Sodom
Sodom
Interview
Anlässlich der Veröffentlichung des neuen Thrashhammers "Sodom", war es einmal mehr an der Zeit, dem guten alten Onkel Tom Angelripper ein wenig auf den Zahn zu fühlen und mal nachzuhören, was sich so die letzten Jahre im Camp von SODOM getan hat.
Hi, Tom. Glückwunsch erstmal zum neuen Album. Warum hat es solange gedauert bis ihr den Nachfolger zu „M16“ eingetütet habt? War die Arbeit an „Lords of Depravity“ doch größer als gedacht?
Ja, die Arbeiten an der DVD dauerten länger als geplant, wir mussten den DVD Release auch mittlerweile drei mal verschieben, da wir immer wieder Material rausschneiden mussten und es keine Freigaben gab. Das hat natürlich auch die Arbeiten am neuen Album verzögert. Aber letztendlich bin ich froh, dass nun alles veröffentlicht ist. Das Warten hat sich doch gelohnt, oder?
Aber sicher! Auf der neuen Scheibe deckt ihr ein recht breites musikalisches Feld ab, vom schnellen Thrasher bis hin zum – für SODOM Verhältnisse – extrem melodiösen Midtempo Song. Gerade diese bisher bei euch recht seltenen Melodien, wie etwa in „Buried in the justice ground“ oder „City of God“ sind einfach der Hammer. Habt ihr Bernemann die letzten Jahre nicht von der Kette gelassen und ihm verboten, sowas zu spielen oder was?
Nein, ich finde die neue Scheibe ist eine ganz natürliche Weiterentwicklung zu M-16. Wir haben die Songs etwas gesangsorientierter komponiert. Außerdem haben wir mehr Wert darauf gelegt, die Songs so zu strukturieren, dass man sie nach dem ersten oder zweiten Hören nicht mehr so schnell vergisst, heißt das sich die Choruslines ähnlich wie auf der M-16 direkt in die Gehörgänge manifestieren. Bernemann hat sich auch verbessert, wurden doch früher seine Soli immer mit Slayers Hannemann Soli verglichen. Das hat sich hoffentlich geändert.
Grundsätzlich war es uns wichtig, möglichst abwechselungsreich zu klingen, ohne unsere bekannten Tugenden zu vernachlässigen. Der typische Sodom Sound ist auf jeden Fall erhalten geblieben.
Die Scheibe wurde von einem alten Bekannten gemixt und aufgenommen: Andy Brings. Wie kam es nach all den Jahren zur erneuten Zusammenarbeit mit eurem Ex-Gitarrero, zumal ihr damals nicht gerade als Freunde auseinander gegangen seid?
Schlagzeug und Gitarren wurden in Winterbach mit Achim Köhler aufgenommen. Nach den Recordings hatte sich Achim aber beruflich umorientiert und wechselte zu der Plattenfirma Nuclear Blast. Auch das hat den Release noch einmal verzögert. Wir mussten nun Bass und Gesang woanders aufnehmen und Andy bot sich an. Wir hatten ja schon vorher mal einen Song mit Onkel Tom für den Gunter Gabriel Tribute Sampler bei ihm aufgenommen und waren sehr zufrieden. Andy war von der Idee, die Sodom Scheibe zu vollenden total begeistert, zumal er ja bekanntermaßen bei Sodom gespielt hat und selber ein guter Sänger und Gitarrist ist. Es ist wahr, dass wir nach seinen Rausschmiss bei Sodom nicht mehr die besten Freunde waren, aber das hat sich in den letzten Jahren (u.a. auch während der DVD Produktion) zum Positiven gewendet. Andy hat viele Ideen während der Aufnahmen gehabt, die wir dann auch konsequent umgesetzt haben.
Ihr scheut euch auch diesmal nicht davor, politisch kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Besonders die politische „Arbeit“ eines Herrn Bush dürfte es euch dabei angetan haben, denn mit „Axis of Evil“ und „Bibles and Guns“ wird der gute Mann gleich zweimal zitiert,oder?
Ja, der 11. September hat mich sehr beeinflusst, danach habe ich gleich angefangen neue Texte zu verfassen. Das Alles war auch für mich ein totaler Schock, ich konnte es kaum fassen und was dann Mr. Bush im Laufe der Zeit so von sich gegeben hat, ist zwar sehr tragisch und auch nachvollziehbar, bietet aber einem Textdichter ein unerschöpfliches Maß an Futter und Inspirationen. Die Musik gibt mir die Möglichkeit, das was mich bewegt auch herauszuschreien, ohne irgendwelche politischen Meinungen zu vertreten, aber im Gegensatz zu Herrn Bush werde ich mir nicht anmaßen, die Welt so einfach in Gut und Böse zu unterteilen.
