Sodom
"...Dann ham’ wir gesacht, dat wir dat jetzt machen."

Interview

Das fand ich auch bei der „Rust in Peace“ kacke. Ich hör mir die CD an und dann sind da auf einmal ganz andere Vocal-Spuren und Parts. Das ist dann nicht mehr das „Rust In Peace“ Album sondern was ganz anderes. Von daher verstehe ich, was du meinst. Anderes Thema: Was bei SODOM auffällt, ist, dass es bei euch oft personelle Veränderungen gibt. Es gibt aber keine öffentlichen Zankereien. Ihr beide habt euch nach der „Get What You Deserve“ getrennt. Dennoch sitzt ihr hier trotzdem zusammen und könnt über euer gemeinsames Werk reden. Woran liegt das eurer Meinung nach?

Tom: Es gab natürlich ne gewisse Funkstille. Es ist natürlich müßig über das ganze warum zu sprechen. Jahrelang hatten wir keinen Kontakt. Es fing glaube ich an, als wir die „Lords Of Depravity – Teil 1“ gemacht haben. Da haben wir überlegt, ob wir noch einige Ex-Musiker zu Wort kommen lassen. Wir hatten Kontakt zu Andy gesucht, woraufhin er für das Interview zugesagt hat. Das habe ich natürlich nicht persönlich gemacht, sondern unser Roadie. Ab dann hatten wir auch wieder ganz normal Kontakt und so. Man muss ja auch mal die Vergangenheit begraben. Seitdem haben wir auch relativ viel zusammen gemacht. Er hat ONKEL TOM produziert, eine SODOM-Platte haben wir bei ihm im Studio vervollständigt.

Andy: Es ging ja eigentlich noch viel früher los. 94 war ich raus, doch schon im Jahre 2000, mussten wir aus geschäftlichen Gründen sprechen. Die erste Zusammenarbeit war schon 2002 oder 2003. Da haben wir einen ONKEL TOM Song namens „Haralds Denkmal“ gemacht. Für den Gunther Gabriel Tribute Sampler.

 Tom: War dat 2003? „Lords Of Depravity“ war doch auch 2003? 

Andy: Ne, dat war später. Wir hatten halt nur ein bisschen Funkstille, denn zwischen uns stand wat. Aber uns als Menschen und als Freunde, hat uns dat nix anhaben können. Man muss das halt irgendwann bei Seite lassen. Wir haben immer gut zusammengearbeitet. Es war immer fruchtbar. Wir gucken gemeinsam immer in dieselbe Richtung. Wir sind unterschiedlich genug, doch haben immer die Schnittmenge, auf die es ankommt. Da bin ich glücklich und stolz drauf, weil es viele nicht schaffen. Die meisten hassen sich nach 30 Jahren und setzen sich eben nicht zusammen. Doch ich bin nicht auf der Welt um zu hassen. Tom wohnt in Gelsenkirchen, ich in Mühlheim. Dann treffen wir uns immer an der Zeche Carl. Wir stehen da immer zwei Stunden und quasseln. Das ist gut und richtig so.

Tom: Ich habe ja zu allen Ex-Musikern noch Kontakt. Wenn es zu einem Split kommt, ist da natürlich ein paar Jahre Ruhe. Doch die Wogen müssen irgendwann geglättet werden. Doch ich rede mit allen Ex-Musikern, die noch leben. Ob Bernemann, Bobby Schottkowski… Zu Makka hatte ich weniger Kontakt, doch man läuft sich über den Weg. Man quatscht halt trotzdem mal. Doch jeder geht halt seinen eigenen Weg. SODOM ist halt ein Gesamtkunstwerk und ich habe halt meine eigenen Ideen wie ich es weiter machen will. Da gibt es halt personelle Veränderungen. Gar keine Frage. Es ist meine Band und ich weiß am besten wie es funktionieren soll.

„Tapping The Vein“ kam 92 raus. Kurz danach kam eine Ära, in der die verschiedenen Thrash Bands anfingen, komische Musik zu machen. Doch SODOM ist nie von der Linie abgewichen. Wat sagt ihr dazu?

