einige Gast-Musiker, wie ich mir vorstellen kann.
Ja, einige.
Sind es denn wieder Musiker, die man bereits kennen könnte? In der Vergangenheit hattest du ja z.B. auch mal David Coverdale (WHITESNAKE, ex DEEP PURPLE) mit im Boot.
Nein, nein, er ist nicht dabei. Aimee Mann z.B. ist ein Phänomen. Sie hat mit mir zusammen „No More Amsterdam“ geschrieben und singt auf dem dem Stück auch. Ich schrieb an diesem Stück, hatte aber noch keinen Titel. „…the more I see the less I know“ waren die ersten Textpassagen, die ich dazu hatte. Es gibt da diesen Typen, der ein Gespräch mit seinem Schutzengel bzw. seinem Gewissen hat. Du weißt schon, die Stimme in deinem Kopf, die im Hintergrund bei uns allen mal spricht. Und hinsichtlich dieser Gedankengänge wollte ich diese Stimme weiblich haben. Na ja, ich schrieb jedenfalls an dieser Nummer und hatte plötzlich eine Schreibblockade, was bei mir eher sehr selten vorkommt. Das passiert mir eigentlich nur dann, wenn mir z.B. das Universum sagt, ich solle etwas anderes machen. (lacht) Ich kannte Aimee schon länger, weil wir zusammen das College besuchten und zu dieser Zeit wohnte sie nur zwei Türen von meinem Apartment entfernt. Meine damalige Freundin, die jetzt meine Frau ist, war eine sehr gute Freundin von ihr. Demnach hatten wir Aimees Stimme für einige Jahre um uns herum und ich finde sie bis heute einzigartig. Doch nicht nur ihre Stimme ist toll, auch ihre Texte sind einfach nur Poesie. Also fragte meine Frau mich, warum ich Aimee nicht einfach mal fragen würde, um mit ihr zusammen an dem Album zu arbeiten. Und als ich ihr die Musik zu den Stücken schickte, mochte sie die Sachen sofort. Sie hat dann auch einen Großteil des Textes geschrieben. Es hat so viel Spaß gemacht, mit ihr zusammen zu arbeiten. Zum Titel: Holland ist für mich ein ganz besonderes Land. Im Laufe meiner Karriere habe ich dort immer eine große Unterstützung finden können, außerdem habe ich dort einige Orchester-Projekte gemacht. Und der Titel „No More Amsterdam“ – von dem womöglich viele Leute denken, es handle davon, wie ich Drogen usw. abschwöre…
Damit nimmst du mir eine spätere Frage vorweg!
(lacht) Tja, das besondere an Musik ist ja, dass man herausinterpretieren kann, was man will. Auf jeden Fall handelt der Text ganz sicher nicht von so etwas. Es geht um einen Typen, der eine vertraute und familiäre Umgebung verlassen muss, was für ihn sehr hart ist – so, als ob man seine Heimatstadt verlassen muss um sich einfach weiterzuentwickeln. Er muss das einfach alles hinter sich lassen.
Mir gefällt auch deine Interpretation des Klassikers „John The Revelator“. Warum hast du gerade diesen Song für eine Coverversion ausgewählt?
Ich mache ja eigentlich keine Coversongs – es sei denn, eine Nummer schlägt mir voll ins Gesicht. Weißt du, eins der wichtigsten Dinge für einen Musiker ist eine gute Idee. Wenn du eine gute Idee hast, bist du wie besessen davon. Und als ich „John The Revelator“ von BLIND WILLIE JOHNSON zum ersten mal hörte, war ich hin und weg. Es war wie Magie. Das Spiel seiner Gitarre, die stärke seiner Stimme, wie er alles sozusagen rauswirft… klasse! Und das „Book Of The Seven Seals“, welches ein Stück für sich ist, mündet aus „John The Revelator“. Ich habe die beiden Nummern ineinander einfließen lassen. Problematisch war dabei nur der Gesang. Ich konnte dem Lied nicht gerecht werden, meine Stimme passt da einfach nicht zu. Ich hatte den Song also fertig, aber noch keine Ahnung, wer das Lied singen sollte. Als ich am nächsten Tag Beverly McClellan, welche in den U.S.A aufgrund einer TV-Serie (The Voice, Anm. d. Red.) sehr beliebt ist, singen hörte, musste ich mit ihr sprechen. Und sie hat mich einfach umgehauen. Du hättest das sehen sollen…sie ist wie Janis Joplin hoch 10! Sie mochte den Song und konnte sich mit meinen Vorstellungen anfreunden…es war eine tolle Arbeit mit ihr. Die ganze Stimmung und der Chor, das Zusammenspiel. Ich meine, das ist ja nicht nur reiner Gospel, denn auf der einen Seite ist der Chor, dann die schweren Gitarren. Ich mag es wirklich, mir dieses Stück anzuhören.
