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Interview mit Stefan Hertrich
Interview
Stefan Hertrich ist vor allem als Sänger von DARKSEED bekannt. Dabei sind es gerade seine weniger bekannten Projekte, die sehr viel hochklassiger, innovativer und damit uneingeschränkt empfehlenswert sind, wie das bereits 1999 veröffentlichte Album von BETRAY MY SECRETS, in dem er gemeinsam mit Christian Bystron von MEGAHERZ zum ersten Mal seine Begeisterung für ethnische, also folkloristische Weltmusik, auslebte und diese Elemente in Einklang mit hartem Metal brachte, um eine völlig neue Stilrichtung zu erschaffen: Ethno Metal. Mit SHIVA IN EXILE brachte er zwischenzeitlich ein reines Ethno-Projekt auf den Markt, unter dessen Banner er dieser Tage die Aufnahmen zum zweiten, noch unbetitelten Album abgeschlossen hat. Und mit SPIRITUAL veröffentlichte er quasi das inoffizielle zweite BETRAY MY SECRETS Album, welches zugleich auch – für mich nach wie vor unbegreiflich – sein letztes Metal-Album sein soll. Welche Beweggründe dazu führten, wie Stefan als Person über seine Bands und Projekte im Nachhinein und das Leben allgemein denkt, und wie er auf die Frage nach „Gott“, Glauben und Spiritualität antwortete, erfahrt ihr nachfolgend in einem längeren aber äußerst interessanten Interview.
Hi Stefan, erst einmal Gratulation zu deinem Debüt mit SPIRITUAL. Das kommt jetzt zwar etwas spät, denn ursprünglich wurde „Pulse“ bereits in 2005 als Mini-Album veröffentlicht, aber dann im letzten Jahr mit zwei weiteren Tracks als Full-Length-Album noch einmal. Wie hat sich das denn ergeben?
Hi Jens! Ich habe „Pulse“ erstmal als Mini-CD selbst veröffentlicht, und da ich mich jedoch schon bald wieder kreativen Dingen widmen wollte, habe ich „Pulse“ an ein amerikanisches Label abgegeben, das jedoch zu Vertriebszwecken lieber ein Full-Length-Album wollte. Also habe ich noch zwei weitere Tracks geschrieben, die jedoch für die Käufer der Mini-CD kostenlos downgeloaded werden können.
Das ist super! Nun, du nennst den Stil von SPIRITUAL selbst Ethno Metal. Ethno an sich ist jedoch ein sehr ruhiger, meditativer und spiritueller Musikstil, während Metal doch meistens genau das Gegenteil bedeutet. Ist das ein Widerspruch in sich oder war es beabsichtigt, auch bei der Namensgebung eine Art Gleichgewicht zwischen ruhigen und agressiven Passagen zu erschaffen?
Ich glaube du meinst mit dem ruhigen Stil New Age. Ethno würde ich eher als Synonym für World Music bezeichnen, und da gibt es durchaus auch „harte“ Bands. 🙂 Dennoch finde ich, dass auch der Begriff Ethno dieses von dir angesprochene Gleichgewicht schafft, vielleicht eher in Bezug auf „Farben“. Metal empfinde ich eher als „dunkel/kalt“ – wertungsfrei jedoch! – und Ethno als „bunt/warm“.
In diesem Zusammenhang möchte ich auch erwähnen, dass man dich selbst bei DARKSEED nie so agressiv gehört hat, wie in einigen Passagen auf „Pulse“. Was hast du während den Aufnahmen gefühlt? Mussten da Emotionen einfach raus?
Mir hat zu dieser Zeit der extrem harte „Kreisch-Stil“ einfach gut gefallen, schließlich war ich in jungen Jahren ein großer Fan der Götheburg-Szene, also AT THE GATES, DARK TRANQUILLITY, IN FLAMES etc. Ich habe auch schon 1999 bei meinem Projekt BETRAY MY SECRETS ähnlich gesungen, da kommt der Gesang nur nicht so brachial rüber, weil die CD anders abgemischt und generell ausgelegt ist. Mit Emotionen hatte das eigentlich nichts zu tun. Die Gesangsaufnahmen waren sehr anstrengend, Ha Ha.
Wie kam es eigentlich, dass ein russisches Filmteam den Videoclip zum Titelsong gemacht hat? Hast du viele Kontakte dorthin?
