Shinedown
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Interview
Dieser Tage erscheint SHINEDOWN’s neue Scheibe "The Sound Of Madness", und in Kürze geht es sogar mit DISTURBED auf Tour. Mit Drummer Barry haben wir uns vor dem Release unterhalten, über Songtexte, große Produktionen und auch Europa.
Hallo, Heiko, wie geht es dir?
Mir geht es gut, wie schaut’s bei dir aus? Wie waren die Reaktionen bisher auf euer neues Album?
Großartig. Wir hatten bisher eine schöne Zeit und freuen uns, endlich nach Europa zu kommen.
Ich mag die neue Scheibe auch sehr. Ich habe das Gefühl, die Scheibe ist eine Art Statement bezüglich aller Gefühle, die ein Mensch haben kann.
Absolut. Es ist eine Art Widerspiegelung der letzten vier oder fünf Jahre unseres Lebens.
Manche der Songs haben eine ziemlich aggressive, wütende Grundstimmung.
Richtig.
Nehmen wir mal den Opener „Devour“. Einen derart aggressiven Stil hätte ich nicht erwartet. Das grenzt mehr am Metal als alles, was ihr bisher gemacht habt. In der Info heißt es, der Song sei über das Ende von George W. Bushs Präsidentschaft. Kannst du mir etwas zu der Idee hinter dem Song sagen?
Es war so, dass wir mit der Band für die Truppen im Irak gespielt haben. Und danach waren wir alle irgendwie frustriert, weil wir sahen, wie hart diese Männer und Frauen gearbeitet und gekämpft haben. Darauf sind wir schon stolz, aber genauso waren wir auch frustriert, weil es noch keine Aussicht auf eine Lösung für den Konflikt gibt, oder Pläne nach Hause zu kommen. Und der Song ist so etwas wie ein persönlicher Brief von unserem Sänger Brent an George W., in dem er auf dessen acht Jahre zurückblickt, und ihn fragt, ob er mit seinem Gewissen leben kann.
Natürlich wird auch bei uns sehr viel darüber geredet und es ist immer interessant zu erfahren, was Amerikaner, besonders amerikanische Musiker, von der ganzen Sache halten.
Ich würde wetten, dass wir vieles genauso sehen wir ihr. Genauso wie wir unsere Truppen unterstützen, was man einfach tun muss, denn sie machen nur ihren Job, genauso ist es jedoch auch eine sehr frstrierende Sache.
Natürlich gibt es auf der Scheibe auch wieder die typischen emotionalen Songs, die zum Teil autobiographische Wurzeln zu haben scheinen. „What A Shame“ oder „Second Chance“ zum Beispiel. Kannst du mir zu den Texten etwas sagen? Ich weiß zwar, dass die euer Sänger schreibt, aber vielleicht hast du ja auch einen Bezug dazu?
Stimmt, unser Sänger schreibt die Texte, aber es gibt hinter allem eine Story. Bei „Second Chance“ geht es um den Zeitpunkt im Leben, an dem man das Elternhaus verlässt und sozusagen sein eigenes Leben beginnt. Man versucht das Beste aus allem zu machen, so wie es sich auch die Eltern wünschen, die wollen ja auch nur das Beste für ihre Kinder. Wir haben beide ein gutes Verhältnis zu unseren Familien, aber es geht um diesen Zeitpunkt, wenn man sich auf den Weg macht und für sich herausfindet, was man tun und erreichen will. Man muss sein Leben in seine eigene Hand nehmen und das ist die „zweite Chance“. Einfach man selbst zu werden.
„What A Shame“ wurde geschrieben, als wir im Studio waren und Brent’s Onkel verstarb. Und er konnte nicht zur Beerdigung gehen. Und deshalb dachte er sich: „Was gäbe es besseres, um meinem Onkel zu gedenken, als einen Song über ihn zu schreiben?“. Er war eine starke Persönlichkeit, aber sehr nett.
Du scheinst gerne über die Texte zu sprechen. Gibt es vielleicht noch etwas, was zu hinzufügen willst, was eine besondere Bedeutung für dich hat?
