Sonata Arctica
Sonata Arctica
Interview
Mit dem sechsten Longplayer namens „The Days Of Grays“ nähern sich die Jungs von SONATA ARCTICA immer mehr dem proggigen Bereich des Metals. Nachdem man in den Anfangszeiten noch eher auf typischen Power Metal ausgerichtet war, nehmen sich die Finnen immer mehr Zeit, um ihren musikalischen Träumereien Gestalt zu verleihen. Wie man sich als „Arcticaner“ fühlt, warum das Orchester noch immer von der Konserve kommt und SONATA ARCTICA eigentlich vom Ar*** der Welt stammen – Henrik „Henkka“ Klingenberg ist mir Rede und Antwort gestanden…
Unglaublich, aber wahr – SONATA ARCTICA legen bereits ihr sechstes Album ab. „The Days Of Grays“ nennt sich das gute Teil. Henkka (Anm. Red.: Klingenberg, Keyboard), wie fühlt man sich in einer solchen Situation?
Natürlich bin ich total aufgeregt, aber auch etwas nervös. Innerhalb der Band liegt standesgemäß Spannung in der Luft. Wir sind gespannt, wie die Platte bei den Fans ankommen wird.
Mit „Flag In The Ground“ habt ihr eine Vorab-Single zum kommenden Album abgelegt. Das Cover-Artwork wurde dabei vom Gewinner eines Fan-Contests gestaltet. Wie seid ihr auf diese Idee gekommen? Der Ansturm dürfte groß gewesen sein, oder?
Die Fans haben uns immer wieder lässige Artworks gezeigt, die sie gezeichnet und gestaltet haben und da sind wir irgendwann auf die Idee gekommen, unsere treuesten Anhänger an der Geschichte von SONATA ARCTICA wahrhaftig teilhaben zu lassen. Wir haben extrem viele Antworten und Vorschläge bekommen und es war wirklich schwer einen Gewinner auszuwählen, aber irgendwie haben wir uns dann letztendlich doch für einen entscheiden können.
Als ihr noch fleißig mit den Arbeiten am neuen Album beschäftigt war, hat mir Tony (Anm. Red.: Kakko, Sänger) in einem Interview verraten, dass „The Days Of Grays“ noch abwechslungsreicher werden würde als alles Bisherige! Woher nehmt ihr die Inspiration für den typischen SONATA ARCTICA-Sound?
Na ja, da wir alle irgendwie in den abgelegensten Winkeln dieser Welt wohnen, schöpfen wir unsere Inspiration vor allem aus der Natur. Vor allem Tony lässt sich sehr von der Umwelt beeinflussen und vielleicht klingt unsere Musik genau deswegen so…
Mit dem Vorgänger „Unia“ habt ihr ein sehr „schwieriges“ Album abgelegt. Es bedurfte viele Durchgänge, bevor man die Pracht einiger Songs erkennen konnte. Inwiefern habt ihr euch nun weiterentwickelt? Welche Änderungen kommen nun mit „The Days Of Grays“ auf den Hörer zu?
Natürlich haben wir viel aus „Unia“ gelernt und alles, was funktioniert hat, haben wir auch wieder auf „The Days Of Grays“ gepackt. Dieses Mal wollten wir aber auch Einflüsse von unseren früheren Alben einbauen. Daher glaube ich auch, dass das Hören der neuen Platte für die Fans einfacher und zugänglicher sein wird als „Unia“. Mit der Schwierigkeit des Vorgängers gebe ich dir natürlich Recht, aber das war auch unsere Absicht!
Wie gesagt – „The Days Of Grays“ ist ein Querschnitt durch eure gesamte Diskographie. Was denkst du heute über eure ersten Alben? Würdest du aus heutiger Sicht Vieles anders machen?
Natürlich gäbe es immer Sachen, die man im Nachhinein ändern würde, doch alles in allem muss ich sagen, dass wir immer unser Bestes gegeben haben. Mehr hatten wir zu den jeweiligen Zeitpunkten einfach nicht drauf [lacht]… Zusammenfassend gesagt würde ich aber nichts mehr ändern wollen. Es ist gut so wie es ist!
