Sodom
"...Dann ham’ wir gesacht, dat wir dat jetzt machen."
Interview
Was? BRYAN ADAMS auch?
Tom: Ja! Aber wir haben es halt wohl mitgekriegt. DEATH kannte jeder. POSSESSED war wohl die erste richtig gut hörbare Death Metal Band. Bands wie CANNIBAL CORPSE haben dann noch einen draufgelegt. Wir wollten aber auf keinen Fall so klingen wie CANNIBAL CORPSE. Die Sänger der Bands klingen alle gleich. Ich kann die Sänger bei solchen Bands kaum unterscheiden. Selbst wenn ich ein bisschen Growling mache, habe ich da meine eigene Stimme drin. Man erkennt mich immer noch. Das ist glaube ich auch das wichtigste bei einer Band. Das man einen Sänger mit Wiedererkennungswert hat. Und das hatten wir damals alle. Egal ob wir über Rock n’ Rolf, Mille, Schmier und wie sie alle heißen sprechen. Heute ist das ja komplett anders.
Als ich zuletzt auf einem Black Metal Konzert war, sah ich einen CD-Stand und staunte nicht schlecht. Zig Bands, doch sie alle hatten dieselben Schriftzüge, dieselbe Gestaltung und denselben Panda-Look. Wenn ich sie auflege, klingen sie auch alle gleich. Alles wird immer uniformer. Es muss halt etwas geben, was eine Band von der Masse abhebt.
Tom: Klar. Doch auch im Bereich des Death Metal ist es so. Die Art zu singen ist mehr oder minder immer dieselbe. Ich könnte es auch so übertreiben, sodass man mich gar nicht mehr erkennt. Natürlich hat dieser Stil auch seine Berechtigung. CANNIBAL CORPSE ist geil. Aber damals hat es uns halt nicht interessiert. Wie haben nie geguckt, was andere Bands machen. Wir sind einfach mit Scheuklappen durch. Wir machen halt so, wie wir Bock haben. Und dat macht uns aus. Der Wiedererkennungswert ist da. Man hört, es ist SODOM. Der Bass ist ein bisschen lauter…
Ein bisschen Lemmy-Style.
Tom: Na, er klingt aber nicht völlig nach MOTÖRHEAD. Und auch nicht nach VENOM. Sondern eben wie SODOM.
Andy. Das ist glaube ich auch der Grund, warum sich gerade junge Fans auf unsere Musik stürzen. Ich kann nirgendwo hingehen, ohne dat 18-20-Jährige mir erzählen, wie geil sie die Sachen von früher finden. Ich frage sie auch, warum sie es so sehen. „Was gefällt euch so an der alten Scheiße?“ Dann sagen die, dass es eben so ist, dass nicht alle Bands gleich klingen. Jede Band hatte ihren eigenen Sound und ihren eigenen Charakter. Nicht jede Band hat dasselbe Snare-Samples und Gitarren-Profiles benutzt. Alles hatte noch einen eigenständigen Sound. Manche Alben hatten sozusagen „eine schiefe Nase“. Auch „Tapping The Vein“ ist kein gerades Album. An manchen Stellen explodiert sie regelrecht. Und die ganze Band ist am Brennen. Heutzutage ist halt alles so kerzengerade. Jeder Gesang ist geradegezogen, dass sich da auch ja keiner dran stört. Und das war früher nicht so.
…Früher war tatsächlich alles besser.
Ja! (Lacht sich kaputt) Mal eine völlig andere Frage. Es ist ja nicht nur so, dass sich die Musik vieler Künstler verändert, sondern auch die Persönlichkeiten. Wie steht ihr angesichts eurer lyrischen Themen dazu, dass ein Typ wie Campino von DIE TOTEN HOSEN, auf einmal Werbung für Waffenlieferungen und militärische Aktionen macht?
Tom: Macht er das?
Ja, er hat darüber geredet, dass er den Wehrdienst nicht mehr verweigern würde und sich auch für Waffenlieferungen eingesetzt.