Ich denke, die Songs haben alle eine besondere Bedeutung für mich. Es war gut für mich zu erleben, wie es Brent schaffte, das, was ich fühle, was wir alle fühlen, in Worten auszudrücken. Das macht jeden Song zu etwas Besonderem. Er hat ein großes Talent für sowas. Jeder Song hat ein Platz in meinem Herzen, ich kann damit alles Gute und Schlechte, was ich in den letzten Jahren erlebt habe, verarbeiten.
Das geht mir auch so. Bei manchen Texten habe ich das Gefühl, dass Brent genau das ausdrückt, was ich denke.
Ich habe gehört, dass ihr vor den Aufnahmen insgesamt 60 Songs fertig hattet.
Hatten wir. Wir haben nicht genau gezählt, aber so um den dreh.
Das ist eine ganze Menge. Wie habt ihr entschieden, welche Nummern gut genau sind für das Album und was passiert mit dem Rest? Ich meine, ihr könntet damit locker vier oder fünf Alben füllen.
Richtig. Aber wenn man so viele Songs schreibt, stellt man bald fest, dass ein paar davon etwas Besonderes sind. Als wir ins Studio gingen hatten wir schon 15 ausgewählt. Und aus diesen 15 haben wir dann die elf gewählt, die jetzt auf dem Album sind. Wenn man die Songs auswählt, muss man erstens schauen, ob sie in das Konzept der Scheibe passen, und zweitens, ob es auch richtig gute Songs sind. Manchmal gibt es halt eine gute erste Strophe und einen guten Refrain, aber noch keinen ganzen Song. Diese Fragmente kann man dann sammeln und für etwas Anderes verwenden. Aber ein Teil der Nummern wurde nicht ganz fertig.
Wie läuft bei euch das Songwriting ab? Kreiert ihr die Nummern gemeinsam oder macht das jeder für sich selbst?
Brent ist meist der Hauptsongwriter. Er geht gerne auf Außenstehende zu, spielt ein bisschen Gitarre und arbeitet mit ihnen zusammen. Viele der Songs auf dem Album wurden mit den Gitarristen und Singer/Songwriter Dave Bassett geschrieben. Und sobald er ein Songskelett oder ein Demo fertig hat, stellt er es mir vor und ich füge mein Schlagzeugspiel hinzu. Denn ich bin kein Songwriter, sondern Drummer. Er sagt dann: „Hier ist die Idee und nun darfst du dich bezüglich der Drumparts frei entfalten“. Dann geh ich nach Hause, arbeite an den Drumtracks, und dann geht’s ins Studio und wir machen das Beste draus. Jeder von uns ist bei dieser Scheibe an seine Grenzen gegangen.
Das bringt mich zu meiner nächsten Frage. Viele Leute attestieren dem dritten Album einer Band immer diesen „Make it or break it“-Charakter. Hattest ihr das im Hinterkopf oder basierte dieses Bemühen eher auf einem persönlichen Wunsch von euch, etwas Besonderes zu kreieren?
Man macht sich immer Gedanken. Bei der ersten Scheibe genauso wie bei der zweiten, dritten oder vierten. Ich denke, man muss einfach man selbst sein. An seine Grenzen gehen und das gesamte Wissen, dass man sich in den letzten paar Jahren angeeignet hat, in die Aufnahmen mit einbringen. Wir hoffen natürlich, dass dies die beste Scheibe ist, die wir bisher gemacht haben, aber wir hoffen auch, dass die nächste besser wird, als diese. Manchmal gibt es in der Musikindustrie diese Ansicht, dass wenn die ersten beiden Scheiben Alben nicht so gut laufen, die dritte ein echter Killer werden muss. Manchmal passiert das auch, aber man weiß das erst hinterher. Man muss einfach sein Bestes geben.
Ihr habt bei einigen Songs mit einem 12-köpfigen Orchester zusammen gearbeitet.