Ja, ich habe sehr viele und gute Kontakte nach Russland. Warum weiß ich gar nicht. Ich glaube das ergibt sich so, weil die Russen sehr kontaktfreudig sind, wenn es um Musik geht. Der Chef der Videofirma ist ein großer DARKSEED-Fan, daher wollte er unbedingt mal bei einem Projekt mit mir zusammenarbeiten. War eine klasse Zusammenarbeit und „Pulse“ ist ein wunderschöner Clip geworden!
In der Tat, den kann ich mir immer wieder anschauen! Inwiefern hat dich Dr. phil. Christian Rätsch, der einige sehr interessante Texte für die großartige Multimediasection des Albums beisteuerte, für dieses Projekt insgesamt unterstützt und wie kam der Kontakt zu ihm zustande?
Er ist ein großer Fan meines Projektes BETRAY MY SECRETS und wollte in einem Buch über Schamanismus einige Textpassagen der Band verwenden. So sind wir in Briefkontakt gekommen, später Telefon und irgendwann haben wir uns dann auch getroffen. Wir haben nur selten Kontakt, aber er reißt nie ab – und das macht die Qualität einer Freundschaft aus – sich austauschen, wenn es was zu sagen gibt.
Hast du schonmal daran gedacht mit SPIRITUAL live aufzutreten? Das wär‘ doch was!
Das hätte ich gerne gemacht, ja! Es war zum Beispiel mal eine Mexiko-Tour im Gespräch und ein ganz besonderer Auftritt in Nepal, aber wie so oft im Musikgeschäft – vor allem bei mir – scheiterte es letztendlich am Geld. Die Vorbereitungszeit würde sich einfach nicht lohnen, und ich muss immer aufpassen, dass mir mein Job – ich arbeite freiberuflich als Übersetzer – nicht aus dem Ruder läuft. Erst der Job, dann die Musik. Ich mache beides sehr leidenschaftlich und mit vollem Engagement, aber alleine das Schreiben der CDs gestaltet sich bei mir schon ungeheuer aufwändig, weswegen mir alles drumherum – Touring, Bandproben etc. – einfach zu viel Aufwand wäre. Und ohne aussichtsreiche Bezahlung kann und will ich diesen Aufwand einfach nicht betreiben.
Welche Ziele verfolgst du mit dem Projekt langfristig gesehen? Wird es denn ein zweites Album von SPIRITUAL geben? Ich hoffe doch sehr!
Es wird wohl kein zweites SPIRITUAL Album geben, da ich meine Prioritäten voll und ganz auf SHIVA IN EXILE und eventuell ein neues Projekt – jedoch ruhiger als SHIVA IN EXILE und weniger aufwändig – verlagern will. Ich habe mir von SPIRITUAL einfach mehr erwartet, vor allem seitens der Plattenindustrie. Leider waren die großen Labels zu zögerlich und wussten nicht recht, wie sie mit einer Band, die halt anders ist als andere, umgehen sollen. Letztendlich bin ich mit finanziellem Verlust aus der Sache rausgegangen, weswegen sich eine weitere Scheibe einfach nicht lohnt. Nicht falsch verstehen: es geht nicht ums große Geldverdienen. Aber es muss gewährleistet sein, dass man für monatelange Arbeit die UNKOSTEN gedeckt kriegt. Mich hat diese Schieflage die letzten Jahre sehr unzufrieden gemacht und ich habe beschlossen, in Zukunft nur noch in einem ausgewogenen Geben-und-Nehmen-Verhältnis zu arbeiten, wobei Unkosten decken auch noch nicht sooo ausgewogen ist, He He.
Das ist sehr schade und traurig…aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. OK, gehen wir jetzt zeitlich mal etwas zurück. Bereits 1999 hast du, wie du vorher schon erwähntest, zusammen mit Christian Bystron von MEGAHERZ unter dem Banner von BETRAY MY SECRETS – übrigens rangiert dieses Meisterwerk in meiner persönlichen TOP 5 aller Zeiten – ein ähnliches Projekt am Start gehabt, wie nun mit SPIRITUAL. Liegt BETRAY MY SECRETS nur auf Eis und ist es möglich, dass du dich nochmal mit Christian zusammensetzt und ein zweites Album unter diesem Namen einspielst, oder ist das Projekt auch gestorben?
