Six Feet Under
Six Feet Under
Interview
Mittlerweile sind es acht an der Zahl. Wir sprechen hier von der Anzahl der Alben, welche SIX FEET UNDER herausgebracht haben. Sehr gut bis durchwachsen sind wohl die gespaltenen Meinungen in Bezug auf die letzten Veröffentlichungen. Obergrunzer Chris Barnes aus dem fernen Florida wischt sich die Dreads aus dem Gesicht um einige Fragen, auch hinsichtlich des kommenden Rundlings "Death Rituals" über sich ergehen zu lassen.
Hallo Chris, wie geht’s? Neues Album, neues Glück? Wie siehst Du das hinsichtlich dem Erfolg, den Du über die Jahre hinweg nun zu verzeichnen hast?
Hallo, ja, es geht mir gut, ich freue mich sehr über das neue Album. Ich freue mich über so einiges, über alle acht Alben. Rückblickend gesehen über die ganzen Live-Geschichten, die ich heraus gebracht habe, die DVDs, das Box-Set, welches wir herausgebracht haben, die alten CANNIBAL CORPSE Sachen. Ich habe eine riesige Auswahl an Songs zusammen auf die ich mich stützen kann. Ich hatte eine wahnsinnig tolle Reise bis hierher und freue mich über die ganzen Leute, welche mit mir unterwegs waren.
Man kennt es: das aktuelle Album ist das beste Album. Wenn man an „13“ oder „Commandment“ denkt, ist es dann tatsächlich so?
Ich finde mich immer wieder in der Situation, dass ich am Schreiben von neuen Songs bin und es mir einfach Spaß bringt. Jedes Mal, bei jedem Album. Als Künstler ist für mich jedes Album das beste Album, es ist schwer das nicht zu sagen, schließlich gebe ich immer mein Bestes und wir geben unser Bestes. Wir bringen unsere Musik zu unseren Fans, die sie schätzen. Und das wissen wir zu schätzen. Als Sänger und Songwriter ist es für mich immer wieder aufregend zu erleben, wie eben diese Fans das interpretieren, was ich geschaffen habe. Weißt Du, wenn ich zurückschaue, jedes Album war unser bestes. Wenn ich nochmals zurück blicke, jeder Song, jedes Album in welches ich involviert war, macht mich stolz. Es macht mich stolz es gemacht zu haben, es macht mich stolz dabei gewesen zu sein in diesem einen Moment. Es war jedes Mal und es wird immer wieder ein Schnappschuss der Situation sein, in welcher wir uns befinden, als Musiker, oder ich im Speziellen als Songwriter. Es zeigt, wo wir herkommen und wo wir hingehen. Eine Art Zeitspanne, die abgebildet wird und über die wir hinweg schreiten. Ich scheue mich an sich davor zu sagen, dass „Death Rituals“ unser bestes Album darstellt. Wir haben eine Menge hervorragender Stücke zusammengebaut, die uns darstellen und erkennen lassen, wer wir sind. Wir freuen uns sehr darauf, die Stücke live und vor allem vor unseren Fans zu präsentieren.
Wie kam es zu der Namensgebung? Was steht hinter „Death Rituals“?
Oh, ich bin eigentlich derjenige, der sich so etwas ausdenkt, also Titel und Lyrics und so weiter. Also habe ich mir auch den Titel ausgedacht. Allerdings mache ich es auch hier so, wie bei all meinen anderen Platten, dass der Titel frei ist für Interpretationen von außen. Natürlich mache ich mir auch meine Gedanken, aber es ist viel spannender für uns und für mich, zu hören, was jemand anderes darüber denkt. Was hast Du denn gedacht, was es mit dem Titel auf sich hat?
Mein erster Gedanke war, dass es sich um ein Album handelt auf dem jetzt in 13 verschiedenen Arten darum geht, jemand über den Jordan zu bringen. Aber dem ist ja nicht so.
