Shining
Interview zu "8 1/2 - Feberdrömmar I Vaket Tillstånd" mit Niklas Kvarforth
Interview
Mit „8 1/2 – Feberdrömmer I Vaket Tillstånd“ haben die schwedischen DSBM-Vorreiter SHINING kein neues Album veröffentlicht – aber dennoch ein sehr interessantes und vor allem intensives musikalisches Experiment: Die CD beinhaltet sechs Songs aus den Pre-Production-Phasen der beiden SHINING-Klassiker „Livets Ändhållplats“ und „III – Angst – Självdestuktivitetens Emissarie“, mit neuen Gitarren- und Bassspuren, neuen Keyboards und neuen Vocals von fünf Gastsängern und Bandchef Niklas Kvarforth selbst. Letzterer stand uns Rede und Antwort:
Hallo Niklas, Gratulation zur Veröffentlichung von „8 1/2“!
Hallo und danke.
„8 1/2“ beinhaltet Songs eures zweiten und dritten Albums, mit neu aufgenommenen Gitarren und Bässen, neuen Keyboards und verschiedenen Sängern – das schreit ja praktisch danach, mit der Frage anzufangen, wie die Idee zu diesem Projekt geboren wurde.
Seitdem wir im Februar Universal/Spinefarm verlassen haben, haben wir, außer dass wir ausgeknobelt haben, was wir jetzt tun, hart daran gearbeitet, unser Geburtsrecht zurückzufordern. Das heißt, dass wir Firmen und Leute aus der ganzen Welt ausfindig machen, die meine Kunst über die Jahre durch das Bootleggen von CDs, Vinyls und verschiedenem Merchandise ausgenutzt haben, und zurückzuholen, was rechtmäßig uns gehört. Es gab in der Vergangenheit einen Mitarbeiter, der eine Bootleg-Reihe von ein paar alten Demotracks veröffentlicht hat, die ich vor über einer Dekade für Hellhammer aufgenommen habe, und unglücklicherweise haben wir immer noch keinen Weg gefunden, das zu stoppen. Während wir also an allem anderen bezüglich der Band arbeiteten, zum Beispiel an einem neuen Label, einer neuen Bookingagentur und was nicht alles, nahm ich diese Demos und fing an, den Bass und das Keyboard hinzuzufügen, und ließ am Ende ein paar alte Freunde von mir an meiner Stelle die Vocals aufnehmen, um so dasselbe Bootleg nochmal zu veröffentlichen, allerdings in einer neuen, recht attraktiven Form (die Originaldemos bestanden lediglich aus Gitarren und Drums).
In den letzten Jahren seid ihr ziemlich beschäftigt gewesen – sofern die Metal Archives nicht lügen, zähle ich acht Releases seit 2011 (inklusive EPs, Singles, Splits etc.). Es scheint mir so, als wäret ihr produktiver denn jemals zuvor mit SHINING – würdest du dem zustimmen? Und gibt es dafür eine Erklärung?
Nicht wirklich. Wenn man bedenkt, dass wir seit 2009 nur zweimal im Studio waren. Aber wie es bei langen Studiosessions üblich ist, nehmen wir manchmal neben den Hauptalben ein bisschen zusätzlichen Kram auf. Das ist übrigens etwas, was wir seit dem ersten Tag tun. Dann geschah es einfach, dass wir ein paar Split-Releases mit verschiedenen Künstlern angeboten bekamen, die ich einfach nicht ablehnen konnte – MORTUARY DRAPE und MONUMENTUM. Dann gab es noch diese EP, „Lots Of Girls Gonna Get Hurt“, die wir ein paar Monate vor „Redefining Darkness“ veröffentlichten. Ich arbeite ständig an SHINING und wenn mir solche großartigen Möglichkeiten über den Weg laufen, sehe ich keinen Grund, sie zurückzuweisen.
Eure letzten Full-Length-Veröffentlichungen wurden im Internet regelmäßig dafür kritisiert, dass sie nicht die Intensität eurer älteren Alben haben, zumindest habe ich das Gefühl, dass diese Stimmen die Mehrheit bildeten. Ich weiß, dass du dich wahrscheinlich einen Dreck darum scherst, was ein paar Leute im Internet schreiben, aber kann „8 1/2“ mit seinen ‚alten Songs in neuem Gewand‘ vielleicht als eine Reaktion darauf gesehen werden, sozusagen als dein Mittelfinger für diese Leute?