Freut mich, dass dir BETRAY MY SECRETS so gut gefällt! SPIRITUAL war quasi die Fortsetzung von BETRAY MY SECRETS, d.h. „Pulse“ war das inoffizielle zweite Album. Wäre es vielleicht nicht gewesen, wenn sich Christian – wie erst geplant – nicht am kreativen Prozess beteiligt hätte. Er hat dann jedoch im Endeffekt trotzdem nicht die Finger von SPIRITUAL lassen können und einige tolle Solos eingespielt, weswegen SPIRITUAL und BETRAY MY SECRETS für mich prinzipiell das Gleiche ist. Ich hoffe sehr, dass Christian und ich in Zukunft wieder intensiver an einem gemeinsamen Projekt arbeiten. Ich hätte ihn gerne bei SHIVA IN EXILE dabei, aber ich muss ihn noch eine Weile weich klopfen, Ha Ha. Nee, im Ernst: er hat sehr viel mit MEGAHERZ zu tun und muss sich voll und ganz darauf konzentrieren. Aber wer weiß, was die Zukunft bringt. Das Thema Ethno/New Age geht auch an Christian emotional nicht vorbei, und irgendwann zwinge ich ihn schon dazu, wieder was mit mir in dieser Richtung zu machen, Ha Ha.
Welche Bedeutung steckt denn eigentlich hinter dem Namen BETRAY MY SECRETS?
Gar keine. Klingt einfach gut. 🙂 Vielleicht steckte mal ein Sinn dahinter und ich hab ihn in all den Jahren vergessen, Ha Ha.
Um bei diesem Album zu bleiben. Es gibt darauf meiner Meinung nach zwei absolute Übersongs, den Opener „Shamanic Dream“ und „From The Goddess“. Welche Bedeutung haben speziell diese beiden Songs allgemein, als auch für dich selbst?
Die beiden Tracks gehören auch zu meinen Faves des Albums und sie berühren mich nach wie vor, wenn ich sie mir anhöre.
Welcher Song auf „Betray My Secrets“ bedeutet dir eigentlich am meisten und warum?
„Shamanic Dream“ ist einfach ein geiler Opener, „Desert Dance“ hat ’ne super Gitarrenarbeit von Christian, „God And Me“ hat einfach richtig gute Lyrics und „From The Goddess“ einen geilen amerikanischen Chor, wie auch bei „Oh Great Spirit“.
Liest man bewusst in diesen Texten, entdeckt man viele Dinge, die zum Nachdenken anregen. Insbesondere fällt mir da der Text zu „God And Me“ auf. Welches Verhältnis hast du zu Gott…oder anders gefragt, bist du religiös oder spirituell?
Ha Ha, freut mich dass du die Lyrics dieses Songs rauspickst. Welches Verhältnis habe ich zu Gott. Eine schwierige Frage, deren Antwort sich wohl nur auf zwei bis drei Seiten schlüssig darlegen lässt. Man müsste erstmal klären, was Gott überhaupt ist. Durch viel überzeugende Literatur – vor allem Neale Donald Walsch’s „Gespräche mit Gott“ – aber auch innovative Forschung – Rupert Sheldrake und seine Arbeiten auf dem Gebiet der morphogenetischen Felder – teile ich die Meinung, dass ALLES Gott ist. Jeder Baum, jeder Stein, jeder Mensch. Das ist ja auch das große Geheimnis weltweiter Mystiker, Schamanen etc., die sich in das Bewusstsein eines Baumes oder Tieres etc. einklinken können, weil sie die eben genannten Tiere etc. als göttlich EMPFINDEN! Alles in unserer materiellen Welt, also Felsen, Vögel, Tulpen usw. bestehen aus endlos in Bewegung befindlichen Atomen. Nun ist die Frage: was hält diese Atome zusammen und definiert sie als Felsen? Was hält all unsere Zellen zusammen und definiert uns als Mensch? Ein höheres Bewusstsein, man könnte es auch unsere Seele nennen – by the way, die Seele ist nicht IM Körper sondern UMSCHLIESST den Körper, siehe Aura-Forschung etc. – d.h. wenn jeder Gegenstand etc. von einem höheren Bewusstsein zusammengehalten bzw. umschlossen wird, existiert eine Kraft in ALLEM. Und diese Kraft könnte man vielleicht als „Fühler Gottes“ bezeichnen. Sie sind überall, weswegen wie gesagt Mystiker nicht irgendeine doofe Statue anbeten, sondern eine direkte emotionale, ja sogar extatische Verbindung mit ALLEM aufnehmen können. Man muss „Gott“ spüren, nicht begreifen. Wer Gott – was auch immer Gott ist, wir können das gedanklich nicht erfassen – zu begreifen oder erklären versucht, wird scheitern. Zu deiner Frage: ja ich bin spirituell, aber nicht religiös. Sprich: ich definiere meine Ansichten nicht durch eine bestimmte Organisation/Bewegung etc. Übrigens hatten alle spirituellen Meister diese Auffassung von Gott – egal ob Jesus, Buddha oder Mohammed! Sie sagen alle exakt das Gleiche, nur wurden ihre Aussagen in hunderten von Jahren völlig verdreht und führten zu Religionen, die mit dem reinen Gottverständnis, also ohne Rituale, Symbole, Zeremonien etc., nur wenig zu tun haben.
