Star Of Ash
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Interview
In Kürze erscheint der Zweitling "The Thread" von STAROFASH, ein wenig simpler als der Vorgänger "Iter.Viator", aber immer noch herrlich verträumt und kein bisschen schlechter. Was Heidi S. Tveitan zu ihrem Soloprojekt zu sagen hat, wie sie dabei unterstützt wurde und was ihre Arbeitsweise betrifft, dazu äußerte sie sich im folgenden kurzen Interview.
Dein letztes Album „Iter.Viator“ stammt aus dem Jahre 2002 und außerdem ist ja PECCATUM in diesem Zeitraum aufgelöst worden. Was ist in der Zwischenzeit passiert?
Nach ich die PECCATUM-Ära abgeschlossen habe, war ich damit beschäftigt, zusammen mit Ihsahn Mnemosyne Productions zu betreiben, weil das gewissermaßen eine umfangreiche Verbreitungsmöglichkeit für alle unsere musikalischen Bemühungen geworden ist. Darüber hinaus haben wir uns mit dem Folk-Musiker Knut Buen dem HARDINGROCK-Projekt gewidmet und ich habe hier und da ein paar kleinere Projekte verwirklicht. STAROFASH war 2007 meine oberste Priorität und ich habe „The Thread“ in diesem Zeitraum geschrieben.
„Iter.Viator“ war irgendwie avantgardistisch, wohingegen „The Thread“ eher direkter und eingängiger ausgefallen ist, wie natürlich auch der Titel des Albums andeutet. Ist das Ausdruck einer Entwicklung in STAROFASHs Konzept oder hattest du einfach nur Lust, dieses Mal was anderes zu machen?
Für dieses Album wollte ich auf dem aufbauen, was ich selbst am Debüt am liebsten mochte, aber es in eine andere Richtung zu bringen. Mit mehr Erfahrung als Liederkomponist bekam ich auch das Vertrauen, mir selbst zu erlauben, mehr auf die unmittelbaren Themen und Strukturen konzentriert zu sein. Schlichtheit ist schwierig zu bewältigen und anstatt mehr Dinge einzubringen, habe ich versucht, alles das herauszunehmen, das das ständig anwesende Hauptthema beeinträchtigt. Die Musiker, die ich bei diesem Album an Bord hatte, trugen auch zu den Unterschieden zwischen meinen beiden Alben bei.
Gab es irgendwelche Unterschiede in der Herangehensweise an und der Entwicklung von „Iter.Viator“ beziehungsweise „The Thread“?
Auf „The Thread“ wurden alle meine Stücke auf dem Klavier geschrieben, und wenn ich der Meinung war, dass es dort funktionierte, habe ich es mit ins Studio genommen. Es war mir wichtig, dass die Kompositionen in ihren grundlegenden Formen funktionierten, bevor ich begonnen habe, sie zusammenzuschichten, weil man sich ziemlich leicht in den Arrangements verliert, während man die Stücke schreibt. Auf diesem Wege war ich außerdem zuversichtlicher und hatte eine klare Vision von dem, was die Lieder ausdrücken sollten, bevor ich zusätzliche Musiker engagiert habe. Ich denke auch, dass diese Form, die Musik zu schreiben, dem Material erlaubt hat, mehr von der Melodie getragen zu werden. Bei „Iter.Viator“ habe ich das Material über einen längeren Zeitraum hinweg geschrieben und mit verschiedenen Techniken, von Notenblättern mit Stift und Papier bis hin zum Programmieren in Cubase.
Wie war die Arbeit mit dem Ambient- und Elektronik-Musiker Markus Reuter? In welcher Weise hat er zu „The Thread“ beigetragen?
Es war für mich eine große Erfahrung, mit so einem wundervollen Musiker arbeiten zu können, wie Markus sicherlich einer ist. In unserer Zusammenarbeit habe ich das Grundgerüst der Stücke geschrieben und aufgenommen und ihm die Dateien gesendet. Er hat dann dieses Material interpretiert und arrangiert und seine Teile in seinem Studio in Österreich aufgenommen. Ich habe dann, ausgehend davon, das Lied arrangiert und fertig gestellt und ihm das Resultat geschickt, wenn alles abgemischt und gemastert war. Mir hat es sehr gefallen, mit dieser Dateien-Tausch-Technik zu arbeiten, weil das Überraschungsmoment das Material auch für mich frisch gehalten hat. Ich hoffe, in näherer Zunkunft mehr mit Markus arbeiten zu können, da ich denke, dass er meiner Musik eine Dimension hinzufügt, die ich andwerso nicht finden kann.
