Sterbhaus
Interview zum neuen Album "Angels For Breakfast... And God For Lunch"

Interview

Sterbhaus

Mit „Angels For Breakfast… And God For Lunch“ hauen die Schweden mit dem aus deutscher Sicht seltsam anmutenden Namen STERBHAUS demnächst ihr zweites Album in voller Länge heraus. Seit dem letzten Album „Hits For Dead Kids“ ist einiges passiert: Ganz ohne Label hat es die Band auch auf internationalem Boden zu einem einigermaßen großen Bekanntheitsgrad gebracht, Gigs in Südamerika gespielt (und schon wieder neue bestätigt) und auch deutsche Festivals gerockt. Aber auch musikalisch und textlich gab es Entwicklungen – mehr dazu erzählt euch der sehr gesprächige Bassist und Sänger Marcus Hammarström.

Hi Marcus!
Zunächst: Gratulation zum neuen Album „Angels For Breakfast… And God For Lunch“. Habt ihr schon ein paar Reaktionen bekommen? Und wenn ja, wie sind die ausgefallen?

Hi, und danke, man! 🙂 Ja, obwohl es momentan noch sehr früh ist was Promotion angeht und wir bisher noch keine Reviews gesehen haben, ist die Resonanz irgendwie verrückt. Ein paar Reviewer haben uns tatsächlich kontaktiert, bevor sie die Review geschrieben haben, nur um uns auszudrücken, wie sehr sie das Album LIEBEN! Und manche davon sind Leute, die nicht wirklich diese Art von Metal hören. Das ist also wirklich befriedigend für uns, da wir ja jetzt im Grunde eine neue Band sind und seit dem vorherigen Zeug einen großen Schritt vorwärts gemacht haben. Aber wie gesagt, es ist ziemlich früh, es wird also cool zu sehen, was nächsten Monat passiert.
Ich denke, eine Menge Leute waren überrascht, als wir das Video zu „Insecticide“ veröffentlicht haben. Da kamen auch die ersten, fast schockierten Reaktionen rein. 🙂 Es war ziemlich hart für uns, nicht in der Lage zu sein, schon früher etwas zu veröffentlichen. Das war sowas wie das Ding unseres Lebens und wir mussten ein Jahr lang unsere Klappe halten!

Ich glaube, seit eurer letztjährigen Veröffentlichung „Hits For Dead Kids“ habt ihr eine ganz ansehnliche Fangemeinde um euch versammelt (zumindest in Non-Label-Verhältnissen), oder? Kannst du uns einen kleinen Überblick darüber geben, was letztes Jahr alles passiert ist, seitdem das Album auf dem Markt ist?