Mir fällt ausserdem auf, dass da auch – nicht nur bei BETRAY MY SECRETS, sondern auch und vor allem bei SPIRITUAL – ein gewisser Unterton von Pantheismus, teilweise evtl. sogar Animismus zu erkennen ist. Findest du dich persönlich darin wieder oder ist dies (auch) ein Einfluss von Herrn Dr. Rätsch?
Bingo! Ich weiß gar nicht, welche Auffassung Christian Rätsch genau vertritt, aber da er auch Pflanzen als beseelt ansieht, und Pflanzengeister etc. für ihn kein Fremdwort sind, gehe ich stark davon aus, dass er es genauso sieht.
Ist ja auch – zumindest unbewusst – im Metal stark verbreitet. Es gibt genügend Bands, die mit Naturästhetik arbeiten. Sicherlich nicht ohne Grund. In Strommasten oder Wolkenkratzern lässt sich nicht ganz so viel Schönheit und Empfindung entdecken. 😉
Wie stehst du generell zur Frage der Religionen und wie Menschen mit dem Thema Glauben umgehen?
Glauben kann man nicht lernen oder von anderen Menschen – Lehrern, Eltern etc. – übernehmen. Man muss sich selbst mit verschiedenen Dingen beschäftigen und aus dem Bauch heraus spüren, ob dieses und jenes für einen richtig ist. Also ob es sich quasi „richtig anfühlt“. Da viele Menschen jedoch nach der Schule aufhören, sich selbstständig mit diesem Thema zu beschäftigen, bleiben sie bei dem hängen, was sie in der Schule gelernt haben. Man kann auch nix spüren, wenn man nur arbeitet, TV kuckt, Computer spielt und in die Disco geht. Man muss dafür innerlich still werden, ansonsten fehlt einem jegliche Sensibilität für das Thema. Bauchgefühl, Intuition und all diese Dinge kommen aus einer inneren Ruhe heraus. Deswegen verbringe ich sehr viel Zeit alleine. Nicht weil ich mich dazu zwinge, sondern weil ich diese Ruhe einfach für mich will. Man muss auch eine gehörige Portion Demut entwickeln – Demut nicht vor einem Mann mit weißem Bart, sondern Demut vor der Schöpfung. Vor jeder Pflanze, jedem Tier, und schließlich auch jedem Menschen. Ich glaube nur dann kann man sich für solche Dinge wirklich öffnen. Das Gegenteil davon würde ich übrigens als Ego bezeichnen. Wird das Ego gestärkt, verschließt man sich eher vor solchen Dingen.
Kommen wir wieder zurück zur Musik. Wie bewertest du den Bedeutungswandel, den die Bezeichnung Gothic Metal in den letzten Jahren durchgemacht hat, als jemand, der die Gothic-Metal-Welle der Neunziger quasi hautnah miterlebt hat? War die Szene früher kreativer oder können dich Bands aus diesem Genre auch heute noch begeistern?
Ich muss gestehen, dass mich Musik generell kaum noch begeistert, ich höre privat so gut wie gar nichts und bekomme auch die aktuelle Entwicklung kaum mit. Auf jeden Fall waren die 90er eine sehr schöne und emotionale Zeit für mich, und mir hat der Gothic Metal damals sehr viel gegeben! Wie es heutzutage ist, kann ich wie gesagt nicht wirklich beurteilen, weil ich dazu zu sehr in meinem eigenen Elfenbeinturm lebe. LOL.
