Skyforger
Interview mit Peter über "Kurbads"

Interview

Sieben lange Jahre haben SKYFORGER bis auf einige Live-Shows nichts von sich hören lassen. Nun endlich steht ihr neues Album “Kurbads” in den Startlöchern. Grund genug, um sich mit Peter, Kopf der Band, mal über die vergangenen Jahre, die neue Scheibe und Live-Pläne zu sprechen.

Grüßt dich, Peter! Wie geht es dir?

Eigentlich gar nicht schlecht. Ich bin zwar gerade an der Arbeit, habe aber etwas Zeit für das Interview.

Herzlichen Glückwunsch zum bevorstehenden Release eures neuen Albums “Kurbads” am 26. April. Ihr habt ja nun seit einigen Jahren kein Album veröffentlicht. Wie fühlt ihr euch damit momentan?

Wir sind sehr froh, dass die Dinge jetzt endlich wieder in Bewegung kommen. Es hat sehr lange gedauert und wir sind jetzt ein wenig draußen, auch wenn wir die ganze Zeit Festivals und Gigs gespielt haben. Deshalb sind wir besonders gespannt, aber auch besorgt, wie die Leute das Album aufnehmen werden. Wir befürchten sogar, dass viele SKYFORGER über die lange Zeit vergessen haben. Außerdem ist die Musik, die wir machen (Pagan, Folk) derzeit etwas auf dem absteigenden Ast, so haben wir zumindest gehört.

Ganze sieben Jahre ist das Release von “Zobena Dziesma” nun her. Warum so eine lange Pause? Hattet ihr andere Verpflichtungen, z.B. reguläre Jobs, die es zeitlich nicht zugelassen haben?

Ja, es gab einige Hürden, die wir nehmen mussten. Unser alltägliches Leben (Job und Familie) ist dabei nur eine. Zudem haben wir eine Art musikalische Depression durchlebt, ausgelöst durch den riesigen Boom im Folk und Pagan Metal. Unser Songwriting wurde auch durch ständige Wechsel an der Gitarre gehemmt, Gitarristen kamen und gingen wieder, gerade, als wir die alten Songs einstudiert hatten. Wir mussten immer wieder von vorne anfangen. In einer solchen Atmosphäre ist es schwierig, an neuem Material zu arbeiten. Dennoch haben wir unsere Demo “Semigalls‘ Warchant” 2005 wieder veröffentlicht und noch drei neue Songs dafür geschrieben. Wie schon gesagt, haben wir auch viel live gespielt.

Dass man eine Weile nicht viel von euch gehört hat, ist besonders verwunderlich, weil ihr damals großen Erfolg in der lettischen Musikszene erzielen konntet, wie die Nominierungen für verschiedene Rock Musik-Kategorien bei den lettischen Grammy Verleihungen zeigen. Warum habt ihr euch gerade dann etwas aus dem Musikgeschäft zurückgezogen?

Nein, wir haben uns eigentlich nicht zurück gezogen, wir haben nur einfach kein neues Material geschrieben. Die Band hingegen war die ganze Zeit am Leben. Das Musik-Business hier in Lettland ist grundverschieden zu dem in Deutschland, denn Bands hier machen seltener Alben, sondern nehmen nur wenige Songs auf und spielen dann live. Wir haben keine Metal-Labels oder -Magazine. Wir sind in dieses System reingewachsen und ich denke, das ist auch ein Grund, warum wir nicht das Gefühl haben, jedes Jahr ein neues Album aufnehmen zu müssen, nur um mehr Geld zu machen und um populärer zu werden.
Wir hatten einfach in der Zeit keine guten Ideen und hatten auch nicht den Drang, unbedingt ein Album mit Durchschnitts-Songs aufnehmen zu müssen. Lieber wollten wir warten, um eine Scheibe machen zu können, die es wert ist, mit guten Ideen und großartigen Songs, die wir auch selbst mögen.

Die Titel des Albums wurden in englischer Sprache veröffentlicht. Wie kam es dazu?