Nun ja, das „HFDK“-Album wir ja schon mal 2009 veröffentlicht, es gibt also schon eine große Lücke zwischen den beiden Alben, es wurde aber eben erst letztes Jahr auch in Deutschland ein bisschen besser promoted. Diese Reise war irgendwie bizarr und seltsam, seitdem wir das alte Album veröffentlicht haben, und eine Menge Scheiße, die sich damals noch mies angefühlt hat, wurde auf einmal zu einem versteckten Segen.
Ich glaube, wir entschieden uns irgendwann 2010 aktiv, dass wir dass wir das Ganze ein bisschen säubern und ein bestimmte Sorte von Songs loswerden wollten (dieser Easy-Listening-Rock-/Death-Kram). Zumindest hatten die drei jetzt noch verbleibenden Mitglieder eine ziemlich klare Vorstellung, wie wir die Band haben wollten, aber das war eine riesige Aufgabe und eine Menge krasser Arbeit, dahinzukommen. Wir hatten als Band angefangen, die alles nicht besonders ernst nahm und nahezu alles, das ein bisschen von Gewicht war, wurde von manchen Leuten im vorherigen Line-up als protzig, überheblich angesehen. Und wenn Leute so argumentieren, dann ist das wie ein Schuss in den Fuß, wenn man versucht, die Band voranzubringen. Als wir anfingen, gründlicher an den Songs zu arbeiten und so, und nur damit weiterzumachen, was wir für den bestmöglichen Scheiß hielten, den wir produzieren könnten, führte das unvermeidlich dazu, dass manche Songwriter nicht mehr viel dazu beitrugen und letztlich gingen (einvernehmlich, muss ich aber dazusagen).
Während dieser Zeit hatte Jimmy, der Leadgitarrist der Band, einen Unfall, in dem der Ringfinger seiner linken Hand ziemlich schlimm verstümmelt wurde. Alle Sehnen und Nerven wurden komplett abgetrennt, sodass wir keine andere Wahl hatten, als die Aufnahmen zum Album nach hinten zu verschieben. Damals wussten wir noch nicht einmal mit Sicherheit, ob er in den nächsten Jahren wieder Gitarre spielen könnte! Aber glücklicherweise war seine Rehabilitierung nichts geringeres als ein Wunder. Wie auch immer, dieser Unfall war der finale Umstand, der unseren Sänger dazu brachte, aufzuhören. Und die Texte, die er dagelassen hatte, hatten im Grunde nichts mit dem Album zu tun, das wir machten. Also hab ich es einfach versucht und schrieb komplett neue Lyrics, und als ich Demos davon aufgenommen habe, einfach nur um auszuarbeiten, wie die Texte gesungen werden sollten, hatten wir das Gefühl, das perfekte Ergebnis im Gesang zu haben, das, wonach wir suchten. Also wurden wir direkt vor den Aufnahmen von einer fünfköpfigen zu einer vierköpfigen Band. Du siehst also: Inmitten all dieses Aufhörens, Neuschreibens, Unfalls und so konnten wir unsere Stimmung beibehalten, einfach durch den grundlegenden Hunger danach, das Album fertigzukriegen, weil wir das einfach lieben! Haha.
Na ja, nach den Aufnahmen dann gab es frustrierende Verzögerungen beim Mischen und dabei, das Artwork fertig zu bekommen, woran wir selbst eben überhaupt nichts machen konnten. Während der Zeit fanden wir auch einen neuen Drummer, der dann acht Monate später wieder aufhörte, wir waren fünf Wochen auf Tour in Chile und jetzt … ja, endlich können wir das Album herausbringen und an den „echten“ STERBHAUS arbeiten. 🙂 Puh, lange Antwort …
Der „versteckte Segen“ dabei war: Wenn Jimmy nicht verletzt worden wäre, wären wir viel zu früh ins Studio gegangen und hätten die ganze Sache mit den Texten und dem Sänger und so, oder auch das Drumming, das nicht gut genug war und so weiter, das alles hätten wir erst während der Aufnahmen erkannt und nichts mehr tun können. Wir hätten ein Album gemacht, das nicht halb so gut gewesen wäre, wie das Ergebnis jetzt ist. Jonas Kjellgren [verantwortlich für den Mix – Anmk. d. Red.] sagte sogar etwas davon, dass eine Band vernünftig liefern müsse, damit er sich um den Mix kümmern könne, und ich glaube ehrlich gesagt, dass er abgelehnt hätte, wären wir die alte Truppe gewesen. Das klingt vielleicht ein bisschen respektlos, aber das ist die reine Wahrheit.

Da ich „Hits For Dead Kids“ nicht gehört habe, kannst du vielleicht die genaueren Unterschiede zum neuen Album beschreiben?

Wir vergleichen das neue Album gerne insofern mit dem alten, wie man auch „Rocka Rolla“ mit „Painkiller“ vergleichen könnte. Das ist ein bisschen großspurig, ja, aber es fühlt sich so an. Als wir „HFDK“ aufnahmen, waren wir keine Band, die wirklich etwas erreichen wollte und wir waren auch nicht ernsthaft oder mit Ambitionen an der Sache. Wir hatten ein paar Ideen und wollten ein Stückchen weiter gehen als auf der Demo – zumindest war das bei mir so. Ich erinnere mich daran, sowas wie der „Bad Guy“ bei den Sessions gewesen zu sein, der jeden anpeitscht, es härter zu versuchen, während der Rest sich einfach besaufen und Pornos gucken wollte, haha. Bei dem Album brauchten wir sechs Tage für die Aufnahmen und das Mischen passierte in ein paar Stunden – wobei wenig wirklich aufeinander angepasst wurde. Für das „Angels For Breakfast… And God For Lunch“-Album brauchten wir bei den Aufnahmen fünf Wochen und Jonas Kjellgren hat es in mehr als einer Woche gemischt. Und jeder, der bei den Aufnahmen dabei war, war versessen darauf, es endlich abzuliefern, die Sessions waren also ein bisschen geschmeidiger.
Die beiden Alben zu vergleichen ist also wirklich wie Tag und Nacht zu vergleichen. Es ist nicht einfach nur so, dass das Album „besser“ als das letzte ist (was wahrscheinlich jede Band sagen wird). STERBHAUS ist jetzt eine komplett neue Band und dieses Album ist tatsächlich eher sowas wie ein Neustart für uns. Haha, verdammt, wenn wir könnten, würden wir wahrscheinlich alle verbleibenden Kopien von „HFDK“ zerstören, seine Existenz vernichten und aus dem menschlichen Bewusstsein verbannen! Yeah!

