She Said Destroy
She Said Destroy
Interview
SHE SAID DESTROY sind unkonventionell. Ebenso wie mich das Album “This City Speaks In Tongues” überzeugen konnte, erfreute mich das Interview mit Sänger Anders, welcher nicht nur Kopf einer der aktuell interessantesten Bands ist, sondern auch Sinn für Humor beweist, es sich wohl mit diesem Artikel mit einem Großteil der Metalszene verscherzen könnte und uns wertvolle Ratschläge fürs Leben geben kann.
Hallo Anders! Ich gratuliere Dir/Euch zu Eurem neuen Album! Für mich klingt es nach sehr viel Arbeit und viel Herzblut innerhalb und ausserhalb des Studios. Stellen die Resultate dich selbst auch zufrieden?
Anders:Hey, danke! Ja, wir sind wirklich sehr zufrieden damit, unser bisher bestes Werk, daran besteht kein Zweifel!
Wer zum Teufel hatte die Idee zu diesem Artwork und den Songtiteln? Wieso Pink auf Schwarz? – Ich persönlich mag es sehr, es ist so erfrischend anders als der Rest!
Die Texte und Songtitel sind alle auf meinem Mist gewachsen. Ich fand eben die passenden Titel zu jedem Text. Das Cover wurde von unseren Freunden, den Designern Trine und Kim entworfen. Ich hatte ein paar Vorstellungen, was das Cover aussagen sollte und dass ich unbedingt die Farbe Pink drin haben wollte, aber den Rest haben sie gemacht. Sie haben einen wirklich guten Job gemacht. Wir sind keine großen Fans der standardisierten Metal-Ästhetik. Metal-Alben haben die traurige Neigung dazu, ein wenig geschmacklos auszusehen (Oh mann, ich wette, damit trete ich einem ganzen Haufen Leute auf den Schlips!), zum Beispiel die mit diesen komischen, schlecht mit Photoshop nachbearbeiteten gruseligen Bildern, die langweiligen Naturaufnahmen, Allerweltszombies und Gesichtern, die wie Clowns angemalt sind. Wir mögen eben einen eigenen Style, der zu unserer eigenen Musik passt. Dieses Cover hat Klasse!
Das Album “This City Speaks In Tongues” folgt ja einem gewissen Konzept – kannst Du das ein wenig erklären?
Der Titelsong befasst sich mit Städten, diesen verrückten und komplexen Gebilden, die man schwer in ihrer Ganzheit erfassen kann. Es ist nicht unbedingt einfach, zum Kern der Sache durchzudringen, also was Städte eigentlich genau bedeuten und sind. Du bist 24 Stunden am Tag von Leuten umgeben, lebst direkt aufeinander – und dennoch sind Städte manchmal die einsamsten Plätze. Die Einsamkeit und die Klaustrophobie, die ich in einigen Städten erlebt habe ist weitaus schlimmer als allein in der Natur zu sein, aber ich kann mir nicht vorstellen, woanders zu leben. Ich liebe und hasse Städte gleichzeitig.
Ihr benützt sehr viele verschiedene Musikstile für Euren Sound, manche Leute denken sogar, dass das zu viele Einflüsse wären. Woher holt Ihr Euch die Ideen?
Wir holen uns die Ideen von überall her, was uns gerade beschäftigt oder irgendwann einmal beschäftigt hat. Wir bringen uns auch gegenseitig auf neue Gedanken oder lassen uns von all den Dingen, die wir erleben inspirieren. Wir versuchen einfach, so gut wie möglich uns selbst auszudrücken und es steht uns einfach nicht gut zu Gesicht, dabei in einem Genre mit einem festgelegten Regelsatz eingesperrt zu sein. Wir haben alle einen sehr unterschiedlichen Musikgeschmack und obwohl die Basiskomponente von SHE SAID DESTROY der extreme Metal ist, können wir genauso viel mit Jazz, Indie Rock, Hardcore, Noise oder Electronica anfangen. Sag ein beliebiges Musikgenre und einer von uns spielt wahrscheinlich in einer Band aus dieser Richtung!