Nur um das klar zu stellen, es sind nur die Titel im Internet in englischer Sprache, die Lyrics sind weiterhin in unserer Heimatsprache verfasst. Wir dachten, so gibt es keine Druckfehler oder Missverständnisse. Natürlich haben die Songs auch lettische Titel und wie immer gibt es auch komplette englische Übersetzungen und Informationen zu den Songs.

“Kurbads” heißt euer neues Werk. Meinen Recherchen zufolge ist dies der Name eines lettischen Märchenhelden, der von einer weißen Stute geboren wurde. Wir kamt ihr gerade auf diesen Titel?

Die Idee dazu entstand bereits vor langer Zeit. Nachdem “Latvian Riflemen” aufgenommen wurde, dachte ich darüber nach, was wir auf unserem nächsten Album machen können. Es gibt eine Menge Musik und Dichtung über den lettischen Märchenhelden Lacausis (Bärenohr) oder Lacplesis (Bärentöter), einen Mann, der von Bären geboren wurde. Kurbads ist eine Variation von dieser Geschichte, die aber immer in deren Schatten stand. Deshalb dachte ich, es wäre eine gute Idee, ein Album über Kurbads zu machen.

Ich nehme an ihr verarbeitet auf dem Album Legenden und Märchen rund um Kurbads. Könnt ihr einen näheren Einblick in seine Geschichten geben? Worum geht es genau auf dem Album?

Ja, diese Geschichten (über Lacausis, Kurbads oder Sohn des Wolfes, Sohn des Eisens) wurden von Folk-Enthusiasten im 19. Jahrhundert gesammelt und haben die selben Wurzeln und den selben Inhalt.
Der Mann wird von einem mystischen Tier oder Wesen geboren (eine weiße Stute in der Kurbads-Erzählung) und wird schnell groß und übernatürlich stark. Er befreit den Hof seiner Familie von Ogern, Teufeln und anderen bösen Kreaturen im nächtlichen Kampf auf der Brücke. Dann geht er los, um die Welt zu sehen und um etwas größeres zu tun, während (in der Kurbads‘ Erzählung) die böse Schlangenhexe ihn fortwährend verfolgt und versucht, ihn zu töten.
Er kommt in einem Königreich an, wo die Tochter des Königs von einem Teufel entführt worden ist und bietet an, sie zu finden. Dann geht er durch die Unterwelt oder das Reich der Toten, befreit die Tochter des Königs und erkämpft den schwerem Wege zurück auf die Erde. Danach heiratet er diese Tochter und sie lebten glücklich für einige Zeit bis die Schlangenhexe Krieg in sein Land bringt.
Neun Könige von neun Königreichen, angeführt vom berüchtigten Oger „Schwarzer Reiter“, sind hinter ihm her und die letzte Schlacht steht bevor. Kurbads besiegt all seine Feinde, bezwingt den Schwarzen Reiter, aber die Schlangenhexe schafft es, Gift in Kurbads Wunde zu spucken, bevor er sie tötet. Als der Kampf endet und die Feinde fliehen, fällt Kurbads auf sein Schwert und stirbt durch das tödliche Gift.
Nur Kurbads‘ Geschichte endet tragisch. Die meisten anderen Geschichten enden mit der Hochzeit des Helden mit der Königstochter.

Das Artwork wurde von eurem Gitarrist Martin entworfen und ist Teil dieses Konzepts. Welchen Teil der Geschichte stellt es dar?

Es zeigt den letzten Moment von Kurbads‘ Leben. Die letzte Schlacht hat geendet und das Ungeheuer, der schwarze Reiter, liegt bereits tot zu seine Füßen, die Schlangenhexe hat jedoch Gift in Kurbads‘ Wunde auf seiner Schulter gespuckt. Diese Szene kann man auf dem Cover sehen.

Ihr habt bei diesem Album erneut euer Logo geändert. Der Schriftzug blieb derselbe, jedoch das “o” in der Mitte hat sich nun das zweite Mal etwas gewandelt. Warum und was bedeutet das neue Symbol?