Und da der Songwriting-/Recording-Prozess dann ja ganz anders abgelaufen ist als noch zu „Hits …“, wie war das denn so?

Ja, das war wirklich was anderes. In der Vergangenheit kam jemand mit einem ziemlich fertigen Song an, der von der Band nur während der Proben gefiltert wurde, wobei es weder große noch kleine Veränderungen gab. Wir haben ein paar Songs auf dem neuen Album, die auch auf diese alte Methode entstanden ist, aber nicht viele und die wurden wahrscheinlich auch viel mehr durchdacht, bevor sie der Band überhaupt vorgestellt wurden.
Wir verbrachten auch eine Menge Zeit für die Pre-Production, was wir noch nie zuvor gemacht haben. Wir nahmen jeden Song schon auf, bevor wir ins Studio gingen, woran wir erkennen konnten, was davon schon in seiner Frühphase funktionierte oder nicht funktionierte. Um ganz ehrlich zu sein, sowas gab es bei der Demo und bei „Hits For Dead Kids“ nicht, bis das Album bereits aufgenommen war, wo du dann ja nichts mehr ändern kannst. Diesmal probten wir eine Menge und produzierten vor und drehten jeden Stein um, sahen uns jede Idee, die irgendwer hatte, genau an. Das war notwendig für uns, da wir nicht nur ein paar geile Songs schreiben, sondern genau ausziselieren wollten, wie wir als Band klingen wollten. Da ging es also nicht nur um die Songs, sondern vor allem auch um unsere komplette musikalische Ausrichtung. Dafür werden wir in der Zukunft aber nicht mehr ganz so viel Zeit opfern müssen, da wir jetzt genau wissen, was wir musikalisch und lyrisch machen wollen.

Auf dem Album gibt es ja auch einige witzige Details: einen griechischen (?) Folkmusik-Part in „Retardival“, der Hillbillysound in „Frogboiled“ oder das Schweinequieken in „Captain Bible In The Dome Of The Dead“ – woher kommt das? Ich meine, wie kommt ihr auf diese Ideen?

Ja, das fragen uns eine Menge Leute. Da gibt es aber eigentlich keinen großen Unterschied zwischen diesen Teilen und den Thrash-Elementen. Natürlich sind die Teile mit einer humoristischen Herangehensweise mit einem oder zwei Lachern ausgearbeitet, wenn wir beim Proben herumblödeln, und wenn wir das mögen, dann bleibt es. Obwohl wir bei allem, was wir tun, entschieden und mit Ernst bei der Sache sind, sind wir auch Typen, die herumalbern, Party machen und zusammen eine Menge lachen, und während dieser Momente kommt solch unbeschwertes Zeug auf. Natürlich filtern wir auch da den Mist und drehen und verändern Arrangements und Melodien – genauso wie bei unseren extremen Parts. Ich schätze, deshalb ist das für uns auch ganz natürlich, das in die Songs zu packen. Es ist nicht so, als würden wir „entscheiden“, diesen oder jenen Part zu schreiben. Das passiert einfach.

Um mal kurz auf die Texte des Albums zu sprechen zu kommen: Obwohl ihr natürlich eine humorvolle Herangehensweise an das Texten habt, denke ich, dass sie sich trotzdem auch auf Religionskritik konzentrieren, oder? Worum geht es dir denn da genau? Und gibt es ein tiefergehendes Konzept?

