Spheron
Interview mit Gitarrist Mark Walther zu "Ecstasy Of God"

Interview

Spheron

Die Deutschen SPHERON haben mit „Ecstasy Of God“ drei Jahre nach ihrer EP „To Dissect Paper“ ein fantastisches Album-Debüt in die Welt gesetzt und servieren uns ihre Vorstellung von schnellem, technisch verspieltem aber dennoch hartem und zackigem Death Metal. Gitarrist Mark Walther hat sich im Interview gestellt und Fragen zum Album, den Songs und ihrem Label beantwortet.

Moin moin. Ihr habt mit „Ecstasy Of God“ ein amtliches Brett vorgelegt. Nach der EP „To Dissect Paper“ hab ich euch allerdings ehrlich gesagt erstmal recht schnell wieder aus den Augen bzw. Ohren verloren, was sich grad als schwerer Fehler entpuppt.  Mit eurem Debütalbum hat sich dieser Umstand nämlich ganz schnell geändert!
Bevor ich konkreter auf das Album eingehe, drängt sich mir eine Frage auf: Warum hat es zwischen EP und Album satte drei Jahre gedauert? Die Resonanzen auf die EP waren doch insgesamt recht gut, also wieso habt ihr nicht schneller nachgelegt um euren Namen auszubauen und zu etablieren?

Erst mal vielen Dank für das Review und die lobenden Worte!! Ja, jetzt wurden es doch drei Jahre… unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht!  Musikalisch gesehen ist das Album seit Juli 2012 fix und fertig. Also so ziemlich genau ein Jahr bevor es letztendlich veröffentlicht wurde. Hauptproblem der Verzögerung war eigentlich das Artwork. Wir hatten eine ziemlich genaue Vorstellung, wie das Artwork aussehen muss und der erste Künstler hat sich zwar  Mühe gegeben, aber einfach nicht das getroffen, was wir uns vorgestellt hatten. Wir legen sehr viel Wert auf das gesamte Package. Das muss einfach stimmen, damit die Atmosphäre der Musik wiederspiegelt wird. Also musste jemand neues her, der unvoreingenommen und frisch an die Sache rangeht, bevor wir etwas rausbringen, mit dem wir nicht 100% glücklich sind. So ein Album ist ein Gesamtkunstwerk und wir geben unser bestes, das so perfekt wie möglich nach unseren Vorstellungen zu realisieren. Wir kontaktierten den renommierten Künstler Eliran Kantor und er war begeistert von „Ecstasy Of God“. Wie es jedoch so ist mit den bekannten Künstlern – die sind einfach immer ausgebucht, also mussten wir uns etwas in Geduld üben, aber es hat sich gelohnt! Das Endergebnis übertraf jegliche Erwartungen!

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Wie kam denn der Kontakt bzw. Deal mit Apostasy zustande?

Wir waren bereits 2010 mit unserer selbstveröffentlichten  EP „To Dissect Paper“ mit Tomasz (Labelinhaber) im Gespräch. Er mochte die Musik zwar, aber anscheinend konnten wir ihn damals noch nicht sofort für einen Plattendeal überzeugen. Mit „Ecstasy Of God“ hat es dann auf Anhieb geklappt!

Was versprecht ihr euch von der Zusammenarbeit als recht junge Band; eher ein Sprungbrett oder denkt ihr an was langfristiges?

Wir sind sehr glücklich und zufrieden mit der Zusammenarbeit. Tomasz pusht und supportet seine Bands, wo es nur geht! Was will man mehr? An ein anderes Label ist zurzeit gar nicht zu denken!

Ihr habt 12 Tracks auf der Scheibe mit einer Gesamtspielzeit von über 52 Minuten. Habt ihr evtl. mal daran gedacht, den Hörer damit zu überfrachten oder zu überfordern? Ich meine, eure Musik ist nicht oberflächlich, es passiert sehr viel und regt den Hörer zum tatsächlichen Zuhören an. Beiläufig hören geht da gar nicht. Zudem gibt es unzählige Bands, auch mit Namen (DEICIDE zB. oder diverse Brutal Death Metal Bands), die sich mit einer halben Stunde Spielzeit begnügen, weil sie sagen, dss längere Spielzeiten bei solch extremer Musik nicht sein muss, weil die Aufmerksamkeit des Hörers ohnehin nach einer halben Stunde extremer Musik nachlässt. Wie stehst du dazu?

Beiläufig kann man die Platte wohl echt nur schwer hören, es sei denn man kennt sie richtig gut. Wie das andere Bands mit der Spiellänge handhaben ist uns recht egal. Die Spielzeit war nicht geplant. Wir hatten ein Konzept für die Platte und das haben wir umgesetzt. Das Ergebnis waren nun mal 12 Tracks mit einer Spielzeit von knapp 53 Minuten.

Kannst du damit leben, wenn man euch in der Mitte zwischen Technical Death Metal und (modernem) „normalem“ Death Metal einordnet?

Klar können wir damit leben! Jeder Hörer soll sich selbst ein Bild von uns machen. ich kann dir nicht mal sagen in welcher Schublade von Death Metal ich uns genau sehe. Das ist mir auch nicht wichtig. Eins ist aber sicher, puren Technical Death Metal machen wir nicht. Wir besitzen sicherlich gewisse technische oder progressive Elemente, wenn man das so sagen kann, aber die sind nur Mittel zum Zweck und stehen nicht im Vordergrund unserer Musik. Im Fokus steht der Song als ein Ganzes und die Atmosphäre, die vermittelt wird. Deinen Vergleich finde ich daher eigentlich ganz passend.