Wir waren nicht wirklich zufrieden, wie wir das “o” in SKYFORGER das erste Mal geändert hatten (zuvor war an dieser Stelle eine Art Swastika). Dann habe ich in meinen alten Logo-Entwürfen diese Variation gefunden. Ich habe sie den anderen gezeigt und sie waren begeistert, da wir genau das gesucht hatten.
Die Idee stammt von einem Symbol, das ich auf alten Werkzeugen, Häusern, Möbeln oder Steinen gesehen habe. Das Zeichen wurde genutzt, um Eigentum zu markieren, als es noch keine Unterschriften, noch nicht einmal ein Alphabet gab, somit nutzte man verschiedene Symbole. Das ist auch schon die ganze Bedeutung.

Auf eurer ersten Demo “Semigall’s Warchant” und auch auf einigen eurer Shirts ist dieses Symbol, wie du sagst, eine Swastika. Ich will eure politische Meinung keinesfalls in Frage stellen, aber hattet ihr damit keine Probleme?

Natürlich hatten wir das, deshalb haben wir das Symbol auch geändert. Gigs wurden abgesagt und wir konnten nichts in Deutschland produzieren, weil die Menschen das Symbol für gefährlich hielten. Dabei ist die Swastika nur ein nationales Symbol Lettlands, wir wussten nicht, dass die Menschen in Deutschland und in anderen europäischen Ländern derart übertrieben reagieren würden. Doch für die meisten ist es eben immer noch Hitlers Symbol und das wollen sie in jeder erdenklichen Form auslöschen, auch wenn sie gar nicht wissen, was es bedeutet und dass dieses Zeichen in vielen Nationen bekannt ist, aber unter anderer Bedeutung natürlich.
Diese Menschen (typischerweise die Antifa) sind meist Heuchler, die Hitlers Regime und alle, die entfernt damit in Verbindung stehen, missbilligen, währenddessen sie Angst haben, mal über Stalins Regime oder andere kommunistische Massenmörder zu sprechen. Diese Heuchelei ist in ganz Europa und im Rest der Welt zu sehen: Die Swastika ist böse, aber es gibt keinerlei Probleme mit dem roten Stern, Stalin-Portraits oder anderen kommunistischen Symbolen.

Es ist immer dasselbe, so war es schon im Römischen Reich. Und wer bitte klagt heute die Kirche für all die Bluttaten, die sie über die Jahrhunderte begangen hat, an?

„Zobena Dziesma“ war ein reines Folk-Album und entstand in Zusammenarbeit mit der „Latvian Culture Capital Foundation“ und das ganze wurde sogar von der Regierung gesponsert. Wie lief das damals ab? Ihr scheint einen großen Rückhalt von eurem Land zu genießen.

Heutzutage ist das leider nicht mehr so möglich. Lettland wurde von der Wirtschaftskrise sehr hart getroffen, also ist Kultur momentan das, woran am wenigsten gedacht wird, wie du dir vielleicht vorstellen kannst. Die Wahrheit ist, dass unsere Regierung und kulturelle Institutionen uns hier eigentlich nie unterstützt haben. Die “Latvian Culture Capital Foundation” wurde für jeden hier geschaffen, aber wenn man die richtigen Leute kennt, dann hat man größere Chancen, Geld für Projekte zu bekommen.
Metal In Lettland gibt es nur im Underground. Etwas darüber in Zeitungen, Magazinen oder im Radio oder Fernsehen zu sehen ist sehr selten. Meist wird sogar ganz unter den Teppich gekehrt, dass es Metal überhaupt gibt. Dass SKYFORGER Erfolg haben, auch über die lettischen Grenzen hinaus, interessiert niemanden. Es gibt schließlich lokale Popstars, um die sich gekümmert werden muss. Sogar Folk Bands bekommen größeren Support hier.

In Deutschland wäre so ein Projekt schwer vorstellbar, da speziell Pagan, Folk und Black Metal Bands häufig mit der rechten Szene in Verbindung gebracht werden. Insgesamt erfährt Metal hier auch keine große Unterstützung, obwohl Deutschland als eines der Metal-Länder schlechthin bekannt ist. Was denkst du darüber?