Wie sahen die Anfänge Eurer Band aus? Wusstet Ihr vom Start weg, was für eine Musik Ihr spielen wolltet?
Unsere Gründungsjahre waren sehr verwirrend und chaotisch. Wir hatten zwar eine Idee, wohin es gehen sollte, aber wir brauchten einige Jahre um auch nur in die Nähe davon zu kommen. Die erste Version der Band entstand vor neun Jahren, aber erst 2005 wussten wir so ungefähr, wie wir es anpacken mussten.
Ich bezweifle, dass Ihr Euch selbst todernst nehmt – gibt es irgendwelche Anekdoten oder lustige Geschichten, die mit diesem Album zu tun haben?
Da fällt mir gerade nichts Konkretes ein, sorry. Unsere Aufnahmearbeiten waren immer stressig und verrücktes Zeug passiert die ganze Zeit. Es gibt viel Frust, aber auch ziemilch viel behindertes Verhalten. Jeder, der je in einer Band war, im Studio was aufgenommen hat oder auf Tour war, weiß das! Du kommst in diese seltsame Stimmung, wenn du mit den selben Leuten lange Zeit auf einem Fleck lebst und du entwickelst den seltsamsten Humor. Ich kann garantieren, dass das absolut nicht lustig ist für jemanden, der nicht selbst beteiligt ist.
Sind die Songs live überhaupt spielbar?
Ja, sind sie. Ziemlich leicht sogar!
Ist von den Albumaufnahmen noch Material für das nächste Album übrig geblieben oder werdet Ihr wieder bei Null anfangen?
Wir haben ein paar Stückchen und Songs geschrieben, die es nicht auf dieses Album geschafft haben, aber wir haben auch schon ein paar ganz neue Songs die wohl bald fertig gestellt werden. Trotzdem wird es wohl noch ein wenig länger dauern, bis wir genau wissen, wie das nächste Album aussehen wird.
Was für Persönlichkeiten seid Ihr, wenn Ihr so seltsame und verrückte Musik macht?
Wir sind alle unterschiedlich. Ich glaube wir sind so wie unsere Musik und so wie die meisten Leute sind: schwer zu beschreiben.
Ganz nebenher: was bedeutet eigentlich “SHE SAID DESTROY”?
Es ist nur ein Name. Ein Name, den wir aus einem Songtitel haben.
Was ist Deiner Meinung nach der Hauptunterschied zwischen “Times Like Vines” und “This City Speaks In Tongues”?
Das neue Album ist viel zielorientierter. Wir haben den besten Weg gefunden, Songs zu schreiben und zu arrangieren, haben uns viel Zeit gelassen und kein Studio gebucht, bis wir 100%ig zufrieden waren mit dem Material. Es gibt keine Filler auf diesem Album. All diese Songs sind stark und stehen für sich allein. Auf „Times Like Vines“ waren wir immer noch auf der Suche nach dieser Form. Es war schon irgendwo brilliant zu der Zeit, hatte aber auch einige richtig schwache und unnötige Passagen.
Gibt es etwas, dass Ihr NIEMALS auf einem Album tun würdet?
Nein. Oder doch, kein Power Metal!
Was plant Ihr als nächstes? Ist auch eine Deutschlandtour vorgesehen?
Wir tun unser Bestes, Touren durch Europa zu organisieren und Deutschland ist da natürlich auch auf unserer Liste. Noch ist in der Hinsicht nichts bestätigt, aber hoffentlich können wir bald unsere definitiven Tourpläne bekannt geben.
Die berühmten letzten Worte…
Ein paar weise Worte für den Lebensweg:
Binde deine Schuhe mit Doppelknoten, lies jeden Monat ein Buch, ruf deine Mutter von Zeit zu Zeit an, lächle immer, wenn du Fremde triffst und iss dein Gemüse auf, besonders den Broccoli!
Danke für das Interview!
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