Ah! Ich bin froh, dass du das sehen kannst. Schau, das ist das erste Album, auf dem wir tatsächlich ein paar ernste Themen behandeln, die etwas bedeuten und nicht nur purer Nonsens sind. Ich persönlich liebe Lyrics, die intelligent und durchdacht sind und nicht von kindischer Scheiße wie Wichsen handeln oder davon, in dein eigenes Auge zu abzuspritzen oder sowas (wie es bei uns früher der Fall war). Ich mag es, Dinge aus einer humoristischen Sicht heraus herumzudrehen, etwas ins Lächerliche zu ziehen, was purer Blödsinn ist, aber ich will, dass das Rückgrat der Texte etwas Ordentliches zu sagen hat. Ich meine, wenn ich sie singen soll, dann muss ich daran glauben, um überzeugend sein zu können. Und um ehrlich zu sein, ich sehe keinen Grund dafür, Dinge zu tun, die keinen Wert haben oder wo ich nicht voll hinterstehe.
Als wir mit dem offensichtlichen Bedarf nach komplett neuen Lyrics dastanden, frage ich den Rest der Jungs, wie sie mit Texten klarkämen, bei denen es um etwas geht, und sie alle fanden das klasse. Sie alle hatten insgeheim dasselbe gedacht, aber der vorherige Sänger hatte seine Art zu schreiben, womit wir irgendwie klarkommen mussten. Als er weg war, war der Weg komplett frei.
Die Angelegenheiten, mit denen wir uns befassen (trotz des ironischen Humors, mit dem wir sie porträtieren), sind meist das Verhöhnen von Religion und jedem Monotheismus. Es ist immer das Christentum, das die ganzen Schläge abkriegt, und es ist nichts Neues, da weiter drauf einzuschlagen. Ich meine, das haben andere Bands jetzt schon ewig gemacht. Also machen wir uns darüber lustig und zeigen auf, wie schlichtweg lächerlich es ist. Manchmal porträtieren wir dabei eine tatsächliche Begebenheit wie in „Ripping The Pope“, da hatte eine Frau tatsächlich zwei Mal versucht, den Papst während der Ostermesse im Vatikan zu Boden zu reißen. Manchmal ziehen wir einfach die ganze Persona, die ein echter Christ repräsentiert, ins Lächerliche, wie in „Ministry“.
Aber obwohl es einigen antireligiösen Kram bei uns gibt, ist das nicht das einzige Thema, das wir aufbringen. „Insecticide“ist zum Beispiel über die Infektion, der die Metalszene manchmal ausgesetzt zu sein scheint. Musikgenres, die mehr mit Mode, Klamottenmarken und der Unsicherheit von Teenagern zu tun haben, als das, worum es bei Metal geht (und schon immer ging). Ich selbst bin ein bisschen älter als der Rest der Band und obwohl ich die ersten dieser Infektionen habe kommen und gehen sehen, hassen wir das alle und sehen das ähnlich. Genres wie die Hairbands der Achtziger, die den großen Ronnie James DIO verrückt werden ließen, Grunge, der den Metal verdammt nochmal an den Rand der Vernichtung getrieben hat, und jetzt ist das Metalcore und all diese hübschen Boybands oder Female-fronted-Pop-Metal-Acts, sie alle verzerren die Musik und geben viel Geld für Produktionen für etwas aus, was im Grunde entweder hirnloser Mist oder aber absolut gar kein Metal ist. Ich habe kein Problem damit, dass sie existieren – sie können machen, was immer sie wollen, aber der Fakt, dass das als Metal angesehen wird und die Metalpresse, Metalfestivals etc. infiziert, lässt die ganze Szene extrem verwässern. Die Infektionen sind leerer und herzloser Scheiß und ich kann wirklich keine gemeinsame Übereinstimmung mit dem sehen, worum es bei Metal geht.
Abgesehen davon, bashen wir auch die unglaublich bedeutungslosen Lebensstile, denen 90 Prozent der westlichen Bevölkerung fröhlich erliegt. Alltägliche Lebensstile, bei denen der Grund zu leben schließlich als bloße Fortpflanzung endet, beim Angucken betäubender Sitcoms (und dem Besprechen dieser Sitcoms am nächsten Tag an der Kaffeemachine), darin, in Berufen zu arbeiten, die alle scheiße finden (immer low am Montag und glücklich am Freitag, wenn man zwei Tage frei hat), aber alle machen damit weiter, weil es „einfach“ ist und Nahrung auf den Tisch sowie ein Dach über dem Kopf bringt. Keine Träume mehr und nichts wird erreicht und am Ende ist der Lebenssinn für diese Art von Leuten zumindest fragwürdig. Das sind übrigens dieselben 90 Prozent, die ewig deine Entscheidung, Künstler zu sein und dein Leben deiner Band zu widmen (oder welches künstlerische Ventil du auch immer hast), in Frage stellen, weil du damit aus der Reihe fällst. Du solltest von neun bis 17 Uhr arbeiten und niemals eine Welle lostreten und letztlich wirst du eine gute Pension bekommen. Ich kann nicht wirklich verstehen, wie irgendjemand sein Leben so leben und eine Bedeutung darin sehen kann.

