Stallion
"Only true is real"? - fickt euch!
Interview
Die süddeutschen Metaller STALLION haben mit „From The Dead“ ihr zweites Album veröffentlicht, welches bei uns mit satten 9 von 10 Punkten bewertet wurde. Grund genug, um bei Sänger Pauly etwas mehr über die Message des Longplayers zu erfragen.
Der Opener heißt „Underground Society“ und richtet sich an eine ganz bestimmte Gruppe von Menschen, die ihr als elitäre Trottel bezeichnet. Wie kann man sich diese Untergrund-Gesellschaft vorstellen?
Ja, das ist uns immer schon ein Dorn im Auge gewesen. Es geht dabei vor allem um die selbsternannte Metalpolizei, die einfach dermaßen hinter ihrem kleinen Horizont feststecken und keinerlei Ambitionen haben, mal darüber hinaus zu blicken oder auch mal offenere Meinungen zählen zu lassen. „Only true is real“ – fickt euch! Wir haben alle sehr vielseitige und unterschiedliche Einflüsse und so soll Musik auch sein. Man soll sich ruhig streiten dürfen, aber bekriegen ist uns einfach zu viel. Gibt schon genug Krieg auf der Welt!
Nach dem Motto „In der Kürze liegt die Würze“ dröhnt der sechste Song „Kill Fascists“ aus den Lautsprechern. Ist er in gewisser Weise das Leitmotto des Albums, oder warum habt ihr euch dazu entschieden, dieser Message einen ganzen Track zu geben?
Ganz genau. Die Aussage ist uns einfach mega wichtig, wenn auch sehr radikal ausgedrückt. Aber ich denke die Leute wissen, wie wir das meinen. Manchmal muss man Dinge einfach so platt und prägnant wie möglich ausdrücken, damit es auch bei jedem ankommt.
Das Cover Artwork zeigt erneut einen temperamentvollen Hengst, der sich in Mitten von Trümmern wie ein Phönix aus der Asche erhebt und all das Negative unter sich begräbt. Kann es als Untermalung von Song Nr. 6 gesehen werden?
Es ist schön zu hören, dass die Verbindung durchkommt. Schon wieder ins Schwarze getroffen. Genau das ist die Verbindung zwischen der allgemeinen Message „gegen rechts“ und dem Cover. Wir verstehen das sowohl im Bezug auf die Engstirnigkeit vieler Metaller (wir nennen sie die „Musik- oder Metal-Nazis“), als auch im Bezug auf die politische Situation in Deutschland und weltweit. Vor allem im Metal-Bereich heißt es ja oft „wir halten hier alles politische raus“ usw. Absolut fatale und grundweg falsche Einstellung.
Dass Stallion nicht immer im Dauergalopp unterwegs sind, zeigen ruhigere Parts bei Songs wie „Awaken The Night“ oder der Anfang des Titeltracks. Kommt ihr in der Band auch das ein oder andere Mal zur Ruhe oder zieht ihr eure Kreativität eher aus Rastlosigkeit?
Wir schreiben unsere Songs nach keinem Schema, sondern immer so wie wir gerade Bock drauf haben und da gehören natürlich auch mal etwas getragenere Parts dazu. Die Abwechslung macht es eben aus und so war es für uns von Anfang an sehr wichtig, uns auch im Songwriting etwas breiter aufzustellen. Aber rastlos sind wir natürlich immer.
Ihr habt 2014 auf dem „Keep It True“-Festival gespielt. Was bedeutet es für Euch „true“ zu sein?
Wie ich schon erwähnt habe, ist das für uns ein sehr zweischneidiges Schwert. Einmal auf dem „Keep It True“-Festival zu spielen war natürlich der absolute Ritterschlag für uns, denn nirgendwo wird der Underground und der Oldschool Metal so gelebt und geliebt, wie dort. Es war wirklich eine rießen Ehre. Aber auch dort sind eben auch sehr viele von erwähnten Schwachmaten unterwegs, die meinen einen Kreuzzug für den Metal führen zu müssen und da wird es für mich schon wieder schwierig. In unserem Song „Stigmatized“ von der letzten Platte habe ich geschrieben: „I love Metal and I´m fuckin true – but I don´t wanna be like you“, damit ist eigentlich alles gesagt. Ich liebe den Scheiß schon so lange ich denken kann und es gibt für mich trotzdem mehr.
Bald steht die Release Party in Ravensburg an. Wie zelebriert ihr die Veröffentlichung des Albums?