Tom: CELTIC FROST hat sich doch auch nie geändert, oder?

Ich weiß nicht, ob CELTIC FROST so populär wie ihr sind. Außerdem haben die nicht dieselbe Konsistenz.

Tom: Wir haben das eigentlich kaum mitgekriegt. Es gab damals schon Anmerkungen von der Plattenfirma „Lasst es mal anders machen.“ Und viele Bands, haben sich geändert. Zum negativen. Bei uns war die Linie aber immer klar. „Wir machen das so wie immer.“ Im Zweifelsfall noch härter. Da meinte einer: „Die Tapping The Vein ist noch härter als die Better Off Dead.“ Ja, warum auch nicht? Bei „Tapping The Vein“ hatten wir nach jeder Probe in der Regel einen Song fertig. Wir haben es so arrangiert, wie uns der Schnabel gewachsen war. Ich habe der Plattenfirma immer gesagt, „Musikalisch braucht ihr euch da gar nicht einmischen. Ihr habt eh keine Ahnung davon, wat wir machen. Wir machen die Platte fertig. Ihr bringt es raus oder lasst es bleiben.“ Klar, „Agent Orange“ war total erfolgreich. Dann wollten sie einen zweiten Teil davon haben, dann kam aber die „Better Off Dead“. Da waren sie auch ein bisschen enttäuscht. Doch jede Band hat ihr eigenes „Another Perfect Day“ Album.

Ach, die „Another Perfect Day“ von MOTÖRHEAD.

Tom: Genau, die total underrated aber trotzdem total geil ist. Als Andy in die Band kam, hatte sich die Musik geändert. Er war jung und frisch, was man seinem Gitarrenstil auch anhört. Grundsätzlich galt „Je härter, desto besser.“ Die Härte kommt aber nicht davon, jetzt auf C runterzustimmen und noch einen Blastbeat zu machen. Die Härte kommt auch von dem Sound. Und machen wir es halt so wie immer.

Man kann von Andy ja auch nicht erwarten, dass er so klingt wie sein Vorgänger. Junger Typ, andere Persönlichkeit, anderer Stil. Da kann man auch nicht glauben, dass ihr dann so klingt wie auf „Agent Orange“.

Tom: Der Hoffmann klingt auch nicht wie Frank Blackfire. Der Hoffmann war immer sehr rockig. Doch wenn man die zweite ASSASSIN hört, spielt der ein richtiges Brett. Da klang der auch noch ganz anders. Da hat er was von Scott Ian gehabt. Obwohl er sich bei uns ein bisschen zurückgenommen hat, geht er auf „Shellfire Defense“ oder „Stalinorgel“ ziemlich ab. Die Produktion auf „Better Off Dead“ ist natürlich ein bisschen trockener im Vergleich zu „Tapping The Vein“, welche ziemlich im Hall steht. Bei Sodom muss es einfach eine harte Platte sein, egal wer da spielt.

Andy: In jedem Interview wird auch nach unseren Death Metal Einflüssen gefragt. Die gab es aber nicht. Vorhin hatte ich noch mit jemanden gesprochen, der meinte, dass damals CANNIBAL CORPSE, BOLT THROWER, DEICIDE und so rauskamen. Ich sagte ihm nur „Junge, ich schwöre auf mein Augenlicht meiner Mutter, dass ich keines dieser Alben kenne.“ Du könntest mir all diese Platten vorspielen, doch ich kenne keine davon. Ich bin ein Old-School Thrash Metal Kid.  Ich bin sozialisiert mit HALLOWS EVE, SLAYER, MEGADETH, AGENT STEEL, ABATTOIR… Als die Death Metal Welle kam, hat es keinen von uns interessiert. Chris hat eh fast nur BRYAN ADAMS und HELLOWEEN gehört.

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10.11.2024

Werbetexter und Metalhead aus NRW.

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1 Kommentar zu Sodom - "...Dann ham’ wir gesacht, dat wir dat jetzt machen."

  1. blackthrash sagt:

    Danke für das Interview 🙂