Sodom
"...Dann ham’ wir gesacht, dat wir dat jetzt machen."
Interview
Tom: Das haben doch die Steuerzahler bezahlt und nicht die Musiker, oder? Wir haben natürlich gedacht der Steuerzahler bezahlt dat und wir können es ausgeben. (Grinst) Nein im Ernst: Das Dierks-Studio war natürlich schweineteuer. Aber es war geil, darin zu arbeiten. Ich glaub schon, dass ein Tag so 2500-3000 Mark gekostet hat. Da kommt halt schon wat zusammen. Wenn man zwei Wochen braucht ein Schlagzeug aufzunehmen, geht es dann schon ans Eingemachte. Aber egal. Man lernt daraus.
Wie lang wart ihr insgesamt im Studio?
Andy: Anderthalb Wochen. Beim Harris Johns haben wir ja Bass, Gitarre und Gesang gemacht.
Tom: …Aber bei den Schlagzeugaufnahmen, musste ich noch mitsingen.
Pilotsingen oder was?
Tom: Ja. Der Chris Witchhunter konnte es ja nicht ertragen, dass ich oben ne’ Kanne Bier am Hals hab und er muss unten arbeiten. Dann kam er auf die Idee, dass ich mich unten in eine Kabine stellen und jeden Take mitsingen muss. Wir haben es ja nicht mit ’nem Clicktrack gemacht, sonst hätten wir ja einfach eine Gesangsspur da durch laufen lassen können. Er wollte es halt für seine „Emotions“ und so und das „Feeling“.
Ha ha, das ist das erste Mal, dass ich von so etwas höre.
Tom: Ich habe es am Anfang auch gemacht, aber irgendwann dachte ich „Leck mich am Arsch. Wie oft soll ich Wachturm singen? Du kennst doch den Text.“ Dat war schwierig…
Andy: Ich habe in echtzeit Pilotgitarre dazu gespielt. Der Chris wusste sonst einfach nicht, wo er war. Da verraten wir auch jetzt kein großes Geheimnis. Ich habe ihm teilweise über Mikrofon die Tempowechsel angesagt. Bei „The Crippler“ zum Beispiel. „1,2,3,4 – Half Time!“ „1,2,3,4, – Schnell!“ „1,2,3,4, – Refrain!“ Aber das ist egal. „Whatever it takes“ würde man heute sagen. Dat war halt damals nötig. Genau so wie Harris Johns als Hobbypsychologe tätig werden musste. Du musst halt alles Notwendige tun um die Musik aufs Band zu kriegen. Dann war dat eben so.
Tom: Sobald der Harris gesagt hat „Band läuft.“ Hat der Chris komplett abgeschaltet. Er war komplett euphorisch, aber wenn es „Klack“ machte, dann kam nix. Das Band läuft 5 Minuten und keine Note drauf. Dann wieder zurückspulen … ich weiß, dass viele Musiker damit Schwierigkeiten haben. Wenn es ernst wird, schalten sie ab. „Ich kann dat nicht mehr.“ Um die Probleme die Witchhunter gehabt hat, wissen wir ja alle. Und das kam da alles zusammen. Private Probleme, Probleme mit Alkohol, dass immer wieder das Band umsonst läuft… Das ist ja keine Party. Klar haben wir auch mal unser Bier getrunken. Doch der Harris hat uns auch immer gesagt „Ihr müsst jetzt arbeiten.“ Harris hatte auch unsere erste Platte produziert, nach „Obsessed By Cruelty“. Da haben wir gemerkt, dass man auch vernünftig arbeiten kann. „Hört jetzt auf zu saufen, morgen früh gehts los.“ Weißte?
Also, ihr konntet teilweise nicht differenzieren was Party und was Arbeit war?
Tom: Überhaupt nicht! Das hört man auch an „Obsessed By Cruelty“. „Wie? Arbeiten? Bäh!“
Ich finde ja die „The Final Sign Of Evil“ von 2007 super… (Re-Recordings von „Obsessed By Cruelty“ samt Songs, die es aus finanziellen/zeitlichen Gründen nicht auf den Cut gemacht haben)
Tom: Ja, das hat ja damals ein Bekannter mit ihm gemacht. Da war der Witchhunter aber schon an so einem Punkt… Er hat nicht gesoffen, weil Party war, sonder er hat gesoffen, weil er dat braucht. Frust. Wenn ich alleine zu Hause 30 Boonekamp (kleine Bitterspirituosen) saufe, dann ist das nicht, weil Party ist.
