Spectre Dragon
Spectre Dragon
Interview
Mal wieder Bock auf ne ordentliche Ladung Thrash Metal, aber keine Lust, immer wieder die gleichen alten Scheiben aufzulegen? Gierig auf frisches Blut? Dann könnten SPECTRE DRAGON der richtige Kandidat sein! Die Band verbindet auf geniale Weise das Beste aus dem Thrash Metal der Bay Area mit einigen Versatzstücken Teutonen Thrash sowie ein wenig Death Metal. Die aktuelle CD "Beyond Creation" kann neben guter Musik mit einprägsamen Hooks, Melodien und Killerriffs auch noch mit einer sehr guten Produktion und professioneller Aufmachung punkten. Stellvertretend für das Höllenkommando stellte sich Sänger und Gitarrist Mätty den Fragen.
Bitte erzähl unseren Lesern doch zuerst ein wenig die Geschichte von SPECTRE DRAGON!
Die Frage hatte ich befürchtet, haha. Also, gegründet wurde die Band 1990 unter dem Namen ACRIMONY, ein Jahr später folgte die Umbenennung in SPECTRE DRAGON. Nach einem Demo 1993 fiel die Band bis auf den damaligen Sänger und Bassist McZ (der immer noch dabei ist!) mehr oder weniger auseinander. 1994 sind jedoch Draconiz und ich eingestiegen und gemeinsam haben wir das Schiff wieder auf Kurs gebracht. Zwischenzeitlich sind diverse Gitarristen gekommen und gegangen und eine Keyboarderin war auch eine Zeit lang dabei. Die Band, wie sie heute existiert, formierte sich in 1999. Wir trennten uns vom Sänger, ich übernahm das Mikro neben der Gitarre und Henny kam als zweiter Gitarrist dazu. Seitdem haben wir zwei CD-Rs, die Mini „Under Hell’s Command“ und eben die aktuelle Scheibe „Beyond Creation“ gemacht. Außerdem wurde 1997 ein Demo in der alten Besetzung aufgenommen. Zu haben sind allerdings nur noch die beiden letzten Scheiben, da die alten Sachen nicht nur ausverkauft, sondern auch nicht besonders toll sind.
Was waren denn damals die Beweggründe, die Band zu gründen, und was waren die damaligen musikalischen Haupteinflüsse?
Das kann ich schwer beantworten, da ich nicht bei der Gründung dabei war. Allerdings waren die Beweggründe sicherlich, Musik zu machen, die kickt und allen gefällt. Damals spielten SPECTRE DRAGON eher Power Metal, vermengt mit Death Metal-Anteilen und Growls. Eine Mischung, die heute üblich ist, damals aber nicht von besonders vielen Bands zelebriert wurde. Die Einflüsse waren demzufolge wohl auch 80er Metal und früher Death Metal. Mitte der Neunziger haben wir noch ein paar Black Metal-Elemente integriert und mehr Atmosphäre geschaffen. Das war auch alles gar nicht so übel, bis ich mit dem Singen angefangen habe. Wir haben zunächst versucht, den alten Stil fort zu führen, aber nach etwa zwei Jahren musste ich endgültig einsehen, dass ich eher ein Schreihals bin. Von da ab haben wir nach dem für uns passenden Stil gesucht und ihn mittlerweile im Thrash gefunden. Obwohl wir sehr unterschiedliche Geschmäcker innerhalb der Band haben, liegt uns Thrash am Besten. Und das Ergebnis kann sich meiner Meinung nach mittlerweile hören lassen. Ich bin selbst der größte Fan von SPECTRE DRAGON und würde „Beyond Creation“ definitiv kaufen, wenn ich die Scheibe im Laden von einer anderen Band fände.
Bei eurem Schriftzug und Name denkt man eigentlich eher an eine Fantasie Power Metal Band. Wie kam es zu dem Namen?