Woher nehmt ihr eure Inspiration? Gibt es Vorbilder, bestimmte Musiker, zu denen ihr oder gewisse Leute bei SPHERON gerne mal rüberschielen und sich beeinflussen lassen? Ikonen können ja auch dazu anstacheln etwas eigenes zu entwickeln…

Richtige Vorbilder haben wir eigentlich nicht. Natürlich haben uns gewisse Bands  in unserer Jugend geprägt und motiviert selbst ein Instrument zu lernen und eine Band zu gründen. Jeder Musiker lässt sich durch andere Künstler/Musiker inspirieren und das trifft mit Sicherheit auch bei unserem Songwriter Tobias Alter zu. Ich denke viel passiert auch unterbewusst; man hat mittlerweile einen eigenen Spielstil entwickelt und manchmal bastelt man ein Riff und fragt sich dann selbst wie man darauf gekommen ist.

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Ein paar Worte zum Titel bitte: Warum ist Gott in Ekstase? Was ist denn da oben bloß los?

Da könnte ich jetzt weit ausholen… Um es kurz zu halten: Der Titel ist ironisch zu betrachten. Das Hauptthema der Texte befasst sich mit dem selbstzerstörerischen Verhalten der menschlichen Natur mit einem besonderen Fokus auf Religion. Der Mensch selbst ist sein größter Feind.

Ihr habt mit „Pulse Of Instinct“, „From Glint To Crackling“ (beide über sieben Minuten lang) und evtl. noch „Clasp The Thorns“ (knapp an die sieben) Stücke mit Überlänge am Start. Habt ihr diese beim Songwriting-Prozess besonders im Auge gehabt oder ergab sich die Länge einfach so?

Wie schon bei der Spielzeit erwähnt: darüber machen wir uns keine Gedanken. Das ergibt sich einfach so. Ein Song ist fertig, wenn er vollendet ist. Dafür gibt es keine Bauanleitung und erst recht nicht die richtige Minutenzahl. 

Hätte man die Stücke denn auch in drei bis vier Minuten komprimieren können?

Nein!

Ich würde gerne noch über die Produktion sprechen, die, wie Ich finde, sehr gelungen ist. Der Sound ist klar, transparent, sauber, fett und drückend. Ich habe allerdings auch einen kleinen Kritikpunkt. Eure Musik bietet sehr viel Inhalt, auch emotional, was sich besonders in den langsamen, ruhigeren Parts offenbart. Leider finde ich, dass diese Tiefe durch die trockene Produktion nicht so ganz zutage kommt. Klar, der Sound drückt dir um die Ohren und rappelt amtlich durch die Hütte, die Feinheiten eurer Musik verlieren dabei aber auch ein wenig an Gefühl und eben Tiefe. Kannst du nachvollziehen was ich meine?
Etwas weniger Komprimierung und mehr Weite hätten eurem Material sicher gut getan. Es muss ja keine Old-School-Produktion sein aber die moderne Studiotechnik nimmt Liedern oft den Wirkungsraum und lässt manchmal sogar alles gleich klingen, ums mal böse auszudrücken.

Danke für das Kompliment! Klar, ich kann das schon nachvollziehen. Sound ist immer eine sehr komplexe Geschichte. Da gehen die Geschmäcker einfach auseinander. Wir haben soundtechnisch sehr lange experimentiert und Christoph hat uns für dieses Album den optimalen Sound verpasst. Wir sind damit sehr glücklich.

Welche eurer Labelkollegen gefallen dir eigentlich am besten?

Ich bin ein absoluter DEADBORN Maniac! Eine unfassbar einzigartige Band! Gehören meiner Meinung nach zu den besten Death Metal Bands da draußen und haben noch viel mehr Aufmerksamkeit verdient! Sie sind auf Platte, wie auch live ein absolutes Brett! Eine groovende Todeswalze, die alles platt macht.

Jo, die sind echt stark!
Hattet ihr bereits die Chance, euch live beweisen zu können?
Ich könnte mir sehr gut ein Konzert mit OBSCURA und eben DEADBORN vorstellen… aber auch etwas weiter gefächertes, wie zB. CYNIC oder CRYPTOPSY sollte gehen.

Klar, wir hatten schon ein paar Gigs. Mit unseren Freunden von DEADBORN hatten wir sogar auch schon ein paar Mal das Vergnügen die Bühne zu teilen! Sehr schöne Erinnerungen.
Mit allen vier Bands, die du genannt hast, könnte ich mir sehr gut ein Konzert oder sogar eine Tour vorstellen! Großartige Bands! Das wäre ein Traum! Habe CRYPTOPSY gerade jetzt am Wochenende auf dem Obscene Extreme erleben dürfen und es war der absolute Wahnsinn!

Stehen Konzerte oder sogar eine Tour an, an der ihr teilnehmen werdet?

Zurzeit sind zwei von uns studienbedingt im Ausland. Im Herbst, wenn wir wieder vereint sind, wollen wir ordentlich loslegen mit Gigs! Eine Mini-Tour wäre auch etwas sehr feines!!

Mal abgesehen davon, dass es nun erst einmal gilt, „Ecstasy Of God“ ausgiebig zu genießen… wir müssen doch jetzt nicht wieder drei Jahre auf neuen Stoff warten und dann erschrocken feststellen, dass es SPHERON ja auch noch gibt…?!

Ich hoffe nicht! Neues Material ist schon in Arbeit und wir wollen die Fans natürlich nicht lange warten lassen!

Danke für ein starkes Album und dieses Interview. Mit SPHERON ist eine neue Hoffnung am anspruchsvollen deutschen Death-Metal-Himmel aufgestiegen.

Vielen Dank für dieses Interview und den damit verbundenen Support!

Spheron

13.07.2013

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