Bist du denn generell ein Freund von Gospell? Ich meine, „Book Of Seven Seals“ hat ja eigentlich den gleichen Charakter.
Weißt du, ich bin eigentlich ein Fan von allem, was mit Passion und Hingabe gemacht worden ist. Als ich mir zu „John The Revelator“ im Netz andere Interpretationen des Songs anhörte, bin ich über eine Version gestolpert, die von einem Highschool-Chor im mittleren Westen der U.S.A. dargeboten wurde. Die haben mich wirklich umgehauen. Diese A-Capella-Version der Nummer vorgetragen von dem Chor namens THE COUNTERPOINT SINGERS. Die sind wirklich genial. Ich schrieb ihnen und eine Dame des Chors war so nett, mir eine Kassette zu schicken mit den Worten „…here, you can use it“. Also nutzte ich die Aufnahme um eigene Arrangements zu treffen und meine Version zu gestalten. Die Aufnahme der Kassette war aber total mies, so dass ich zehn von Hollywoods besten Sänger und Sängerinnen anheuern musste. Das Resultat hört sich für mich jedenfalls sehr kraftvoll und vor allem nicht sehr spezifisch an. Du weißt schon, „…das ist Gospel, das ist Chorgesang…“. Es sollte eigenständig klingen.
Und das ist dir auch gelungen. Normalerweise höre ich mir Sachen wie Gospel und Chorgesänge nicht an, bei dem Song muss man aber einfach mitswingen. Das Stück kann einen wirklich fesseln, aber die ganze Scheibe vermag das.
Danke.
Hast du eigentlich das „Buch mit den sieben Siegeln“ gelesen?
Ja, ich habe die Passagen aus der Bibel gelesen.
Da hattest du aber bestimmt was zu tun, oder?
Na ja, es ist schon anspruchsvoll.
Ein Song hat mir richtig in den Hintern getreten. Und zwar „Gravity Storm“, mit seinen wirklich ausgefeilten Gitarrenriffs. Und die Orgel im Hintergrund ist das Tüpfelchen auf dem i.
(lacht) Dankeschön!
Das ist ein typischer Steve Vai-Track, oder?
Ja, auf jeden Fall. Als ich das Stück komponierte hatte ich die Intention, den Song selbst interpretieren zu lassen, was er bedeutet. (nimmt sich seine Gitarre und spielt die Riffs des Songs) Dieses eine Riff dominiert den ganzen Track und ich dachte nur, wie cool es klingen würde, wenn es die ganze Atmosphäre des Stücks prägt.
Wie oft übst du eigentlich an der Gitarre? Jeden Tag?
Nun, ich versuche, jeden Tag zu spielen. Was nicht immer so leicht ist.
Wobei üben in deinem Fall ja das falsche Wort ist, oder?
Pff, du denkst vielleicht, es sei das falsche Wort, aber ich muss hin und wieder auch üben. Klar, ich setze mich nicht hin und spiele die Pentatonik rauf und runter. (nimmt sich wieder seine Gitarre) Wenn mir jedoch etwas einfällt, z.B. ein ganz verrücktes Riff, dann übe ich es rauf und runter, bis es sich in meinem Vokabular eingestellt hat.
Gibt es denn Zeiten, in denen du deine Gitarren einfach mal nicht sehen oder spielen möchtest?
Niemals! Niemals, niemals, niemals! Wenn ich einen Tag habe, an denen ich die ganze Zeit meine Gitarre auf der Schulter hängen hätte, wäre ich sehr glücklich. Gitarren sind doch auch wunderschön, oder?
Ja, auf jeden Fall.
Wenn ich mir heute meine Gitarre anschaue, bin ich noch immer aufgeregt und möchte sie spielen.
Kann ich verstehen, ich hätte deine Gitarre auch gerne zu Hause.
Na hier, nimm sie! (lacht)
Die Nummer „Weeping China Doll“ fängt sehr dunkel an, ja fast schon im Gothic-Style, und entwickelt sich im weiteren Verlauf sehr dramatisch. Aber warum weint dieses China Doll?