(Zitat 1: „Ich persönlich habe den Kriegsdienst 1983 verweigert. Das würde ich heute unter diesen Umständen, wenn ich jetzt meine Einberufung bekäme, wahrscheinlich nicht mehr tun“ und Zitat 2: „Das hat dann leider auch etwas mit Aufrüstung zu tun. Wir können es uns nicht leisten, völlig wehrlos gegenüber Despoten zu sein“ – so unser CDU- und Rheinmetall-Punk Campino)
Tom: Er ist ja eigentlich ein Punker gewesen. Das ist er heute natürlich nicht mehr. Wenn wir über ihn oder andere aus der Musikbranche reden, können wir ein Thema nur dafür aufmachen … So wie der Wind weht, so ist Campino. Da wo in der Talkshow ein Stuhl frei ist, da sitzt er. Chris Witchhunter hat damals gerne DIE TOTEN HOSEN gehört. „Hier kommt Alex“ lief ja rauf und runter.
Schlecht war das alles nicht.
Tom: Ich denke, dass Politik da nicht reingehört, obwohl ich auch gesagt habe, „Nicht mehr mein Land“. Ich komm aus den 60ern-90ern. Früher war alles besser und heute war alles Scheiße. (Grinst) Da kann ich ja nix für. Das ist meine Meinung, also ist das so.
Andy: (Widerspricht deutlich) Da möchte ich auch mal was zu sagen. Ich weiß glaube ich, worauf du dich beziehst. Campino bei Lanz, letzte Woche, oder?
Ne. Ich meinte eher davor schon. Weil Leute wie er, waren früher zu Recht gegen Konzerne. Doch das sind sie jetzt nicht mehr. Jetzt sitzen sie in Talkshows und ich finde das komisch.
Andy: Also, entweder machen wir das Thema jetzt richtig auf oder wir machen es lieber jetzt zu. Ich bin wirklich kein Hosen- oder Campino-Jünger, doch bei Lanz fand ich ihn echt gut und nicht unreflektiert. Da kann man nicht einfach draufhauen und sagen „Er war früher so und jetzt anders.“ …Aber lassen wir das lieber zu.
Stimmt, lasst uns lieber nicht über so was zanken.
Tom: Wir können aber über Grönemeyer reden … Oder Kunze! Kunze ist der einzige, der Tacheles redet. Der wird in keine Talkshow mehr eingeladen. Weil der sagt „Leckt mich am Arsch mit euren Gender-Scheiß.“ HEINO ist auch einer, der die Wahrheit darüber sagt.
Ich weiß nicht, wie sehr wir das jetzt vertiefen dürfen. Wir wollen doch nicht gecancelt werden …
Tom: „Bei uns im Backstage gab es immer Nutten, Koks und frische Erdbeeren. Aber die Erdbeeren waren schwer zu bekommen.“ sagte er. (Lacht sich kaputt)
(Lässt sich von ONKEL TOMs Lachen anstecken, versucht sich aber zu beherrschen) Nächste Frage: Der bekannteste Song auf „Tapping The Vein“ ist „Wachturm“. Es ist eine MOTÖRHEAD-mäßige Nummer, die einen deutschen Text hat. Es geht um die Zeugen Jehovas. Ich warte ja auf so einen Besuch, weil ich gerne mit denen diskutieren würde. Was ist die Story dahinter und was habt ihr da erlebt?
Tom: Die Story hat eigentlich der Chris Witchhunter erlebt. Er hatte eine Freundin, die bei den Zeugen Jehovas war, genau wie ihre Eltern. Sie waren halt bei den Versammlungen dabei und versuchten ihn von der Musik wegzubringen. Die hat auch seine Platten zerbrochen und hat ihm gesagt „Ihr macht satanische Musik, das muss aufhören.“ Dat Problem war, dat Witchhunter hin und her gerissen war. Zwischen der Liebe zu seiner Perle und der Liebe zu seiner Musik. Er konnte sich nicht entscheiden und das war das Problem. Die haben auch bei mir früher schon geklingelt. Ich hab sie sogar mal reingelassen. Da habe ich noch am Brößweg gewohnt. Ich wollte mir dat einfach mal anhören. Die einfach mal erzählen lassen. Dat ist aber halt ne Katastrophe. Der Text ist aus meiner Sicht geschrieben, aber er war dazu da, dem Chris einen eigenen Song zu geben. Gegen die Zeugen Jehovas. Obwohl, es ist nicht unbedingt „gegen“ sie. Es ist halt problembehaftet, als Musiker in so einer Sekte drin zu sein. Das haben wir bei Chris am eigenen Leib erlebt. Ich denke, dass wir ihn dadurch verloren haben.
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Danke für das Interview 🙂