Six Degrees Of Separation
Six Degrees Of Separation
Interview
Mit "Triotus, Tridephalus And Tribadism" ist den Tschechen SIX DEGREES OF SEPARATION ein grandioses Album gelungen, welches sich nur schwer kategorisieren lässt. Die Musik ist nicht nur vielschichtig, sondern hat auch noch durchaus progressive Momente. Da mir die Band bisher unbekannt war, wollte ich unbedingt mehr herausfinden. Die Packungsbeilage gab nicht so viele Informationen her. Also schnell den Doctor gefragt und ab ging es. Denn wie heißt es so schön? Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie bitte die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker!
Endres: Hallo Doctor! Als erstes möchte ich Euch zu der gelungenen CD „Triotus, Tricephalus And Tribadism“ beglückwünschen. Das Album ist mal mehr als gelungen! Wie seid Ihr denn zufrieden mit der CD, und wie waren die bisherigen Resonanzen?
Doctor: Hallo Markus, vielen Dank für die netten Worte! Wir sind sehr zufrieden mit dieser Aufnahme. Wir verbrachten wirklich lange Zeit mit den Vorbereitungen, da wir nichts unterschätzen wollten. Wir verbrachten auch sehr viel Zeit im Studio und ich hoffe, es macht sich bezahlt. Die Reviews sind bisher exzellent. Es ist für uns natürlich immer eine großartige Befriedung, wenn wir nettes Feedback erhalten. Und eine große Motivation für die weiteren Arbeiten.
Endres: Der Sound ist ja auch echt klasse, sehr schön transparent! Ist das Sopa Studio bekannt bei Euch in Tschechien? Wie gingen die Aufnahmen vonstatten?
Doctor: Das Sopa Studio bekommt gerade einen seriösen Ruf. Es ist ein ziemlich neues Studio, aber die Leute haben sich hochgearbeitet. Möglicherweise ist dieses Studio derzeit eines der besten in der Tschechischen Republik für diese Art von Musik. Viele etablierte Bands in der Tschechischen Republik verlassen Ihre gewohnten Studios und arbeiten mit dem Sopa. Sopa rules!
Endres: Möchtest Du ein wenig auf die Texte eingehen?
Doctor: Es gibt bei uns zwei verschiedene Autoren, die an den Texten arbeiten und sich diese aufteilen. Zum einen unser Drummer Pickard und ich. Alles, was ich zu den Texten sagen kann ist, dass die meißten von inneren Gefühlen, persönlichen Ängsten und Depressionen handeln. Wie Du vielleicht weißt, sollte ein Schmerz in Dir stecken, kann die Musik Dein persönliches Ventil sein, um Dich davon zu befreien.
Endres: Eure Musik ist schwer kategorisierbar. Ihr wollt so nicht wirklich in eine Schublade passen, was ich sehr gut finde! Wie würdet Ihr selbst Euren Stil beschreiben?
Doctor: Wir bezeichnen unsere Musik einfach als Tri-Metal. Es ist manchmal schon komisch, die ganzen Reviews zu lessen, welche wir bekommen. Nach diesen spielen wir Doom, Black Thrash, manchmal Heavy Metal oder extremen Doom Metal. Ich kann verstehen, dass diese Schubladen für die Journalisten nötig sind, um die CD den Lesern zu beschreiben, welche noch nie von der Band gehört haben. Es hilft aber ist auch gleichzeitig irgendwie schräg. Und ich muß schon sagen, dass ich sehr stolz darauf bin, dass wir so schwer klassifizierbare Musik produzieren. Wer möchte schon als die zweiten IRON MAIDEN eingestuft werden?
Endres: Das Album wurde in Gedenken an Chuck Schuldiner (DEATH, CONTROL DENIED) veröffentlicht. War er ein großer Einfluss für Euch?