Nun, bei der Geschichte dieser Nummer geht es einen Ort, zu dem verschiedene Menschen gehen um ihre eigenen Reflektion in einem Teich zu sehen. Und was sehen sie dort zuerst? Genau, sich selbst als Spiegelbild. Doch im Laufe der Zeit sehen sie ihre Persönlichkeit, ihre Identität. Die eigene Persönlichkeit wird ja vor allem von der Umwelt und durch geistige Entwicklungen geprägt. Und diese Leute sehen in diesem Teich die Einflüsse der anderen Menschen, die sie so haben werden lassen, wie sie sind. Sie sehen, wie sie von anderen Leuten wahrgenommen werden. Und so gehen sie tiefer und tiefer bis zu dem Punkt ihrer eigenen Identität, ganz ohne den Einfluss durch äußere Faktoren. Und dort erkennen sie, dass die Menschen in diesem Punkt alle gleich sind. Schließlich kommt eine Frau zu diesem Teich, die sehr schrecklich und bösartig ist. Und auch sie sieht sich selbst im Spiegel. Und so als ob sie im Sterben liegt und ihr Leben an sich vorüberziehen sieht, erkennt sie ihre Gräueltaten. Im Grunde geht es also darum, dass wir im Kern immer die Hoffnung auf Erlösung haben, das Licht sehen wollen. Die Melodie von „Weeping China Doll“ musste ein tiefes Leid vermitteln, eine tiefe Finsternis haben. Auf der gleichen Seite allerdings auch irgendwie das erlösende Licht darstellen. Die Art wie ich Musik schreibe, und ich denke, dass ist generell so, verlangt, dass man seinen eigenen Geist öffnen muss. Man muss ein Gefühl dafür entwickeln. Und Gefühle passieren nicht einfach so, sie entstehen, wenn man denkt. Ich habe also über diesen Charakter nachgedacht und mich in sie hineinversetzt. Die Melodie, die dabei entstanden ist, reflektiert also eigentlich mein Gefühl für diesen Charakter. Und bei diesem Track ist vielleicht interessant, wie ich auf die etwas verrückten Melodielinien gekommen bin. Weißt du, was eine Weeping China Doll ist?
Nun ja, sowas wie eine traurige Puppe, oder?
Nein, es ist eine Blume.
Eine Blume?
Ja, das ist der Name einer Rose. Sie hat einen kleinen Stamm, wuchert aber sehr stark darüber. Auf jeden Fall haben wir bei unserem Haus so einen Gartenzaun mit Latten. Meine Frau hat an diesem Zaun diese Weeping China Doll gepflanzt und dort wuchert sie eben über den Zaun. Und all die einzelnen Rosen sahen für mich aus wie kleine Notenschlüssel. Deswegen habe ich davon Bilder gemacht und diese Noten auf ein Notenblatt übertragen.
Quatsch, nicht wirklich!
Sehe ich so aus, als ob ich Witze mache? Hör dir „Weeping China Doll“ noch mal genauer an! (nimmt sich seine Gitarre und spielt) Hörst du diese irrwitzigen Passagen?
Das ist total verrückt!
Tja, die Weeping China Doll aus meinem Garten!
Nun, wenn jemand in der Lage ist, sowas musikalisch umzusetzen, dann ein Steve Vai.
Na, ich denke, es gibt eine Menge Leute, die sowas können. Aber die haben vermutlich nicht solch einen Zaun. Hast du schon mal Tom Waits gehört?
Ein paar Sachen kenne ich, ja.
Er ist mein Lieblingsmusiker. Wenn du ihm zuhörst merkst du, dass er mit solchen Sachen sehr verbunden ist – nur eben auf seine Art und Weise. Er würde sicherlich nicht Rosen übersetzen. (lacht)
Nein, das denke ich auch. Coole Sache. Noch mal zum neuen Album. „The Story Of Light“ wird ja auch als Special Edition auf dem Markt kommen, inkl. einer DVD.
Ja, aber die DVD ist ziemlich einfach gestrickt. Da bin nur überwiegend ich drauf, wie ich durch einen Park gehe und etwas zu den einzelnen Stücken erzähle.
Aber für die Die-Hard-Fans ist das doch eine schöne Sache.
Sicher, wir hatten eben nur keine Zeit, um eine große Produktion auf die Beine zu stellen. Es ist also ziemlich pur und roh. Allerdings ist dort auch das Mädchen zu sehen, dass die russischen Passagen spricht und ein bisschen was vom Drummer.