Ohh…
Tom „The Final Sign Of Evil“ war auch dat heftigste, wat wir je gemacht haben.
Also, was die Arbeit anging?
Tom: Weil der durch war… Da sind wir froh, dat wir überhaupt irgendwelche Takes auf dat Band gekriegt haben. 92‘ ging et ja noch. Er konnte ja noch Schlagzeug spielen, so war dat ja nicht. Er war für mich der herausragende Trommler mit Persönlichkeit. Ein paar Stellschrauben haben ihm allerdings immer gefehlt. Dass er zum Beispiel wirklich konsequent arbeitet, dat konnte der nicht. Deswegen war das Dierks-Studio auch so teuer. Unser Manager hat es bezahlt … Es gab einen Lizenzvorschuss von der Plattenfirma. Davon wird es abgezogen. Da isset klar, dat da in den nächsten 30 Jahren kein Geld mehr für reinkommen wird.
Andere Frage über den Re-Release: Dem ganzen liegt nicht nur ein Remix des Albums bei, sondern auch noch zwei Live-Alben, die den Geist der damaligen Zeit gut einfangen. Andy, erzähl mal n bisschen darüber.
Andy: (Korrigiert) Drei Live-Alben! Tokio, Köln und…
Tom: Düsseldorf.
Wie bist du beim Remix vorgegangen? Was war der Approach?
Andy: Es ging mir nicht darum, das Album „besser oder „perfekter“ zu machen, weil es so steht, wie es steht. Der Sound ist eben auch ein wichtiger Teil der Magie. Doch ich wollte sozusagen „Sekundärliteratur“ dazu bieten. Stell dir vor, du würdest die Tür zu einem guten Proberaum aufmachen und du stehst auf einmal mitten in der Band und wir spielen es dir vor. Da explodiert natürlich auch mal was und nicht jeder Snareschlag ist gleich laut. Ich habe nämlich keine Samples draufgelegt, ich habe die Gitarren auch nicht gereampt. Ich wollte es nah ans Ohr holen. Bei Toms Gesang wollte ich, dass du das Gefühl hast, dass er vor dir steht und ins Gesicht spuckt. Wenn ein Solo von mir kommt, müssen die Plomben in deinem Mund knistern. Ich habe es natürlich aus dem ganzen Hall hinausgeholt, denn die Originalplatte ist sehr räumlich. Das ist sehr viel Reverb drauf. Ich wollte es sozusagen noch „authentischer“ machen. Ich hab die Einzähler drinnengelassen. Du hörst wie Chris es mit den Sticks oder der Hi-hat macht. Bei ein paar Songs habe ich andere Spuren gefunden. Bei „Reincarnation“ gibt es eine andere Gesangsspur. Die eigentlich originale. Wo Tom hoch singt. Im Studio hatte ich aber damals gemerkt, dass die Nummer irgendwie nicht richtig funktioniert. Doch ich dachte, dass wenn man sowieso eine Art „Compendium Piece“ liefert, auch die andere Gesangsspur zeigen kann. Dass man den Prozess demonstriert. Ich wollte es auch nicht „moderner“ machen. Denn nichts wäre schlimmer, als wenn man da SABATON-Samples auf die Snare legt oder die Platte noch geradezieht. Im Idealfall, ist sie jetzt noch „echter“ geworden. Chris hat ja in jeder Strophe noch ein „Tusch“ gespielt, an Stellen wo es nicht hinkommt. Es ging darum, dass man auch das letzte Klimperglöckchen noch hört und richtig eintauchen kann und in der Band steht. Ich kann mich nämlich gut erinnern, wie wir geklungen haben. Für die, die keinen Bock drauf haben, ist das Originalalbum eh drin. Es ist einfach nach 32 Jahren ein anderer Blick auf das Ding.
Es ist ja nicht so, dass das originale Album verdrängt oder gelöscht würde.
Andy: Das nervt mich nämlich bei MEGADETH. Bei Spotify existieren z.B. nur noch diese Remixe, die den Alben nicht gut getan haben. Die könnte man sich anhören, wenn es die Originale noch gäbe Eine Platte wie „So Far… So Good… So What“ lebt natürlich vom Kathedralenhall, in dem die Songs stehen. Dieser gehört zur Atmosphäre. Als Beiwerk nehme ich die neuen Mixe an. Aber wir wollen doch keinen Geschichtsrevisionismus betreiben.
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Danke für das Interview 🙂