Die Songs auf dem neuen Album sind sehr unterschiedlich. „Deathaura“ ist zum Beispiel ein sehr epischer Song, „Breathing“ eine balladeske Nummer und „Flag In The Ground“ schlägt dann wieder eher in die Power Metal-Kerbe. Gibt es da für dich einen persönlichen Favoriten?
Mit der Vielfältigkeit hast du zweifelsfrei Recht. Wir wollten viel Abwechslung auf das Album bringen und im Endeffekt ist uns das, glaube ich zumindest, ganz gut gelungen. Zurzeit ist wohl „Deathaura“ mein Favorit, da der Song so etwas wie ein kleines Best-of ist. Er vereint alle Stärken der Band in einem Song. Auch „As If The World Wasn’t Ending“ gefällt mir derzeit total, auch wenn ich normalerweise eher auf die schnelleren Sachen stehe.
Warum heißt das Album „The Days Of Grays“? Gibt es da einen tieferen Sinn dahinter?
Für mich ist es eine Reflektion der heutigen Weltbevölkerung. Es gibt nämlich solche und solche… Ja, das ist meine Interpretation, die anderen würden dir wahrscheinlich ganz etwas anderes sagen [lacht]!
Trotz aller Interpretation steckt aber kein richtiges Konzept hinter der Scheibe, oder?
Nicht wirklich, nein. Die Lyrics sind dieses Mal alle sehr dunkel ausgefallen, doch das ist die einzige Gemeinsamkeit.
Über vier Alben erzählt ihr nun schon die Geschichte eines Stalkers. Mit „Juliet“ wird diese Story weitergeführt. Kommt die Geschichte mit diesem Titel nun zu einem Ende?
Soweit ich weiß, dürfte das noch lange nicht das Ende gewesen sein. Wir haben auch jedes Mal einen Wolf-Song auf jedem Album und mit dieser Geschichte verhält es sich gleich. Wenn wir ein neues Album machen, holt uns dieses Thema immer wieder ein.
Neben eingefahrenen Gewohnheiten habt ihr aber auch etwas Neues zu bieten – Johanna Kurkela ist als Gastkünstlerin auf der Scheibe zu hören. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Das ist eine ganz einfache Geschichte. Wir haben Johanna ein paar Mal bei unseren Auftritten getroffen. Sie ist eine finnische Pop-Sängerin und hat eine grandiose Stimme. Als wir dann ein paar weibliche Gesangslinien gebraucht haben, ist sie uns gleich wieder eingefallen. Wir haben sie also gefragt und sie hat sofort zugesagt. That’s it!
Das war wirklich einfach. Apropos „einfach“ – kannst du mir den textlichen Inhalt von „Zeroes“ erläutern?
Äh… [lacht], ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung! Es geht irgendwie um Superhelden und Verlierer und… sch****, das tut mir jetzt leid, aber da musst du Tony fragen [lacht]!
Gut, dann lassen wir dieses Thema… Ihr habt ja auch mit Elias Viljanen einen neuen Mann an der Gitarre. Hatte er die Möglichkeit, sich in den Songwriting-Prozess einzuklinken?
Normalerweise schreibt Tony die Songs im Alleingang und wir arbeiten danach alle zusammen an den Arrangements. Bei diesen Arbeiten konnte sich Elias natürlich voll und ganz einbringen.
Das Album enthält viele orchestrale Arrangements. Könnte man diese als neues Trademark des aktuellen SONATA-Sounds betrachten?
Wir haben schon lange überlegt, solche Sachen einzubauen und dieses Mal hat es wirklich geklappt. Ich kann aber nicht sagen, ob wir es beim nächsten Album wieder so machen werden, von daher sind diese orchestralen Elemente eher ein Trademark für dieses eine Album und nicht für unseren gesamten Sound.
Das klingt viel versprechend, „The Days Of Grays“ stellt euch aber trotzdem vor logistische Probleme, denn live auf der Bühne sind solche Sachen schwer umzusetzen! Kommen diese Elemente auf der nächsten Tour also von der Konserve?
Ja, da bleibt uns nichts anderes übrig! Die orchestralen Sachen werden wir mit Playback einspielen. Irgendwann können wir vielleicht mit einem richtigen Orchester auf Tour gehen oder zumindest ein paar Gigs mit einem solchen Line-up spielen, aber vorerst begnügen wir uns mit der Konserve.