Ja, es gibt einen roten Faden, der sich durch das Album zieht, eine gewisse Stimmung, Wie wenn ein Serienkiller in der Gegend lungert, oder der Schreiber sich eben als Serienkiller ausgibt. Es ist alles frei zur Interpretation des Hörers. Generell gibt es natürlich die Todesrituale verschiedener Kulturen, verschiedener Stämme, doch über allem steht der Tod, unser eigener Niedergang, der Gedanke, welcher für Angst und Ablehnung in unseren Köpfen steht. Ich denke, nicht darüber nachzudenken und spezieller Dinge im Leben nicht zu würdigen und zu beherzigen ist ein ganz eigenes Todesritual. Wenn die Leute das hier lesen, meinen sie bestimmt, dass es keinen Sinn macht, doch als Songwriter tut es dass. Ich stelle mir Dinge vor, ich denke darüber nach, es ist sehr persönlich für mich. Selbstverständlich hätte ich von Anfang an sagen können, was ich damit meine, aber dann hätten die Leute nicht ihre eigenen Gedanken einbringen können, ihre eigenen Gefühle und Vorstellungen, wenn Du weißt, was ich meine. Ich will niemandem eine Sichtweise, oder Blickwinkel aufdrängen, deshalb finde ich, dass jeder das sehen soll, was er möchte. Das ist meine Art zu schreiben und dieses Album macht da keine Ausnahme, nicht durch den Titel und nicht durch das Thema, welches sich über die Songs zieht. Man könnte höchstens sagen, dass der Titel dieses Mal etwas fokussierter ist, als auf den letzten Alben.
Es gibt diesen einen Song namens „Bastard“. Ich habe ihn angespielt, nichts dabei gedacht und war dann überrascht, als mir Hard-Rock mit Death-Metal-Vocals entgegen kam. Bis ich dann realisiert habe, der Song ist gar nicht von Euch, sondern von MÖTLEY CRÜE. Wie kommt es denn bitte dazu?!
Haha, ja. Schön dass Du es ansprichst. Ich hatte mich schon mit ein paar anderen Leuten Interviews, die darauf gar nicht angesprungen sind. Wie der eine, der nur meinte, dass der Song sich ziemlich normal anhören würde für uns und wie wir ihn geschrieben hätten?! Ich meinte dann nur, dass das ein Cover-Song ist und das hat ihn dann irgendwie umgehauen. Haha. Es ist so, unsere Fans mögen diverse Songs, die wir covern. Und viele Lieder passen perfekt zu unserem Stil. Wir waren unterwegs auf Tour, nachts im Bus und haben uns alte Hard-Rock-Songs angehört. Ich muss dazu sagen, dass ich ein MÖTLEY CRÜE Fan der ersten Stunde war. Ja, dann kam der Song. Steve und ich sahen uns nur an und meinten, dass wir mit dem Track ganz schön was anrichten könnten. Die Idee habe ich behalten, bis wir ins Studio gingen und daraus wurde einer meiner Lieblings-Songs auf dem Album.
Ein kleiner Sprung zu „Crossing The River Styx“. Der ist auch einer der ruhigeren Sorte.
Ja, ähnlich wie „Crossroads To Armageddon“ ist der ziemlich ruhig, dunkel und wir haben ihn geschrieben vor dem Hintergrund, dass wir ein spezielles Gefühl, eine spezielle Richtung auf das Album einbringen wollten. Nochmal schnell zurück zu „Bastard“. Mit dem Song wird das Album in eine andere Richtung gedrückt, um dann mit den ruhigen Parts wieder in eine andere Richtung gezogen zu werden. Das Album ist sehr dynamisch und ständig in Bewegung. Diese Bewegung, dieses Gefühl, dass sich vom Intro des ersten Songs, über das Cover, bis hin zu „Crossroads To Armageddon“, welches eigentlich das Outro zu „Ten Deadly Plaques“ darstellt, nimmt dich mit auf die Reise. Es war für mich so bildhaft, wie eine Vision in meinem Kopf. Das Boot, welches Dich mit nimmt auf die andere Seite des Flusses. Es ist einfach eine eindrucksvolle Vorstellung und ich liebe dieses Bild, ich liebe diesen Track. Ich wollte das schon lange einmal machen, ein Gitarrenstück für ein Album schreiben.
Dieses Gefühl von dem Du sprichst, war das Teil des Plans? Oder hat es sich nach und nach entwickelt?