Es ist überall dasselbe, nur dass Metal hier nicht dem rechten Lager zugeordnet wird. Hier ordnen sie es eben gar nicht zu, weil sie es einfach nicht sehen wollen. Metal ist Metal und nichts für Milchgesichter, süße Mädchen oder stagnierte, ältere Menschen. Die Unterstützung der “Latvian Culture Capital Foundation” ist für uns also eine Ausnahmeerscheinung.
Es sieht so aus, als würde Metal wohl immer nur im Underground bestehen können. Nur in Finnland soll das wohl anders sein, wie ich gehört habe.

Ihr arbeitet bei “Kurbads” das erste Mal mit Metal Blade Records zusammen. Wie kamt ihr gerade auf dieses Label und was kannst du über die Zusammenarbeit sagen?

So viel kann ich noch gar nicht sagen. Unsere Zusammenarbeit hat gerade erst begonnen und wir haben einige Erwartungen, aber wir wissen ja, dass wir nicht die erste und einzige Band bei Metal Blade sind, sie haben wesentlich größere und wichtigere Bands. Für uns läuft alles gut, das Album ist auf dem Weg in die Welt und wir tun alles, was wir können, um “Kurbads” zu promoten.
Wir haben Werbematerial mit drei neuen Songs von “Kurbads” an viele Labels gesendet, mit denen wir zusammen arbeiten wollten, und Metal Blade haben uns geantwortet. Weil wir den Namen Metal Blade Records seit vielen Jahren kennen und wir sie als eines der größten Labels ansehen, haben wir uns für sie entschieden.
Warum sie uns genommen haben? Vielleicht kannten sie auch unseren Namen, weil wir viel live gespielt haben und einige gute CDs raus gebracht haben. Ich denke, das war hilfreich.

SKYFORGER gibt es nun schon seit 15 Jahren. Wie habt ihr vor, das zu feiern?

Haha, nein, persönlich denke ich nicht, dass Bands das feiern sollten. Wenn man eine Weile Musik gemacht hat, sollte man einfach bessere Alben für die Fans machen, vielleicht Songs neu aufnehmen, aber auf jeden Fall nicht feiern im eigentlichen Sinne. Außerdem sind 15 Jahre meiner Meinung nach gar nicht so viel!

Ihr habt einige Live-Pläne für dieses Jahr, auch die “Light A Pagan Fire”-Tour mit lauter deutschen Bands, wie GERNOTSHAGEN, ODROERIR und XIV DARK CENTURIES. Wie kamt ihr dazu und freut ihr euch schon darauf?

Na klar freuen wir uns darauf! Wir haben das Angebot von ODROERIR bekommen, die wir schon länger kennen, seit unserer ersten Tour mit MENHIR und TRIMONIUM. Es sind Freunde und von Zeit zu Zeit trifft man sich auf dem ein oder anderen Festival wieder.
Ich denke nicht, dass es eine kommerziell erfolgreiche Tour sein wird mit tausenden Zuschauern, aber wir sind wahre Pagan/Folk Metal-Bands, die die Musik mit ihrem Herzen machen und wissen, worüber sie singen. Und keine kommerziellen Cartoon-Wikinger!

Was können eure Fans in Zukunft von euch erwarten? Lasst ihr euch wieder Zeit für ein neues Album oder plant ihr, wieder regelmäßig aufzunehmen wie früher?

Hmm…. Schwer zu sagen, da wir den Vertrag mit Metal Blade Records für mehr als nur ein Album unterschrieben haben. Auf jeden Fall gibt es schon neue Ideen und das neue Material wird wohl anders sein als das von “Kurbads” oder älteren Alben. Aber es ist noch zu früh, um genaueres zu sagen.

Danke für das Interview. Die letzten Worte gehen an dich.

Dir auch vielen Dank! Ich glaube, in den letzten Worten sagt jede Band dasselbe, haha: Checkt unsere neues Album aus und besucht unsere Shows auf dem Ragnarök Festival und bei drei Metalfests. Viele Grüße, Peter.

19.04.2010
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