Slidhr
Interview mit J. Deegan zu "Deluge"
Interview
Mit „Deluge“ ist SLIDHR ein sehr starkes Debütalbum geglückt, mit niveauvollem, modernem Black Metal. Dieser zeigt sich harsch, infernalisch und dennoch sehr musikalisch, mit kalter, hasserfüllt misanthropischer Atmosphäre. Was dahintersteckt, erklärt J. Deegan.
Bitte beschreibe uns, wie das neue Album „Deluge“ entstanden ist. In welcher Zeit habt ihr die neuen Stücke geschrieben?
Die Songs wurden alle in den letzten fünf Jahren oder so geschrieben. Ich hatte im Prinzip schon ein Album fertiggeschrieben mit wertvoller Musik, aber war mit einigen Dingen da nicht glücklich, also habe ich weiter daran gearbeitet bis mir gefiel, was ich hatte, es gab viel Auswahl. Sogar nachdem das Album vollständig geschrieben war dauerte es noch eine Weile, bis ich es tatsächlich aufnahm. Die Aufnahmen haben wir vor ca. einem Jahr abgeschlossen, es ist also ganz gut, jetzt im Nachhinein es sich mit einer objektiveren Sichtweise anzuhören.
Weshalb hat es denn so lange nach der Split „Ex Nihilio“ mit REBIRTH OF NEFAST gedauert, bis das Debütalbum „Deluge“ veröffentlicht wurde?
Da gab es einige Gründe. Ich habe versucht nur dann neue Songs zu schreiben, wenn ich wirklich inspiriert war. Wenn man versucht, es unter Zwang und Druck zu tun, bekommt man sicherlich nicht so ein gutes Resultat wie es sein sollte. Ich war sehr beschäftigt mit Arbeiten und Reisen.
Speziell mit der Split und natürlich „Deluge“ haben SLIDHR ein hohes Level erreicht, das neue Album klingt sehr erwachsen, und man kann fühlen, nach welchem Weg du dich entwickeln wolltest. Hast du das Ziel erreicht, welches du dir gesetzt hattest?
Ich habe kein exakt definiertes Ziel. Wenn ich damit beginne, an etwas zu arbeiten, habe ich normalerweise eine vage Idee im Kopf, aber nichts wirklich präzises. Der Aufnahmeprozess ist ein großer Teil des Spaßes. Du hast die Möglichkeit mit verschiedenen Sounds und Dingen zu experimentieren. Die Atmosphäre, welcher zu dieser Zeit und an diesem Ort vorherrschen, werden zu einem gewissen Ausmaß eingefangen.
Wie würdest du eure Entwicklung vom Demo bis hin zu „Deluge“ beschreiben ? Und wie wichtig ist für dich Weiterentwicklung von Musik?
Ich mag das Demo noch immer. Es ist nicht bahnbrechend oder so, aber wenn ich zurückschaue was es eine gute Veröffentlichung. Ich finde, jede Veröffentlichung hat ihre ganz eigene Identität. Allerdings gingen die Dinge etwas weiter bei „Ex Nihilio“, die Produktion und der Stil waren anders, wahrscheinlich primitiver als zuvor. Jetzt mit „Deluge“ finde ich, dass die interessantesten und originellsten Aspekte von SLIDHR verbessert und weiterentwickelt wurden. Allerdings versuche ich nicht, die Progression zu sehr zu steuern. Ich lasse es einfach auf natürliche Weise geschehen.
Wovon handeln die Texte auf „Deluge“?
Eines der immer wiederkehrenden Themen auf dem Album ist, um seine eigene spirituelle Freiheit zu kämpfen. Uns von den Tyrannen zu lösen, welche uns von der Verwirklichung unseres wahren Potenzials fernhalten. Wir werden konstant betrogen von globalen Tyrannen. Es geht alles um die Rache der Natur, die Dinge können so nicht weiterlaufen, wie sie es tun. Wir gehen dem Ende zu. Wir leben in sehr trostlosen, jedoch interessanten Zeiten.
Und in diesem Kontext, beschreibe uns bitte die Verbindung zwischen den Texten und dem wirklich hervorragendem Gesang, welcher an einigen Stellen schon sehr theatralisch wirkt. Es klingt so, als ob jedes einzelne Wort aus den Tiefen der Eingeweide herausgerissen wird. Ich habe davon gehört, dass du während der Aufnahmen Blut gespuckt hast?