Ja Mann, es hat sich entwickelt! Jedes Mal wenn ich schreibe, schreibe ich der Musik wegen. Jedes Riff, jeder Ton nimmt mich auf einen anderen Trip mit. Dieser Trip hier hat einen gewissen ominösen, traurigen Unterton mit sich gebracht, der sich über das gesamte Album entwickelt hat und sich kontinuierlich fortbewegt. Ich wollte dass der Hörer das mitbekommt und in sich aufsaugt, weil ich es genau gefühlt und gespürt habe. Mit der Zusammenstellung des Albums, mit dem Sound, mit welchem es produziert wurde, damit wollte ich es bildhaft machen. ”Death Rituals“ ist nicht überproduziert, oder sonst irgendwie überladen. Ich wollte es so lebendig, echt und organisch wie möglich halten. Diese Punkte konnte ich meines Erachtens allesamt umsetzen. Zumindest hoffe ich, dass ich diesen Vibe, diese Stimmung transferieren konnte. Weißt Du, meiner Meinung nach kommt das Album am besten in einem dunklen Raum mit ein paar flackernden Kerzen. Hört sich zwar komisch an, ist aber wirklich so. Alles auf dem Album ist so, wie ich es mir vorstelle, alles in an seinem Platz, ich bin richtig glücklich mit dem was am Ende nun da steht. Es zu arrangieren hatte eine Art von magischem Spaß, ganz entspannt und leicht. Es ist so etwas wie eine magische Platte.
Wenn du ein Songwriter bist und du schreibst Musik, Lieder, die es bis dahin noch nie gab und sie praktisch durch dich sprechen, dann kannst du es ab einem gewissen Punkt fühlen. Du kannst die Musik fühlen. Und wenn du irgendwann feststeckst und nicht weiter weißt, zum Beispiel bei den Lyrics, dann zwinge ich mich nicht dazu weiter zu machen, sondern lege alles ab und schaue mir an, was ich getan habe und warte ab. Ich schaue jeden Song an, als wäre es mein erster. Und so schreiben wir unsere Alben. Ein Song nach dem nächsten, Stück für Stück. Und ich denke eines der wichtigsten Dinge ist, nicht zu viel zu lernen!
Denn man verliert die Basics, die rohe Energie, wenn man es doch tut. Wenn Musiker so derartig technisch perfekt werden, verschließen sie sich oft vor den konventionellen Methoden Musik zu machen, sondern machen die Musik so, dass sie technisch perfekt ist.
Ich habe seiner Zeit CANNIBAL CORPSE verlassen, das war der springende Punkt. Musik muss sich für mich gut anfühlen, nicht nur aus Noten bestehen und demonstriert werden. Wir sind hier nicht beim Sport, Musik ist keine Sportart. Deshalb hat das damals nicht funktioniert. Und das ist auch der Grund, wieso es hier so gut funktioniert. Und schon so lange mit den gleichen Leuten funktioniert. Wir kommen alle von unterschiedlichen Bands und haben uns darauf verständigt und geeinigt, was wir erreichen wollen. Wir sind sozusagen alle von der gleichen Schule und sind uns ziemlich ähnlich. Im Grunde genommen sind wir ziemlich friedlich. Hahaha.
Ziemlicher Gegensatz zu dem, was wir eigentlich tun, aber glaube mir, wir sind wirklich die friedlichsten, entspanntesten und ruhigsten Leute, die es jemals gab. Haha, kein Witz. Aber das ist etwas, was wohl ziemlich missverstanden wird, also was wir tun und wer wir sind, aber hey, so funktioniert es eben.
Wie waren denn bisher die Reaktionen? Also ich spreche von Leuten, denen Du nahe stehst?
Oh, interessant. Ja, also, als wir fertig waren mit dem Mixing, wenn ich mich recht entsinne, war das Mastering noch nicht durch, hatte wir das Album einigen Leuten,die wir gut kennen vorgespielt. Und ich erinnere mich gut an ihre Kritik und welche Song besonders auffällig war, nämlich ”Shot In The Head“. Das war derjenige, der zuerst ins Gesicht gesprungen ist und die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. IGGY POP hat das Voice-Intro dazu gemacht, was für uns eine solche Ehre war. Mit ihm zusammen zu arbeiten.
IGGY POP spricht die Intro-Worte bei „Shot In The Head“?
Ja, wir haben ihn seiner Zeit in der Hitfactory in Miami getroffen. Schon viel früher habe ich immer zu ihm aufgeschaut, er war einer meiner ganz großen Einflüsse. Ich habe schon immer seine Stimme, seine Art und natürlich die Art sich zu präsentieren als sehr beeindruckend empfunden. Ebenso wie seine Power, die er an den Tag legt und seine schauspielerischen Fähigkeiten. Er ist einfach unglaublich. Ich hatte das Glück ihn einige Male zu treffen und wollte von da an unbedingt mal mit ihm arbeiten. Der Gedanke war fest in meinem Kopf und wenn es nur ein Song ist. Und bei diesem Album herrscht diese, wie ich vorhin schon sagte, Dunkelheit vor, dieser düstere Unterton, da hat das Voice-Intro einfach perfekt gepasst. Für mich ist das ideal mit ihm. Dieses gesprochene Intro bezieht das ganze Album mit an. Und im Grunde genommen bezieht es alles mit ein, was ich jemals geschrieben habe!
