Skálmöld
"Packen Sie Ihren Penis ein!" - und andere Geschichten
Interview
Mir fällt gerade wieder ein, dass heute Abend der isländische Präsident zur Show kommt. Macht euch das nervös?
Björgvin: Er war schon bei ein paar Shows von uns. Ich bin auch schon zwei Halbmarathons mit ihm gelaufen. Natürlich ist es toll, den Präsidenten bei der Show zu haben, aber wenn du den Typ mal triffst, wirst du sofort merken, dass es keinen Grund gibt, nervös zu sein. Er ist der normalste Typ, den man sich vorstellen kann.
Baldur: Er würde auch nicht kommen, wenn er unsere Musik nicht mögen würde. Und er kommt auch nicht nicht, weil er der Präsident ist. Ich glaube, er bringt auch seine Familie mit.
Dann kommen wir mal dazu, was die nähere Zukunft bringt. Ihr werdet eine DVD von den Jubiläumskonzerten veröffentlichen. Ihr habt außerdem noch Material von den letzten Orchestershows, das noch nicht veröffentlicht wurde. Gibt es Pläne, das vielleicht mit aufzunehmen oder allgemein, damit etwas zu machen?
Björgvin: Es gibt Pläne, die zweite Auflage der Orchestershows zu veröffentlichen. Direkt im Anschluss an die Konzerte haben wir uns umgesehen, aber das richtige Angebot war noch nicht dabei.
Baldur: Wir wollen es rausbringen und wir arbeiten daran, aber das Material läuft ja auch nicht weg. Bei den Konzerten jetzt dachten wir uns einfach, dass es ziemlich cool werden könnte, und wir haben eine echt tolle Filmcrew hier.
Björgvin: Konkrete Pläne, wie und wann es veröffentlicht wird, haben wir noch nicht. Ein zehnjähriges Jubiläum mit drei ausverkauften Konzerten muss aber einfach festgehalten werden.
Baldur: Ja, so machen wir das heutzutage. Wir filmen einfach alles, haben aber keine Pläne dafür. Da bleiben wir uns treu [lacht].
Þráinn gesellt sich spontan dazu.
Þráinn: Wie langweilig war das Interview?
Du kannst gerne noch deinen Senf dazugeben. Der Moment, der dir in zehn Jahren SKÁLMÖLD am meisten in Erinnerung bleiben wird?
Þráinn: Das Party.San-Festival. Alle Festivals eigentlich. Weil wir da normalerweise sehr viel Spaß haben. Das Party.San 2012 war ein Höhepunkt. Oder ein Tiefpunkt. Dabei reden wir von der Party danach. Die Orchestershows natürlich auch, aber alle Festivals waren wirklich toll. In gleichen Lineup zu spielen wie BLACK SABBATH und SLAYER, wie soll man das toppen?
Peinlichster Moment?
Þráinn: Ähm, Haare, die sich in Böbbis [Björgvins] Gitarre verfangen haben. 2013 auf Island-Tour.
Neue Kategorie, offen für alle. Der emotional bewegendste Moment mit SKÁLMÖLD?
Þráinn: Wir haben, glaube ich, in Köln gespielt und ein Fan, der kürzlich einen Trauerfall hatte – ebenfalls ein SKÁLMÖLD-Fan – kam zu uns und gab uns eine Halskette von der Person.
Baldur: Das war ziemlich emotional. Ich glaube, du [Björgvin] hast die Kette noch?
Björgvin: Ja, ich habe sie zuhause.
Þráinn: Wir haben auch mitbekommen, dass von uns unterschriebene Sachen mit in Särge gelegt wurden.
Das ist jetzt aber düster geworden.
Baldur: Willkommen in Island, wo alles Interessante mit dem Tod zu tun hat.
Björgvin: Es gab mal einen großen SKÁLMÖLD-Fan, der auch Baldur hieß. Er wurde leider sehr krank. Er war im Krankenhaus und es war absehbar, dass er bald sterben würde. Als er gemerkt hat, dass es soweit war, haben seine Familie und Freunde ihm Kopfhörer aufgesetzt und SKÁLMÖLD gespielt. Wenige Minuten später ist er gestorben. Bei seiner Beerdigung wurden auch SKÁLMÖLD-Songs gespielt. Ihm wurden auch signierte CDs mitgegeben.
Þráinn: Ich habe die Stimmung irgendwie runtergezogen, oder?
Ja, schon.
Þráinn: Gern geschehen.
Danke…
Björgvin: Es ist irgendwie komisch, so einen drastischen Eindruck auf jemandes Leben zu machen.
Baldur: Ja. Wenn ich bei mir im Kämmerlein einen Song schreibe und jemand gewillt ist, dazu zu sterben, ist das ziemlich krass.