Im Prinzip: siehe oben. Unser alter Sänger hat sich sehr viel Arbeit mit einem Konzept gemacht und zahlreiche Fantasy-Geschichten über den fiktiven Drachen geschrieben. So gesehen war das für ihn sicherlich ein Grund, bei der Band einzusteigen, denn er hatte die Geschichten schon länger auf Halde und wollte sie vertonen. Heute haben wir den Namen noch, weil er eine lieb gewordene Gewohnheit ist, die man nicht so leicht ablegt. Bei unserem Stil ist er vielleicht etwas irreführend, dafür aber auch origineller als meinetwegen DESECRATOR oder GRAVE TORMENTOR.
Weshalb dauerte es 15 Jahre bis zum Debütalbum?
Wie gesagt: die vielen Line Up-Wechsel, die Stilfindungsphase. Desweiteren wollten wir mit dem ersten Album einen echten Knaller machen, das Beste, was aus uns rauskommt. Wir haben zig Songs geschrieben und einige auch wieder fallen gelassen. Das Artwork sollte ebenfalls außergewöhnlich sein, daher haben wir auch das Digipack gemacht. Was das angeht, sind wir Perfektionisten. Von Beginn der Aufnahmen bis zur fertigen CD hat es fast ein Jahr gedauert, da wir natürlich auch noch nebenbei so profanen Dingen wie Berufen nachgehen und deshalb nicht unbegrenzt Zeit für die Band haben. Wenn wir erstmal Rockstars sind, geht es aber schneller mit Alben, haha! Wenn man das Ergebnis sieht, finde ich die Zeit aber nicht mehr so gravierend lang. „Beyond Creation“ ist für meinen Geschmack ein absoluter Killer!
Der Gesang, das Gespür für Hooklines, die Riffs, lassen eine gewisse Nähe zu TESTAMENT, teilweise auch MEGADETH, durchschimmern. Kannst du dem zustimmen?
TESTAMENT definitiv, MEGADETH kann ich auch nachvollziehen. Besonders bei Tracks wie „Soul Harvest“ ist die Melodieführung recht ähnlich, wobei das meist eher Hennys Ideen sind. Aber TESTAMENT sind innerhalb der Band die einzige Band, auf die sich alle problemlos einigen können. Generell sind solche Vergleiche natürlich ein riesiges Kompliment.
Stichwort: Endzeit – diese Thematik schlägt sich im Cover und in den Texten nieder. Was fasziniert dich daran so besonders?
Faszination ist eigentlich das falsche Wort, aber es interessiert mich. Ich denke nämlich, dass wir unaufhaltsam in die Richtung gehen. Das mag noch ein paar Generationen dauern, wenn man sich aber die Umweltprobleme, die ständigen Kriege und generell das Miteinander der Menschen ansieht, ist das längst nicht mehr bloße Dystopie. Eigentlich sollte „Beyond Creation“ ein Konzeptalbum in der Richtung werden, aber da war ich nicht konsequent genug. Dafür habe ich viele Texte über Dinge geschrieben, die letztendlich Richtung Endzeit führen. Ob das Thema jetzt Krieg, Twin Towers oder Endzeit heißt: diese Dinge sind für mich aktuell und wichtig. Thrash hatte (zumindest früher) einen ziemlich politischen Einschlag und da möchte heute ich meinen Teil dazu beitragen. Früher war Metal mal politisch und eindeutig links orientiert, heute will keiner mehr etwas mit Dingen zu tun haben, die ihn direkt betreffen. Das finde ich sehr traurig. Alle behaupten heute, sie seine unpolitisch. Aber wie kann jemand unpolitisch sein, wenn er sich über Hartz IV oder eine Mehrwertsteuererhöhung aufregt? Wie ist es möglich, dass eine einstmals integre und unabhängige Bewegung wie Metal zunehmend von Rechts unterwandert wird? Das muss unterbunden werden, die Leute sollen aus ihrem Dämmerschlaf erwachen und endlich ihr Gehirn wieder einschalten. KREATOR sind in der Hinsicht ein großer Einfluss für mich, die haben nie ein Blatt vor den Mund genommen und auch mal unbequeme Wahrheiten gesagt. Ich werde auf jeden Fall weiterhin politische und kritische Texte machen, wenn auch nicht unbedingt ausschließlich. Ich bin sicherlich kein besonders guter Texter, aber ich habe eine Meinung und schrecke nicht davor zurück, sie auch kund zu tun!