Ich lese keines dieser Foren oder Forendiskussionen. Ich habe auch kein Facebook-Profil oder irgendeinen anderen Account in irgendeiner anderen abscheulichen Community. Deshalb … nein, nicht nur, dass ich mich nicht im Geringsten darum kümmere, ob die Leute das letzte Album nicht mochten, ich weiß nicht einmal, ob das der Fall ist. Und Menschen werden immer mit Scheiße werfen, egal was, und trotzdem kaufen sie am Ende das Album und kommen auf unsere Shows. Aber schon die Unterstellung, dass ich entschieden hätte, auf die Meinungen von ein paar Mongos zu reagieren, indem ich etwas veröffentliche, ist wirklich eine Beleidigung. Als Künstler, und auch als Individuum, wenn wir schon dabei sind, gehe ich immer den Weg, den mein Herz mir vorgibt. Wenn es mich von einer Klippe zwingen würde, dann sei es so. Die Konklusion ist: Egal, was irgendwer sagt oder tut, ich würde niemals auch nur anfangen, den Weg zu überdenken, den ich mit SHINING eingeschlagen habe.
Um wieder zum Album selbst zurückzukommen: Ihr habt die Gitarren und den Bass neu aufgenommen und neue Keyboards und Vocals hinzugefügt, wie das Presssheet sagt – gab es einen Grund dafür, dass ihr die Drums nicht mit neu eingespielt habt?
Das ging nicht, da die Originaldateien schon seit einer ganzen Weile verlorengegangen sind. Es wurden aber auch nur wenige Gitarrenspuren zusätzlich zum bereits existierenden Material aufgenommen. Bass und Keyboard hingegen wurden für die Originale niemals aufgenommen, sondern nur die grundlegenden Gitarren und der Drum-Computer.
Und wo wir gerade bei den Keyboards sind: Die wurden von Lars Fredrik Frøislie aufgenommen, der – soweit ich weiß – bisher noch nicht mit SHINING gearbeitet hat. Was waren die Gründe dafür, ihn zu nehmen?
Doch, Lars arbeitet schon seit dem Album „VI“ mit SHINING zusammen. Aber als ich entschied, bei diesem „Album“ eine andere Herangehensweise zu wählen, entschied ich auch, ihn wesentlich mehr machen zu lassen als er normalerweise für mich tut. Und ich finde, dass diese perversen und gestörten Melodien und die Weise, wie er sein Instrument benutzt, perfekt zum Titel passen. Es erinnert mich ein bisschen an einen Fiebertraum, weißt du?
Was wahrscheinlich eins der interessantesten Dinge an „8 1/2“ ist, ist dass jeder einzelne Song von einem anderen Künstler eingesungen wurde – mit manchen davon hast du bereits zusammengearbeitet (Attila, Maniac), mit anderen nicht. Was waren denn also die Kriterien und die Gründe, die Sänger auszusuchen, die auf dem Album auftauchen?
Damals, 2007, wollte ich „Within Deep Dark Chambers“ neu aufnehmen und sechs verschiedene Sänger ihre individuellen Herangehensweisen haben lassen, anstatt das ganze Ding selber nochmal zu machen. Als wir dann später ins Studio gingen, endete es darin, dass wir stattdessen die Alben „VI“ und „VII“ aufnahmen, so wurde das ganze Projekt zur Seite gelegt. Als dann jetzt die Idee mit den Demotracks zur Agenda wurde, schien es eine interessante Idee zu sein, dieses Projekt mit der alten Idee zu verbinden, die meisten der Sänger waren also bereits von Anfang an an Bord. Ein Sänger wurde allerdings noch durch Famine [PESTE NOIRE – Anmk. d. Red.] ersetzt und einer verstarb (deshalb endete die B-Seite als Closing Credits). Diese Leute sind alle seit mehr als zehn Jahren enge Brüder von mir, mit der Ausnahme von Famine natürlich, und sie alle wurden ausgewählt, weil ich mag, was sie woanders machen. Das war der einzige Grund.
Außerdem wurden die meisten Vocals ja in der Muttersprache des jeweiligen Sängers aufgenommen – war das deine Idee oder die von einem der Gäste? Und gab es dafür einen bestimmten Grund?
Ich entschied vom Start weg, dass ich bei den jeweiligen Gesangsaufnahmen nicht anwesend sein wollte, da das einfach ein zu großer Einfluss auf die Leute gewesen wäre, die am Aufnehmen waren. Das sagte ich auch jedem von vornherein, sodass ich ihnen allen so ziemlich jede Freiheit gab, zu tun, was auch immer sie für passend hielten. Manche von ihnen fragten dann nach Übersetzungen der Lyrics und als ich sie ihnen zusandte, ermunterte ich sie, diese auch umzuschreiben.
Das war es soweit von mir. Danke! Fühl dich frei, die berühmten letzten Worte hinzuzufügen!
Wir gehen im November und Dezember das erste Mal seit drei Jahren auf Tour. Wir werden eine besondere Show für euch alle aufziehen, also zögert nicht, für ein bisschen gewalttätige Dunkelheit und unvermeidliche Missverständnisse vorbeizukommen!
www.shiningasylum.com
www.shininglegions.com
www.kvarforth.com
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Stile | Black Metal, Depressive Black Metal |
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