Wir hatten unser Release-Date leider erst sehr spät und da waren die Dates in den etwas größeren Clubs hier in der Gegend schon voll. Da haben wir uns dazu entschlossen, die Sache in unserer Stammkneipe in Ravensburg zu schmeißen. Der Laden ist ein Punk-Schuppen und eigentlich viel zu klein dafür, aber wir hatten einige unserer intensivsten Shows in dem Laden und da viel die Entscheidung nicht schwer. Es werden viele unserer Freunde da sein und die nehmen den Laden immer schön auseinander. Ist eher Punk und Hardcore-Publikum und entsprechend sieht das dann auch immer aus. Wir freuen uns drauf, mit Freunden und richtigen Fans zu feiern!
Habt ihr schon Pläne, was eine kommende Tour angeht?
Bisher ist noch nichts bestätigt, aber wir werden unseren Arsch auf jeden Fall auch mal wieder für etwas längere Zeit auf die Straße bewegen.
Welcher Song bedeutet Euch am meisten auf „From The Dead“ und warum?
Das ist auf jeden Fall der Titeltrack. Er beschreibt unsere Angst davor, dass totgeglaubtes Gedankengut wieder seinen Weg in die Köpfe und Herzen der Menschen findet. Es passiert überall und jeden Tag auf der Welt. Und wenn man dann noch so bescheuerte Phrasen wie von vielen Metalheads hört, dass „politische Aussagen im Metal nichts verloren haben“ und toleriert wird, dass sich braunes Gesocks in der Szene tummelt und mit rechten Parolen und Symbolen kokettiert, dann hört es bei mir einfach auf.
Noch habt ihr kein Video zu einem neuen Song gedreht. Habt ihr da schon Ideen?
Es war im Vorlauf zu „From the Dead“ alles ziemlich stressig. Deshalb haben wir den Videodreh auf nach dem Release verschoben, um dann auch nochmal was nachreichen zu können. Es wird also noch was kommen.
Stallion gab es von Anfang an auf Vinyl. Einerseits erlebt dieser Tonträger in letzter Zeit seinen zweiten Frühling, andererseits ist es im heutigen digitalen Zeitalter keine Selbstverständlichkeit, dass Bands ihre Musik auf Vinyl releasen. Wie steht ihr persönlich zu traditionellen Tonträgern und dem digitalen Musikkonsum via Streaming und Download?
Auf der einen Seite ist es der Zahn der Zeit, auf der anderen Seite natürlich sehr traurig, dass das Übermaß an Verfügbarkeit die Seele aus der Musik nimmt. Wir haben von Anfang an auf Vinyl gesetzt, weil wir eben selbst sehr große Fans davon sind und Musik gerne zelebrieren bzw. bewusst hören. Dazu ist die Platte einfach ein tolles Medium, weil man was schönes in der Hand hat und uns ist die Aufmachung davon auch immer sehr wichtig und gehört fest mit zum Erlebnis des Musikhörens dazu. Von daher bieten wir den Leuten auch einen Download-Link zur Platte an, damit man den Kram auch unterwegs dabei haben kann.
Die anhaltende Qualität eurer Veröffentlichungen ist schon beeindruckend. Wo seht ihr Stallion in 10 Jahren?
Erstmal vielen Dank für die Blumen. Das ist immer schwer zu sagen. Wir verfolgen keinen vorgefertigten Weg. Wir wollen einfach das machen, worauf wir Bock haben und wenn uns das noch weiter bringt, ist das sehr schön. Wir genießen jeden Moment davon und sind sehr dankbar, dass wir so viele Fans haben, die das mit uns zelebrieren. Den Rest wird die Zeit mit sich bringen.
Danke für Eure Zeit und rock´n´roll!
Ich danke dir für das tolle Interview. Es macht Spaß, mit Leuten zu reden (oder zu schreiben), die sich scheinbar wirklich mit der Musik und den Aussagen auseinandergesetzt haben, die man so präsentiert. Das begegnet einem nicht so oft und freut uns sehr! Und 1000 Dank an all unsere Fans da draußen, „the Stallion will ride on“.
Eine Band, eine Meinung, eine Richtung: Voraus…und zwar mit gut beschlagenen Hufen!
Galerie mit 16 Bildern: Stallion - Hell Over Hammaburg 2023Mehr zu Stallion
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Stile | Heavy Metal, Speed Metal |
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Bitte die Herren nach den Ereignissen in Hamburg noch mal um Klarstellung ihrer politischen Ansichten bitten. Ich brauche weder rechte noch linke Spackos im Metal.
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