Sieben
Sieben
Interview
Die Liste an Veröffentlichungen, an denen Matt Howden mitgewirkt hat ist lang. Dazu gehört die ständige Zusammenarbeit mit Sol Invictus, die Gastauftritte bei Gruppen wie Pilori, Hekate, Of the wand and the moon oder Current Ninety Three, als auch die Arbeit an seinen eigenen Projekten wie Matt Howden oder eben Sieben. "Our solitary confinement" ist das dritte Sieben Album und Matt Howden erzählt im Folgenden über Inspiration, bewegte und feste Bilder und die Einzelhaft Leben.
Die Stücke auf „Our solitary confinement“ sind durch die Photographien von Kristine Haffgaard inspiriert. Wo hast Du ihre Photos zum ersten Mal gesehen und was war Dein erster Eindruck?
Ich habe die Photographien in Kopenhagen gesehen. Kennen gelernt habe ich Kristine Haffgaard durch Bragagild, die Gesellschaft, die meine Konzerte dort geplant hat. Mein erster Gedanke war, dass dies großartige Photos sind und dass ich eins davon für ein Sieben Albumcover verwenden wollte.
Wie entstand die Idee, ein Album basierend auf diesen Photographien zu schreiben? Was hält Kristine Haffgaard von dem Album?
Das Ganze entstand aus der Idee, die Bilder für ein Sieben Albumcover zu verwenden, aber mit der Zeit dachte ich, dass es viel besser sei Stücke auf Basis dieser Photos zu schreiben.
Wir haben gemeinsam darüber gesprochen und daraus entwickelte sich, dass ich ein paar Stücke über Menschen geschrieben habe, die diese Szenen bewohnt haben könnten. Kristine hat noch ein paar weitere Aufnahmen gemacht, die auf dem basierten, was ich geschrieben hatte. Ihr gefällt das Album wirklich gut.
Wird es denn noch eine weitere Zusammenarbeit mit Kristine Haffgaard geben?
Ich hoffe doch. Ideen mit der passenden Thematik und dem richtigen Gefühl für das nächste Sieben, das irgendwann im nächsten Jahr erscheinen wird, kreisen schon in meinem Kopf. Ich plane ein Album, dass ich komplett live und solo spielen kann. Für den Takt und Rhythmen werde ich irgendeinen Sequenzer und den Violinenkörper verwenden. Es würde mich sehr freuen, wenn Kristine Photos anhand meiner Stücke aufnimmt, um den Prozess, den wir auf „Our solitary confinement“ durchgemacht haben, umzukehren.
Die Stücke sind in Dreier-Gruppen angeordnet und sind jeweils durch zwei Instrumental-Stücke voneinander getrennt. Warum wurde das Album in dieser Art unterteilt?
Zum einen passte es so sehr gut. Des Weiteren ist diese Anordnung entstanden, da die Thematik von drei Stücken immer zusammenhängt. Die Instrumental-Stücke sind eine Art Puffer zwischen ihnen. Ursprünglich hatte ich ins Auge gefasst, ein rein instrumentelles Album zu schreiben und dies waren die ersten Stücke, die ich geschrieben hatte.
Mark Harding, Peterson und weitere Personen kommen in mehreren Stücken vor. Sind sie Teil Deiner Vergangenheit oder nur Teil Deiner Phantasie?
Sie sind Teil meiner Phantasie. Es sind Menschen, die diese Photographien bevölkert haben könnten. Menschen, die seit langem vergangen sind und gelebt haben, als die gezeigten Orte noch lebendig waren. Vielleicht sind es Menschen, die sich immer noch am Rand dieser Bilder aufhalten.
Das Album trägt den Titel „Our solitary confinement“. Was verbindest Du mit dem Titel, den, soweit ich weiß, Kristine Haffgaard auch für diese Bild-Serie verwendet hat?
Ich habe mich aus mehreren Gründen entschieden das Album „Our solitary confinement“ zu nennen. Die Menschen in den Geschichten bewohnen ihre eigene kleine Welt, auch wenn sie Seite an Seite arbeiten. Sie teilen die gleiche Not, jeder mit seinen eigenen Träumen und eigenen Bestrebungen.
Die Texte arbeiten of mit Gegensätzen. Würdest Du sagen, dass das Leben voll von Widersprüchen ist?
Ich weiß es nicht. Bislang habe ich weder die Widersprüche ausgearbeitet, noch alle möglichen Permutationen. Wenn ich soweit bin, werde ich es Dich wissen lassen. Ich arrangiere gerne Dinge so, dass sie gegeneinander arbeiten und lasse ein wenig Spannung in die Quelle der Texte einfließen.