Deine Karriere ging ja schon Anfang der 80er richtig los, dein erstes Soloalbum kam 1984 raus. Fällt es dir nach all den Jahren im Musikgeschäft nicht manchmal schwer, neue Ideen zu entwickeln?
No Way! Nicht, wenn du einen Garten hast, der voll mit Weeping China Dolls ist! (lacht) Klar, Inspirationen sind für mich nicht immer da. Bei Genies mag das vielleicht der Fall sein, die haben ständig irgendwelche Ideen im Kopf. Ich muss allerdings auf Inspirationen warten und diese beim Schopf packen, wenn sie mir über den Weg laufen. Man kann ja jede kleine Sprosse thematisch aufgreifen… es ist endlos. Allerdings bin ich manchmal perplex darüber, dass manche Musiker dauerhaft an einem Punkt sitzen und sich ständig wiederholen. Wenn du dir z.B. „The Story Of Light“ anhörst, wirst du vielleicht nicht daran denken, dass da der Typ namens Steve Vai hintersteht. Aber so ist es natürlich und es gibt auch gewisse Eigenheiten – ich bin ja nicht auf Teufel komm raus ein Unikat. Ich habe vielleicht eine Möglichkeit gefunden, trotz großer Abwechslung immer meinen Stempel draufzusetzen. Aber es gibt doch so viel, was man musikalisch machen kann.
Es gibt eine Menge Künstler und Gruppen in der Musikwelt, die immer nach dem gleichen Schema arbeiten und mit der Zeit eintönig werden. Bei deinen Scheiben ist es allerdings so, dass niemals Langeweile aufkommt, weil es immer etwas Neues zu entdecken gibt.
Spread the word! (lacht)
Das mache ich, versprochen.
Weißt du woran das vielleicht liegt? Es ist für mich noch immer aufregend, Musik zu machen!
Noch immer?
Absolut! Ich habe zu Hause eine große Liste mit Alben, die ich noch machen möchte. Ganz ehrlich, ich muss Listen erstellen. Und wenn ich mir die Listen anschaue denke ich mir „Vai, es dauert zwei Jahre, um eine dieser Platten zu machen und auf der Liste stehen 100. Du solltest wirklich gut mit deiner Zeit umgehen“. So lange werde ich vermutlich nicht Leben, aber ich gebe mein Bestes! (lacht)
Du spielst die Marke Ibanez doch bestimmt schon immer, oder?
Hm, der Prototyp meiner Gitarre hier, die Jem, ist 25 Jahre alt. Der Prototyp kam ein paar Jahre davor raus.
Hast du jemals daran gedacht, eine andere Gitarre zu spielen?
Klar hab ich an sowas schon mal gedacht. Ich bin nicht unbedingt an eine einzelne Gitarre gebunden. Aber meine Jem hier wurde speziell für meine Bedürfnisse konzipiert. Sie hat 24 Frets und die Pick Ups sind genauso, wie ich es mag. Ich werde von diesem Instrument nicht müde und ich habe meine Technik auf dieser Gitarre in den letzten 25 Jahren verfeinert. Wenn ich eine Les Paul in die Hand nehme, fühle ich mich so, als ob ich im Knast säße! (lacht)
Letztes Jahr hatte ich ein Gespräch mit John Petrucci (DREAM THEATER), der von Ibanez zu Music Man gewechselt ist. Er meinte, Music Man wäre die beste Marke überhaupt.
Music Man baut super Gitarren, genau wie Gibson, Fender oder Paul Reed Smith. Du musst einfach für dich herausfinden, was das Beste ist. Für mich persönlich ist meine Jem die Gitarre meiner Wahl. Sie erfüllt meine wildesten Fantasien! Und ganz besonders mit ihrem Input Jack! (lacht)
Du bist ja letztens wieder mit G3 auf Tour gewesen. Steve Morse, Steve Vai und Joe Satriani, alleine diese Konstellation wird live jedem in den Arsch treten!
(lacht) In den Arsch treten! Das mag ich.
Ich kann mir aber vorstellen, dass es bei solchen Konstellationen und solchen Charaktären auf der Bühne nicht einfach ist. Gibt es da Platz für Eifersüchteleien?