Þráinn: Ziemlich cool ist es, wenn sich Leute SKÁLMÖLD-Tattoos machen lassen. Das ist ein wenig verrückt, aber cool.
Wir hatten also denkwürdig, unheimlich, traurig… wie sieht es mit dem lustigsten Erlebnis aus?
Þráinn: OK, ich weiß nicht, wie gut sich das übersetzen lässt, aber bei Konzerten haben wir die Angewohnheit, uns gegenseitig zuzurufen „macht das nicht Spaß?!“
Aber auf Isländisch?
Þráinn: Ja, auf Isländisch.
Und was heißt es auf Isländisch?
Þráinn: „Er ekki gaman?! Er ekki gaman?!“ Naja, egal. Also, wir haben in den Niederlanden gespielt. Nach den ersten paar Songs ruft Böbbi [Björgvin] normalerweise „Hallo, Berlin“ – oder was auch immer. Aber bei dieser Show hatte er vergessen, wie die Stadt hieß. Er kam also zum Drum-Riser, wo ich auch gerade war, und rief etwas, worauf Jón Geir [Drummer] und ich geantwortet haben „ja, macht das nicht Spaß?!“ Aber eigentlich hat er gerufen „wo sind wir?“ Das haben wir aber nicht gehört. Als Ansage hat er dann also irgendetwas Unverständliches gerufen.
Björgvin: Die Stadt heißt übrigens Zoetermeer.
Þráinn: Das vergisst du jetzt nicht mehr.
Björgvin: Jón hat gegrinst wie ein Äffchen, als ich gefragt habe, wo wir sind.
Er macht Jóns Standard-Bühnengesichtsaudruck nach und alle lachen.
Þráinn: Eine meiner liebsten Erinnerungen ist, als wir auf der Heidenfest-Tour in Tilburg gespielt haben und mit ALESTORM in einer Snooker-Bar getrunken haben. Danach bin ich in den Bus gegangen. Ich war gerade eingeschlafen, als Jón Geir mehr oder weniger in meine Koje gesprungen ist und mich mit einem breiten Grinsen geweckt hat. „Du musst mit in diese Bar kommen, da gibt’s tollen Whiskey!“ Ein Freund aus Island war dort dazugekommen und hatte den teuersten Whisky in der Bar gekauft, für 600 Euro oder so. Ich bin also im Schlafanzug in diese Bar gegangen und habe diesen fantastischen Whisky getrunken. Und Jón Geir hat den Whisky noch nicht mal getrunken, er hat sich nur so darüber gefreut, dass er mich für den Whisky aufwecken konnte. Er ist einfach süß.
Baldur: Er ist total goldig.
Ich erinnere mich da an eine SKÁLMÖLD-Autogrammstunde am metal.de-Stand, beim Summer Breeze vor drei oder vier Jahren. Wir hatten fast alle von euch beisammen, aber du, Þráinn, hast gefehlt. Alle haben versucht, dich anzurufen. Die Leute standen schon an und wir mussten echt anfangen. Da sah man, wie sich in der Ferne eine Gestalt aus der Dunkelheit geschält hat und über den Platz gerannt kam…
Þráinn: Ich? Das kann nicht sein…
Baldur: Du hast dir mit Jamie NAPALM DEATH angeschaut [Jamie Cavanagh, ex-ANATHEMA].
Þráinn: Oh ja, da war ich sehr, sehr betrunken mit Jamie.
Baldur: Ja. Und du kamst durch den Matsch gekrochen und warst total verdreckt, fertig und betrunken. Das war nicht deine beste Autogrammstunde, um ehrlich zu sein.
Þráinn: Naja, Jamie war da und wir hatten den perfekten Platz, neben den Mixern. War das nicht der gleiche Abend, an dem sich Jón Geir durch das Maisfeld geschlagen hat?
Ja, der ist zwischenzeitlich verschütt gegangen. Dann hat er versucht, alle dazu zu bringen, von seinem Maiskolben abzubeißen.
Þráinn: Das war auch lustig.
Ich wäre dann mit den Fragen durch. Gibt es von eurer Seite noch was hinzuzufügen?
Baldur: Wir hatten tolle zehn Jahre. Wir machen die Pause und sehen dann, was passiert. Keine Panik. Die Leute sind viel zu traurig, wenn sie mit uns darüber sprechen. Also keine Sorge, alles wird gut.
Björgvin: Ja, ich habe so das Gefühl, dass es uns in einem halben Jahr wieder in den Fingern jucken wird.
Danke euch für das Interview!
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Stile | Melodic Death Metal, Pagan Metal, Viking Metal |
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Wenn ich überlegen würde, welche Musik am wenigsten ein klassisches Orchester braucht, käme mir Pagan/Folk/Viking wohl als erstes in den Sinn. Es soll ja aber auch Leute geben, die ein Steak mit Zuckerguss mögen. Muss ja, im übertragenen Sinne..