Und wie stehst du zu Black Metal und den immer extremeren Auswüchsen wie NSBM zum Beispiel? Siehst du hier Projekte wie SPIRITUAL ggf. als Statement gegen eine solche Bewegung?
Ich glaube SPIRITUAL ist nicht ein Statement GEGEN etwas, sondern FÜR etwas. Für eine alternative Sicht der Dinge, vielleicht für eine positivere, sensiblere Sicht der Dinge. Ich denke, jeder Mensch muss seine eigene Wahrheit finden. Oft – vor allem in jungen Jahren – findet man eine Wahrheit, die man nach einigen Jahren komplett über den Haufen wirft. Aber auch dann hat die vorherige Wahrheit etwas gebracht, denn sie hat dem Menschen gezeigt, dass es NICHT die Wahrheit ist, die dieser Mensch haben will. Es passiert oft im Leben, dass man etwas darstellt, das man später nicht mehr sein will. Und alleine deswegen hat es schon Sinn gemacht. Weil es zu der Entscheidung geführt hat, nicht mehr das sein zu wollen, um sich schließlich auf zu machen, zu einem neuen Sein.
Neben SPIRITUAL gibt es auch noch dein ruhigeres, gothic-inspiriertes Ethno-Projekt SHIVA IN EXILE, zu dem du soeben die Aufnahmen zum zweiten und noch unbetitelten Longplayer beendet hast. Was ist das für ein Gefühl, so kurz nach Beendigung der Arbeit an einem neuen Werk?
Um ehrlich zu sein kein gutes Gefühl, He He. Es war viel zu viel Arbeit, und die Plattenfirmen wollen mal wieder keinen Cent bezahlen, auch die Großen. Das ist heutzutage leider normal. Daher denke ich im Moment über alternative Veröffentlichungsmethoden nach, wie auch immer sie aussehen mögen, Ha Ha. Unter Wert werde ich die Scheibe auf jeden Fall keinem Label hinterherwerfen. Habe ich leider schon zu oft gemacht…
Was können wir auf dem zweiten Longplayer erwarten? Welche Gastmusiker gibt es diesmal?
Eigentlich gar keinen Gastmusiker. Yana Veva (Sängerin aus Russland) ist nun fester Bestandteil der Band (hat auch zwei Songs bei SPIRITUAL gesungen) und ansonsten habe ich alles selbst gemacht, Computer etc. Sie hat wirklich fantastisch gesungen, dickes Lob an Yana!
Ein paar Samples vom neuen Album kann man sich ja bereits auf MySpace anhören ( http://www.myspace.com/ethnogothic ). Ich finde das klingt durchaus schneller und auch…moderner…tanzbarer, will ich mal sagen, als das Debüt. Trifft dies auf alle Songs zu?
Auf die meisten Songs, ja! Die Scheibe ist um einiges düsterer und impulsiver ausgefallen und könnte daher auch für eingefleischte Gothicfans interessant werden. Wie gesagt weiß ich leider nicht, wann sie veröffentlicht wird. Aber die CD wird sicher ihren Weg finden.
Lässt du dich für deine Projekte eigentlich auch von anderen Musikern beeinflussen? Zum Beispiel von Mihai Cretu und seinem Projekt ENIGMA?
Wenn mich eine Band beeinflusst dann sicher DEAD CAN DANCE. Die Band transportiert unglaublich vielseitige Emotionen, und das mit sehr geringem Aufwand – ich glaube DEAD CAN DANCE spielen live alle Instrumente ohne Playback, was wirklich bewundernswert ist, da ja viele ethnische Instrumente dabei sind.
Was steckt denn überhaupt hinter dem Namen SHIVA IN EXILE?
Das ist eher symbolisch gemeint und steht dafür, dass in unserer Welt spirituelle Dinge eher weggedrückt werden, im Fernsehen, in Computerspielen sowieso etc. Es ist kaum Platz für solche Dinge. Daher steht Shiva für „das Spirituelle an sich“ und In Exile für „verbannt“.
Also bei „Shiva“ denke ich sofort an Indien. Was verbindet dich mit diesem Land?
Ich kann mit Indien überhaupt nichts anfangen, Ha Ha. Weder mit dem Essen noch mit der Musik. Ich habe mir den Namen schon 1996 ausgedacht und fand das Wort als Synonym für „alles, was spirituell ist“ gar nicht schlecht. An Indien habe ich dabei direkt nicht wirklich gedacht.