Wenn ich das fragen darf: Ich beschreibt euch selbst als „Blackened Thrash Metal“, ich selbst finde aber nicht, dass die Black-Metal-Einflüsse so sehr in eurem Sound zu hören sind – ich finde da eher Melodic Death Metal. Was würdest du denn selbst sagen, sind eure Einflüsse? (Nicht nur in Bezug auf Genres, sondern auch auf Bands, meine ich.)

Haha. Nun ja, es ist ziemlich hart, deine Musik zu labeln, wenn dich jeder dahinpusht. Wir hören alle eine Menge Musik und wir haben nie gesagt, dass wir nur Death Metal spielen, oder Thrash Metal. Wenn wir etwas, das wir geschrieben haben, wirklich mögen, dann behalten wir das, und dabei kommt dann das heraus, was dabei herauskommt. Wir haben es früher „Death/Thrash/Black Metal“ genannt, aber wir haben das „Black“ wegen seiner Definition entfernt – ich glaube, von „Black Metal“ wird erwartet, dass er satanisch ist. Und obwohl ich persönlich meine philosophischen Abenteuer habe, die wahrscheinlich an Satanismus grenzen, sehe ich mich selbst nicht als Satanist und wir sind definitiv keine satanische Band. Aber die Leute, die unsere letzten Liveshows rezensiert haben, haben uns meistens als Black/Thrash Metal bezeichnet und ich glaube, einer ging sogar so weit, uns eine Black-Metal-Band zu nennen. Wir haben uns also entschieden, uns „Blackened Thrash Metal“ zu nennen. Wahrscheinlich sollte da irgendwo auch ein „Death Metal“ drinstehen, aber dann müssten wir wahrscheinlich auch darauf hinweisen, dass es auch progressiven Kram bei uns gibt und dann gibt es vier Genres, von denen wir Zugehörigkeit fordern. Außerdem ist der Gesang jetzt viel mehr Thrash als Death Metal.
Jemand hat mal den Vergleich gezogen, wir seien wie „The Big Four“, aber ohne den größten der Four und mit einem modernen Gefühl dabei. Das hat sich extrem schmeichelhaft angefühlt! Aber ich würde unsere Musik so nicht nennen, obwohl wir offensichtlich müssen. Ich würde die Leute trotzdem gerne selbst entscheiden lassen, in welche Schublade sie uns packen wollen.
Was Bandnamen angeht, haben wir uns entschieden, langweilig zu sein und das Namedropping von Bands, die wir mögen und hören, nicht mitzumachen. Der Grund ist einfach, dass die Leute dann wegen der Bands, die wir nennen, auf einmal meinen zu wissen, wie wir klingen, ohne uns gehört zu haben. Außerdem hören wir eine Menge verschiedene Musik und Inspiration muss nicht notwendigerweise aus demselben Genre kommen, in dem wir spielen. Damit wäre die ganze Namedropping-Übung von sich aus schon ziemlich überflüssig.

Am Montag habt ihr auf eurer Facebookseite angekündigt, dass ihr im Frühjar 2013 eine (weitere) Tour in Chile spielen werdet – für eine schwedische Undergroundband ist das meiner Meinung nach ziemlich eindrucksvoll. Wie habt ihr das eingefädelt?

Wir waren früher in diesem Jahr bereits mit einer chilenischen Band namens BREAK.DOWN auf Tour durch Chile. Der Sänger der Band lebt in Stockholm und ist einer der besten Freunde von STERBHAUS, diese Tour war also im Grunde ein Gefallen für Freunde. Und ich will nicht lügen, wir mussten eine ganze Menge selbst zahlen, damit das alles klappte – ich meine, es ist die andere Seite der Welt und STERBHAUS hatten dort vorher überhaupt keinen Markt. Aber es ging darum, eine geile Zeit zu haben und eine Chance aufzubauen, dort nochmal zu spielen – also zuzusehen, dass wir beim nächsten Mal nicht selbst zahlen müssen. Das war aber trotzdem nie eine „Pay to Play“-Sache – ich muss das betonen, aber es kostet eben, fünf Wochen lang zu leben und zu reisen. Und was gerade jetzt passiert ist, war eben genau das, was wir uns erhofft hatten! (Ich habe aber noch nicht allzu viele Informationen über die Details der 2013-Tour.) Ein Manager hat eine echte Tour auf die Beine gestellt und es gibt Sponsoren, mehr Shows und es steht sogar noch eine andere großartige chilenische Band auf dem Programm, die wir das letzte Mal kennengelernt haben und die D1STRAUGHT heißt. Die Tour heißt einmal mehr „Bajo Multa Tour“. Wir hoffen, dass wir in den nächsten Wochen noch mehr Informationen im Web posten können, jetzt ist sie eben erst frisch bestätigt.

