Smith/Kotzen
Poeten des Rock

Interview

Neben dem Gesang bist du aber genau wie Richie sehr bekannt für dein Gitarrenspiel. Wenn du jetzt deine Arbeit bei IRON MAIDEN mit der bei SMITH/KOTZEN vergleichst, siehst du einen Unterschied in deinem Spielstil? Persönlich habe ich das Gefühl, dass du auf dem neuen Album sehr viel bluesiger spielst als bei MAIDEN.

Ja, da hast du Recht. Ich spiele allerdings nicht gerade alten Blues wie bei B.B. King oder Albert King, wobei ich diese Musiker natürlich sehr respektiere. Ich bin eher mit Leuten wie Gary Moore oder Brian Robertson aufgewachsen, aber die wurden sicherlich von den ursprünglichen Bluesspielern beeinflusst und stellen so etwas wie die zweite Generation dar. Paul Kossof von FREE und Mick Ralphs von BAD COMAPNY gehören wohl auch dazu, genau wie Richie Blackmore, wobei er wohl schon einer der ersten Shredder war, weil er diese klassische Seite und Virtuosität mitbrachte. Aber ich bin mit dreckigem Bluesrock aufgewachsen und auch ein bisschen mit PRIEST, BLACK SABBATH, UFO und Michael Schenker. Es gibt also auf jeden Fall Blueseinflüsse bei SMITH/KOTZEN, wobei unser Album keine Blues-Platte ist, sondern ein Hardrock-Album mit ein bisschen Blues hier und da, was ich liebe. Ich denke, das ist einfach zeitlos.

SMITH/KOTZEN auf den Spuren von PAT TRAVERS

Die Instrumente auf dem Album haben du und Richie komplett selbst gespielt, korrekt? Wie habt ihr entschieden, wer was spielt, sowohl im Hinblick auf die Gitarren als auch die anderen Instrumente?

Ja, das ist weitestgehend korrekt. Wir haben uns im Studio mit unseren Gitarren und ein paar Mikrofonen hingesetzt. Da haben wir die Songs in Blocks zusammengestellt. Richie war meistens für die Refrains verantwortlich, weil er eben so einen großen Stimmumfang hat. Die Entscheidung, wer was sing oder auf der Gitarre spielt, hatte großen Einfluss auf die Identität der Songs. Aber sowas fand ich schon immer cool. Ich mag Gitarristen, die auch singen, wie Stevie Ray Vaughan oder Eric Clapton. Was die anderen Instrumente angeht, haben wir nach und nach die Basslinien und das Schlagzeug entwickelt, letzteres hat Richie auf den Demos gespielt. Die Basslinien haben wir komplett übernommen, das können eben gut selbst und wir wollten zu jedem Zeitpunkt unserer Vision möglichst treu bleiben. Für die finalen Aufnahmen haben allerdings andere Schlagzeuger manche Songs eingespielt. Für zwei oder drei Songs holten wie Tal Bergman ins Studio, der ein großartiger Sessiondrummer ist, aber auch Nicko McBrain von IRON MAIDEN ist dabei. Er ist in dem Song „Soul On Fire“ zu hören. Der Song erinnert ein wenig an PAT TRAVERS, von dem wir große Fans sind. Nicko hat mal in seiner Band gespielt und hat deswegen genau den Spielstil drauf, den der Song brauchte.

„Die Gitarre muss dem Song dienen.“

Du und Richie habt sehr unterschiedliche Spielstile an der Gitarre, die sich bei SMITH/KOTZEN sehr gut ergänzen. Wie würdest du eure beiden Stile beschreiben?

Richie begann im Alter von acht Jahren damit, Gitarre zu spielen und das wohl in erster Linie aus musikalischen Gründen. Ich fing an Gitarre zu spielen als ich 15 Jahre alt war, weil ich einen Job brauchte, in einer Band sein wollte und das irgendwie glamourös klang (lacht). Ich habe das Spielen quasi autodidaktisch gelernt, aber Richie bekam vom Kindesalter an eine richtige musikalische Ausbildung. Er hat eine solidere technische Basis und kann nahezu alles spielen. Er kann Jazz und shredden gleichermaßen, letzteres ist mir nie gelungen. Er war Teil der Shred-Generation, in der sich alle mit ihrer Geschwindigkeit übertrumpfen wollten. Das war nie so mein Ding, obwohl ich die Disziplin sehr bewundere, die dafür nötig ist. Es ist ja fast schon eine athletische Leistung. Für mich ging es immer eher darum, tolle Songs zu schreiben. Die Gitarre muss dem Song dienen. Ich spiele bis zu dem Punkt, an dem es für mich gut klingt und dann bin ich zufrieden. Ich greife nicht immer nach der Stratosphäre. Ich möchte ein Gefühl und eine Melodie rüberbringen. Richie kann das natürlich auch, aber er ist eben auch ein Shredder. Es ist toll, dass wir auf dem Album das Beste aus beiden Welten haben können.

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Quelle: Foto: John McMurtrie
19.03.2021

"Irgendeiner wartet immer."

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