Mit Sodom feiert ihr dieser Tage auch noch ein kleines Jubiläum: das aktuelle Line-up gibt es nun seit 10 Jahren und es ist somit das Beständigste in eurer Bandgeschichte. Gab es in all den Jahren eigentlich irgendeinen Split, den du im nachhinein bereust?
Nein, ich glaube immer richtig gehandelt zu haben. Jede einzelne Trennung von einem Musiker hatte handfeste Gründe. Ich brauche keine Mitstreiter, die ständig versuchen sich selbst zu profilieren, oder die mich als Bandleader nicht akzeptieren können oder die Meinung vertreten, dass sich der Erfolg immer von alleine einstellt, ohne dafür hart arbeiten zu müssen. Das alles trifft auf Bernie und Bobby nicht zu. Das ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass wir noch so effektiv zusammenarbeiten.
Während der Produktion der DVD „Lords of Depravity“ hast du ja so ziemlich alle ehemaligen Bandmitglieder wieder gesehen. Die meisten bis auf Chris Witchhunter scheinen dir ja mittlerweile der Rauswurf verziehen zu haben. Wie war es die Burschen nach all den Jahren mal wieder zu sehen?
Ja, das war schon was Besonderes. Wir hatten zuvor ein Sodom Klassentreffen organisiert, wo fast alle Ex-Mitglieder (bis auf „Strahlie“, „Aggressor“, „Bloody Monster“ und „Destructor“, der ja bekanntermaßen schon verstorben ist) zugegen waren. In dem Zusammenhang habe ich den Jungs erklärt, dass ich eine Sodom Dokumentation produzieren will und natürlich auch auf die Mithilfe der Ex-Sodomisten angewiesen bin. Sie alle hatten sich sofort bereit erklärt sich für Interviews zur Verfügung zu stellen. Viele hatten noch alte Fotos, Videos und sonstige Materialien, die ich für die DVD verwenden durfte. Mittlerweile bin ich mit allen, auch mit Chris, wieder ins Reine gekommen. Wir werden zwar nie mehr die besten Freunde aber wir können uns wieder gegenüber treten und in die Augen sehen. Schließlich hat Sodom nächstes Jahr 25 jähriges Jubiläum, und wer weiß wofür das alles gut war….
Wie stehen die Chancen, einige der alten Member irgendwann auf der 30 Jahre Sodom Tour als „Special Guest“ wieder zu sehen? Und gibt es irgendwann Teil 3 der „Hell comes to your Town Tour“?
30 Jahre? Das dauert noch ein bisschen. Ex-Musiker sind immer willkommen auf der einen oder anderen Sodom Show mitzuspielen. Vielleicht bekomme ich ja mal alle für eine Show (Tour) zusammen, aber das ist wahrscheinlich nur Wunschdenken.
Die DVD „Lords of Depravity“ sucht auf jeden Fall ihres gleichen und kann nur uneingeschränkt empfohlen werden. Wann gibts denn den heißersehnten zweiten Teil davon?
Wir versuchen das bis Ende des Jahres (oder Anfang nächsten Jahres) fertig zu stellen. Das Teil wird genauso umfangreich wie der erste Teil, also kommt noch viel Arbeit auf mich zu. Wir können auf jeden Fall noch einen drauf legen.
Ich nenne dir jetzt mal ein paar zum Teil leider ziemlich untergegangene deutsche Thrash Bands und hätte gerne deine Meinung zu ihnen gewusst, ok?
– Darkness
Damals gegründet von unserem Aushilfsgitarristen „Athätor“ (Uwe Christoffers)
– Assassin
Ich freue mich, dass es diese Band wieder gibt, wir haben auch ein paar Shows im Laufe des Jahres mit Assassin zusammen, das wird kultig!
– Deathrow
Eine der Bands der ersten Stunde. Auch Deathrow haben bereites Geschichte geschrieben.
– Violent Force
Für mich eine der besten Thrash Bands Anfang der 80er Jahre. Ich fand Lemmy immer genial am Gesang und über die musikalischen Fähigkeiten von Atomic Steif brauch ich wohl nicht viel zu sagen. Vielleicht gibt es ja mal eine Reunion.
– Exumer
Eine Band, die wieder mal den typischen Sound der 80er verkörpert. Fand ich genial, hat glaube ich auch damals Harris Johns produziert.
– Warrant
Davon habe ich sogar noch zwei Platten. Sind glaube ich damals bei Noise Records gewesen und waren für eine Thrash Band sehr musikalisch.
Danke für das Interview und alles Gute für SODOM. Die letzten Worte gehören dir.
Ich möchte mich noch mal an dieser Stelle für die verspäteten Veröffentlichungen der DVD und der neuen Scheibe bei den Fans entschuldigen und bedanke mich für das Vertrauen, dass ihr Sodom über die vielen Jahre hinweg entgegen gebracht habt. Wir sehen uns auf Tour… Euer TOM!
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