Ihr habt ja jetzt auch ein paar Gigs in Deutschland gespielt – was waren denn eure Eindrücke? Und wann können wir eure Rückkehr auf deutsche Bühnen erwarten? 🙂

Wir arbeiten ja mit ein paar Leuten in Deutschland zusammen, um promoted zu werden und die Möglichkeit zu haben, zurückzukommen und so oft wie möglich bei euch zu spielen. Wir haben uns ein bisschen auf Deutschland konzentriert, weil wir glauben, dass es das perfekte Land für STERBHAUS ist, da der Metal dort so viel realer ist und die Leute wirklich mit dem Herz dabei sind, ihn komplett mit offenen Armen empfangen. Damit haben wir uns sofort verbunden gefühlt. Ich erinnere mich, wie Simon (Gitarre) etwas sagte, dass einiges zusammenfasst, als wir letzten Oktober auf dem Way-Of-Darkness-Festival ankamen. Er stieg aus dem Auto, nahm sich ein Bier und sagte: „Scheiße, es gibt hier kein METALLICA-T-Shirt soweit das Auge reicht!“ Das meinen wir auf die positivste Art, die möglich ist. Wahre Metalheads überall und über alle Altersgrenzen hinaus. Verdammt, es gab auf dem Way Of Darkness sogar ein paar Senioren, die nicht mehr selbst laufen konnten, aber ein gutes Metalshirt an- und ein Bier in der Hand hatten … Hölle, sowas passiert in Schweden einfach nicht. Und, Stichwort „Bier“, wir finden das Bier in Deutschland ganz ehrlich unglaublich! Man kann bei euch das billigste Bier, das ihr habt, kaufen und es ist immer noch besser als Alles, was in Schweden gebraut wurde!
Na ja, auf jeden Fall gibt es etwas wirklich authentisches in der deutschen Bevölkerung, mit dem wir uns sehr verbunden fühlen. Deshalb hängen wir bei euch auch genauso viel in der Menge ab wie Backstage, wenn wir auf Festivals spielen.
Wir werden im Oktober dieses Jahres zurückkommen, um auf dem Skull Crusher Benefiz in Dresden zu spielen, und ich glaube, die Chancen stehen nicht schlecht, dass es noch mehr Shows in Deutschland geben wird, bevor das Jahr zuende ist. Es ist nur im Moment noch nicht hundertprozentig bestätigt. 😉

Eine Frage noch: Es gibt auf Youtube ein Video, das euch bei einer kleinen „Teeparty“ mit Drink Darkness auf dem Rockharz-Campingplatz zeigt. Was war denn das? Eine spontane Aktion oder geplante Promotion? Und macht ihr sowas öfter? 🙂

Yeah! Wie ich schon sagte, wir neigen eher dazu, in der Menge herumzugehen und mit den Leuten abzuhängen, als nur Trübsal blasend im Backstagebereich herumzusitzen. Na ja, wenn der Backstagebereich auch ein lustiger Ort ist, werden wir da genauso herumhängen, aber wir haben Spaß daran, Leute zu treffen, wenn wir irgendwo spielen, also machen wir Kram wie diesen.

Diese spezielle Teeparty wurde uns vorgeschlagen, als wir auf das Rockharz kamen und der erste Gedanke war, wirklich nur Tee zu trinken, aber niemand will auf einem Festival „nur“ Tee trinken, also sahen wir zu, ob wir etwas Anständiges finden konnten, um es in den Tee zu tun. Und die VIPs hatten diese Flasche Drink Darkness bekommen. Wir haben aber sowohl auf dem Rockharz als auch auf dem Metal4Splash einige Zeit ohne zu filmen auf dem Campground verbracht, dieses Abenteuer haben wir nur zusammen mit Metal4 veranstaltet.

Das ist es dann auch schon von mir – ich danke dir für deine Zeit! Die letzten Worte gehören natürlich dir!

Okay, danke Stephan! Yeah! Wir werden versuchen, so oft wir können nach Deutschland zu kommen, um zu spielen und Bier mit jedem zu trinken, der will. Und wenn wir nicht spielen, könnt ihr uns immer auf unserer Website auschecken. Im Moment gibt es gerade einen freien Download auf unserer Facebookseite, glaube ich. Wie auch immer, danke und wir hoffen, euch alle so bald wie möglich wiederzusehen! Cheers!

16.08.2012
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