Doctor: Zweifelsohne hat seine Musik jeden in unserer Band tief berührt. Vor allem die letzten drei Alben sind Juwelen, Zusammenstellungen komponierter Kunst und eine wundervolle Mixtur aus tödlichen Melodien, musikalischer Weisheit und Kreativität. Chuck Schuldiner ist für mich neben Devin Townsend und Peter Tägtgren das größte Phänomen in der Metal Welt. Und die Welt verlor einen großartigen Künstler, als er verstarb. Wie schade!
Endres: Was sind so Eure weiteren Einflüsse?
Doctor: Der größte Einfluß ist das Leben selbst. Aber wenn wir über die weiteren musikalischen Einflüsse sprechen, muß ich nochmals auf die Kreatur Devin Townsend und seine ganze musikalische Schizophrenie zurückkommen. Seine Musik pulsiert mit Emotionen und Gefühlen, kocht vor Wut, manchmal zarter als Seide, manchmal blutig und tötend, wie eine Offenbarung für mich. Namentlich die Alben „Terria“ und „Infinity“ gehören zu meinen persönlichen Top 10, und sie werden dort für eine lange Zeit bleiben. Und ich würde es vorziehen, nicht über die Handlungen in STRAPPING YOUNG LAD zu sprechen (des geistigen Zustands wegen).
Natürlich gibt es da noch viele weitere Einflüße in meinen Leben, zum Beispiel ANATHEMA, SAMAEL, MOONSPELL, THE DILLINGER ESCAPE PLAN, CRADLE OF FILTH, IN FLAMES und viele weitere.
Endres: Erzähle unseren Lesern doch bitte einmal, was hinter den „SIX DEGREES OF SEPARATION“ steckt?
Doctor: Diese mathematische Theorie, welche auch unter dem Namen „The small World Theory“ bekannt ist, besagt, daß man mit jedem auf diesem Planeten in Kontakt treten kann durch die Verkettung von sechs weiteren Personen. Zum Beispiel ich und der Präsident der Elfenbeinküste. Mein Freund(the first degree) arbeitet als System Administrator im Außenministerium. Mit Sicherheit kennt er einen Untergeordneten (the second degree) des Außenministers (the third degree). Dieser Außenminister kooperiert mit dem Botschafter (the fourth degree) in Elfenbeinküste, und dieser Kerl kennt mit Sicherheit den Außenminister dieses exotischen Landes (the fifth degree), und mit großer Wahrscheinlichtkeit kennt er auch den Präsidenten persönlich. Das ist es. Wir haben sogar einen Grad/Stufe gespart. Die Idee dahinter besagt für mich, daß die Welt nicht so groß ist wie sie erscheint. Es gibt keine Probleme auf diesem Planeten, über die wir uns hinwegsetzen dürfen. Wir sind einander viel näher als wir denken. Denkt darüber nach!
Endres: Was hat es mit dem seltsamen Album-Titel „Triotus, Tricephalus And Tribadism“ auf sich?
Doctor: Es gibt da keine Konsequenz zwischen Bandname und Albumname. Dieser Dreifach-Titel soll die innere Zerreißung und den gestaltlosen Zustand unserer Musik ausdrücken. Das ist alles.
Endres: Ihr habt einige Genre fremde Instrumente eingesetzt. Wie kam es zu dieser Idee?
Doctor: Dies war zum Teil geplant, teils geschah dies aber auch spontan. Zum Beispiel bei „From Twilight To Dusk“, in welchem Du Posaunen und Trompeten hören kannst. Ich wußte gleich nach dem Komponieren dieses Songs, daß ich diese Blasinstrumente darin haben wollte. Ich hatte eine exakte Idee, wie es klingen sollte. Das war geplant. Die spontanen Ideen kamen uns während der Aufnahmen. Wir dachten über verschiedene Möglichkeiten, wie wir die Stücke ausschmücken könnten. Vor allem unser Co-Produzent Standa Valášek half uns hierbei, da er mit dieser Art von Nicht-Metal Instrumenten bereits sein ganzes Leben arbeitet.
Endres: Worin seht Ihr die Unterschiede zwischen dem aktuellen Album und dem Vorgänger „Moon 2002 – Nocturnal Breed“?