Das menschliche Gemüt erlaubt Eifersucht überall! Wenn du jedoch mit G3 auf der Bühne stehst, musst du dich mit den anderen arrangieren und deinen Platz finden. Viel wichtiger ist allerdings, dass das Publikum die Liebe und das zelebrieren mit der Gitarre fühlt und sieht. Und nicht etwa die drei Typen, die versuchen zusammen zu spielen. Das ist Bullshit. Alle, die zu den G3 berufen werden, haben ihren ganz eigenen Stil. Joe (Satriani) sucht dich aus, wenn du auf der Gitarre etwas Spezielles lieferst. Wenn du also mit den Jungs auf der Bühne stehst, versuchst du nicht, die Eigenheiten eines anderen zu kopieren. Du versuchst, dass Beste zu geben.
Das hört sich sehr interessant an.
Und es ist eine sehr tolle Gelegenheit für einen Musiker.
Welche G3 Konstellation ist denn dein persönlicher Favorit?
Sie alle offenbaren verschiedene Dinge. Einer der ersten war ja Eric Johnson. Eric ist ein total lieber Kerl und solch ein großartiger Gitarrenspieler. Du sitzt da und denkst nur, wie sowas möglich ist. Und wenn man John Petrucci nimmt. Er ist ein solcher Gentleman und gehört sicherlich zur Elite und natürlich Joe (Satriani), der schon mein ganzes Leben lang eine ständige Quelle an Inspirationen ist. Und das nicht nur auf musikalischen Ebene.
Ist es eigentlich wahr, dass du bei Joe Satriani Gitarrenunterricht hattest?
Oh ja, ganze drei Jahre lang. Ich ging zu Joe mit zwölf. Joe war schon immer großartig. Alles, was er je angefasst hat, hört sich wie Musik an.
Du hast in deinem Leben schon mit so vielen Musikern gearbeitet. Frank Zappa, David Coverdale, David Lee Roth…gibt es noch etwas, was du in deiner musikalischen Karriere schaffen möchtest?
Wenn ich mir meine Karriere anschaue, kann ich sehr zufrieden sein. Ich hätte nie gedacht, dass ich es jemals so weit schaffen könnte. Ich bin momentan sehr ausgelassen und zufrieden, allerdings noch immer aufgeregt, wenn ich an zukünftige Projekte denke.
Wenn ich wiederum an meine Jugend zurückdenke…
Und du bist ja schon ein sehr alter Mann! (lacht)
…dann fällt mir ein Film namens…
„Crossroads“
Genau, „Crossroads“ ein, bei dem du einen großartigen Gitarrenspieler darbietest. Schaust du dir den Film eigentlich an, wenn er im TV läuft?
Also ich habe ihn schon ein paar Jahre nicht mehr gesehen. Aber ich muss ihn mir noch mal anschauen, da ich ein Duell zusammen mit meiner Band machen möchte. Wenn ich mich im Film sehe, denke ich immer „Hey, wer ist der Typ! Der muss aber wirklich Eier haben!“. (lacht) Wenn du jung bist, dann machst du solche Sachen vielleicht. Aber ich finde es klasse, dass das damals gedreht worden ist. Die Rolle entsprach allerdings nicht meinem Charakter, ich wirke nicht so dunkel.
Ich habe davon gelesen, weiß aber nicht, ob es stimmt. Du hast als Hobby die…
Imkerei! Ja!
Wie bist du denn dazu gekommen?
Das war eigentlich ganz einfach. Wir haben uns ein Haus mit Grundstück gekauft, auf dem sowas möglich ist. Die Ausrüstung war schon da, ich musste einfach nur noch lernen, wie man das macht. Da sind jede Menge Blumen und jede Menge Weeping China Dolls. (lacht) Außerdem stehen dort jede Menge Bäume und die Arbeit ist echt leicht.
Leicht? Kann ich mir gar nicht vorstellen!
Die Bienen machen doch die ganze Arbeit!
Okay, aber du darfst keine Angst vor ihnen haben.
Also ich trage ja einen Anzug und die Bienen lernen dich kennen und vertrauen dir. Sie kommunizieren auch miteinander. Und sie machen Honig! Und es sind ganz schöne Tiere, mit ihren riesigen Augen. Sie sehen aus wie kleine Aliens.
Ich finde das wirklich erstaunlich. Ich meine, Steve Vai, der Gitarrenheld macht eigenen Honig. Wie passt das zusammen?
Du, es gibt Leute mit weitaus seltsameren Hobbys! Honig ist eine tolle Sache. Wir kippen ihn unten an die Tür, so kommen die Kids nicht rein! (lacht)
Steve, vielen Dank für das Interview!