Das Stück „Loading bay“ endet mit den Worten „Born into lanes“. Glaubst an eine Art des „Amor fati“?
Diese Interpretation ist sicherlich nur teilweise in den Zeilen enthalten. Die Worte können eher auf die Zwänge in unserem Leben, unser Geburtsrecht und unseren sozialen Stand, als notwendigerweise auf das Schicksal bezogen werden (oder auf deren Abwesenheit). Dies ist mit der Idee von „our solitary confinement“ verbunden und der schon fast sonderbaren Idee, dass wir uns kollektiv in einer Art eigenverantworteter Einsamkeit befinden. Oder ganz einfach gesagt: wir treiben alle unser eigenes Leben voran, ohne uns Gegenseitig wahrzunehmen. Manchmal kommt es mir jedenfalls so vor. Vielleicht bin ich auch einfach nur merkwürdig.
Farben scheinen im Album eine wichtige Rolle Album zu besetzen. Das Booklet ist grün gehalten (ebenso wie die Photographien) und Farben wie beispielsweise „weiß“ verwendest Du in den Texten. In welchem Sinne verwendest Du Farben und findest Du das grün der Bilder passend?
Die Farbe nennt sich „dusk blue“ oder „twilight blue“ – so wurde es mir jedenfalls mitgeteilt. Farben stellen in dem Album wichtige Symbole dar. In dem Stück „Loading bay“ (dessen letzte Zeile „Born into lanes“ ist) heißt es „burn into purple“, so wie es die Reichen und Adligen im romanischen Zeitalter waren, oder „born the white light heat of day“, geboren in eine Leere, in eine unerbittliche, nackte Realität – oder unter der Sonne. Je nachdem wie Du es interpretieren willst.
In wie weit unterscheidet sich Deine Arbeit mit Sol Invictus und Deinen anderen Projekten von der Arbeit mit Sieben?
Sieben ist das, was ich tue, was ich bin. All die anderen Dinge mache ich ebenfalls sehr gerne, denn durch sie übe ich ständig, sie erweitern mein musikalisches Verständnis indem ich mit anderen Leuten zusammen musiziere und zudem komme ich ein wenig in der Gegend herum, um das ein oder andere Konzert zu spielen. Ansonsten würde ich wohl nie aus meinem Studio herauskommen. In Sieben schlägt mein Herz und dort fließen auch meine größten Anstrengungen hinein.
In einem Interview habe ich gelesen, dass Mathematik ständig in Deiner Musik vorkommt. Welche Rolle spielt die Mathematik denn in Deiner Musik?
Oh, habe ich das wirklich gesagt? Ich habe eine Vielzahl an mathematischen Schemata für das 3/9 Album verwendet. Generell würde ich nicht sagen, dass ich Mathematik verwende, ich lasse die Musik eigentlich fließen, um sich selbst zu arrangieren. Allerdings liebe ich es wiederkehrende Muster aller Art einzusetzen. Zahlen und Schemata gefallen mir als Teil davon, obwohl ich Musik nicht in Formeln fassen würde.
Du hast die Musik zu mehren Kurzfilmen geschrieben. Was kannst Du uns über diese Kurzfilme erzählen? Wenn Du diese Arbeit mit „Our solitary confinement“ vergleichst, was ist Dir dann leichter gefallen? Musik zu bewegten oder einzelnen Bildern zu schreiben?
Das ist schon sehr lange her und zu viele Alben liegen bereits dazwischen. Das einzige, was ich dazu zu sagen habe, ist, dass es keine wirklich exzellenten Filme waren. Betrachtet man bewegte und ruhende Bilder, so sind sie ganz und gar verschiedner Natur. Ich habe es genossen, meine Phantasie zu den Photographien schweifen zu lassen und mich die ganze Zeit auf ein festes Bild beziehen zu können. Bei Filmen ist das komplett anders. Du bist in einem gewissen, schönen Sinne ein Sklave des Bildes, welches sowohl den Hintergrund als auch den Inhalt liefert. Gefallen haben mir beide Arbeitsweisen. Ich musste feststellen (sowohl beim Schreiben des Soundtracks als auch bei meinem Voyager Projekt, welches ich gerade fertig gestellt habe), dass ich am besten mit visuellen Bildern arbeite, da diese mich stark inspirieren und meine Phantasie anfeuern.
Welche Pläne bestehen für die Zukunft?
Für den Dezember einige Sieben Konzerte in Deutschland, einiges an Studio Arbeit, die Arbeit an meinen neuen Sieben Loops, die Veröffentlichung des Voyager Album Anfang 2003 und einige weitere Konzerte (bevorzugt an exotischen und wunderschönen Orten!), um Stücke von „Our solitary confinement“ zu spielen.
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