Doctor: Die hauptsächlichen Unterschiede sehe ich in der Abwesenheit der Keyboards und die Abwesenheit von weiblichem Gesang, was unseren Sound heavier und aggressiver macht. Ja, die genannten Dinge sind nicht wirklich wahr, da man weiblichen Gesang auf dem Bonustrack „Lonesome“ und Gast Keyboards in einigen Songs hören kann. Aber hierbei handelt es sich lediglich um Gast-Instrumente. Ansonsten hat sich die Musik meiner Meinung nach nicht verändert. Sie ist genauso farbenreich wie sie war, sie ist genauso undefinierbar wie sie war. Wir sind drei Jahre älter und vielleicht auch ein wenig weiser.
Endres: Bitte erzähle doch noch unseren Lesern, wie es zur Bandgründung kam und wie sich alles im Laufe der Zeit entwickelt hat.
Doctor: Nun, laß mich unsere Taschenbuch Geschichte zitieren: SIX DEGREES OF SEPARATION wurden 1996 als anspruchsvolles, freiwilliges Ensemble von Doom Metal Sympathisanten gegründet. Seit damals ist eine schnelle Evolution im Gange, welche fundamentale Änderungen im Line-Up mit sich trug (was normal ist), schrittweiser Fortschritt hin zu einem mehr aggressiveren Sound, und auch einige Verbesserungen hinsichtlich der Performance, Songwriting und manchmal auch die instrumentalen Fähigkeiten. Bisher hat die Band zwei Demos produziert „Dark Ages“ und „When Autumn Comes“ produziert. Darauf basierend erhielten wir das Angebot zu einem Debütalbum von Elysion. Im Jahre 2002 wurde dann das Debütalbum „Moon 2002: Nocturnal Breed“ veröffentlicht, und es rührte etwas das schale Wasser der Tschechischen Doom Metal Szene um. In diesem Jahrn, nach weiteren drei Jahren musikalischem tänzeln, wurde das zweite Album „Triotus, Tricephalus And Tribadism“ veröffentlicht, und die Band erhält viel Aufmerksamkeit bei lokalen Zungenbrecher Wettbewerben.
Endres: Was bedeutet Metal für Dich?
Doctor: Es ist ein großartiges Hobby für mich, nicht das einzige, aber das größte. Es ist für mich ein Instrument zum relaxen, zur Selbst-Erkenntnis und Flucht vor der Realität. Obwohl ich jeden verdammten Morgen wegen meines Jobs aufstehen muß, ist mir das egal, da ich in meiner eigenen Musikwelt 24 Stunden am Tag lebe. Ich kann nicht aufhören über unsere Musik nachzudenken, da es da immer etwas zu verbessern gibt. Es ist die Musik, die mich glücklich macht.
Endres: Sind vielleicht irgendwelche Konzerte in Deutschland in Planung?
Doctor: Sicher, aber es wird noch etwas dauern. Als erster gehen wir auf Tour durch die ganze Tschechische Republik von September bis Dezember. Anfang 2006 planen wir auch, das Ausland heimzusuchen. Unsere aktuelle Show-Liste befindet sich auf unserer Internetseite www.Triotus.com. Und noch etwas wichtiges, sollte jemand Interesse daran haben, uns für einen Gig einzuladen, bitten wir um Kontaktaufnahme. Wir können einige Austauschkonzerte organisieren. Natürlich würden wir uns freuen, bald nach Deutschland zu kommen. Laut meinem letzten Infostand werden wir am Stonerock Festival 2006 bei Bad Wünnenberg am 29.07.2006 auftreten.
Endres: Gibt es sonst noch irgendetwas, was Du loswerden möchtest?
Doctor: Ich sende meine besten Grüße an alle Metal Fans in Deutschland. Wer interessiert ist kann sich gerne unsere Internetseite anschauen, dort findet Ihr mp3’s zum Download aus unserer bisherigen Diskographie sowie ein Video. Ihr könnt uns auch durch den Kauf unserer CD’s auf der Internetseite unseres Labels Elysion unterstützen. Danke für Deine Fragen und das Interesse, Markus. Support the Underground!
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