Mit diesem Lyrics schlägt er die Verbindung zwischen dem Album und allem ich jemals geschrieben und geschaffen habe, bis hin zu all dem was ich jemals versucht habe. Deshalb ist für mich dieser Part das kraftvollste Element auf dem Album! Wahrscheinlich das kraftvollste was mir jemals gelungen ist, mit jemand zu tun, den ich, man könnte beinahe sagen, verehre.
Er ist eine riesige Legende in der Geschichte des Rock `n Roll und ich war einfach hin und weg. Er saß neben mir und gab mir Tips für coole Bücher, die ich lesen sollte. Hahaha, kannst Du Dir das vorstellen?Ja, er ist großartig. Was mich interessieren würde, wir haben ja ”Shot In The Head“ als ersten Song fürs Pre-Listening freigegeben. Hättest Du den auch genommen?
Nö, ich hätte „Ten Deadly Plaques“ als ersten Schuss losgelassen.
Haha, das ist ja cool. Als dritten Song hatte ich den geplant, aber habe letzte Woche meine Meinung geändert zu „Involuntary Movement Of Flesh“. Meinst Du die deutschen Fans stehen da mehr drauf, als auf „Involuntary“?
Ich steh da mehr drauf. Haha.
Der Track ist scheiss-heavy. Der andere ist aber auch extrem stark. Ich wünschte ich könnte beide vorab rauslassen. Haha. Ich weiß auch nicht so recht, vielleicht sollte ich Metal Blade nochmal anrufen und mitteilen, dass ich wieder zurück will zu „Ten Deadly Plaques“. Der erste Eindruck ist ja meistens…..
…der Beste. Ich würd da nochmal genau drüber nachdenken. Hehe.
(Gelächter)
Ja klar, besonders weil Du das jetzt gesagt hast. Dann stell Dich auch darauf ein, dass ich alles auf Dich abschiebe, wenn Metal Blade angepisst ist, weil ich mich nicht entscheiden kann, welchen Song wir wollen.
Das ist mir völlig egal
Wäre es mir auch. Ganz genau so. Ja ich hab extra nochmal nachgeschaut, dass das Interview jetzt und heute ist, denn ihr hattet ja eine Umstellung auf Winterzeit. Bei uns ist das später, wieso auch immer. Ihr habt auch nie Sonne da drüben, immer wenn ich im Winter auf Tour bei Euch bin, sehe ich nie die Sonne. Haha. Das ist echt krass, fast wie in Skandinavien, da ist es ja auch so ewig dunkel.
Jetzt übertreib‘ mal nicht…
Ja ok. Ganz so schlimm ist es nicht, aber ich gehe im Normalfall auf Tour so gegen sechs Uhr morgens ins Bett und stehe gegen acht Uhr abends wieder auf. Da sehe ich nie die Sonne und lebe buchstäblich wie ein Vampir.
Ich nehme an, dass die Eckzähne in der Zeit auch länger werden?!
Haha, klar, was denkst Du denn?!
Ich wusste es. Ok, eins noch, auf Eurem Digi-Pak sind drei Bonus-Songs drauf. Von den ersten drei Alben, um genau zu gehen. Wieso genau diese?
Wenn du SIX FEET UNDER in drei Songs erklären willst, sind die drei Alben wohl am idealsten dafür geeignet, denn diese drei repräsentieren uns schlussendlich wohl am besten. Alles andere ist auch sehr gut. Doch ich denke, jemand, der uns noch nie zuvor gehört hat ist mit diesen drei Alben am besten bedient.
Wann kann man euch Live sehen?
Wir arbeiten gerade am Tourplan und wir werden wohl für ein paar kleinere Gigs im Juni zu Euch kommen, ein paar Festivals In August und eine Headliner Tour im November oder Dezember nächsten Jahres. Anfang 2010 kommen wir dann wieder und touren weiter. Denn ich will ”Death Rituals“ richtig präsentieren. Wir haben schließlich dort unsere größte Fan-Basis und außerdem ist es meine liebste Gegend um aufzutreten.
Dann bin ich sehr gespannt auf die Tour und wünsche weiterhin viel Erfolg
Ja, machs gut und wir sehen uns auf der Tour!
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