Wie bist du zu dem Kontakt mit dem Cyberpunk-Autor Kenji Siratori gekommen? Inwiefern passen seine Texte zu STAROFASH und worum geht es dabei?
Kenji Siratori ist auf mich zugekommen, um mir eine eventuelle Zusammenarbeit vorzuschlagen, in der er für den Text und ich für die Musik sorgte. Mir gefiel die Idee, und daraus ist „Neo Drugismo“ entstanden. Er hat mir eine Aufnahme davon geschickt, wie er die Texte auf Japanisch liest (von denen ich natürlich kein einziges Wort verstanden habe), und eine englische Übersetzung davon. Mit diesen Werkzeugen habe ich die Musik gemacht. Er hat dann für das Lied ein Video erstellt. Sowohl das Lied wie auch das Video sind auf „The Thread“ als Zusatzmaterial enthalten. Ich hatte auch geplant, mit ihm ein weiteres Lied zu machen, habe es aber nicht geschafft, das pünktlich für dieses Album fertig zu bekommen. Ich habe dafür auch ein paar konkrete Ideen und hoffentlich kann ich das dann in diesem Frühling fertigstellen. Kenjis Texte sind ganz sicher Cyberpunkt, die Bedeutung hinter seinen Worten sind also unerforschtes Fremdland für mich. Ich habe dem Stück also einfach eine Cyber-Punk-Attitüde verliehen.
Ich habe vor einiger Zeit ein Interview mit STAROFASH gelesen, wo du gesagt hast, dass Musik eigentlich zum Hintergrund wird, sobald man sie mit Videomaterial kombiniert. Ist das Video zu „Neo Drugismo“ nicht irgendwie ein Widerspruch zu dieser These?
Ja, da muss ich zugeben, dass sich meine Meinung dazu geändert hat und um ehrlich zu sein, denke ich, dass es wohl eine ziemlich gewagte Behauptung meinerseits war. Musik hat verschiedene Funktionen auf verschiedenen Ebenen und damit als grundlegende Wahrheit gibt es keine Grenzen, Wahres oder Falsches. Man kann sicherlich gute Musik und schlechte Musik machen, aber du kannst damit nicht richtig oder falsch liegen. Ich mag die Idee mittlerweile, Bilder mit Musik zu kombinieren, als Hintergrund, Vordergrund oder sogar als eng eingebundenen Teil davon.
Welchen Zweck soll STAROFASH erfüllen; musikalisch, für dich selbst und für den Hörer?
STAROFASH ist mein Mittel, mich kreativ musikalisch zu betätigen, mit dem ich einen speziellen Musikstil erkunden möchte, den ich in meiner Schreiberei suche. Für den Hörer kann ich nur hoffen, dass er es in seinem eigenen Sinne mag und aus eigenen Gründen.
Es scheint so, als ob Norwegen eine besonders kreative Musikszene hat. Gibt es dafür spezielle Gründe? Lässt du dich von ihr inspirieren oder denkst du dir alles komplett alleine aus?
Wir haben einige gute Freunde und Mitmusiker in der norwegischen Musikszene, aber ich kann nicht sagen, dass wir uns einer bestimmten Gruppe oder Bewegung zugehörig fühlen. Ich lasse mich nicht von ihr als Gemeinschaft inspirieren, aber einzelne Gruppen oder Leute können natürlich schon eine Inspirationsquelle darstellen. Eine meiner Lieblingsbands aus Norwegen ist ULVER und ich mag die Leute in dieser Band auch.
Manchmal wir explizit damit geworben, dass du Ihsahns Frau bist. Wie reagierst du darauf? Denkst du, dass dir das geholfen hat, mehr Beachtung für dein Soloprojekt zu finden?
Nein, aber ich muss zugeben, dass ich es schon ziemlich seltsam finde, dass das nach zehn Jahren als Musikerin immer noch ein Thema ist. Aber für jeden Vorteil, den mir das verschafft hat, hat es auch viel mehr gekostet, weil ich mich dann ja im Gegenzug zehnfach beweisen musste. Das ist trotzdem eine sehr „Metal-bezogene“ Angelegenheit, und da ich ihr kaum an anderen Stellen begegne, mache ich mir darüber nicht so viele Gedanken. In anderen Genres scheint man mit der Tatsache klargekommen zu sein, dass es weibliche Musikerinnen gibt.
Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte sind deine.
Danke für das Interesse an meinem Projekt. Ich würde gerne mit einem Zitat schließen, das mir beim Schreiben dieses Albums eine Menge bedeutet hat:
„Many a man wins what is meant for another, but another’s lot none may win.“
Kristin Lavransdatter, The Cross, S.80 (Cassell, 1969/1930)
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