Das Album kommt sehr professionell daher, wartet auch noch im schmucken Digipack auf, mit tollem Booklet und allen Texten, was nicht gerade üblich ist für eine Band ohne Plattenvertrag. Wie kam es zu dieser Idee bzw. wie gestaltete sich die Umsetzung?
Wie gesagt, das Debüt sollte ein richtiger Hammer werden, in allen Belangen. Wir haben Christian Klute (www.beyond-creation.com – von wem er das wohl hat?!) für Cover und Artwork gewinnen können, und er hat uns dermaßen weg geblasen, dass wir einfach eine adäquate Umsetzung realisieren mussten. Ein weiterer Punkt ist, aus der Masse an Bands herauszuragen. Es gibt viele gute Underground-Bands, aber vielleicht erinnert sich der eine oder andere an uns, so nach dem Motto: „SPECTRE DRAGON? Das waren doch die mit dem geilen Digipack!“
Das Stück „Thrash Metal Legions“ scheint eine Art Tribut an die alten, großen Thrash Metal Bands zu sein. Was verbindet ihr mit den im Song aufgezählten Alben und Bands, wie kamt ihr auf die Idee?
Es IST ein Tribut! Die Idee an sich ist ja nicht neu, das haben schon zig Bands gemacht. Ich bin bisher in der Ausführung allerdings der Konsequenteste, denn ich habe den Text so arrangiert, dass er mit allen Zitaten einen Sinn ergibt und das Bild einer Thrash-Szene malt, die zusammen hält und Identität besitzt. Ich rede bewusst gerade nur von mir, denn die anderen in der Band beschäftigen sich bei weitem nicht so intensiv mit Metal aus den Achtzigern und dem Underground, wie ich es tue. Trotzdem können sie sich jedoch mit dem Text identifizieren, denke ich. Alle aufgezählten Bands haben tolle Alben gemacht und ich hätte noch hunderte Strophen weiter zitieren können. Ich bin ein riesiger Metal-Fan und liebe Thrash am meisten, weil diese Richtung für meinen Geschmack am meisten Energie und Dynamik hat, das spricht mich einfach an. Bei dem Song habe ich außerdem zwei Hoffungen: zum einen, dass vielleicht einige jüngere Fans auf den Trichter kommen und nach Bands wie LIVING DEATH, BLESSED DEATH, BLIND ILLUSION, WHIPLASH, ONSLAUGHT oder DEATHROW suchen, und zum anderen, dass wir eines Tages selbst zu dieser glorreichen Ahnengallerie gezählt werden. Eine Fußnote würde mir ja schon reichen!
Wie sind die bisherigen Reaktionen auf das neue Album?
Absolut fantastisch! Die Presse liebt uns, wir haben schon einige Exemplare absetzen können und hören nicht viele negative Stimmen. Wir haben auch gerade einen Vertriebsdeal unterschrieben. Das Album wird also ab dem 3. November in den Läden stehen. Wenn irgendein Laden sie nicht hat: einfach danach fragen, die sollte jeder bestellen können!
Ich kenne eure bisherigen Veröffentlichungen nicht. Allerdings ist es für mich nach dem Hören von „Beyond Creation“ unbegreiflich, dass Ihr nicht unter Plattenvertrag steht. Gibt es hierfür Gründe oder ist einfach noch kein Label richtig auf Euch aufmerksam geworden? Oder gibt es vielleicht schon ein Label, welches zukünftig mit Euch zusammenarbeiten möchte?
Erstmal danke für die Blumen! Bisher gibt es da leider niemanden. Ich weiß die Gründe nicht und höre langsam auf, danach zu suchen. Vielleicht glauben die Labels, der Bandname in Verbindung mit Old School-Thrash würde sich nicht verkaufen. Wir werden uns aber nicht unterkriegen lassen und es weiter versuchen, irgendwer wird uns eines Tages eine Chance geben!
Wer schreibt bei euch die Songs und wovon lasst ihr euch inspirieren?