Apropos Tour – wann geht es los und wo seid ihr zu sehen?
Wir starten in den USA mit DRAGONFORCE und ab November werden wir überall in Europa auftreten. Danach geht es nach Australien, China, Thailand, Taiwan, Japan, Russland, Finnland und so weiter. Das geht dann etwa zwei Jahre lang so dahin.
Ich bin sehr neugierig, wie die Setlist auf der kommenden Tour aussehen wird. Was können wir erwarten? Der Großteil der Songs wird wahrscheinlich von „The Days Of Grays“ stammen, aber was werdet ihr sonst noch spielen?
Wir haben versucht, die Setlist etwas zu verändern. Auf den letzten Tourneen haben wir viele Titel immer wieder gespielt und dieses Mal wollten wir ein paar alte Favoriten aus dem Schrank holen und ewig gespielte Sachen einfach weglassen. Natürlich bekommt ihr eine gesunde Portion „The Days Of Grays“ auf die Ohren und auch „Unia“-Songs werden vorkommen. Sagen wir einfach, dass ihr eine ausgewogene Mischung zu hören bekommt!
„The Days Of Grays“ ist nun bereits euer sechstes Album. Verspürt ihr eine Art Erfolgsdruck, wenn ihr euch an die Arbeiten zu einer neuen Scheibe macht?
Man setzt sich selbst etwas unter Druck, wenn ein Album fertig ist. Während wir aber an den Songs arbeiten, konzentrieren wir uns ausschließlich auf die Musik, um die besten Melodien zu schreiben, die uns in diesem Moment vorschweben.
Neben Tour und Album-Release wird wohl nicht mehr viel Zeit für weitere Planungen bleiben, oder?
Da hast du Recht! In den nächsten beiden Jahren werden wir ziemlich viel unterwegs sein. Irgendwann wollen wir auch wieder eine Live-DVD mitschneiden, zurzeit wissen wir aber noch nichts Genaues.
Was macht ein SONATA ARCTICA-Mitglied dann in seiner raren Freizeit?
Ich persönlich verbringe sehr viel Zeit mit meiner Familie. Wir haben nun ein Baby zuhause und daher weiß ich immer, was ich in meiner Freizeit mache. Außerdem nehme ich immer wieder gerne Musik in meinem eigenen Studio auf oder spiele mit meiner PlayStation 3. Ab und zu genehmige ich mir auch einmal ein paar Bier [lacht].
Welche Musik hörst du privat gerne?
Ich fahre zurzeit total auf die Songs von OPETH ab. Ich bin dabei zwar fünf Jahre später dran als alle anderen, aber was soll’s [lacht]?! Außerdem finde ich, dass MUSE eine sehr interessante und gute Band ist!
Kommen wir nun langsam zu einem Ende. Hand auf’s Herz: Ist „The Days Of Grays“ das beste Album eurer Karriere?
[lacht]… Natürlich hoffe ich das, doch das fühlt sich bei jedem Album so an, wenn es gerade fertig geworden ist! Frag mich vielleicht in vier bis fünf Jahren wieder und ich gebe dir eine unvoreingenommene Antwort.
Erinnere mich bitte noch einmal daran, wenn es soweit ist! Wenn du jetzt an SONATA ARCTICA denkst, was fällt dir da spontan ein?
Busse, Flugzeuge, derbe Kater und ganz viel Spaß!
…und Power Metal?
Ist das nicht irgendetwas aus der Vergangenheit [lacht]?
Na ja, so lange ist es zwar noch nicht her, doch lassen wir dieses Thema an dieser Stelle auf sich beruhen! Möchtest du noch etwas hinzufügen?
Ja, klar! Was ich noch erwähnen muss, ist die Tatsache, dass wir uns vor den Fans, die zu unseren Shows kommen und unsere Musik hören, verneigen. Wir möchten uns dafür bedanken und wünschen euch alles Gute! Und hoffentlich sehen wir uns auf der kommenden Tour!
Henkka, dann bedanke ich mich bei dir und wünsche euch alles Gute!
Vielen Dank für deine Unterstützung, Mathias und ebensoviel an dich und das Team von metal.de!