Sonja
"We have no agenda but to exist within a rock void."
Interview
Den Titel “Loud Arriver” könnte man interpretieren als eine Art Statement für die neue Band mit ihrem Debüt. Oder für intensive Orgasmen. Was hattest du im Sinn?
Ich bin eine sehr ruhige und introvertierte Person. Alles, was ich vom Leben jemals wollte, war es, authentische Rock-Musik in Vollzeit zu spielen. Ich jagte danach, ergriff es am Hals und zähmte es. Doch dann wurde mir das plötzlich aufgrund meines sozialen Geschlechts genommen. Also brütete ich. Plante ich. Schärfte Sinne und machte dunkle Geschäfte, opferte mein Fleisch der Nacht.
Ich habe die Rock-Götter mit jeder meiner Handlungen im Leben geehrt. Und sie wandten sich von mir ab, schlugen mir die Tür vor der Nase zu. Sie haben sich ihres Thrones als unwürdig erwiesen. Ich komme lauter als je zuvor zurück und fordere sie heraus. Dieser Thron ist nicht meiner, aber auch nicht ihrer. Ich werde ihn für die bereiten, die ihn verdienen.
Ich konnte nicht alle Texte lesen, aber von dem, was ich hören konnte, macht es den Eindruck, als wären sie die Schnittmenge aus den höchsten Hoffnungen und den schlimmsten Tragödien. So wie ich zu der Musik tanzen oder alleine heulen, oder möglicherweise auch alleine tanzend heulen kann.
Ich schreibe nur über Dinge, die ich kenne.
“When The Candle Burns Low … ” – Besitze eine unendliche dunkle Macht. Gib alles auf und lerne. “Nylon Nights” ist das befremdliche Gefühl beim Verlassen des Hotelzimmers. “Pink Fog” ist, wenn sie dich und deinen Schatten töten werden, wenn du nicht eins mit ihm wirst. In “Wanting Me Dead” haben deine Feind:innen dein Schicksal besiegelt und sie vergießen keine Träne für dich. In “Fuck, Then Die” geht die Welt unmittelbar unter. “Daughter Of The Morning Star” geht es darum, dass es sich kalt anfühlt ohne dich selbst. “Moans From The Chapel” handelt von Beethovens unsterblicher Geliebten, verliebt im Sarg. Und “Loud Arriver” sagt aus: Betet so viel ihr mögt, nur ich werde kommen.
Wo liegen eure Einflüsse? Das Album klingt kohärent und abwechslungsreich zugleich und könnte zwischen FIELDS OF THE NEPHILIM und IRON MAIDEN oder JOY DIVISION und THIN LIZZY ins Regal sortiert werden.
Diese Vergleiche klingen für mich passend. Aber egal, wer uns ein Riff geben würde: Wenn wir es spielen, klingt es automatisch nach uns. Jede:r von uns in der Band hat einen eigenen Sound und eine eigene Spielweise. Mir gefällt es, wenn Leute den MANOWAR-Einfluss bemerken. Wir sind zwar diese “Femme-Goth-Band”, aber wir haben die gleiche ursprüngliche Inspirationsquelle wie MANOWAR. Es ist nicht schwer, auf unseren Bandnamen zu schauen und eine Verbindung zu ihrem Mythos zu entdecken.
Für Grzesiek sind ZZ TOP ein wichtiger Schlagzeug-Einfluss, ebenso wie KISS, JUDAS PRIEST und andere. Ben liebt DEF LEPPARDs “High n’ Dry” und “Change Today?” von TSOL. Ich bin außerdem Anhängerin von MERCYFUL FATE und frühen DANZIG und hatte eine heftige SCORPIONS– und ACCEPT-Obsession während des Schreibens. Ich wuchs mit melancholischen Doom-Bands wie CELESTIAL SEASON, ANATHEMA, THE GATHERING und MY DYING BRIDE auf. Das kommt hoffentlich auch durch, aber wir mögen auch Sachen wie BOY HARSHER sehr.
Wie sehen eure Tour-Pläne aus? Wann können wir Leute von der Alten Welt endlich unsere introvertierten Körper mit geschlossenen Augen in einem verrauchten, alternativen Jugendzentrum zurückhaltend bewegen?
Unsere erste Show infolge des Albumreleases hat inzwischen schon stattgefunden. Mit diesem Album im Gepäck ist es endlich Zeit zu spielen und das fühlt sich verdammt gut an. Wir nehmen Einladungen an und ich würde sagen, es gehört zu unseren Top-Prioritäten, mit SONJA in Europa zu spielen.
Wie würdest du dir das perfekte Live-Setting für SONJA vorstellen?
Es gibt kein perfektes Setting. Wir passen eigentlich zu gar nichts, also geht es nur darum, dabei zu sein und gute Vibes zu haben. Aber dafür sind wir hier, denn es bringt nichts, etwas zu tun, das andere schon gemacht haben. Wir mögen gemischte Programme und ich weiß das Überschneiden verschiedener Subkulturen zu schätzen, weil ich in der Post-Corona-Welt festgestellt habe, dass wir alle doch einige Werte miteinander teilen. Ich denke ehrlicherweise, wir würden auf ein Synthwave-Billing genauso gut passen wie auf ein Black-Metal-Festival.
Was sind eure nächsten Pläne?
Die Live-Seite dieser Band entwickelt sich langsam und wir müssen sie am Leben halten mit allem, was sie braucht. Außerdem muss neue Musik geschrieben werden. Das müssen wir alles tun, während wir im Schatten unserer Leben bleiben und die Inspirationen erhalten, die wir benötigen. Ich denke nicht, dass das schwierig sein wird, da ich irgendwie Projektionsfläche für allerlei dunkle Fantasien von Fremden zu bleiben scheine.
Die Atmosphäre auf “Loud Arriver” ist irgendwie urban. Was kannst du uns über das kulturelle Leben in Philadelphia erzählen? Die Liste an Bands ist zumindest ziemlich lang.
Stimmt, einige Textzeilen zu “Loud Arriver” kamen mir in den Sinn, während ich durch die Menschenmengen im Stadtzentrum von Philly wanderte. Auf meinen Kopfhören lief dann “Blood Red Skies” von JUDAS PRIEST und ich hatte Gänsehaut. Die meiste Zeit verbringen wir mit Musik oder Aktivitäten, die wir tun müssen, um für die Musik zu bezahlen.
Aber wann immer möglich gucken wir uns da draußen auch andere Bands an. Wir nehmen es nicht für selbstverständlich, dass wir uns gerade wieder Live-Konzerte ansehen können. Es war unfassbar, dass sie verschwunden sind, und jetzt wieder Konzerte zu haben, ist ein heiliger, zu behütender Schatz. Diese Energie haben wir gerne um uns. Wir sind normalerweise immer irgendwo auf einem Konzert in Philly.
Danke, die letzten Worte gehören dir, Melissa.
Schaut unser Video zu “Nylon Nights”.
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Stile | Gothic / Darkwave, Heavy Metal |
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