Der Gesang hat sich einfach in diese Richtung entwickelt. Ich habe nicht realisiert, dass ich etwas spezifisch anders gemacht habe, bis mich die Leute darauf aufmerksam gemacht haben, dass mein Gesang ziemlich abgefahren klingt. Ich versuche alles zu geben, wenn ich singe. Mein Hals ist während der Aufnahmesessions sehr in Mitleidenschaft gezogen worden, und ich musste zwischendurch einige Tage pausieren. Das ist aber nichts, worauf ich sehr stolz bin, es ist irgendwie dumm.
Am neuen Album ist auch der massive Sound sehr stark. Wie verliefen die Aufnahmen im Emissary Studio in Reykjavik?
Das war eine wirklich gute Erfahrung. Das Album wurde von Wann von REBIRTH OF NEFAST in seinem eigenen Studio aufgenommen. Er leistete hervorragende Arbeit. Er hat eine wirklich großartige Veröffentlichungen in den letzten Jahren produziert, es war also eine einfache Entscheidung, mit ihm zusammenzuarbeiten. Auch der Standort des Studios war sehr cool. Island ist ein sehr einzigartiger Ort, die Landschaft ist ziemlich surreal. Ich denke, es gibt eine Verbindung mit meiner Zeit dort und dem Resultat der Aufnahmen.
Der Song „Symbols Obscuring“ hat einen nachdenklichen Gothic Rock Einfluss. War das von deiner Seite aus so geplant oder floß das natürlich ein ? Welche Gothic Rock / Metal magst du?
Um ehrlich zu sein kann ich das nicht raushören, auch wenn es keine schlechte Sache ist. Ich habe einen sehr breitgefächerten musikalischen Geschmack, also ist da vielleicht etwas ein klein wenig eingeflossen, aber das geschah nicht bewusst. Ich mag allerdings viel aus dem Gothic Bereich. Ich bin ein großer Fan von THE CURE, JOY DIVISION usw., ebenso von einigen neueren Sachen. Daneben höre ich im Moment sehr viel CARNIVORE. „Retaliation“ ist ein besonders exzellentes Album.
Denkst du, dass der Katholizismus in Irland den Black Metal mit hasserfüllten Feuer angefacht hat?
Das hat keinen großen Einfluss auf mich oder meine Musik. Vielleicht ein wenig in meiner Kindheit, aber nicht heutzutage. Seltsamerweise ist Rom aber eine meiner Lieblingsstädte, die ich gerne besuche, es gibt kaum etwas katholischeres als Rom. Ihre versteckten Aktivitäten finde ich sehr interessant. Sie sind durchdrungen von Ritualen und dem Okkulten. Es gibt da viel mehr, als man mit bloßem Auge sehen kann.
Sind irgendwelche Live-Aktivitäten mit SLIDHR geplant?
Live zu spielen hat mich noch nie sehr interessiert. Ich habe mit verschiedenen Bands in der Vergangenheit Live gespielt, aber niemals mit SLIDHR. Vielleicht eines Tages, aber das ist sehr fraglich.
Was gibt es Neues zu berichten von deinen anderen Bands CHAO und HAUD MUNDUS?
HAUD MUNDUS steckt gerade in einer undefinierten Auszeit, aber ich möchte mit dem Projekt in Zukunft wieder etwas machen. Ich habe mich um das Schlagzeug und den Gesang bei HAUD MUNDUS gekümmert, aber ich habe keinen einzigen Song geschrieben, es war also eine sehr unterschiedliche Erfahrung für mich.
Bjarni Einarsson von CHAO hat das Schlagzeug auf „Deluge“ eingespielt, sie werden ein Album veröffentlichen, sie haben allerdings kürzlich ihren Namen in SINMARA geändert.
Was ist als nächstes mit SLIDHR geplant?
Das Arbeiten an neuer Musik. Ich bin mir noch nicht sicher, welches Format es sein wird, die Zeit wird es zeigen. Daneben warte ich jetzt einfach ab, bis „Deluge“ veröffentlicht wird.
Vielen Dank für das Interview ! Die letzten Worte gehören dir!
Ich danke dir für die Zeit! Ich schätze das sehr.
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