Wenn du auswandern würdest, wohin würdest du gehen, wo könntest du dir vorstellen zu leben?
Gute Frage. Auf jeden Fall irgendwo hin, wo viel Natur ist. Stadt würde für mich überhaupt nicht in Frage kommen. Aber ein genaues Land kann ich dir nicht nennen. Ich würde vielleicht halb/halb machen. Also ein paar Monate irgendwo, wo es grün ist, und ein paar Monate irgendwo, wo es orientalisch ist – was ich eh schon ansatzweise so mache, meine Freundin lebt in der Türkei – klappt nur noch nicht ganz so regelmäßig wie ich mir das vorstelle, He He.
Und wo liegen nun die Unterschiede zwischen deinen aktuellen Projekten SPIRITUAL und SHIVA IN EXILE, die ja stilistisch alle ähnliche Elemente verwenden?
SPIRITUAL mischt Ethno/New Age mit Metal, und SHIVA IN EXILE mit Gothic. D.H bei SHIVA IN EXILE fehlen Schlagzeug, Gitarren und mein harter Gesang, dafür ist alles sehr Percussion-orientiert.
Wie würdest du selbst deine bisherigen Bands und Projekte beschreiben. Was hat dir besonders gefallen bzw. gefällt dir und was hättest du gern geändert bzw. wohin möchtest du dich damit bewegen?
SCULPTURE:
Ich merkte schon recht schnell nach den Albumaufnahmen, das mich das Projekt nicht wirklich erfüllt. Eine Tour mit THE GATHERING war gebucht, und ich habe mich trotzdem für einen Ausstieg entschieden. Ärgerlich für die Band, aber meiner Meinung nach die richtige Entscheidung. Ich will nicht auf der Bühne etwas darstellen, was ich nicht zu 100% bin. Die Musik war mir einfach zu konventionell.
DARKSEED:
War eine tolle und aufregende Zeit und für mich natürlich prägend in jungen Jahren. Leider hängt mir DARKSEED immer noch zu sehr nach – ich werde viel zu oft danach gefragt, Ha Ha. Für mich ist das Thema durch. Ich freue mich natürlich trotzdem, wenn Musikfans viel mit DARKSEED anfangen können! Man hätte mit der Band mehr touren müssen, aber dafür fehlte die Rückendeckung seitens der Labels.
BETRAY MY SECRETS:
Hätte was Tolles draus werden können, leider ging das Label kurz nach Release pleite. Vielleicht war es auch 1999 noch zu früh für ein Ethno-Metal-Projekt. Allerdings bin ich wirklich happy darüber, dass diese Scheibe wahren Kultcharakter erreicht hat. Von allen CDs werde ich am meisten auf BETRAY MY SECRETS angesprochen.
SHIVA IN EXILE:
Wohl die angenehmste Songwriting-Erfahrung. Das Album ist in relativ kurzer Zeit und sehr spontan als reines Fun-Projekt entstanden, wurde jedoch weltweit im Laufe der Zeit bei New Age und World-Music-Hörern sehr beliebt. Ist aber leider immer ein Geheimtipp geblieben. Ein Live-Lineup wäre in Zukunft gut, aber schwer zu realisieren.
SPIRITUAL:
Sehr hartes Songwriting und leider zu wenig bei rumgekommen. Deswegen habe ich das Projekt wie gesagt eingestellt. Dennoch bin ich sehr stolz auf die CD und es war als letzte Metal-CD ein würdiger Abschluss!
Mit Rückblick auf deine bisherige Karriere, sei es nun mit DARKSEED, BETRAY MY SECRETS, SHIVA IN EXILE usw. und wenn du ein (weiteres) Video drehen dürftest, zu welchem Song würdest du gern eines machen, warum und wie würde dieses in etwa ausschauen?
Gute Frage…ich glaube zu „My Burden“ der letzten DARKSEED hätte ein Video super gepasst, weil der Song sehr eingängig ist und gute, sehr weltkritische Lyrics hat.
Vielen Dank, Stefan, für deine Zeit. Ich wünsche dir viel Erfolg mit dem neuen Album von SHIVA IN EXILE und natürlich auch für weitere Projekte!
Ich danke dir auch für das Interview!
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Stile | Avantgarde, Dark Metal, Folk Metal, Gothic Metal |
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