Die Riffs kommen von Henny und mir. Teilweise arrangieren wir ganze Stücke zu Hause, teilweise puzzeln wir aber auch im Proberaum die Ideen aneinander. Die anderen beiden schreiben keine Riffs, sind aber im Bereich Arrangement absolut fit, da kommen teilweise Ideen, die Henny und ich nie gehabt hätten. Die Inspirationen kommen natürlich von der Musik, die wir hören. Da wir sehr breit gefächerte Geschmäcker haben, die sich durch den ganze Metal-Bereich und auch teilweise bis darüber hinaus erstrecken, klingen wir insgesamt sehr abwechslungsreich. Was die Sache zusammen hält, sind einerseits die Spieltechnik der Musiker, die für meinen Geschmack durchaus markant ist, und andererseits die Hooks, die fast ausnahmslos von mir stammen und dadurch einen roten Faden erkennen lassen.
Was hat es mit dem Begriff Hell Commando auf sich?
Den haben wir von dem Titel „Under Hell’s Command“ abgeleitet, der ohne besonderen Hintergrund entstanden ist. Mittlerweile ist das Hell Commando unser Markenzeichen und gehört zu unserer ganzen Präsenz. Vergleichbar vielleicht mit den VENOM-Legions oder so, obwohl es sich (noch) nicht um einen Fanclub handelt. Es gibt außerdem eine Band in unserer Gegend, die unter dem Namen gelegentlich Cover-Shows mit 80er-Songs spielt und sich dafür in Schlangenleder-Outfits zwängt. Keine Ahnung, wer das ist. Ähem.
Mit welcher Band würdet ihr unbedingt mal gerne auf Tour gehen?
Am liebsten mit einer Bay Area-Band wie EXODUS, TESTAMENT oder HEATHEN. Aber auch MOTÖRHEAD wären ein Traum. Überhaupt: auf Tour zu gehen wäre schon der Hammer!
Was steht denn als nächstes bei SPECTRE DRAGON an?
Anfang nächsten Jahres werden wir zusammen mit CRIPPER (www.cripper.de) und HATRED (www.hatredmetal.de) tatsächlich eine Art Tour fahren, die sich quer durch Deutschland erstrecken soll und natürlich nur an den Wochenenden stattfinden wird. Das Ganze wird unter dem aus einer Fernsehsendung bekannten Motto „Triple Thrash Treat“ (Headbangers Ball meint der Gute, Anmerk. d. Red.) laufen und sicherlich sehr lustig werden. Wir suchen dafür immer noch Locations! Wenn uns also irgendjemand was anbieten kann, kann er sich sehr gerne bei mir unter mat@spectredragon.com melden. Wir spielen gegen Spritgeld und Catering! Mitte nächsten Jahres werden wir wohl das nächste Album aufnehmen. Darauf werden wohl so zehn bis elf Stücke sein, von denen acht bereits fertig sind. Neben viel Gethrashe werden auch ein paar ungewöhnlichere Sachen dabei sein, unter anderem ein reinrassiger Doom-Song. Watch out! Zunächst ist es aber wichtig, von „Beyond Creation“ noch ein paar Exemplare abzusetzen, was uns mit dem angesprochenen Vertrieb sicher gelingen wird.
Was bedeutet Metal für dich?
Metal ist eine Lebenseinstellung. Obwohl ich auch andere Musik höre (z.B. bin ich ein riesiger JOHNNY CASH-Fan und mag außerdem Horrorpunk, Psychobilly und Punkrock à la BILLY TALENT), bin ich in meinem ganzen Tun und sein ein Metalhead. Diese Sache kann man nicht lernen, man muss sie fühlen und ich bin von diesem Gefühl komplett ausgefüllt!
Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!
Surft auf unsere Seite www.spectredragon.com und bestellt unsere CDs und ein Shirt! Surft auf www.myspace.com/spectredragon und hört Euch Mp3s an! Kommt zahlreich auf unsere Konzerte und zeigt, dass der Underground noch lebt! Join The Hell Commando! Vielen Dank für das Interesse an SPECTRE DRAGON, wir wissen das sehr zu schätzen. Dafür wird aber auch kein Thrash-Fan von uns enttäuscht sein!
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