Genau, bei vier Nummern kann man das Orchester hören. Wir wollten die Scheibe so groß und gewaltig machen, wie es nur ging, und da kamen wir auf die Idee mit dem Orchester. Außerdem haben wir bei einigen Songs ein Piano. Es sollte eine große Produktion werden. Die Nummern sind für sich schon großartig, aber mit dem Orchester entfalten sie noch mal eine besondere Wirkung. Es war schon irgendwie magisch, 20 Leuten mit Violinen und Cellos dabei zuzusehen, wie sie unsere Musik spielten.
Wie kam es denn dazu? Wer sind diese Leute in dem Orchester und wie kamen sie mit eurer Musik in Kontakt?
Rob Cavallo, der Produzent kam auf die Idee. In LA gibt es so viele großartige Musiker. Er kannte diesen Herren, der schon viel in den Capitol Studios gearbeitet hat. Der hat ein Orchester, ein Teil der Leute war von der L.A. Symphony. Ich kenne sie nicht alle mit Namen, denn das wurde alles an einem Tag eingespielt. Aber unser Produzent hat seinen Bekannten angerufen, sie haben sich gemeinsam Gedanken über die Streicherparts gemacht und sie mit eingebracht. Und dann wurde das alles aufgenommen.
Welche Bands haben euch denn zu dieser Entwicklung zu den teilweise härteren Sounds beeinflusst?
Ich denke, das war einfach der richtige Augenblick. Brent und ich haben einfach für eine Weile aufgehört, Musik zu hören. Und das hat uns geholfen, uns kreativ frei zu entfalten. Wenn man sich während des Songwritings Musik anhört, tendiert man dazu Songs zu schreiben, die so ähnlich klingen. Das wollten wir vermeiden. Und eines Tages haben wir über Scheiben unserer Vergangenheit nachgedacht, die mächtig klangen, obwohl die Basis nur aus Gitarren und Schlagzeug besteht. Aber weil sie so gut aufgenommen wurden, klingen sie so gewaltig, und dann kamen wir auf „Back In Black“ von AC/DC und das Schwarze Album von METALLICA. Und daher kam sicher zum Teil diese aggressive Note. Wir haben uns den Sound dieser Scheiben genau angehört und haben versucht, dem Sound der Gitarren und Drums einigermaßen nahe zu kommen.
Im Herbst geht ihr als Support von DISTURBED auf Europa-Tour. Einige haben mich gefragt, ob ich etwas über eine Headliner-Tour von Showndown weiß. Ich habe gesagt „nein, aber ich kann euch ja heute fragen“. Können wir also in der nahen Zukunft ein paar Headliner Shows erwarten?
Ich hoffe es wirklich. Wir haben darüber gesprochen, aber da ist noch nichts sicher. Ich könnte mir vorstellen, dass wir vielleicht im Februar oder März zurückkommen und eine Tour mit einem längeren Set spielen. Vielleicht zusammen mit BLACK STONE CHERRY, da könnten wir beide länger spielen und viel Spaß haben.
Könnt ihr euch schon in eure musikalische Zukunft hineinversetzen? Gibt es Grenzen, die ihr euch selbst gesteckt habt oder sagt ihr grundsätzlich Alles ist möglich?
Alles ist möglich, denn wir spielen Rock N‘ Roll. Unsere Musik kommt von Herzen. Wir schreiben ehrlich und mit Gefühlen, und wie diese Emotionen sind, weiß man vorher nie. Und so lange wir das Tun können, und das wird von den Rest unseres Lebens sein, werden wir es auch machen. Nach Europa zu kommen ist schon sehr viel Wert. Neue Fans zu treffen und all diese Dinge – das ist fast so, als ob man noch einmal neu anfängt, und das auf eine äußerst ansprechende Weise. Unsere Fanbase zu vergrößern ist sehr aufregend, und die neue Erfahrung mit der Kultur hier – ab jetzt geht es sicherlich aufwärts.
Ich wünsche euch viel Glück und Erfolg. Möchtest du unseren Lesern noch etwas sagen?
Ein Dank an alle Fans, die wir hier haben und noch haben werden, und so lange sie uns unterstützen werden wir wiederkommen.
Ich bedanke mich für das Interview und hoffe, wir hören voneinander.
Danke, Heiko. Hat mich sehr gefreut.
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